27. Sonntag im Jahreskreis (B)

Gen 2,18-24; Ps 128,1-2.3.4-6; Hebr 2,9-11; Mk 10,2-16

Gen 2
18 Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.
19 Gott, der HERR, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte sein Name sein.
20 Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war, fand er nicht.
21 Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.
22 Gott, der HERR, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.
23 Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein / und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden; / denn vom Mann ist sie genommen.
24 Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an und sie werden ein Fleisch.

In der heutigen Genesislesung hören wir die Fortsetzung des „zweiten“ Schöpfungsberichts. Darin wird beschrieben, wie der Mensch als Abbild Gottes nicht für sich allein sein soll. Denn auch Gott ist in sich Gemeinschaft und hat den ganzen himmlischen Hofstaat aus Engelscharen um sich.
So soll der Mensch eine Hilfe erhalten, die ihm ebenbürtig ist. Zuerst schafft Gott die Tiere aus dem Erdboden und führt sie dem Menschen zu. Dieser soll die Tiere benennen. Der Vorgang ist als Systematisierung zu betrachten. Als Abbild Gottes kann auch der Mensch die Welt in eine Ordnung bringen. Er bildet das Wesen des Logos ab. Er hat eine Vernunft. So benennt der Mensch nun alle Tiere der verschiedenen Tierarten. Doch keines der Tiere ist ihm wirklich ebenbürtig. Wir begreifen, dass „Adam“, was sich hinter dem hier stets formulierten Begriff „Mensch“ verbirgt, nach einem Wesen mit einem Selbstbewusstsein sucht. Das bedeutet er braucht einen „Jemand“, einen Mitmenschen, der sich so wie er auch als Ich begreift. Tiere haben dieses Selbstbewusstsein nicht. Sie können nicht über das Warum ihrer Existenz nachdenken. Sie denken nicht über den Sinn des Lebens nach. Nur zwei Ichs können zum Wir werden. Dies funktioniert dadurch, dass das Ich namens Adam ein ebenbürtiges Wesen als Du bezeichnen kann. Tiere sind also nicht wertlos und deshalb keine Hilfe für den Menschen, sondern sie sind keine Personen. Der Mensch braucht aber eine Person zur Gemeinschaft, die ebenbürtig ist. So lässt Gott „einen tiefen Schlaf“ auf den Menschen fallen. Das wird unterschiedlich bewertet. Man liest sehr oft, dass damit der Tod gemeint ist. Die Kirchenväter deuten diese Stelle auch unterschiedlich, aber in der typologischen Betrachtung geht die Tendenz in Richtung Tod: So wie Christus stirbt und aus seiner Seitenwunde – dem ultimativen Beweis seines Todes – die Kirche, seine Braut, hervorgegangen ist, so ist Adam euphemistisch „in den Schlaf gesunken“, das heißt gestorben, damit aus seiner Seite seine Braut hervorgeht.
Der Begriff für die Rippe Adams ist צֶלַע zela, was wiederum unterschiedlich ausgelegt worden ist, denn alternativ ist der Begriff mit „Seite“ zu übersetzen. So existiert die jüdische Auslegung dieser Schriftstelle als Erschaffung der Frau als Seite des Mannes. Wir sagen ja auch liebevoll zum Partner „meine bessere Hälfte“. Bedeutsam ist dies für uns, wenn wir daraus schließen: Gott hat die Menschen aufeinander hin geschaffen. Sie gehören zusammen.
Wenn wir die Kirchenväter konsultieren und auch die breite jüdische Auslegung im Blick haben, dann wird der Begriff zumeist mit „Rippe“ übersetzt. Auch die Septuaginta, das griechische Alte Testament, übersetzt mit πλευρά pleura, also „Rippe“. Wichtig ist bei der Bezugsetzung des Schöpfungsaktes zu Christus und seiner Kirche die übertragene Bedeutung von „Rippe“. Sie ist nahe am Herzen. Die Frau ist somit ganz nahe am Herzen des Mannes geschaffen. Sie ist zudem geschaffen aus dem Mann, damit ihre Einheit ganz und gar schon vom Schöpfungsakt her angelegt ist. Diese Einheit setzt Augustinus zur Einheit von Christus und seiner Kirche in Beziehung.
Wie man den Menschen bis dahin bewerten muss, wird ausführlich in der Forschung diskutiert: Ist er schon von männlichem Geschlecht, als er alleine ist? Oder ist er zuerst neutral und wird zum Mann im geschlechtlichen Sinne, als die Frau aus seiner Rippe geschaffen wird? Die Tradition bewertete diese Stelle immer als Erschaffung der Frau aus dem bereits existierenden Mann. Zugleich sehen wir, dass von da an Adam immer wieder als אִ֖ישׁ isch bezeichnet wird, die Frau als אִשָּׁ֔ה ischah. Das ist ein Wortspiel im Hebräischen, denn es bedeutet von der hebräischen Grammatik her „vom Mann“. Es ist schwer, dieses Wortspiel in der deutschen Übersetzung aufzugreifen, sodass es nicht anders geht, als bei „Frau“ zu bleiben. Luther versuchte das Wortspiel durch den Begriff „Männin“ anzudeuten. Wenn die Frau „vom Mann“ ist, dann impliziert es, dass der Mensch schon vor Erschaffung der Frau als Mann geschaffen worden ist. Es heißt ja nicht „vom Menschen“. Der Mensch wird zudem auch nach der Erschaffung der Frau als „Mensch“ bezeichnet, da es sein Name ist (Adam).
Als Adam „aufwacht“ und das erste Mal die Frau sieht, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Wir müssen uns vorstellen, dass er sich die ganze Zeit danach gesehnt hat, einem Wesen in die Augen zu sehen, das ihn mit einer Seele anschaut, ihn bewusst anblickt, weil es sich als Ich begreift. Nun schaut er diesem Wesen in die Augen und erkennt ein Ich, das für ihn zum Du wird. Endlich ein ebenbürtiges Wesen! Man kann sogar sagen, dass er ein richtiges Selbstbewusstsein, ein Gefühl für sein eigenes Ich erst durch ein ebenbürtiges Gegenüber erhält. Durch die Abgrenzung von den verschiedenen Tieren wird aber bereits ein Ich-Verständnis geschaffen. Denn Adam realisiert ja mehr und mehr, dass er anders ist als der Rest.
Nun sieht er also ein ebenbürtiges Gegenüber vor sich. Er erkennt insgesamt, dass die Frau ihm ganz ähnlich ist. Deshalb ruft er begeistert aus: „Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch.“
Weil Mann und Frau ganz aufeinander hin bezogen sind und als Einheit geschaffen wurden – der Mann ist komplett mit der Frau an seiner Seite (!) – wird der Mann sich von da an von seinem Elternhaus lösen, um sich ganz mit der Frau zu verbinden, dass sie ein Fleisch werden. Die Ehe liegt in diesem Schöpfungsakt begründet. Wenn man über sie spricht, geht es nicht ohne naturrechtliche Basis.

