Ex 3,13-20; Ps 105,1 u. 5.8-9.24-25.26-27; Mt 11,28-30
Ex 3
13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen?
14 Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt.
15 Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht.
16 Geh, versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut.
17 Da habe ich gesagt: Ich will euch aus dem Elend Ägyptens hinaufführen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.
18 Wenn sie auf dich hören, so geh mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten; sagt ihm: Der HERR, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und dem HERRN, unserem Gott, Schlachtopfer darbringen.
19 Ich weiß, dass euch der König von Ägypten nicht ziehen lässt, es sei denn, er würde von starker Hand dazu gezwungen.
20 Erst wenn ich meine Hand ausstrecke und Ägypten niederschlage mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte vollbringe, wird er euch ziehen lassen.
Gestern hörten wir den ersten Teil der Offenbarung Gottes im Dornbusch. Mose hütet die Schafe seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian, als er am Gottesberg Horeb die seltsame Erscheinung entdeckt – den Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt. Es ist eine erste Offenbarung Gottes an dem Gottesberg. Dies wird später noch gesteigert werden, nämlich nicht mehr am Berg, sondern auf dessen Gipfel. Dann schaut Mose mehr von Gott als in dieser ersten Erscheinung.
Gott erklärt dem Mose, dass er das Schreien des Gottesvolkes gehört hat, und Mose damit beauftragt, sein Volk aus der Sklaverei zu befreien.
Im heutigen zweiten Teil hören wir, wie Mose nach Gottes Namen fragt, damit er sagen kann, wer ihn beauftragt hat. Daraufhin offenbart Gott dem Mose seinen Namen: Ich bin, der ich bin. Der Gottesname ist ein Mysterium und bis heute ist nicht hundertprozentig klar, wie man ihn aussprechen soll. Höchstwahrscheinlich muss er Jahwe ausgesprochen werden. Die grammatikalische Form ist sowohl präsentisch als auch futurisch übersetzbar: „Ich bin“ und „ich werde sein“. Gott ist jetzt bereits ganz bei seinem Volk. Ihm ist das Leiden ganz bekannt. Er weiß um alles. Auch in Zukunft wird er mit seinem Volk sein – durch die Wüstenwanderung, bei der Landnahme, beim Verlust des Landes im Babylonischen Exil, in jeder Fremdherrschaft. Was Gott dem Mose also antwortet, ist seine Kerneigenschaft. Gott ist der Seiende ganz bei uns. Er will Gemeinschaft mit uns. Dafür sind wir geschaffen worden. Er ist derselbe, der Mensch wird als Immanuel, „Gott mit uns“. Er ist derselbe, der auch bei der Heimkehr zum Vater bereit ist, bei uns zu bleiben, der sagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Er ist bei uns in der Eucharistie, so nah wie nirgendwo sonst. Er geht in uns hinein, wird ein Teil von uns. Gott ist wirklich Jahwe.
Mose soll zu seinen Landsleuten gehen und ihnen sagen, dass der „Ich-bin“ ihn geschickt hat. Dieser Gott soll umschrieben werden mit einer Wendung, die den Israeliten bekannt ist: „der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ So erkennen die Israeliten, dass Mose wirklich eine Offenbarung Gottes empfangen hat. Mose soll ihnen sagen, dass Gott das Leiden seines Volkes gesehen hat und es in das Land mit Milch und Honig führen möchte, das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. Wie damals Abraham und dann später Jakob versprochen möchte Gott nun dieses Land den Israeliten zum Besitz geben. Zuvor hatte Abraham dort ja als Gast gelebt.
Wie immer bei Offenbarungen mit Gott sowie bei Bundesschlüssen bringen die Menschen Gott Opfer dar. So war es auch im Anschluss an den Traum Jakobs von der Himmelstreppe. Deshalb ordnet Gott Mose an, dass auch bei dieser Befreiungsaktion das Volk Gott Opfer darbringen soll – drei Tagesmärsche weit in die Wüste hinein. Diese wird in der Hl. Schrift oft zum Ort der Gottesbegegnung.
Es ist sehr bezeichnend, dass Gott Mose die Probleme nicht verschweigt. Der Pharao wird das Volk nicht ziehen lassen, sodass Gott viele Wunder wirken wird, wodurch sich seine Macht den Ägyptern zeigen wird. Das ist ein wichtiger Aspekt: Gott verschweigt uns nicht die Probleme. Jesus kündigt unverblümt an, dass seine Jünger leiden und den Märtyrertod sterben werden, dass sie von allen gehasst werden. Was ihnen dafür in Aussicht gestellt wird, ist unvergleichlich besser – das ewige Heil. Beim Bösen ist es umgekehrt: Was jene erwartet, die bis zum Schluss seinem Weg folgen, ist schrecklich – die ewige Hölle. Deshalb kann er nur den Weg dorthin attraktiv gestalten.
