Mittwoch der 15. Woche im Jahreskreis

Ex 3,1-6.9-12; Ps 103,1-2.3-4.6-7; Mt 11,25-27

Ex 3
1 Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb.

2 Dort erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Er schaute hin: Der Dornbusch brannte im Feuer, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt.
3 Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
4 Als der HERR sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm mitten aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
5 Er sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.
6 Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
9 Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken.
10 Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!
11 Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte?
12 Er aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg dienen.
13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen?

Gestern hörten wir davon, wie Mose aus Ägypten geflohen ist, weil der Pharao ihn aufgrund des Totschlags eines Ägypters umbringen lassen wollte. Mose kommt nach Midian und baut sich dort eine neue Existenz auf. Ihm wird die Tochter des Priesters Jitro von Midian zur Frau gegeben. Er lebt mehrere Jahrzehnte als Hirte für seinen Schwiegervater. Das ist uns ein wichtiges Indiz. Auch andere wichtige Heilsgestalten hüten eine Herde, bevor sie eine große Berufung empfangen.
Eines Tages kommt Mose mit der Herde an den Gottesberg Horeb bzw. Sinai. Da geschieht das Unglaubliche: Er begegnet Gott im brennenden Dornbusch. Auch in dieser Erzählung wird es so beschrieben, dass es ein Engel des Herrn sei, mit dem er spricht. Uns ist in den bisherigen Geschichten der Genesis klargeworden, dass immer wieder Gott und seine Engel gleichgesetzt werden bzw. durch Engelsaussagen die Transzendenz Gottes gewahrt werden soll.
Es ist Gott, der sich Mose als der „Ich bin“ offenbart. Mose ist irritiert, als er den Dornbusch sieht: Er erkennt ganz deutlich, dass dieser in Flammen steht, aber die Pflanze verbrennt nicht. Das ist eigentlich unmöglich. So kommt er der Erscheinung näher. Schon hört er, dass ihn jemand beim Namen nennt, und er sagt „hier bin ich“. Das ist die typische Antwort bei Propheten, die von Gott angesprochen werden.
Gott sagt ihm, dass der Ort heilig ist, sodass Mose seine Schuhe ausziehen soll. Er wird herangeführt an die Heiligkeit der Gegenwart Gottes, wie sie im Tempel von Jerusalem zentral sein wird. Der Kult Israels wird an eben jenem Ort etabliert, wenn Mose mit dem Volk Israel hierhin zurückkehren wird.
Gott offenbart sich dem Mose auf eine Weise, die ihn erkennen lassen soll, mit wem er es zu tun hat: Er ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Es ist derselbe Gott, mit dem diese Väter gesprochen haben.
Mose begreift offensichtlich, wer er ist, denn er verhüllt sein Gesicht. Das ist einerseits eine Geste des Respekts, andererseits der Furcht. Mit dem allmächtigen Gott zu sprechen ist eine überwältigende Sache!
Gott erklärt Mose, dass er das Klagen seines Volkes gehört hat. Ihm ist nicht egal, was mit seinen Kindern geschieht. Er reagiert auf das Unrecht, indem er nun Mose damit beauftragt, sein Volk zu befreien. Er sendet Mose, wie er auch die vielen Propheten des Alten Bundes sendet. Wie auch bei den anderen Propheten ist es keine angenehme Aufgabe, denn erstens werden die Israeliten ihm gegenüber vielleicht mit Unmut reagieren, zweitens der Pharao bestimmt nicht gutgesinnt reagieren. Er wendet deshalb ein: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte?“ Es wird nicht einfach für ihn werden, aber eines ist klar: Gott wird mit ihm sein und am Ende werden die Stämme an diesem Berg als Befreite Gott anbeten.
Mose wendet ein, dass sie nach dem Namen des Auftraggebers fragen werden. Er möchte, dass Gott ihm seinen Namen verrät. Diesen wird er im nächsten Abschnitt offenbaren, den wir morgen hören.

Ps 103
1 Von David. Preise den HERRN, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!
2 Preise den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
3 Der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt,
4 der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt,
6 Der HERR vollbringt Taten des Heils, Recht verschafft er allen Bedrängten.

