Donnerstag der 21. Woche im Jahreskreis

1 Thess 3,7-13; Ps 90,3-4.12-13.14 u. 17; Mt 24,42-51

1 Thess 3
7 Darum, Brüder und Schwestern, wurden wir beim Gedenken an euch in all unserer Not und Bedrängnis durch euren Glauben getröstet;
8 jetzt leben wir auf, weil ihr fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn steht.
9 Wie können wir Gott euretwegen genug danken für all die Freude, die uns um euretwillen vor unserem Gott erfüllt?
10 Bei Tag und Nacht bitten wir inständig darum, euch wiederzusehen und an eurem Glauben zu ergänzen, was ihm noch fehlt.
11 Gott, unser Vater, und Jesus, unser Herr, mögen unsere Schritte zu euch lenken.

12 Euch aber lasse der Herr wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben,
13 damit eure Herzen gestärkt werden und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen. Amen.

Heute hören wir wieder einen Abschnitt aus dem ersten Thessalonicherbrief. Der Hintergrund seiner heutigen Worte ist Folgender: Paulus und Silas kamen nach Thessalonich und predigten drei Sabbate lang in der Synagoge. Sie überzeugten vor allem Proselyten, also heidnische Konvertiten. Das machte jedoch die Juden eifersüchtig und es kam zu einem Tumult. Wie so oft mussten Paulus und Silas die Stadt verlassen. Das erklärt auch, warum wir in seinem Thessalonicherbrief so viel Sehnsucht nach der Gemeinde verspüren. Trotz der von Anfang an bestehenden Spannungen, ja der regelrechten Verfolgungssituation in Thessalonich zeichnet sich die Gemeinde durch ein vorbildliches Verhalten aus.
Paulus schreibt, dass er sich freut, wie sehr die Thessalonicher in der Gemeinschaft mit Gott bleiben. Sie hätten unter dem Druck der Juden dem christlichen Glauben abschwören können, doch sie blieben treu.
In den vorausgehenden Versen lässt Paulus durchblicken, dass er Timotheus zu den Thessalonichern geschickt hat, um sie zu stärken und ihnen beizustehen. Dieser berichtet ihm detailliert über die Zustände in Thessalonich, wodurch Paulus überhaupt so genau wissen kann, wie die Thessalonicher leben.
Paulus dankt Gott für die Freude über die Thessalonicher. Wir merken in diesem Brief, wie herzlich verbunden er mit den Gemeinden ist, die er gründet beziehungsweise aufbaut oder besucht. Er gibt sich wirklich ganz hin und investiert sich ganz in seine Aufgabe. Er lebt seine Berufung wirklich so wie ein Vater.
Er vermisst die Thessalonicher, denn sie bitten „bei Tag und Nacht“ darum, sie wiederzusehen. Das ist nicht einfach nur ein Vermissen der Personen, sondern eine Sehnsucht, zurückzukehren und das Werk zuende zu führen. Offensichtlich schaffte Paulus es nicht, ihnen alles zu verkünden, was notwendig war.
Gottes Vorsehung möge es so fügen, dass er wieder nach Thessalonich zurückkehren kann. Zum Ende hin formuliert Paulus ein Gebet, indem er um Wachstum der Gemeinde an Mitgliedern, aber vor allem an Liebe. Das ist ja das Band, das alles zusammenhält, wie Paulus in einem anderen Brief schreibt.
Die Liebe ist der Kern aller Bestrebungen und die Quintessenz des Evangeliums. Durch sie wird der Mensch vor Gott geheiligt und bereit für die Wiederkunft Christi. Diese wurde unmittelbar bevorstehend erwartet.

Ps 90
3 Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen, du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!

4 Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.
12 Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.
13 Kehre doch um, HERR! – Wie lange noch? Um deiner Knechte willen lass es dich reuen!
14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
17 Güte und Schönheit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Lass gedeihen das Werk unserer Hände, ja, das Werk unserer Hände lass gedeihn!