Ps 128
1 Ein Wallfahrtslied. Selig jeder, der den HERRN fürchtet, der auf seinen Wegen geht!
2 Was deine Hände erarbeitet haben, wirst du genießen; selig bist du – es wird dir gut ergehn.
3 Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock im Innern deines Hauses. Wie Schösslinge von Ölbäumen sind deine Kinder rings um deinen Tisch herum.
4 Siehe, so wird der Mann gesegnet, der den HERRN fürchtet.
5 Es segne dich der HERR vom Zion her. Du sollst schauen das Glück Jerusalems alle Tage deines Lebens.
6 Du sollst schauen die Kinder deiner Kinder. Friede über Israel!

Als Antwort auf die Lesung beten wir Ps 128, der zum psalmübergreifenden Wallfahrtslied 120-134 gehört. Er stellt einen Haussegen dar. Selig sind wir, wenn wir Gottes Gebote halten. Wir werden Segen haben, wenn wir „auf seinen Wegen“ gehen. Dieser Segen wird sich z.B. am Erntereichtum zeigen. Das greift Gen 3 auf, wo als Folge des ersten Sündenfalls die mühevolle Arbeit angekündigt wird, um das tägliche Brot essen zu können. Erntereichtum ist umso mehr ein Zeichen der Gnade Gottes.
Wenn man den Segen Gottes hat, ist man fruchtbar – im Sinne von Nachkommenschaft wie des Ernteertrags. Die Frau ist dann wirklich ein fruchtbarer Weinstock und die Kinder Schösslinge von Ölbäumen. Das Begriffsfeld Wein-Öl ist typisch für den Segen und die Fülle der Freude Gottes.
Auch Vers 4 drückt aus, dass der gottesfürchtige Mann gesegnet sein wird. Wer Gott aber fürchtet, wird sein Leben nicht einfach schleifen lassen. Das trifft auch für die gottesfürchtige Frau zu, die etwas aus ihrem Leben macht und mit anpackt.
Wenn es dann zum Ende hin heißt „Es segne dich der HERR vom Zion her“, dann ist das ein besonderer Segen. Für die Israeliten war das die maximale Form von Segen, denn „vom Zion“ meint „vom Tempel“. Und dort wohnte die Herrlichkeit Gottes. Wir Christen sehen darin eine typologische Verbindung zum eucharistischen Segen. „Zion“ ist nun die Kirche, in der das Allerheiligste nicht mehr die Bundeslade, sondern der Tabernakel mit den konsekrierten Hostien ist – das fleischgewordene Wort Gottes.
Das ewige Schauen des Glücks Jerusalems ist dann auch mehr als nur wörtlich zu verstehen: Es bezieht sich auf die Glückseligkeit des himmlischen Jerusalems. Dann werden wir mit der himmlischen Familie, also in Gemeinschaft der Heiligsten Dreifaltigkeit leben. Dann kommen wir von der Abbildhaftigkeit zur Vollendung. Das dürfen wir sakramental schon jetzt erfahren in der Gemeinschaft der Gläubigen, der Kirche. Wir sind eine einzige Familie, bei der der Priester unser Vater ist. Er sorgt für die Sakramente und Sakramentalien. Die Kirche gebärt uns, zieht uns auf und nährt uns mit den Heilsmitteln seelisch. Alle Gläubigen sind Geschwister im Glauben und bilden so die geistliche Familie, von der Jesus gesprochen hat (Mt 12,50; Mk 3,35).
Vers 6 führt den Gedanken des Segens Gottes durch Nachkommenschaft fort, wobei der Segen sich auch durch beständige Weitergabe des eigenen Blutes ausdrückt. Man lebt in den Nachkommen weiter und stirbt nie aus.

