Montag der 7. Osterwoche

Apg 19,1-8; Ps 68,2-3.4 u. 5ad.6-7b; Joh 16,29-33

Apg 19
1 Während Apollos sich in Korinth aufhielt, durchwanderte Paulus das Hochland und kam nach Ephesus hinab. Er stieß dort auf einige Jünger
2 und fragte sie: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie antworteten ihm: Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.
3 Da fragte er: Auf welche Taufe seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes.
4 Paulus sagte: Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus.
5 Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen.
6 Paulus legte ihnen die Hände auf und der Heilige Geist kam auf sie herab; sie redeten in Zungen und weissagten.
7 Es waren im Ganzen ungefähr zwölf Männer.
8 Er ging in die Synagoge und lehrte drei Monate lang freimütig und suchte sie vom Reich Gottes zu überzeugen.

Am Samstag haben wir Apollos kennengelernt, einen hellenistischen Juden, der von Aquila und Priscilla in das Christentum eingeführt und dann selbst zum Missionar für Jesus Christus geworden ist. Er geht in die Gemeinden, die Paulus gegründet hat oder die schon zuvor bestanden haben. Von ihm erfahren wir heute, dass er in Korinth das Wort Gottes verkündet, während Paulus durch das Hochland reist. Womöglich handelt es sich dabei um das phrygische Gebiet, das den westlichen Teil des kleinasiatischen Hochlandes bildet. Als er wieder Richtung Westküste reist und die Gemeinde in Ephesus besucht, fragt er, ob sie schon den Heiligen Geist empfangen hätten. Dazu muss man sagen, dass Paulus die Gemeinde in Ephesus nicht selbst gegründet hat und deshalb keinen genauen Überblick über das Glaubensleben besitzt.
Doch die Gemeindemitglieder in Ephesus wissen nicht mal, was der Heilige Geist ist, denn sie sind nur mit der Johannestaufe getauft worden. Man kann die Gemeinde also noch gar nicht als christlich bezeichnen. So erklärt Paulus ihnen, dass die Johannestaufe eine Vorbereitung in Buße dargestellt hat für den Messias, der nach ihm kommen sollte. Und dies ist schon geschehen. Nun können sie also die Vergebung der Sünden durch die Taufe Jesu Christi erlangen und so zu Erben des Reiches Gottes werden!
Nachdem er sie darüber aufgeklärt hat, lassen sie sich auf den Namen Jesu Christi taufen und auch firmen. Paulus ist vom Weihegrad her ein Bischof. Er kann die Firmung spenden. So legt er ihnen die Hände auf und der Geist kommt auf sie herab. Sie erleben die typischen Manifestationen des Heiligen Geistes, sodass in Ephesus ein weiteres Pfingstereignis stattfindet. Sie sprechen in Sprachen und prophezeien.
Insgesamt handelt es sich um zwölf Männer, die so zu Christen werden. Paulus bleibt daraufhin noch drei Monate in Ephesus und versucht, in der Synagoge die Gläubigen vom Evangelium Jesu Christi zu überzeugen. Auch in Ephesus wird eine große Gemeinde entstehen. Gottes Vorsehung hat alles gut gefügt.

Ps 68
2 Gott steht auf, seine Feinde zerstieben; die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht.
3 Wie Rauch verweht, wehst du sie weg. Wie Wachs am Feuer zerfließt, so vergehen die Frevler vor Gottes Angesicht.
4 Die Gerechten aber freuen sich, sie jubeln vor Gott und jauchzen in Freude.
5 Singt für Gott, spielt seinem Namen und jubelt vor seinem Angesicht!
6 Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.
7 Gott bringt Verlassene heim, führt Gefangene hinaus in das Glück; doch Aufsässige müssen wohnen im dürren Land.

