Donnerstag der 27. Woche im Jahreskreis

Mal 3,13-20a; Ps 1,1-2.3.4 u. 6; Lk 11,5-13

Mal 3
13 Was ihr über mich sagt, ist kühn, / spricht der HERR. Doch ihr fragt: Was sagen wir denn über dich?

14 Ihr sagt: Es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. / Was haben wir davon, wenn wir auf seine Anordnungen achten und vor dem HERRN der Heerscharen / in Trauergewändern umhergehen?
15 Darum preisen wir die Überheblichen glücklich, denn die Frevler haben Erfolg; / sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon.
16 Darüber redeten die miteinander, die den HERRN fürchten. / Der HERR horchte auf und hörte hin. Und man schrieb vor ihm ein Buch, das alle in Erinnerung hält, / die den HERRN fürchten und seinen Namen achten.
17 Sie werden an dem Tag, den ich herbeiführe / – spricht der HERR der Heerscharen -, mein besonderes Eigentum sein. Ich werde gut zu ihnen sein, / wie ein Mann gut ist zu seinem Sohn, der ihm dient.
18 Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Frevler, / zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.
19 Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: / Da werden alle Überheblichen und alle Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, / spricht der HERR der Heerscharen. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen dann bleiben.
20 Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, / wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen / und ihre Flügel bringen Heilung.

So wie die letzten Wochen auch hören wir heute die Lesung aus einem der kleinen Propheten. Wir kommen nun zum Buch Maleachi, eine Schrift, die sehr messianisch ist. Es wird oft in Verbindung mit dem Buch Sacharja gesehen. Die Abschnitte des Maleachibuchs werden Diskussionsworte genannt. Das dritte Kapitel, dem die heutige Lesung entnommen ist, behandelt das kommen des Tags des HERRN, der vor allem eschatologisch gesehen wird. Die Messiaserwartung ist zur Entstehungszeit des Buchs schon sehr fortgeschritten. Dabei wird sein Kommen mit dem Ende der Zeiten verknüpft. Mit dem Ende der Zeiten kommt wiederum das Gericht Gottes. Hier wird ein Zwiegespräch thematisiert, das deshalb etwas von einem Gerichtshandeln hat.
Gott konfrontiert die Ungerechten mit ihrer Sünde. Er sagt ihnen, dass sie kühn sind, wenn sie meinen, gottlos leben zu können und damit davonzukommen. Sie nehmen die Überheblichen zum Vorbild, die Gott auf die Probe stellen und trotz Gottesferne ein vermeintlich erfolgreiches Leben führen. Was Gott ihnen sagen möchte: Es ist eine Illusion. Weder sind sie langfristig glücklich und erfolgreich, noch kommen sie davon. Gottes Gericht kommt und dann kann keiner diesem entrinnen, auch ihre vermeintlichen Vorbilder nicht.
Die Gerechten sind dagegen die Gottesfürchtigen. Es sind jene, die seinen Namen achten. Das Buch, von dem hier die Rede ist, wird bei verschiedenen Propheten genannt, die eschatologische Botschaften verkünden. Immer, wenn es um das Gericht Gottes und das Ende der Zeiten geht, ist die Rede von diversen Büchern. Oft liest man von Büchern, in denen sämtliche Taten aufgelistet werden oder nur die schlechten Taten. Hier wird wohl das Buch des Lebens angedeutet, das den Namen derer verzeichnet, die gerecht sind.
Die Namen, die dort eingetragen sind, werden am Tag des HERRN Gottes besonderes Eigentum sein. Das ist Bundessprache. Sie werden die Familie Gottes ausmachen. Gott sagt zu, dass er zu ihnen sein wird wie ein gütiger Vater. Wenn der besagte Tag kommt, wird es also Überraschungen geben, weil die bisherigen Zustände und Maßstäbe dem Maßstab Gottes nicht standhalten werden. Die jetzt gefeiert werden als die Gottlosen, die meinen, davonzukommen, werden eine böse Überraschung erleben. Die, die Gott treu geblieben sind, werden aber Gottes besonderes Eigentum sein. Wenn Gottes Gericht kommt, wird offenbar, wie die wahren Verhältnisse sind.
Dann wird das Feuer der Liebe Gottes brennen „wie ein Ofen“. Bestehen wird dann nur die Liebe. Die Überheblichen und Frevler werden dagegen zu Spreu, die der Wind verweht. Vom Hochmut wird nichts mehr übrigbleiben. Nicht mal die Wurzel wird ihnen dann noch bleiben. Eine Chance zur Umkehr wird es dann nicht mehr geben. Dann wird alles zu spät sein und ein endgültiges Urteil gefällt.
Dagegen wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen über den Gottesfürchtigen. Das ist höchst messianisch. Am Ende der Zeiten wird Christus als verherrlichter Menschensohn zurückkehren und die Sonne der Gerechtigkeit sein. Doch diese Worte, die im Wortsinn eschatologisch gemeint sind, können bereits auf das erste Kommen Christi bezogen werden, denn mit seiner Menschwerdung ist das Ende der Zeiten bereits angebrochen. Mitten in der Nacht ist die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen. Zusammen mit dem Morgengrauen ist die Sonne der Gerechtigkeit auferstanden von den Toten. Er ist wirklich der Heiland, von dem die Menschen sagen: Er hat alles gut gemacht (Mk 7,37).

