Montag der 18. Woche im Jahreskreis

Num 11,4b-15; Ps 81,12-13.14-15.16-17; Mt 14,13-21

Num 11
4 Wenn uns doch jemand Fleisch zu essen gäbe!

5 Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst zu essen bekamen, an die Gurken und Melonen, an den Lauch, an die Zwiebeln und an den Knoblauch.
6 Doch jetzt vertrocknet uns die Kehle, nichts bekommen wir zu sehen als immer nur Manna.
7 Das Manna war wie Koriandersamen und es sah wie Bdelliumharz aus.
8 Das Volk streifte umher und sammelte es, mahlte es mit der Handmühle oder zerstampfte es mit dem Mörser, kochte es in einem Topf oder bereitete daraus Brotfladen. Sein Geschmack war wie der Geschmack von Ölgebäck.
9 Wenn bei Nacht der Tau auf das Lager herabkam, kam auch das Manna herab.
10 Mose hörte das Volk weinen, nach Sippen getrennt, jeder am Eingang seines Zeltes. Da entbrannte der Zorn des HERRN; in den Augen des Mose war es böse.
11 Da sagte Mose zum HERRN: Warum warst du so böse zu deinem Knecht und warum habe ich keine Gnade in deinen Augen gefunden, dass du mir die Last dieses ganzen Volkes auflädst?
12 War ich denn mit diesem ganzen Volk schwanger oder habe ich es geboren, dass du zu mir sagst: Trag es an deiner Brust, wie die Amme den Säugling trägt, in das Land, das du seinen Vätern mit einem Eid verheißen hast?
13 Woher soll ich für dieses ganze Volk Fleisch nehmen? Sie weinen vor mir und sagen zu mir: Gib uns Fleisch zu essen!
14 Ich kann dieses ganze Volk nicht allein tragen, es ist mir zu schwer.
15 Wenn du mich so behandelst, dann bring mich lieber um. Wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, werde ich mein Unheil nicht mehr schauen.

Heute hören wir einen Ausschnitt aus dem Buch Numeri. Das Volk Israel ist aus der Sklaverei Ägyptens befreit worden. Gott hat einen Bund mit ihm geschlossen, die Gebote am Sinai gegeben, den Kult etabliert. Er ist bereit, ganz bei seinem Volk zu sein. Selbst als dieses meckert und Gott böse Absichten unterstellt (er hat uns in die Wüste geführt, nur um uns verhungern zu lassen), ist er geduldig mit seinem Volk. Er lässt Manna vom Himmel regnen, damit sie Brot zur Genüge haben. Er könnte Israel bestrafen, weil es sich die Sklaverei Ägyptens zurückwünscht, was total undankbar Gott gegenüber ist, doch er tut es nicht. Wir müssen es vergleichen mit Gottes Befreiungsaktion an uns durch die Taufe. Wenn wir als Erlöste in der Nachfolge Christi das Kreuz auf uns nehmen müssen und dieses uns schwer wird, sind auch wir versucht, neidisch auf jene zu schauen, die mit Leichtigkeit ein gottloses Leben führen. Viele Menschen sehnen sich dann danach zurück, nie etwas von Jesus und seinem Kreuz gehört zu haben. Dabei ist das eine sehr undankbare Haltung. Wie kann man sich den unerlösten Zustand zurückwünschen!
Einige Zeit später hat Israel wieder etwas auszusetzen. Diesmal hat es genug vom ständigen Manna. Wieder sehnt es sich nach Ägypten zurück, schwärmt von den verschiedenen Früchten, die das Land zu bieten hat. So beschweren sich die Menschen und Mose wird wütend – jedoch nicht auf die Israeliten, sondern auf Gott. Er wirft diesem vor, dass er ihm eine unerträgliche Bürde zumutet. Israel ist von Gott geschaffen worden, er ist es, der sich um sein Volk kümmern sollte, aber Mose muss nun die Beschwerden und die Meckerei aushalten, gleichsam zum Sündenbock geworden. Auch dieses Verhalten ist undankbar, denn was Gott Gutes an Mose tut, wie dieser zum Instrument des Heils Gottes geworden ist, wird hier ganz ausgeblendet. Mose ist frustriert und lässt es an Gott aus. Wir kennen es allzu gut, dass der Frust des schweren Alltags oft an denen ausgelassen wird, die es am wenigsten verdienen. Das ist nicht richtig, doch auch hier ist Gott geduldig und gibt Mose nicht auf.
Vielmehr entbrennt Gottes Zorn über die Undankbarkeit Israels, sodass er sich eine neue Lektion ausdenkt. Wir erfahren heute nicht mehr, was passieren wird, aber Gott wird dem undankbaren Volk einen Monat lang so viel Fleisch zu essen geben, dass es ihnen zum Halse heraushängt.
Es ist ein Auf und Ab zwischen Gott und seinem Bundesvolk, bei dem Gottes Treue immer wieder offenbar wird.