Der heutige Psalm betrachtet Gottes Triumph gegenüber seinen Feinden sowie seine Gerechtigkeit. So bedrohlich unsere Gegner in diesem Leben auch scheinen, sie sind nichts im Gegensatz zur Allmacht Gottes. Mithilfe von Bildern wie dem verwehten Rauch und dem geschmolzenen Wachs veranschaulicht der Psalm Gottes absolute Überlegenheit und die Ohnmacht jener, die uns schaden wollen. Dabei wird Gott mit den Bildern des Windes und des Feuers umschrieben. Das ist kein Zufall und tiefer zu betrachten: Der Rauch wird weggeweht durch den Wind Gottes. Das ist ein gängiges Bild für den Heiligen Geist. Er kann Befreiung vom Rauch Satans erwirken – in der Kirche, in der Seele, in Familie und Gesellschaft. Und scheint der Feind noch so mächtig zu sein, der Geist Gottes muss nur eine Wehe über ihn bringen und er vergeht.
Gott lässt den Feind schmelzen wie Wachs, weil er Feuer ist. Auch dieses Bild für Gott ist sehr vertraut. Gott ist die Liebe und diese ist wie ein verzehrendes Feuer. In dieser Gestalt zeigt sich auch der Geist Gottes, der im Dornbusch brennt und ihn doch nicht verbrennt. Ebenso ist er es, der am Pfingsttag in Feuerzungen auf die Apostel herabgekommen ist. Gottes Liebe brennt so heiß, dass alles, was nicht selbst Liebe ist, diesem Feuer nicht standhalten kann.
„Die Gerechten aber freuen sich, sie jubeln vor Gott und jauchzen in Freude.“ Die Gerechten sind jene, die Gottes Liebe erwidern, indem sie seine Gebote halten und mit derselben Liebe in dieser Welt seinen Willen tun, wie Jesus sie vorgelebt hat bis zum Tod am Kreuz. Gerecht sind sie auch deshalb, weil sie trotz ihrer menschlichen Schwäche vor Gott gerecht sind. Denn sie nehmen seine Barmherzigkeit in Anspruch durch das Sakrament der Versöhnung. Sie freuen sich, weil Gottes Gericht für Recht sorgt. Die Gerechten können schon in diesem Leben jubeln, weil Gott die Welt erlöst hat durch das Kreuz und die Auferstehung. Sie haben deshalb die Chance auf das ewige Leben, das sie mit der Taufe annehmen. Die Gerechten können sich auch freuen und jubeln in jeder Heiligen Messe. Da wird dieses Heil Gottes nämlich in die Gegenwart geholt, sodass Ströme der Gnade fließen. Und am Ende der Zeiten werden die Gerechten ewig jubeln und jauchzen, denn Gottes Herrschaft ist dann offenbar. Der Tod wird komplett vernichtet und der Widersacher kann ihnen nichts mehr anhaben.
Der Lobaufruf „Singt für Gott, spielt seinem Namen und jubelt vor seinem Angesicht!“ ist die einzig angemessene Konsequenz auf diesen Triumph Gottes. Deshalb tun das die Juden durch das Singen der Psalmen, deshalb tun das die Christen in der Liturgie und die Menschen vor Gottes Angesicht im Himmelreich ohne Ende zusammen mit den Engelscharen!