Im Psalm geht es um die Vergänglichkeit unseres Lebens. Es handelt sich um ein Bittgebet des Mose, der die Vergänglichkeit des Menschen gleichsam beklagt. Als Antwort auf Paulus‘ Worte passt es zwar nicht, was dessen Freude über den Glauben der Thessalonicher anbelangt, umso mehr zum Ende hin, das auf die Wiederkunft Christi lenkt. Wenn er wiederkommt, werden wir begreifen, wie vergänglich die alte Schöpfung wirklich ist.
„Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen, du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!“ Das drückt den Kreislauf des Lebens gut aus, es spielt hier auf die Schöpfung des Menschen aus dem Ackerboden an. Deshalb heißt der Mensch ja auf Hebräisch auch Adam. Es leitet sich von dem Wort Adamah ab, das „Ackerboden“ heißt.
„Tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.“ Die Nachtwachen dauern laut jüdischer Zählung um die vier Stunden im Gegensatz zur römischen Zählung von drei. Das hängt damit zusammen, dass die Juden die Nacht in drei Phasen aufteilen. Bei Gott gibt es keine Zeit. Er lebt in der Ewigkeit und die Kategorie der Zeit gehört zum Bereich der Schöpfung. Bei Gott ist Timing also ganz anders als bei den Menschen. Deshalb ist es uns unmöglich, nach einem Datum der Wiederkunft Christi nachzudenken.
Mit Vers 12 erreichen wir den Kern des Psalms, denn er beinhaltet die zentrale Bitte an Gott: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Gott möge den Israeliten damals wie uns Christen heute die Gnade schenken, das Leben bewusst zu leben. Jesus nennt es „wachsam sein“ und nüchtern bleiben statt berauscht von der Weltlichkeit der Welt. Wir sollen immer so leben, als wäre es unser letzter Tag. Dann werden wir ihn bewusst durchleben und uns von Herzen um ein Leben nach den Geboten bemühen. Wir sollen nicht so dahinvegetieren, als gebe es kein Morgen, perspektivlos und unmotiviert. Wir sollen stets sinnerfüllt leben. Wenn Gott uns seine Weisheit schenkt, wird unser Herz weise. Diese Weisheit ist ewig und vollkommen, weil sie eine Gabe Gottes darstellt.
„Kehre doch um, HERR! – Wie lange noch? Um deiner Knechte willen lass es dich reuen!“ Gott soll nicht umkehren wie ein Mensch im Sinne einer Bekehrung von den Sünden. Gott ist vollkommen und heilig, er ist nur gut. Aber er soll sein Angesicht den Israeliten wieder zuwenden. Mose betet diese Worte wohl im Kontext eines Leidens aufgrund der Sünden des Volkes. Wir verstehen heute, dass nicht Gott sein Angesicht von uns abwendet, sondern der Mensch sich von ihm entfernt. Gott muss nichts „bereuen“, weil das eine Eigenschaft ist, die sündige Menschen haben können, nicht der heilige Gott. Das ist eine menschliche Sichtweise auf Gott, die ihrer Zeit geschuldet ist. Wir erkennen an so einer Bibelstelle, dass es auch menschliche Einflüsse gibt, viele Anthropomorphismen, Gottesbilder aus Sicht von Menschen einer bestimmten Zeit und Kultur. Die Wendung „wie lange noch“ ist typisch für Klagepsalmen und beweist, dass die Menschen damals durchaus verstanden haben, dass Leiden zeitlich begrenzt ist. Gott lässt nicht zu, dass der Mensch ewig leiden muss. Jene, die Gott fürchten, werden das ewige Heil genießen, das Kreuz ist aber zeitlich streng begrenzt.
„Sättige uns am Morgen mit deiner Huld“ – Gott soll dem Israeliten Segen verleihen für den Tag. Das gilt auch für uns heute. Wenn wir den Morgen mit einer guten Meinung begehen und alles im Laufe des Tages Gott zur Ehre und in seiner Gegenwart tun, dann wird es geheiligt und gereinigt. Dann erfüllt es unseren Tag mit Sinn. Dann leben wir so, dass wir die Beschränktheit unseres Lebens stets vor Augen haben. Und wenn Gottes Segen über allem steht, dann ist der Mensch zeitlebens glücklich. Von Gott hängt ab, ob das Werk unserer Hände gedeiht, Früchte trägt, etwas Gutes bringt. Der Morgen kann mit Blick auf die Lesung auf die Jugend des Menschen bezogen werden. Nicht umsonst sagen wir ja auch „Lebensabend“. Lesen wir diesen Vers also biographisch, heißt es, dass Gott uns in der Jugend seine Huld erweisen soll. Wenn Gott schon im frühen Alter Segen verleiht, wird dieser das ganze Leben hindurch anhalten.