Es beginnt ein Abenteuer der besonderen Art. Am Ende steht die Anerkennung der Nichtisraeliten, dass Jahwe ein mächtiger Gott ist. Am Ende steht zudem das verheißene Land, die Freiheit und der Bundesschluss des Volkes Israel mit Gott.
Ps 105
1 Von David. Preise den HERRN, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!
5 Gedenkt der Wunder, die er getan hat, seiner Zeichen und der Beschlüsse seines Munds!
8 Auf ewig gedachte er seines Bundes, des Wortes, das er gebot für tausend Geschlechter,
9 des Bundes, den er mit Abraham geschlossen, seines Eides, den er Isaak geschworen hat.
24 Da mehrte Gott sein Volk gewaltig, machte es stärker als seine Bedränger.
25 Er wandelte deren Sinn zum Hass gegen sein Volk, sodass sie an seinen Knechten tückisch handelten.
26 Dann sandte er Mose, seinen Knecht, und Aaron, den er sich erwählte.
27 Sie wirkten unter ihnen seine angekündigten Zeichen und Wunder im Land Hams.
Der heutige Psalm ist eine wunderbare Antwort auf die Lesung. Es ist ein Lobpreis, den das Volk Israel bald einstimmen kann, sobald die Befreiung aus dem Sklavenhaus Ägyptens erfolgt ist. Man kann erkennen, dass der Psalm die Exodusgeschichte reflektiert.
Der Psalm beginnt wie so oft mit einer Selbstaufforderung zum Lob: „Preise den HERRN, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!“ Dieser heilige Name ist es, den Gott Mose im brennenden Dornbusch offenbart hat.
„Gedenkt der Wunder, die er getan hat“: Das werden die Israeliten immer am Pessachfest tun, wenn sie der Befreiung aus Ägypten gedenken, zu der Mose in der Lesung beauftragt worden ist. Gott wird in diesem Zuge wirklich große Zeichen tun und die Beschlüsse seines Munds werden ganz spektakuläre Ausmaße annehmen.
Gott gedenkt auf ewig des Bundes, den er geschlossen hat, weil er ein treuer Gott ist. Die Wendung „tausend Geschlechter“ umschreibt eine lange Zeit und etliche Geschlechter. Wir dürfen es nicht missverstehen als wörtlich zu nehmende tausend Generationen. Wäre dem so, hätte Gottes Treue ja eine Grenze und wäre eben nicht ewig.
Gott hat schon Abraham und Isaak versprochen, dass er mit ihnen sein würde. Er verhieß ihnen ein mächtiges und unzählbares Volk. Mit ihnen schloss er einen Bund. Auch mit den zwölf Stämmen wird Gott einen Bund schließen, nämlich an dem Gottesberg, an dem sich Gott dem Mose bereits offenbart hat.
Das Versprechen eines zahlreichen Volkes hat Gott bereits eingelöst. Die Israeliten sind gegenüber der Ägypter sogar in der Überzahl. Das ist ja der Grund, warum der Pharao die Knaben der Israeliten töten lässt.
Es ist schlimm für die Israeliten, dass die Ägypter ihnen gegenüber feindselig geworden sind, aber auch dies ist eingefasst in den Heilswillen Gottes. Weil es so weit kam, ist die Berufung des Mose überhaupt eingetreten. Es ist wie mit dem Sündenfall. Er ist zur Katastrophe der gesamten Menschheitsgeschichte geworden, doch dadurch ist uns die Erlösung zuteilgeworden. Im Exsultet der Osternacht heißt es deshalb sogar: „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“ Die Sache an sich ist ein Trauma, doch das größere Bild lässt uns das Heil Gottes erkennen. Wir erkennen zudem, dass auch wenn der Böse seinen Spielraum hat – im Falle des Exodus wirkt dieser vor allem durch die Ägypter und durch den Pharao – so hat Gott doch das letzte Wort und lässt nur so viel zu, wie es seinem heiligen Willen entspricht. Es ist ihm ein Leichtes, in das Treiben des Bösen einzugreifen.
Gott sandte Mose und Aaron. Sie sind von Gott Gesandte, was uns ein deutliches Signal ist. Viele Gestalten der Bibel werden gesandt. Dies drückt aus, dass sie von Gott eine Beauftragung erhalten haben und ihnen dadurch Autorität verliehen worden ist. Es betrifft die Propheten, die Erzväter, die Könige. Im Neuen Testament sind vor allem die Apostel gesandt, ausgestattet mit den Vollmachten Christi. Schließlich sind wir alle als Getaufte gesandt, das heißt, dass wir alle dazu berufen sind, Gottes Liebe in dieser Welt zu leben.