Gott ist „in seiner heiligen Wohnung“ ein „Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen“. Gott kümmert sich immer um die Benachteiligten. Er ist kein Gott der Elite, sondern ein guter Hirte. Als solcher nimmt er die schwächeren Schafe auf die Schulter und achtet besonders auf jene, die seine Hilfe besonders benötigen. Witwen und Waisen sind im Alten Israel rechtlos. Es gibt keine „Sozialversicherung“ in irgendeiner Form. Keiner kümmert sich um ihre Versorgung und deshalb werden gerade diese beiden Personengruppen in diesem Kontext genannt. Mit der „heiligen Wohnung“ ist einerseits der Tempel in Jerusalem gemeint, der hier im Psalmenkontext den wörtlichen Sinn darstellt. Darüber hinaus erkennen wir hier den Tempel des Leibes Christi, der die Kirche ist. Sie ist nun die heilige Wohnung Gottes, in der er gegenwärtig ist. Und weil bei der Taufe die Herrlichkeit Gottes in unsere Seele Einzug hält, wird auch sie zur heiligen Wohnung. Deshalb werden die Getauften in der Bibel auch Heilige genannt. Gott selbst wohnt in uns. Die heilige Wohnung Gottes ist uns hier auf Erden verborgen. Wir sehen seine Herrlichkeit nicht, glauben aber an seine Gegenwart in jeder Heiligen Messe und im Allerheiligsten. Doch am Ende der Zeiten wird er die Erben seines Reiches in die himmlische Wohnung aufnehmen, das Heiligtum Gottes, wo wir ihn unverschleiert schauen werden.
„Gott bringt Verlassene heim“. Das meint im wörtlichen Sinn jene, die von der Gesellschaft verlassen sind – hier kommen ja als Beispiel die Witwen und Waisen zur Sprache. Man kann darüber hinaus auch die Israeliten betrachten, die aus dem verheißenen Land ausgestoßen bzw. deportiert wurden. Sie bringt der Herr heim in das ihnen verheißene Land. Wir denken aber auch in einem größeren heilsgeschichtlichen Rahmen: Die gesamte Menschheit war verlassen, da durch die Sünde der ersten Menschen das Paradies für sie verschlossen war. Gott hat diese Tür durch das Erlösungswirken Christi wieder geöffnet und holt die Menschen heim in das Himmelreich, das die ewige Heimat der Gläubigen ist. Eingehen können jene, die seine Erben geworden sind durch die Taufe. So wird das Heimholen des Vaters in der Taufe sakramental schon vorweggenommen. Verlassen sind auch jene Menschen, die von Gott weggegangen sind aufgrund der Sünde. Sie haben die Gemeinschaft mit Gott aufgegeben, was eine selbstverschuldete Verlassenheit nach sich zieht. Durch das Sakrament der Versöhnung holt der Vater seine verloren gegangenen Kinder wieder heim in die Gemeinschaft mit ihm, was wir den Stand der Gnade nennen. Auch das Bild des Gefängnisses ist in dieser Richtung zu verstehen. Gott schenkt Befreiung – aus dem Exil außerhalb des Paradieses, aus dem Exil vom Stand der Gnade, aus dem Exil des ewigen Lebens. Gott bemüht sich um jede Seele und umwirbt sie bis zum letzten Moment. Doch wer sich bis dahin nicht von seiner Liebe beeindrucken lässt, den nimmt er ernst. Weil Liebe nicht erzwungen werden kann, lässt er sie die Konsequenz des dürren Landes tragen. Das zeigt uns, dass Gott unseren Willen sehr ernst nimmt. Entscheiden wir uns in unserer Freiheit dazu, ihn zurückzulieben!

