Apg 2,1-11; Ps 104,1-2.24-25.29-30.31 u. 34; 1 Kor 12,3b-7.12-13; Joh 20,19-23
Apg 2
1 Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.
2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
4 Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
5 In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
6 Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
7 Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
8 Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
9 Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien,
10 von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten,
11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.
Heute ist das große Geburtstagsfest der Kirche. Ich gratuliere Ihnen, die Sie auf meinen Blog gefunden haben, zum diesem großen Fest! In der ersten Lesung wird uns gleich dieses große Ereignis geschildert. Dabei möchte ich ein bisschen Judentum hineinbringen, damit Sie sehen, wie wenig zufällig Gottes Timing hier ist:
„Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.“ Es meint nicht nur unser christliches Pfingstfest, sondern zugleich eines der drei großen jüdischen Wallfahrtsfeste Schawuot. Es ist ein Erntedankfest, bei dem die Gaben eingebracht werden und die Menschen für sie zum Tempel kommen und Gott danken. Das heißt, dass Gott sich für die Geistsendung einen Zeitpunkt auswählt, als Jerusalem voll von Pilgern aus dem ganzen Land und darüber hinaus ist! Der Geist setzt da an, wo die Menschen mit ihrem Hochmut die Sprachverwirrung von Babel herbeigeführt haben. Er kommt, um die vielen verschiedenen Sprachen der Pilger zu einem einzigen Verständnis zu vereinen! Da es ganz öffentlich geschieht und alle es mitbekommen, ist das eine der wichtigen Botschaften von Pfingsten für die Juden! In der Pfingstvigil am Vorabend hören wir von dem unheilvollen Ereignis der Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel, damit auch wir als Hörende diesen Zusammenhang erkennen und ins Staunen über Gottes wunderbare Vorsehung kommen.
Ich möchte auf den nächsten Aspekt zu sprechen kommen, dem Erntedank. Es ist die Zeit der ersten Weizenfrüchte, was ein Grund zur Freude über Gottes Sorge um sein Volk darstellt. Auch dies ist ein Aspekt, der uns tiefer in das Fest hineinführt, denn Gott hat an diesem speziellen Wochenfest (Schawuot heißt auf Deutsch „Wochen“) mehr als nur irdische Gaben für die Menschen bereit: Er sendet mit seinem Geist die sieben Gaben auf die Apostel herab, die wir in der vorbereitenden Pfingstnovene ebenfalls erbeten haben. Es sind nun überirdische Gaben, die die neue Schöpfung versorgen: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis (Wissenschaft), Frömmigkeit und Gottesfurcht. Wir benötigen sie für unser geistliches Leben. Es sind sodann die Früchte des Heiligen Geistes, die wir zusammengefasst bei Paulus im Galaterbrief lesen: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Langmut, Güte, Freundlichkeit, Treue, Sanftmut, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung (Keuschheit). Es sind die Früchte, die aus den Werken durch den Hl. Geist entstehen. Wir denken auch an die Charismen, über die Paulus im ersten Korintherbrief und auch im Römerbrief schreibt: Prophet, Sprachengebet, Auslegung des Sprachengebets, Krankenheilung, Wundertaten, Weisheit, Unterscheidung der Geister, Lehren, Leiten, Ermahnen etc. Sie sind Dienstgaben, das heißt, sie werden dem Menschen zur Erbauung der Gemeinde geschenkt, wo er sie bei seinem Dienst in der Gemeinde braucht.
Gott hat also seinen Geist ausgerechnet zu jener Zeit auf die Apostel gesandt, damit die Juden verstehen, dass die Geschehnisse als Erntegaben des Geistes zu verstehen sind. In der Pfingstvigil ist uns Joel vorgelesen worden, dass diese Ausgießung des Geistes mit der Verleihung der Geistesgaben ankündigt. Dort wird unter anderem das Sprachengebet angekündigt, das nun die ganze Stadt in Staunen versetzt.
Als dieser große Tag nun gekommen ist, sind alle am selben Ort. Über diese Aussage habe ich schon in der Osterzeit gesprochen. Es meint nicht nur das lokale Versammeltsein in einem gemeinsamen Raum, wie Jesus es den Aposteln bei seiner Himmelfahrt geboten hat, sondern auch die Einheit im Gebet, die gemeinsame Gesinnung und vor allem – der gemeinsame Durst, die Sehnsucht nach dem Geist Gottes. Die Aposteln sind auch deshalb versammelt, weil sie ihrer Religion entsprechend die Vigil mit Schriftlesung gehalten haben. Die ganze Nacht hindurch haben sie die Heiligen Schriften betrachtet, die diesen Geist schon angekündigt haben.