Die Umschreibung „im Land Hams“ ist eine Andeutung Ägyptens. Die Söhne Hams, des Sohnes Noachs siedelten sich in Afrika an, unter anderem in Ägypten. Wie angekündigt haben Mose und Aaron als Instrumente Gottes fungiert, der durch sie die zehn Plagen gewirkt hat.
Er hält seine Versprechen und so dürfen wir gläubig ausharren, die wir uns ebenfalls in einer Form von Sklaverei befinden. Wir dürfen vertrauen, dass Christus sein Wort hält und wiederkommen wird am Ende der Zeiten. Er hat uns ja versprochen, dass er uns reich belohnen werde, wenn wir bis zum Schluss standhaft und wachsam gewesen sind. Und wenn es in unserem Leben schwer wird, trägt er uns hindurch, der vor dem Heimgang zum Vater sagte: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Mt 11
28 Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.
29 Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.
30 Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Heute hören wir den zweiten Teil aus dem Gebet Jesu an seinen Vater. Jesus will Ruhe verschaffen. Wenn wir zu leiden haben, müssen wir es nicht alleine tragen, sondern er lädt uns ein, damit zu ihm zu kommen. Wir müssen nicht resignieren wie die Israeliten im Sklavenhaus Ägyptens, im babylonischen Exil oder die Juden zurzeit der Römerherrschaft. Wir müssen es gar nicht so weit kommen lassen, dass wir zu hadern beginnen und verbittern. Auch diese Einladung Jesu ist Zeichen der großen Barmherzigkeit Gottes. Sind wir auf dem geraden Weg Richtung Himmelreich und es wird dunkel, dann möchte Gott uns hindurchtragen. Er lädt uns ein. Lassen wir uns tragen.
Von ihm lernen wir heute noch etwas Anderes: Eine Last zu tragen, ist notwendig. Wir alle müssen ein Joch tragen, aber es kommt darauf an, welches! Gottes Kreuz, das er uns auferlegt, ist auf uns abgestimmt. Gott kennt uns durch und durch. Er hat uns schließlich geschaffen und kennt so auch unsere Grenzen. Sein auferlegtes Kreuz, das „Joch“, ist leicht und drückt nicht. An anderer Stelle sagt Jesus, dass wer sein Jünger sein will, sein Kreuz auf sich nehmen und tragen muss. Wenn wir Gottes Kreuz tragen, werden wir inneren Frieden haben und vor allem gibt er uns Kraft. Wir werden über uns hinauswachsen. Dies betrifft einerseits den einzelnen Christen, der die Gebote Gottes auf sich nimmt. Gottes Willen zu leben, ist nicht schwer und gibt uns inneren Frieden. Wir erhalten die Kraft und die Gnade, seinen Willen zu tun. Wo wir an unsere Grenzen stoßen, wachsen wir über uns hinaus durch seine helfende Gnade. Auch als ganze Kirche dürfen wir und müssen wir zu ihm kommen. Wir leben in einer Glaubenskrise. Immer mehr Menschen sind dem Namen nach Mitglied der Katholischen Kirche, leben aber nicht mehr nach den Geboten und nehmen die Heilsmittel nicht in Anspruch. Immer weniger Menschen glauben an Christus und daran, dass er in der Kirche lebt und wirkt. Auch diese Last müssen wir zum Herrn bringen und um Bekehrung und Erneuerung der Kirche beten! Wie oft werden stattdessen Sitzungen und Gespräche abgehalten, menschliche Krisenbewältigung und Anstrengungen unternommen, als ob diese Dinge das eigentliche Problem lösen könnten! Dabei müssen wir zuerst zu Christus zurückkehren und die Liebesbeziehung mit ihm wieder aufnehmen. In erster Linie muss der Klerus wieder geistlich werden und auf Knien um Vergebung bitten. Und auch wir, jedes einzelne Glied des Leibes, muss bei sich anfangen und umkehren. Eine im Glauben erneuerte Kirche wird wieder authentisch und missionarisch sein. Auch als Kirche das Joch Christi auf sich zu nehmen, wird fruchtbar sein, nicht das Ablegen des Jochs durch die Angleichung an den Zeitgeist.
Das Tragen des Kreuzes ist unumgänglich und auch Mose muss lernen, dass Gott bei ihm sein wird, auf dass er über sich hinauswächst. Wir müssen uns auf den Weg machen, alles andere wird zur rechten Zeit kommen – die richtigen Gnaden in jeder Situation!
Ihre Magstrauss