Joh 16
29 Da sagten seine Jünger: Siehe, jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Bildreden.
30 Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemandem gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.
31 Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt?
32 Siehe, die Stunde kommt und sie ist schon da, in der ihr versprengt sein werdet, jeder in sein Haus, und mich alleinlassen werdet. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.
33 Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.

Als Evangelium hören wir den Abschluss der dritten Abschiedsrede. Jesus hat zuletzt über seinen Heimgang zum Vater gesprochen. Die Jünger stellen am Anfang des heutigen Abschnitts fest, dass Jesus nun ziemlich deutliche Worte sagt, statt in Gleichnissen zu sprechen.
Sie erkennen an, dass Jesus alles weiß. Dies zeigt, dass sie seine Macht anerkennen und ihm das auch offen bekennen. Sie erkennen auch seinen Ursprung beim Vater an. Immer wieder hat er darüber gesprochen, doch sie haben durch ihre Nachfragen bewiesen, dass sie ihn gar nicht verstanden haben. Wir denken zum Beispiel an den Satz „zeig uns den Vater, das genügt.“ Dabei hat er das mit jedem Atemzug, mit jedem Herzschlag und mit jedem Blick getan. Nachdem Jesus ihnen so ausführlich sein Testament hinterlassen und sich noch einmal als der Sohn Gottes offenbart hat, sind sie soweit, einiges zu begreifen.
Jesus dämpft sie ein wenig, damit sie verstehen, dass sie eigentlich noch gar nichts begriffen haben und noch gar nicht so weit sind, wie sie denken. Er kündigt ihnen an, dass sie ihn allein lassen werden, nicht mal einige Stunden später nach seiner Festnahme. Jesus sagt dies nicht, um sie fertig zu machen. Er sagt es, damit sie ihre eigene Armut erkennen und den Beistand, den Heiligen Geist ersehnen. Dieser ist es ja, der sie in der ganzen Wahrheit führen wird, ihnen so viel Mut verleiht, dass sie freimütig für Christus sprechen können und die Zeichen tun, die Jesus getan hat.
Jesus wird von seinen engsten Freunden im Stich gelassen werden, doch der Vater wird bei ihm sein. Das ist eine Haltung, die uns etwas ganz Wichtiges für das eigene Leben lehrt: Wenn wir uns auf andere Menschen verlassen und von ihnen erwarten, dass sie Übermenschliches für uns leisten, dann werden wir nie glücklich sein. Denn kein Mensch ist perfekt und kann uns immer nur gut behandeln. Kein Mensch kann allen unseren Erwartungen entsprechen, weil er eben nur ein Mensch und nicht Gott ist. Dieser ist es nämlich, der uns glücklich machen kann. Ihm dürfen wir alles zutrauen, während Menschen uns enttäuschen. Jesus wird von seinen besten Freunden verraten und im Stich gelassen, was ihm bestimmt wehgetan hat. Die Apostel haben sich damit selbst ins Fleisch geschnitten durch eine solch große Sünde wie den Verrat. Doch an seiner Bemerkung über den Vater, der ihm beisteht, erkennen wir, dass er sich nur auf ihn verlässt.
Diese Lektion ist wichtig für alle (Ehe-)Paare. Kein Partner wird einem immer alles recht machen und irgendwann stößt man immer auf die Grenzen des Anderen. Wenn wir von ihm aber erwarten, dass er perfekt ist und unser Lebensglück von ihm abhängt, werden wir unglücklich sein. Der einzige, der uns glücklich machen kann, und zwar umfassend, ist Gott.
Jesus sagt das alles wie gesagt nicht, um seine Apostel schlecht zu machen, sondern damit sie „Frieden in ihm haben“. Er sühnt auch diese Sünde und Schwachheit der Menschen. Er erwartet von ihnen nicht, dass sie perfekt sind (aufgrund der Erbsünde kann das auch kein Mensch aus eigener Kraft sein). Er erwartet aber von ihnen, dass sie sich der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen und seine Vergebung annehmen. Dann werden sie im Frieden sein. Er entlastet sie durch seine Aussage über den beistehenden Vater. Er möchte ihnen trotz ihres unvollkommenen Glaubens sein Heil schenken. Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Er stirbt nicht am Kreuz für perfekte Menschen, die keiner Erlösung bedürfen. Er stirbt für alle Menschen, die alle der Vergebung bedürfen.
In der Welt sind die Apostel sowie alle Christusgläubigen in Bedrängnis, dies erklärte er ausführlich in den Abschiedsreden. Doch weil Christus die Welt besiegt hat, können die Gläubigen Mut schöpfen. Jesus hat die gefallene Schöpfung besiegt und eine neue Schöpfung im Heiligen Geist ermöglicht. Was auch immer mit den Aposteln in Zukunft passieren wird, ihnen wird das ewige Leben in Aussicht gestellt. Nichts kann sie trennen von der Liebe Gottes. Das gilt auch für uns.

Ihre Magstrauss

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