Ps 81
12 Doch mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört; Israel hat mich nicht gewollt.
13 Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen: Sollen sie gehen nach ihren eigenen Plänen.
14 Ach, dass mein Volk doch auf mich hörte, dass Israel gehen wollte auf meinen Wegen!
15 Wie bald würde ich seine Feinde beugen, meine Hand gegen seine Bedränger wenden.
16 Die den HERRN hassen, müssten ihm schmeicheln. Aber ihre Zeit soll zur Ewigkeit werden.
17 Ich würde es nähren mit bestem Weizen, dich sättigen mit Honig aus dem Felsen.

Als Antwort beten wir Ps 81, der betitelt ist mit „Gottes Aufruf zur Treue“. Es handelt sich dabei um einen Asafpsalm, der sowohl Lobpreis enthält als auch direkte Gottesworte. Die heutigen Verse sind den direkten Gottesworten entnommen. Es stellt eine Reflexion der in der Lesung gehörten Ereignisse aus der Perspektive Gottes dar:
Israel hat nicht auf Gott gehört und ist ungehorsam geworden. Auf Gottes Stimme zu hören, bedeutet, ihn als Ganzen anzunehmen.
Gott hält dem Volk Sturheit vor und wirft es auf das Volk zurück: „Sollen sie gehen nach ihren eigenen Plänen.“ Aber dann wird es ihnen schlecht gehen, weil sie sich vom Gott des Lebens entfernen, der sie glücklich machen kann.
Gott möchte seinem Volk das Beste. Deshalb wünscht er sich so sehr, dass Israel auf seinen Wegen geht. Es ist nicht auf ein rechthaberisches Denken zurückzuführen, sondern darauf, dass Gottes Wege in die ewige Glückseligkeit des Himmels führen. Dazu hat er uns alle berufen.
Wenn Israel Gottes Wege beschreite, wäre es für Gott ein Leichtes, Israels Feinde zu besiegen und alles Unheil abzuwenden. Dies hängt aber ganz von Israels Wahl ab, nach der sich Gott richtet.
Gott würde Israel den besten Weizen und Honig aus dem Felsen geben, wenn es sich doch nur für ihn entscheiden würde.
Diese Worte sind hochaktuell. Wie gut würde es uns doch gehen, wenn wir Gott in unser Leben lassen würden! Auch wenn das Leiden nicht automatisch enden würde, hätten wir inneren Frieden und die Kraft, alles auszustehen, weil uns Gottes Gnade zuteilwerden würde. Die innige Verbundenheit mit ihm ist die mächtigste Quelle der Freude. Das Leben ist so schon schwer genug – ohne Gott ist man ganz verloren.
Es macht einen riesigen Unterschied, ob wir den Segen Gottes in unserem Leben haben oder nicht. Wir werden so reichlich beschenkt. Uns fällt alles irgendwie zu. Uns gelingt, was wir anpacken. Seine Gebote zu halten, ist wirklich keine Einschränkung und Spaßbremse, sondern führt uns ins Leben in Fülle.

Mt 14
13 Als Jesus das hörte, zog er sich allein von dort mit dem Boot in eine einsame Gegend zurück. Aber die Volksscharen hörten davon und folgten ihm zu Fuß aus den Städten nach.
14 Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen und heilte ihre Kranken.
15 Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät geworden. Schick die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen!
16 Jesus aber antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!
17 Sie sagten zu ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische hier.
18 Er antwortete: Bringt sie mir her!
19 Dann ordnete er an, die Leute sollten sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten
20 und alle aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrig gebliebenen Brotstücke ein, zwölf Körbe voll.
21 Es waren etwa fünftausend Männer, die gegessen hatten, dazu noch Frauen und Kinder.