Hebr 2
9 aber den, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, Jesus, ihn sehen wir um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; es war nämlich Gottes gnädiger Wille, dass er für alle den Tod erlitt.
10 Denn es war angemessen, dass Gott, für den und durch den das All ist und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte, den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete.
11 Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle aus Einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen.

Der Herr hat diesem neuen Menschen alles unterworfen, auch wenn wir jetzt noch nicht sehen, „dass ihm alles unterworfen ist“.
Herrlichkeit und Ehre Christi sehen wir an seinem Todesleiden. Auch im Johannesevangelium wird die Passion als Weg der Verherrlichung betrachtet, gleichsam als Inthronisation des Königs, dessen Krone aus Dornen besteht. Seine Erhöhung als König besteht in der Erhöhung am Kreuz. Was ihn aber vor allem erhöht hat, ist die sühnende Wirkung seines Leidens und Sterbens. Dieser Weg bis an Kreuz ist Gottes Wille, so stand es schon fest vor aller Zeit.
„Gott, für den und durch den das All ist“ führt uns zurück zu Kol 1,16, wo Paulus diese Aussage explizit auf Christus anwendet. Gott ist der Urheber der Schöpfung und alles läuft auf ihn zu. Er ist der Sinn hinter allem und er ist unser Ziel. Das Ziel ist die ewige Gemeinschaft in seinem Reich. Er hat uns Menschen geschaffen, nicht weil er ohne uns nicht kann, sondern weil er ohne uns nicht sein möchte. Diese ewige Gemeinschaft erlangen wir als Familie Gottes, nämlich wenn wir durch die Taufe zu „Söhnen“ werden – und Töchter.
Christus ist der, der uns heiligt – denn durch sein Erlösungswirken hat er uns die Heiligung erwirkt – und wir sind jene, die geheiligt werden in der Taufe. So werden wir neugeboren im Hl. Geist, aus dem wir nun stammen. Wir erhalten mit der Taufe gleichsam eine geistliche Genealogie und werden zur Familie Gottes. Deshalb nennt uns Christus von da an Brüder (die Schwestern dürfen wir getrost mitdenken). Er wird unser Bruder, weil wir zu Königskindern werden und er der Sohn Gottes ist.

Mk 10
2 Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen.
3 Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben?
4 Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
5 Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
6 Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen.
7 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen
8 und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.
9 Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
10 Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber.
11 Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch.
12 Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
13 Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht.

14 Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
15 Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
16 Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