Und plötzlich kommt dieser Geist wie ein Sturm, in einem Brausen, der das ganze Haus erfüllt. Dieser Geist kommt vom Himmel her. Das ist für uns ein Signal für seine Herkunft vom Vater, ganz wie Jesus es angekündigt hat.
Sturm und Wind sind deutliche Zeichen für den Geist Gottes. Sie erinnern die Juden an den Sturm auf dem Sinai, der das mächtige Zeichen der furchteinflößenden Gegenwart Gottes dargestellt hat. Es erinnert die Menschen noch an ein anderes Ereignis, das sie ins Staunen versetzt haben wird: An den Geist als Hauch, der bei der Schöpfung über der Urflut schwebt. Die Erde ist wüst und wirr. Erst durch die Kraft dieses Windes und durch das gesprochene Wort des Vaters wird alles geschaffen und geordnet. Und nun kommt der Geist Gottes zur neuen Schöpfung, um das Chaos der gefallenen Schöpfung zu einer neuen Ordnung zu beleben! Eine Manifestation seines Neuschöpfungsvorgangs ist das Sprechen in Sprachen, sodass die ausländischen Pilger die Apostel verstehen können. Ein erster Schritt ist die Überwindung des Sprachchaos.
Doch zuvor zeigt sich der Geist noch in einer anderen Form – in Feuerzungen. Auch diese Gestalt nimmt er nicht zufällig an: Es ist bereits der Geist Gottes im brennenden Dornbusch, der ihn zwar brennen, jedoch nicht verbrennen lässt. Es ist zugleich ein Theophaniezeichen für das Volk Israel bei dem Auszug aus Ägypten, denn Gott zeigt sich bei Nacht in einer Feuersäule. Gott ist für das Volk Israel ein verzehrendes Feuer, brennende Liebesglut. Wenn sich also der Geist Gottes in dieser Gestalt auf die Apostel niederlässt, ist es ein Entzünden ihrer Herzen mit der brennenden Liebe Gottes. Jesus hat sie als das Licht der Welt bezeichnet, die nicht dazu da sind, ihr Licht unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter zu stellen, damit es allen im Haus brenne. Nun hat Gott seine auserwählten Kerzen mit seinem göttlichen Feuer angezündet, damit Jesu Worte sich nun realisieren!
Als die Aposteln in Sprachen sprechen, sind die Menschen ganz erstaunt, weil sie die Galiläer in ihrer Muttersprache sprechen hören. Bei diesem Aspekt müssen wir ein wenig tiefer eintauchen: Ja, es ist ein Verständnis, Kommunikation, die wieder funktioniert, die der „Durcheinanderwerfer“, der Teufel zerstört hat. Aber es ist mehr: Die Anwesenden werden die Botschaft Jesu Christi verstehen, die Petrus ihnen sogleich verkünden wird. Durch die Geistsendungen verstehen sie nun endlich die Sprache der göttlichen Weisheit, so wie den Aposteln in dieser Situation endlich alles aufgegangen ist, was Jesus ihnen erklärt hat.
Was sprechen die Apostel? Sie verkünden Gottes große Taten in den jeweiligen Muttersprachen der Jerusalempilger. Dies tun sie einerseits in der jeweiligen Sprache, andererseits durch das Sprechen einer ihnen eigentlich ganz unbekannten Sprache. Denn so erkennen jene, die sie verstehen können an, dass hier ein Wunder von Gott gewirkt wird.
Das Pfingstereignis ist ein Geburtstagsfest. Und so betrachten wir dieses Ereignis auch parallel zum Schöpfungsbericht der Genesis. Dort ist es ebenfalls der Geist Gottes, der Adams totem Körper eine ewige Seele verleiht. Die typologische Erfüllung mit der Belebung der Kirche als Leib der neuen Schöpfung durch den Geist ist mit Pfingsten gegeben und von Christus im Johannesevangelium prophetisch schon vorweggenommen worden. Dies wird uns nachher im Evangelium verkündet.
Pfingsten ist heftig, aber wenn die ganze Welt neugeschaffen wird am Ende der Zeiten, wird Gott noch einen drauflegen….
Ps 104
1 Preise den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, überaus groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
2 Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel, du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt
24 Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
25 Da ist das Meer, so groß und weit, darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große Tiere.
29 Verbirgst du dein Angesicht, sind sie verstört, nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub.
30 Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde.
31 Die Herrlichkeit des HERRN währe ewig, der HERR freue sich seiner Werke.
34 Möge ihm mein Dichten gefallen. Ich will mich freuen am HERRN.
Es geht gar nicht anders, als es an diesem freudigen Kirchengeburtstag den Aposteln gleichzutun durch die Verkündigung der großen Taten Gottes. So preisen wir den Schöpfer, der nicht nur die alte, sondern auch die neue Schöpfung hervorgebracht hat.