Ps 1
1 Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, 
2 sondern sein Gefallen hat an der Weisung des HERRN, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt. 
3 Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, es wird ihm gelingen. 
4 Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. 
6 Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber verliert sich.

Der Psalm führt den Gedanken des Segens Gottes weiter, der den Standhaften zuteilwerden wird. Wer nach Gottes Geboten lebt, ist ganz an der Quelle und gedeiht. Er bringt Frucht! Es bezieht sich hier im Text auf die Torah und ist als Paränese für die Juden gedacht. Doch darüber hinaus werden auch wir damit angesprochen. Wir haben Segen in unserem Leben, wenn wir die Gebote halten. Denn dann sind wir mit dem Weinstock verbunden, der Jesus ist. Wir sind dann im Stand der Gnade und können darin Frucht bringen. Das bezieht sich auch auf unser Gebet. Wo wir im Stand der Gnade um etwas bitten, wird es uns gegeben (, wenn es Gottes Wille entspricht). Jesus sagt in Joh 15: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun“. Auch die Kirche muss mit dem Weinstock verbunden sein, wenn sie Frucht bringen will. Würde jemand ein Sakrament nicht gemäß Jesu Stiftungswillen spenden, wäre es ungültig. Wenn wir auch als Kirche nach Gottes Willen suchen, wird sie Bestand haben. Christi Kirche werden die Mächte der Finsternis dann nicht überwältigen.
Ganz nach dem zwei-Wege-Schema werden dann die Frevler beschrieben, die nicht nach den Geboten Gottes leben. Sie werden als „Spreu“ bezeichnet, „die der Wind verweht“. Das erinnert sehr stark an die Zerstreuung des Volkes Israel. Durch die babylonische Gefangenschaft wurden die Israeliten wie Spreu vom Wind verweht. Auch im Laufe der Menschheitsgeschichte, nicht erst am Ende der Zeiten, vollzieht Gott bereits Gerichtsurteile, um die Menschen zur Umkehr aufzurufen. Gott ist barmherzig und hat die Verstreuten damals wieder gesammelt. So ist es auch mit der Kirche. Ihre Schafe zerstreuen sich in alle Richtungen, wenn sie keinen guten Hirten haben. Dieser ist Jesus, auf den sie hören sollen. Er hat Stellvertreter eingesetzt, doch diese werden ihrem Amt oft nicht gerecht. Wir Menschen kommen vom rechten Weg ab, wenn wir Gottes Gebote nicht halten. Dieser Weg hätte uns aber zum Himmelreich geführt. Gott ist so groß, dass er uns auch auf Abwegen immer wieder zurück auf den richtigen Weg navigiert, aber irgendwann ist es zu spät. Davon berichtet uns ja das Buch Maleachi. Dann werden wir am Ende unseres Lebens an einem anderen Ziel ankommen, als uns lieb ist. Hören wir auf das Navigationssystem Gottes und wenden wir!

Lk 11
5 Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote;

6 denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!,
7 wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?
8 Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.
9 Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet.
10 Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
11 Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange
12 oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?
13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