Im Evangelium geht es auch um Mann und Frau, Treue und Unauflöslichkeit des Ehebundes. Diesmal hören wir von einer Intrige, die Jesus durchschaut. Die Pharisäer wollen ihn auf die Probe stellen und ihn dazu provozieren, gegen Mose zu sprechen. Sie fragen Jesus: „Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen?“ Mose hat es erlaubt, wenn „sie ihm dann aber nicht gefällt“ (Dtn 24,1). Wenn Jesus also mit Nein antwortet, würde er sich dadurch gegen Mose auflehnen. Jesus antwortet aber ganz im rabbinischen Stil mit einer Gegenfrage: „Was hat euch Mose vorgeschrieben?“ Jesus verlässt die juristische Ebene der Pharisäer-Frage und hebt die Diskussion auf die Ebene des göttlichen Rechts. Nicht das, was Mose erlaubt hat, ist das Höchste der Gefühle, sondern was Gott von Anfang an geboten hat. Es geht um Gottes Bundesbeziehung, nicht um eine juristische Fragestellung. Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen und dann zu dem ersten Menschenpaar gesagt: „Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Das zitiert er, um auf die Pointe hinzuführen: Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Die Ehe ist unauflöslich, weil sie die Liebe Gottes widerspiegelt. Kein Mensch kann das antasten, selbst wenn er wollte.
Jesus erklärt klipp und klar, dass Mose die Erlaubnis nur wegen der Hartherzigkeit der Israeliten zugelassen hat, obwohl es am Anfang nicht so war. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es zur Zeit Jesu in der Auslegung der Torah die Tendenz gab, zwischen Mose und Mose zu unterscheiden. Das heißt man setzte unterschiedliche Prioritäten innerhalb der fünf Bücher Mose, weil man annahm, dass die Zehn Gebote, die Gott vom Sinai aus gab, das Höchste seien. Nach der Anbetung des goldenen Kalbs zerbrach Mose diese ja und erhielt neue, musste dann aber wegen der unverständigen Israeliten noch weitere Gesetze erlassen, zu denen z.B. dieser Kompromiss der Scheidungsurkunde gehört. Aber Gottes Gebote sind das Allerhöchste und somit allem vorzuziehen. Was Gott Adam und Eva angeordnet hat, ist also das Höchste und gilt schon längt, bevor es sogar die Zehn Gebote gibt.
Als Jesus mit seinen Jüngern alleine ist und diese nochmal nachhaken, erklärt Jesus nachdrücklich: Man und Frau begehen beide Ehebruch, wenn sie ihren Partner verlassen und einen anderen heiraten. Das ist neu, denn bisher kam der Mann ungeschoren davon, selbst wenn er seine Frau aus der Ehe entlassen hat.
Dann schließt sich noch eine andere Episode an. Es kommen Menschen mit ihren Kindern zu Jesus in der Hoffnung, dass dieser ihnen die Hände auflege und sie segne. Jesu Jünger reagieren aber verärgert und möchten die Menschen daran hindern.
Jesus entgegnet jedoch: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!“ Der Grund ist entscheidend, denn in dieser Episode werden uns die Kinder zum Vorbild: „Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ Welche Eigenschaften besitzen Kinder, die sie zu Vorbildern machen und sogar zu Voraussetzungen für das Reich Gottes?
Kinder sind frei. Sie sorgen sich nicht darum, was andere über sie denken, sondern sind einfach sie selbst. Diese Haltung kommt der Demut sehr nahe. So sollen wir uns im Lichte Gottes sehen, wie wir sind und auch diese innere Freiheit eines Kindes im Umgang mit anderen Menschen haben.
Kinder sind immerzu bedürftig. Sie selbst haben keinen Reichtum, sondern empfangen alles von ihren Eltern. Sie sind in diesem Sinne arm. So sollen auch wir alles vom Vater erwarten, der uns mit allem ausstattet, was wir in unserem Leben brauchen. Es ist die Haltung, mit leeren Händen zum Vater kommen zu können. Wie soll uns der Herr reich beschenken, wenn wir meinen, schon alles zu haben?
Kinder haben ein großes Vertrauen zu ihren Eltern. Sie können sich im Wissen, dass ihre Eltern sich um sie kümmern, schlafen legen und sich ganz fallen lassen. Sie machen sich keine Gedanken, wie das Essen auf den Tisch kommt oder wann die Steuererklärung gemacht werden muss. Sie können sich ganz in ihrer kindlichen Weltsicht bewegen und spielen. So sollen auch wir uns keine Gedanken machen, was wir essen sollen, was wir anziehen sollen, weil der Vater im Himmel für alles sorgt. Das ist etwas zugespitzt, denn ganz so kindlich können wir als Erwachsene nicht durchs Leben gehen. Doch es geht um die grundsätzliche Haltung. Demut, Armut, Vertrauen. Wenn wir uns diese Eigenschaften nicht auch in Bezug zum himmlischen Vater aneignen, können wir das Reich Gottes nicht schauen. Was Jesus vorbereitet und dann stiften wird, ist der Neue Bund, der eine ganz besondere Gotteskindschaft bringen wird.
Kinder werden im Alten Israel gering geachtet. Deshalb möchten die Jünger auch nicht, dass die Menschen ihre Kinder zur Segnung bringen. Doch Jesus möchte die Menschen dafür sensibilisieren, dass im Reich Gottes ganz andere Prioritätensetzungen vorherrschen. Dort wird nicht mehr vom Wert her unterschieden. Jeder Mensch ist vor Gott ein kostbarer Schatz.

Heute hören wir sehr viel über Ehe und Partnerschaft, über Gemeinschaft und Liebe sowie Gotteskindschaft. Das sind die wirklich elementaren Dinge, die wir wissen müssen auf dem Weg ins Himmelreich.

Ihre Magstrauss

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