„Preise den Herrn meine Seele“ ist eine psalmentypische Selbstaufforderung zum Lob. Gott ist wirklich groß, denn ihm haben wir das gesamte Dasein zu verdanken.
Gott hüllt sich in einen Mantel, weil seine Bekleidung einerseits seine Herrlichkeit ist, andererseits bildhaft den Himmel und die Himmelskörper umschreibt. Sie sind ja Licht für Tag und Nacht.
Gott hat alles mit Weisheit gemacht – durch sie ist alles geschaffen. Es ist nicht ein Geschöpf auf der Welt, das nicht von ihm gemacht worden ist.
So preisen wir zusammen mit dem Psalmisten die Erschaffung des Meeres, das so überwältigend ist. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber wenn ich riesige Wellen und unruhiges Meer sehe, wenn ich das laute Krachen der Brandung erlebe, habe ich sehr großen Respekt vor diesen Naturgewalten. Auch ist so überwältigend, welch eigene Tier- und Pflanzenwelt die Meere besitzen!
Und doch sind diese Gewalten ganz abhängig von Gott. Sie vergehen ohne Gottes Versorgung. Was kann die Schöpfung ausrichten ohne den Atem – das heißt ohne Sauerstoff? Um wie viel mehr ist unsere ewige Seele von dem Atem Gottes abhängig, damit sie nicht in Ewigkeit vergeht! Wie groß muss Gott sein im Gegensatz zu diesen überwältigenden Wellen und Wassern und dem Wunder der ewigen Seele?
Dann beten wir den Vers, der in der Liturgie sehr häufig aufgegriffen wird: Du sendest deinen Geist aus: „Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde.“ Der Geist erneuert die Erde. Das wird hier zur Verheißung für die Zukunft, doch an Pfingsten ist es zur Realität geworden! Er ist gekommen und hat die Apostel erneuert zu einer neuen Schöpfung! Nichts wird mehr für sie so sein wie zuvor. Vor allem ist es eine feierliche und spektakuläre Einsetzung der Anwesenden zu Erben des Reiches Gottes!
Wir wünschen Gott die ewige Herrlichkeit. Diese ist ihm sicher, da er ewig ist, doch unser guter Wunsch an Gott wird auf uns selbst zurückkommen und wir werden Segen haben. So wünschen wir zusammen mit dem Psalmisten, dass Gott sich jederzeit über seine Schöpfung freuen kann. Bemühen wir uns, dass er wegen uns nicht enttäuscht sein muss!
1 Kor 12
3 Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.
4 Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.
5 Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
6 Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.
7 Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.
12 Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus.
13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
In der zweiten Lesung hören wir nun von den Charismen des Heiligen Geistes. Sie müssen erbeten werden und eine dieser besonderen Begabungen ist uns in der Apostelgeschichte begegnet – das Sprachengebet.
Dieser Abschnitt aus dem ersten Korintherbrief betrifft die Begabungen, die jeder Mensch aufgrund seiner Taufe und Firmung potenziell empfangen kann. Sie sind nicht nur dem Geweihten vorbehalten.
Paulus sagt, dass keiner Jesus gläubig bekennen kann, wenn er das nicht aus dem Heiligen Geist tut. Dieser ist es nämlich, der den Glauben im Menschen etabliert.
Der Geist ist nur einer, doch verleiht er eine sehr große Vielfalt von Gaben für verschiedene Dienste.
Auch wenn wir unterschiedliche wirkende Kräfte sehen, vereint sie dennoch der eine Gott, der alles bewirkt.
Aber warum schenkt Gott durch den Geist überhaupt Dienstgaben, das heißt Charismen? Er tut dies, damit der Beschenkte sie im Dienst für die anderen verwendet. Das ist ja auch der Grund, warum diese Gaben recht gleichmäßig unter den Menschen verteilt wird. So hat jeder etwas, was er oder sie einbringen kann, ohne dass z.B. jetzt alle zu Propheten werden, dafür aber keiner die Gabe der Unterscheidung besitzt, um wahre und falsche Prophetie voneinander zu unterscheiden.
Diese Vielfalt, die für einen Organismus ja vonnöten ist, stellt Paulus hier auch heraus, wenn er von dem einen Leib der Kirche spricht, der durch den Pfingstgeist zum Leben erweckt worden ist, der aber viele Glieder hat, also z.B. die Gliedmaßen, Organe und Funktionen. Die Kirche ist der Leib Christi, den Paulus an anderer Stelle als das Haupt des Leibes bezeichnet. Was die Kirchenmitglieder zu einem gemeinsamen Leib vereint, ist die gemeinsame Taufe durch den einen Geist. So werden Juden und Heiden, Sklaven und Freie miteinander vereint – zu seiner Zeit absolut unerhört! Der Geist Gottes überschreitet Grenzen.