7 Er hat Mose seine Wege kundgetan, den Kindern Israels seine Werke.

Der Psalm, den wir David zu verdanken haben, ist ein sehr bekannter Lobpreispsalm. Wir haben immer Grund zum Lobpreis, weil Gott uns so viel Gutes getan hat. Er vergibt uns jeden Tag, wirklich jeden Tag, jeden Moment unseres Lebens unsere Sünden, wo wir umkehren! Wie unendlich viel Geduld hat Gott mit uns! Schon das Volk Israel kann viele Geschichten darüber erzählen. Das verdichtet sich ja in der Exodusgeschichte. Wie oft ist Israel anderen Göttern nachgelaufen, wie oft hat es undankbar gehandelt, obwohl es so oft gewarnt worden ist! Und doch ist Gott seinem auserwählten Volk treu geblieben, hielt sein Versprechen, seinen Bund! Wie oft hat er das Volk zurückgeholt, in dem er eine Fremdherrschaft nach der anderen zugelassen hat! Würden wir die Kraft haben, unserem Partner zu vergeben, wenn er/sie mir fremdgegangen ist? Nichts anderes tat und tut Gott mit uns, mit seiner geliebten Braut. Auch die Kirche als Volk Gottes schaut anderen hinterher und wird untreu, wo auch immer sie der Welt gefällt, sich von Gottes Willen entfernt. Und doch bleibt Christus seiner Braut treu und hält sein Versprechen, bei ihr zu sein alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28). Er kommt trotzdem in der Eucharistie zu uns und spendet auch die anderen Sakramente. Gott vergibt uns immer und immer wieder die Schuld in der Beichte, auch wenn wir immer dieselben Sünden begehen. So geduldig ist er mit uns! Er gibt uns jedes Mal auch noch die Kraft durch das Beichtsakrament, das nächste Mal der Sünde zu widerstehen. Seine Gnade kennt keine Grenzen.
Gott heilt all unsere Gebrechen. Ja, er heilt in erster Linie unsere Seele, das ewige Leben. Er heilte die Beziehung zwischen seinem Volk und ihm. Er heilte auch damals schon körperliche Gebrechen und soziale Ausgrenzung. Er heilte die Seele derer, die keine Hoffnung mehr hatten und er stärkte die Ängstlichen mit dem Geist des Mutes. Gott heilte ganz besonders durch Jesus Christus. Dieser heilte in erster Linie auch die Seele und die Beziehung der Menschen zu Gott durch die Sündenvergebung. Der Gelähmte, der über das Dach auf einer Trage hinabgelassen wurde, wurde zunächst seelisch geheilt, bevor Jesus ihm als Bonus auch die körperliche Heilung schenkte. Jesus sagte: „Euch soll es zunächst um das Reich Gottes gehen, alles Andere wird euch dazu gegeben.“ Jesus heilte auch die vielen Ausgegrenzten von ihren sozialen Gebrechen, in dem er sie körperlich heilte – sei es die blutflüssige Frau, die Blinden oder die vielen Aussätzigen. Vor allem trieb er auch Dämonen aus, die den Geplagten seelische Folter bescherten.
Jesus heilt auch heute noch durch die Sakramente. Wenn Sie sich mit dem Heilungs- und Befreiungsdienst der Kirche befassen, werden Sie oft zu hören bekommen: Das größte Heilungsgebet – auch gerade um körperliche Heilung – sind die Beichte und die Eucharistie. Wenn die Beziehung zu Gott wieder versöhnt ist, kann Gottes Kraft im Menschen wirken. Gott wird auch am Ende der Zeiten alles heil machen, sodass es nicht mal mehr den Tod geben wird.
Alles, was Gott an uns Menschen tat, tut und tun wird, hat das Ziel, uns das ewige Leben zu ermöglichen. Er will uns vor dem Untergang retten. Das ist für das Volk Israel zunächst das Ende des Fortbestehens, der Generationenabfolge und des Kultes. Es betrifft später auch das Leben nach dem Tod, als die Israeliten nach und nach eschatologische Zusammenhänge begreifen. Dies betrifft den Fortgang der Kirche als Leib Christi. Jesus hat Petrus zugesagt, dass die Mächte der Finsternis sie nicht überwältigen werden. Es meint im Hinblick auf jeden Einzelnen den moralischen Untergang, der nach dem Tod dann den Untergang der Seele zur Folge hat. Er rettet uns vor dem seelischen Tod, der Hölle, in dem er uns immer wieder Anlass zur Umkehr schenkt und wir noch bis zum Moment des Todes bereuen können. Gott ist wirklich langmütig, das heißt unendlich geduldig mit uns. Sein Gericht ist kein Berechnen im Sinne von: „Dies und das hast du getan, das ergibt so und so viel Strafe.“ Er richtet vor allem nach unserem Herzen, nach unserer Absicht und diese gibt Aufschluss über die Konsequenz. Und darüber hinaus währt seine Barmherzigkeit nach dem Maß unserer aufrichtigen Reue. Es ist wirklich ein entlarvender Psalm, der nämlich das Vorurteil entkräftet, im Alten Testament komme nur der strenge Richtergott vor. Schon hier lesen wir von Gottes unendlicher Barmherzigkeit.
Auch hier wird schon deutlich, dass Gott ein barmherziger Vater ist, der uns ganz in sein Herz aufnimmt. Er weiß um unsere Schwachheit und erwartet nichts Übermenschliches von uns. Das Kreuz, das er seinen Kindern auferlegt, die täglichen Pflichten, die Berufung, die Umsetzung ihrer Talente, entspricht ganz den Möglichkeiten des Menschen. Gott überfordert uns nicht. Er möchte, dass wir mit den Lasten zu ihm kommen, damit er mit anpacken kann. Und wenn wir mit ihm kooperieren, dann werden wir überreichen Segen empfangen, nicht nur wir, sondern auch noch unsere Nachfahren! Es ist ein nicht zu unterschätzendes Wort. Segen und Fluch betreffen nie nur uns selbst. Sie gehen auch auf unsere Familien, unsere Kinder und Enkel über. Entweder profitieren sie von unserer Gottesfurcht oder müssen an den Konsequenzen unserer Sünden mitleiden. Bedenken wir das stets, wenn wir vor der Entscheidung für oder gegen Gott stehen. Wir haben eine Verantwortung.