Mt 24
42 Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43 Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
44 Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
45 Wer ist denn der treue und kluge Knecht, den der Herr über sein Gesinde einsetzte, damit er ihnen zur rechten Zeit die Nahrung gebe? 46 Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
47 Amen, ich sage euch: Er wird ihn über sein ganzes Vermögen einsetzen.
48 Wenn aber der Knecht böse ist und in seinem Herzen sagt: Mein Herr verspätet sich!
49 und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und mit Zechern isst und trinkt,
50 dann wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt;
51 und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.

Im Evangelium hören wir heute einen Abschnitt aus der großen Endzeitrede Jesu, die den Kreis der heutigen Lesungen schließt. In dieser Rede bringt er viele Gleichnisse an, die das Ende der Welt umschreiben und vor allem die Wachsamkeit aufgrund des unbekannten Datums verdeutlichen.
Jesus sagt gleich zu Beginn, dass die Wachsamkeit unabdingbar ist, „denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ Es ist wie mit einem Hausherrn, der sich auf die Lauer legt, weil er die Stunde des Einbrechers nicht kennt. Er wird sich ja nicht gemütlich schlafen legen und zulassen, dass sein Haus ausgeraubt wird. Das ist fahrlässig und schadet ihm. Das versteht jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand. Und so sollen auch die Christen wachsam sein, sich nicht von der Weltlichkeit berauschen lassen, sondern immer im nüchternen Zustand sein, denn es ist für das ewige Leben fahrlässig, zu „schlafen“. Der Dieb, der ihnen nämlich das ewige Leben rauben will, ist heimtückisch und nutzt jede Gelegenheit ihres „Schlafes“ aus, sie auszurauben. Aber das Bild nutzt Jesus nicht für diese moralische Lesart (also auch wachsam sein, um nicht den Stand der Gnade zu verlieren, indem man den Versuchungen erliegt). Vielmehr möchte Jesus darauf hinaus, dass er selbst wiederkommt, um das Weltgericht einzuleiten. Die Christen sollen nicht fahrlässig sein und ihr Leben schleifen lassen. Denn wenn Jesus dann unerwartet wiederkommt und sie nicht im Stand der Gnade sind, wie soll er über sie ein gutes Gerichtsurteil verhängen? So sollen sie jeden Tag so leben, als wäre es ihr letzter. Das gilt für uns alle. Wir sollen nicht in Endzeitangst leben und jeden Tag panisch werden, weil jeden Moment das Ende der Welt kommen könnte, sondern bewusst leben, uns immer um ein reines Herz bemühen und die Gebote Gottes halten und stets umkehren. Dann müssen wir auch keine Angst vor einer plötzlichen Parusie und einem schlechten Gerichtsurteil des Menschensohns haben.
Jesus bringt noch ein anderes Gleichnis an, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen: Die Christen sind ein Knecht, den der Hausherr Christus während seiner Abwesenheit damit beauftragt, sich um sein Haus zu kümmern, das die Kirche ist. Wenn er dann länger auf sich warten lässt (und diese Erfahrung haben die frühen Christen ja irgendwann gemacht, denn sie dachten, das dauert nur paar Jahre), sollen sie dennoch treu ihre Aufgabe erfüllen und sich nicht darüber aufregen. Wenn sie ihre Aufgabe nämlich irgendwann schleifen lassen und Jesus dann unerwartet kommt, wird es für sie böse enden. Wenn ein Knecht nämlich anfängt, die Mitknechte zu schlagen und sich zu betrinken (Weltrausch!), dann wird es böse enden. Er wird „in Stücke gehauen“ und wo er landet, werden „Heulen und Zähneknirschen sein“. Das ist stets ein Code für die Hölle. Wir sollen also treue Knechte sein, damit der Herr uns viel Verantwortung zutraut und wir am Ende die ewige Seligkeit erlangen.

Ihre Magstrauss

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