 Zuletzt hörten wir, wie Jesus seinen Jüngern das Vaterunser beigebracht hat. Nun gibt Jesus Anweisungen zu einem vertrauensvollen Bitten, denn das ist ja der Kern des Gebets.
„Bittet und es wird euch gegeben“ – er ist bereit, alles zu geben, nur müssen wir das auch in Anspruch nehmen! Er ist großzügig, aber wir müssen ihm auch vertrauen. Und wenn wir auf den Psalm zurückschauen, müssen wir ergänzen: Bitten wir mit reinem Herzen und im Stand der Gnade.
„Sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet“ – Wie viele Personen aus der Bibel und auch viele Heilige haben ihr Leben lang Gott gesucht und ihn gefunden, weil er sie gefunden hat. Besonders eindrücklich sehen wir das am Leben des Augustinus, der verschiedene Stationen durchlaufen hat und jedesmal gemerkt hat, dass es noch nicht das Ende war (von verschiedenen philosophischen Schulen bis hin zur Sekte der Manichäer).
Jesus möchte, dass seine Jünger Gott wirklich vertrauensvoll bitten und nicht meinen, dass es sowieso nichts bringt, Bittgebete an ihn zu richten.
Er vergleicht Gottes Großzügigkeit beim Geben mit den Menschen: Sogar unvollkommene Menschen („ihr, die ihr böse seid“) geben dem Anderen etwas, wenn er darum bittet. Dies verdeutlicht er durch rhetorische Fragen: „Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?“ Man gibt vor allem den eigenen Kindern, was sie brauchen. Jesus verwendet das Beispiel der Vater-Kind-Beziehung, weil er den Menschen seinen Vater nahebringen will. Auch sie dürfen ihn Vater nennen, so hat es Jesus sie ja durch das Vaterunser gelehrt. Auch im Buch Maleachi ist die Väterlichkeit Gottes zum Ausdruck gebracht worden. Bundesbeziehung mit Gott ist das Leben als eine große Familie.
Der Vater im Himmel ist nur gut und gibt umso mehr Gaben, wenn man ihn darum bittet als ein unvollkommener Mensch, dessen Großzügigkeit begrenzt ist.
Jesus erklärt die entscheidenden Dinge immer mithilfe von Bildern, Vergleichen, Metaphern etc. Und so schildert er zu Beginn des Evangeliums die Szenerie, dass man um Mitternacht zu einem Freund geht, also jemand, dem man wohlgesinnt ist, und um drei Brote bittet. Dieser wird einem öffnen und das Erbetene geben, wenn schon nicht wegen der Freundschaft, dann wegen der Zudringlichkeit. Umso mehr gibt Gott, wenn wir ihn eindringlich bitten. Er ist absolut gut, gerecht und liebevoll. Er ist bereit, „sein letztes Hemd“ für uns zu geben, wenn er eins hätte. Aber er hat es auch tatsächlich hergegeben – seinen einzigen Sohn! Und Jesus hat sogar sein letztes Hemd gegeben. Die Soldaten haben es unter sich ausgelost! Wenn der Vater schon bereit war, sein Allerliebstes für uns dahinzugeben, wie sehr wird er uns dann mit dem täglichen Brot, mit allem, was wir brauchen, beschenken! Nehmen wir seine Großzügigkeit in Anspruch mit reinem Herzen und guter Absicht. Bitten wir ihn vertrauensvoll darum, was wir brauchen! Wir dürfen nicht zu stolz sein, Gott zu bitten. Darin sollen wir sein wie Kinder. Sie grübeln nicht lange darüber, ob und wie sie etwas ansprechen, sondern fragen ganz unverblümt ihre Eltern um das, was sie brauchen. Wenn sie Hunger haben, sagen sie direkt „ich habe Hunger, gib mir etwas zu essen.“ So sollen wir auch mit dieser kindlichen Demut die Hände aufhalten und uns von Gott geben lassen, was wir nicht selbst herbeiführen können. Dabei müssen wir realisieren: Wir haben unser Leben nicht unter Kontrolle. Wir machen uns die Gesundheit nicht selbst, ebenso wenig den Beruf, den Frieden, die Fruchtbarkeit, den Erfolg etc. Wir können unser Bestes geben, was in unserer Macht steht, aber wir haben es im Letzten nicht in der Hand. Es ist nicht automatisch so, dass wir eine Arbeitsstelle bekommen, nur weil wir uns anstrengen bei der Bewerbung. Es ist nicht automatisch so, dass man ein Kind bekommt, nur weil man alle Umstände berücksichtigt und zur rechten Zeit miteinander zusammenkommt. Man bleibt nicht automatisch gesund, nur weil man sich gut ernährt, Sport treibt, viel an der frischen Luft ist. Guter Dünger auf den Pflanzen garantiert keine gute Ernte. Was ist mit den Konkurrenten bei der Bewerbung, der körperlichen Beeinträchtigung, der möglichen Unfruchtbarkeit, der Prädisposition zu einer schlimmen Krankheit oder schlechtes Wetter? Wir Menschen haben unser Leben nicht unter Kontrolle. Wir sind auf Gottes Gnade und Segen angewiesen. Je schneller wir uns dessen bewusst werden, desto weniger Leid erfahren wir in unserem Leben. Kommen wir noch heute zu ihm, vertrauensvoll wie ein Kind auf den Schoß seiner Mutter oder seines Vaters. Bergen wir uns beim himmlischen Vater und bitten wir ihn um seine Gnade!

Ihre Magstrauss

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