Joh 20
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Im Evangelium wird uns eine österliche Episode ins Gedächtnis gerufen, die Jesu Ankündigung des Geistes beinhaltet.
Bei dieser Erscheinung tritt Jesus in den Raum, obwohl die Türen verriegelt sind. Er spricht sie wieder an mit den Worten „Friede sei mit euch!“
Er zeigt ihnen seine Wundmale, sodass die Apostel erkennen, dass er wirklich Jesus ist. Sie freuen sich über ihn. Von dem, was wir bisher betrachtet haben, ist uns die Freude als eine Frucht des Hl. Geistes begegnet. Sie ist mehr als nur Emotion.
Jesus wiederholt den Gruß „Friede sei mit euch!“ Das ist ein wichtiger Gruß, denn die Apostel sind zum wahren Frieden berufen – der von Christus kommt und den die Welt nicht geben kann. Friede hängt mit Ostern ganz eng zusammen. Durch das Osterereignis hat er die Erlösung und das Heil erwirkt. Das hebräische Wort ist Schalom. Diese ist mehr als nur ein politischer Friede, sondern meint eben jenes umfassende Heil, das von Gott kommt. Von Pfingsten her erkennen wir auch im Frieden eine Frucht des Hl. Geistes.
Und dann sagt Jesus etwas, das die Apostel nach dem Pfingstereignis verstehen: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Er sendet sie in die ganze Welt hinaus, damit sie seine Botschaft überall verkünden und die Menschen zu seinen Jüngern machen. Nun können sie das auch tun, weil ihnen der Geist geschenkt worden ist. Deshalb haucht Jesus die Apostel hier im Evangelium auch an als Geste, die sie aus der Genesis kennen. Dort ist es der Geist Gottes, durch den die ewige Seele in die Nase des ersten Menschen geblasen wird. Es ist eine entscheidende Analogie! So wie der Geist Gottes dem ersten Menschen das Leben geschenkt hat, wurde an Ostern auch der zweite Mensch durch den Geist Gottes zum Leben erweckt, Jesus Christus! Und ihm werden die Apostel gleichgestaltet, indem sie am Pfingsttag ebenfalls zum ewigen Leben erweckt werden! Erst als „Lebendige“ werden sie zu seinem Leib, der die Kirche ist, wie Paulus in der zweiten Lesung erklärt hat.
Mit der Gabe des Hl. Geistes ist ganz eng die Vergebung der Sünden gekoppelt. Deshalb heißt es auch „Sünde gegen den Hl. Geist“, die in Ewigkeit nicht vergeben wird – weil sie nicht kann. Wer den Geist Gottes leugnet, der leugnet die Vergebung.
Wenn die Apostel den Hl. Geist empfangen haben, dann wird die Vollmacht, Sünden zu vergeben, die Christus ihnen hier überträgt, aktiviert. Sie erhalten die Vollmacht, nicht einfach automatisch die Sünde zu vergeben, sondern auch nach eigenem Ermessen zu entscheiden. Und weil mit der Sündenvergebung der Geist Gottes im Menschen den Stand der Gnade wiederherstellt, kann dieser Mensch wieder leben. Er ist auch moralisch wieder lebendig gemacht und hat den Ausblick auf das ewige Leben bei Gott.
Dies alles ist die Botschaft von Pfingsten. Uns ist seine Vielfalt in Manifestationen und Gaben deutlich geworden, die zugleich von dem einen Geist des einen Gottes ausgehen. Die Taufe eint die ganz verschiedenen Menschen zu einem gemeinsamen ewigen Leben. Die Erfüllung mit dem Geist Gottes ist immer ein Vorgang der Belebung, schon in der Genesis und nun auch in unserer Zeit! Das ist auch die einzig logische Wirkweise des Geistes, denn Gott ist ein Gott des Lebens. Weil Pfingsten und Ostern miteinander zusammenhängen, können wir an der Auferstehung sehen, was der Geist Gottes auch mit uns macht. Und am Ende der Zeiten wird dann die ultimative Ernte kommen, bei der Gott die Früchte seiner ausgestreuten Gaben einholen wird. Dann wird es eine einzige Erntefreude sein und die Dürren, Missernten und reißenden Tiere auf dem Acker der Welt, unter denen wir momentan noch leiden, werden ein Ende finden.
Ihre Magstrauss