Mt 11
25 In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.
26 Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
27 Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.

Im Evangelium hören wir heute einen Ausschnitt aus einem Gebet Jesu an seinen Vater. Es ist ein Beispiel, wie wir selbst beten sollen, die wir als Getaufte Gott ebenfalls unseren Vater nennen dürfen.
Gott ist wirklich „Herr des Himmels und der Erde“. Er hat sie nicht nur geschaffen und erhält sie, sondern er hat auch die Macht über alles. Das ist eine tröstliche Erkenntnis, denn auch wenn wir jetzt sehen, dass die Mächtigen dieser Welt böse sind, steht über ihnen dennoch der eine und wahre Gott. Sie haben jetzt vielleicht noch einen Handlungsspielraum, aber wenn Gott kommt, wird er sie alle in einem Moment entmachten – sie, die eigentlich nur Marionetten des Bösen sind.
Die „Unmündigen“ dieser Welt sind die Empfänger der entscheidenden Botschaft. An sie ist die Offenbarung ergangen, nicht an die Reichen, Weisen und Klugen, die ganz in der Weisheit der Welt wandeln. Paulus nennt eben diese Menschen töricht, die der weltlichen Weisheit verhaftet sind. Die „Unmündigen“ sind dagegen die eigentlichen Weisen, denn sie wandeln in der göttlichen Weisheit. Von den Hirten auf den Feldern von Betlehem bis zu den Fischern am See von Tiberias sind es immer die einfachen Menschen, die eine große Aufgabe im Reich Gottes erhalten.
Alles ist vom Vater dem Sohn übergeben worden. Nicht nur der Sohn hat sich durch sein Leiden und seinen Tod ganz dem Vater hingegeben, sondern auch der Vater ganz dem Sohn. Dieser vollbringt das Werk des Vaters ganz in dessen Willen. Ihre ganz innige Beziehung ist es, die uns den Vater sehen lässt, wenn wir Jesus sehen. Wenn wir die Offenbarung des Vaters erhalten möchten, müssen wir uns ganz an den Sohn Jesus Christus halten. Niemand kennt den Vater nämlich besser als er. Gott ist Geist und er ist Geheimnis. Wenn wir ihn kennenlernen möchten, muss er sich uns offenbaren. Dies hat er ganz in Christus getan. Er hat uns wahrlich sein Innerstes gezeigt, sein Herz. Vater und Sohn sind eins und wir dürfen Gott unseren Vater nennen, weil auch wir in diese familiäre Bindung einbezogen werden. Was schon mit Mose und dem Volk Israel geschieht – Gott offenbart sich – das erreicht mit Christus seinen Höhepunkt. Danken wir Gott, dass er für uns so einen überwältigenden Heilsplan ausführt.

Ihre Magstrauss

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