Im Evangelium zieht sich Jesus in die Einsamkeit zurück, doch die Menschenmassen bekommen das mit. Wo er mit dem Boot hinfährt, hat sich bereits eine große Menschenmenge zusammengefunden. Warum aber zieht er sich zurück? Zuletzt hörten wir rückblickend von den Ereignissen rund um Johannes den Täufer. Man identifizierte Jesus jetzt mit dem Verstorbenen und verbreitete, der Täufer sei auferstanden.
Jesus fährt nun also in eine einsame Gegend, doch bis er angekommen ist, hat sich eine Menschenmenge versammelt. Jesus hat Mitleid. Das ist ein typisches Kennzeichen der göttlichen Agape. Er leidet mit uns Menschen mit. Das Verb, das hier verwendet wird, ist σπλαγχνίζομαι splangchnizomai, was „sich erbarmen, Mitleid haben“ bedeutet. Gott ist barmherzig. Das bedeutet sein Mitleid. Jesus tut es nicht in erster Linie leid, dass die Menschen Hunger haben oder sonstiges. Sein Mitleid bezieht sich vor allem auf ihren seelischen Zustand. Sie hungern nach der Liebe Gottes und haben eine tiefe Sehnsucht, die nur er stillen kann. Jesus heilt die Kranken, die ihm extra gefolgt sind.
Der Tag neigt sich und die Menschen ohne Versorgung mitten in der Pampa bekommen ein Problem. Diese „irdischen“ Sorgen erkennen die Jünger Jesu und sprechen ihn darauf an. Jesus könnte ganz leicht ihren Vorschlag annehmen, die Menschen in die umliegenden Dörfer zu schicken, doch er hat noch eine wichtige Lektion zu erteilen. Deshalb sagt er diesen bedeutungsvollen Satz „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Das heißt natürlich zuerst wörtlich „versorgt die Hungrigen“. Das ist aber für die Jünger gar nicht machbar, da sie weder die nötige Nahrung noch das Geld haben. Sie haben nur fünf Brote und zwei Fische. Jesus bittet die Menschen, sich ins Gras zu setzen. Das Verb ἀνακλίνω anaklino wird dabei verwendet, was u.a. „sich zu Tisch legen“ bedeutet. Was hier also geschieht, ist eine Vorwegnahme des letzten Abendmahls! Es ist eine Heranführung an die Eucharistie, aber zugleich an das ewige Leben, das er sie lange gelehrt hat: Das Freudenmahl, das sie nach dem Tod erwartet – die Hochzeit des Lammes!
Dann geht Jesus so vor, wie er es immer wieder tut, auch gerade beim letzten Abendmahl: Er nimmt das Essen, schaut zum Himmel (Ausrichtung auf den Vater) und dankt ihm dafür. Er sieht das Essen als Gabe Gottes. Er bricht das Brot und gibt es den Jüngern. Das Dankgebet über das Essen ist im Judentum normale Praxis. Was Jesus nun aber tut, ist absolut eucharistisch, denn er teilt dieses eine Brot aus. Er gibt sich selbst den Menschen gleichsam zu essen. Hohepriester und Opfer sind eins. Auch das Einsammeln der übriggebliebenen Stücke wird sich in der Kirche etablieren.
Es ist bemerkenswert, dass die Menschen nicht nur irgendwie gesättigt werden, sondern regelrecht gemästet werden. Hier wird nämlich im Griechischen das Verb χορτάζω  chortazo verwendet, was „mästen“ bedeutet. Wenn Gott gibt, dann immer im Überfluss! Diese Episode beweist erneut, dass wir vom Vater „Gnade über Gnade“ bekommen.
Jesus hat diese wunderbare Speise nicht in erster Linie vorgenommen, weil die Menschen Hunger hatten, sondern weil er auf die geistige Speise, auf die Eucharistie vorbereiten will.
Jesus geht es natürlich auch um das leibliche Wohl, wie sollen die Menschen ihm sonst auch Aufmerksamkeit schenken, wenn sie sich vor Hunger gar nicht konzentrieren können! Aber er möchte die Menschen in erster Linie innerlich stärken. Er möchte, dass wir alle in Ewigkeit leben können. Die Menschen sind zu einem abgelegenen Ort gekommen, um Jesus zu hören. Ihnen geht es wirklich zuerst um das Reich Gottes. Und ihnen wird auch alles andere dazu gegeben – mehr als genug! So soll es auch bei uns sein. Uns muss es zunächst um das ewige Leben gehen, auch wenn wir das leibliche Wohl nicht vernachlässigen sollen. Gott wird sich darum kümmern, dass dies nicht passiert. Wir sollen auch unsere Kinder so erziehen. Dann sind auch wir gute Hirten: Es geht nicht nur darum, ihnen ein gutes materielles Leben zu bescheren, nicht nur darum, ihre körperliche Gesundheit zu garantieren, eine gute Bildung und ein luxuriöses Leben. Wir sollen uns in erster Linie darum kümmern, dass sie das ewige Leben haben. Bringen wir ihnen bei, wie das gelingen kann, indem wir ihnen das Evangelium vorleben, indem wir ihnen die Liebe vorleben, die Gott uns geschenkt hat. Alles andere ist auch wichtig und Gott wird immer dafür sorgen, dass wir und unsere Familien genug haben, wenn wir uns aufrichtig um sein Reich bemühen.
So muss es auch in der Pastoral sein: Es muss zuerst um Jesus gehen. Es muss um sein Reich und um seine Liebe gehen. Es muss das höchste Ziel sein, die Menschen zu Jesus zu führen und ihnen das ewige Leben zu ermöglichen. Wie? Durch die Ermöglichung der Heilsmittel, der Sakramente und Sakramentalien. Dafür brauchen die Menschen unbedingt die Geistlichen. Sie ermöglichen den Menschen das ewige Leben auch durch die Verkündigung des Evangeliums. Die Menschen müssen schließlich wissen, was die Gebote Gottes sind. Die Menschen müssen die Nächstenliebe aus der Gottesliebe auch vorgelebt bekommen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie das konkret aussieht. Daraus ergeben sich die drei kirchlichen Vollzüge der Leiturgia, Martyria und Diakonia.

Die heutigen Lesungen stehen unter dem Motto „Leben in Fülle“. Gott ist es, der uns ein Leben in Fülle ermöglicht. Nehmen wir seine Gaben dankbar an und bemühen wir uns um sein Reich, statt uns wie die Israeliten in der Lesung zu beschweren, weil seine Gaben uns nicht genügen. So werden wir mit seinem Segen beschenkt und erfahren schon in diesem Leben einen Hauch der ewigen Glückseligkeit!

Ihre Magstrauss

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