30. Sonntag im Jahreskreis (B)

Jer 31,7-9; Ps 126,1-2b.2c-3.4-5.6; Hebr 5,1-6; Mk 10,46-52

Jer 31
7 Ja, so spricht der HERR: Jubelt Jakob voll Freude zu / und jauchzt über das Haupt der Völker! Verkündet, lobsingt und sagt: / Rette, HERR, dein Volk, den Rest Israels!

8 Siehe, ich bringe sie heim aus dem Nordland / und sammle sie von den Enden der Erde, unter ihnen Blinde und Lahme, / Schwangere und Wöchnerinnen; / als große Gemeinde kehren sie hierher zurück.
9 Weinend kommen sie / und in Erbarmen geleite ich sie. Ich führe sie an Wasserbäche, / auf ebenem Weg, wo sie nicht straucheln. Denn ich bin Vater für Israel / und Efraim ist mein Erstgeborener.

Als erste Lesung hören wir einen Ausschnitt aus Jer 31, dem Kapitel, in dem in den späteren Versen ein neuer Bund angekündigt wird. Es ist auch das Kapitel, in dem die Klage um die Unschuldigen angekündigt wird, die sich mit dem Massaker an den Kindern von Betlehem erfüllen wird. In der ersten Lesung hören wir den Ausschnitt, der eine wunderbare Verheißung bereithält: die Heimkehr der Exilierten zum Zion.
Wir müssen bedenken, dass Jeremia zusammen mit den Exilierten im Exil ist. Immer wieder hat er unliebsame Botschaften Gottes für seine Landleute bereit, die ihnen einen Spiegel vorhalten sollen. Immer wieder betont er in den Gottesworten, dass das Exil die Folge der eigenen Sünde darstellt. Immer wieder hat Gott sein Volk vorgewarnt, doch es hat weiterhin Götzendienst betrieben. Wer nicht hört, muss fühlen. Doch Gott ist barmherzig. Nach der Zeit des Leidens im Exil wird er sein Volk zurückführen in die Heimat, ins verheißene Land, das ja eine Gottesgabe an Israel ist.
Es ist ein Grund zum Jubel. Wenn in Vers 7 gesagt wird: „jauchzt über das Haupt der Völker!“, dann ist das unerhört. Die Völker, das heißt die nichtjüdischen Völker, erheben ja gerade ihr Haupt über Israel. Sie triumphieren in ihrer Unterdrückung des Gottesvolkes. Doch es wird eine Zeit kommen, in der die Exilierten über das Haupt der Völker stehen werden. Das Blatt wird sich wenden, das politisch gesehen im Moment so aussichtslos erscheint. Dann wird wieder Grund zum Lobpreis sein. Jetzt schon kann Juda sich freuen über das Licht am Ende des Tunnels. Dann wird Gott den Rest Israels retten.
Es lässt uns staunen, wenn plötzlich das Nordland hier genannt wird: Zu jener Zeit ist ja nicht nur das Südreich Juda verschleppt worden, sondern schon zuvor das Nordreich durch die Assyrer gefallen. Die Botschaft Gottes durch den Mund Jeremias betrifft also das ganze Volk Israel, nicht nur Juda! Was hier angekündigt wird, ist die Heimführung und Wiedervereinigung des zuletzt gespaltenen Königreichs Israel! Vor allem wenn wir dann bedenken, dass ein neuer Bund angekündigt wird, der die Einheit wiederherstellt, begreifen wir, dass hier eine Botschaft über Juda hinausgeht.
Von den Enden der Erde wird Gott alle Menschen sammeln. Das ist wörtlich zunächst auf die Verschleppten in alle Himmelsrichtungen, auf die Diaspora der verschiedenen Stämme zu beziehen. Das betrifft aber noch viel mehr die Sammlung eines neuen Gottesvolks durch Christus. Schon bei seinem öffentlichen Wirken wird das deutlich, als aus allen Himmelsrichtungen die Menschen zu ihm strömen und zu seinen Jüngern werden. Dies geschieht umso mehr durch die Kirche als das Volk Gottes, die aus allen Himmelsrichtungen die Menschen sammelt. So wie Gott mit dem Volk Israel Versöhnung erleben wird, dessen Zerstreuung das Ergebnis ihrer Sünde ist, so sammelt der Herr auch alle zerstreuten Schafe seiner Herde, die in Sünde gefallen sind. Durch das Sakrament der Beichte werden wir ebenfalls wieder ins Heimatland zurückgeführt. Und am Ende der Zeiten wird es eine universale Sammlung geben zum Weltgericht.
Im Wortsinn ist die verheißungsvolle Aussage in Vers 8 ganz und gar liturgisch. „Als große Gemeinde“ werden sie zurückkehren! Und wenn wir die Personengruppen sehen, wird Gottes Barmherzigkeit wieder deutlich. Er hat ein Herz für die „Armen“ in jeglicher Hinsicht – für die Benachteiligten und Schwachen der Gesellschaft. Es sind vor allem solche Gruppen, die nach bisherigem Standard als gottesdienstunfähig gelten, weil sie kultisch unrein sind. Die Wöchnerinnen, jene, die körperliche Beeinträchtigungen erleiden. Dann wird deutlich, dass die Gemeinde fähig zum Gottesdienst ist, weil sie nicht körperlich, sondern seelisch rein ist!
Sie werden nämlich kommen in Reue und Demütigung – das zeigt sich an ihrem Weinen. Gott wird sie dann führen an Wasserbäche – an die Lebensquelle, die vor allem vom Tempel ausgehen wird, von wo das lebendige Wasser ausgeht, der hl. Geist! Das schaut z.B. Ezechiel, ein anderer Prophet des Exils, der inmitten der Exilierten wirkt. Er hat eine wunderbare Tempelvision, die das noch intensiver zum Ausdruck bringt, was Gott durch den Propheten Jeremia hier verheißt.
Mit „Efraim“ ist im letzten Vers Israel gemeint bzw. Juda. Beide werden in jener Zeit oft synonym gebraucht. Es ist Gottes „Eingeborener“, sein Kind, sein alles. Gott sagt seinem Volk in Bundessprache zu, dass er treu an dem Bund festhält trotz der Bundestreue seines verlorenen Sohns. Doch dieser Sohn wird zurückkehren und dann wird es ein großes Fest geben. Er ist sein Vater. Für uns sind das so wunderbare Aussagen, die bis heute gelten und noch viel tiefer zu begreifen sind. Jesus hat uns den Vater nämlich noch expliziter als Vater nahegebracht in dem Gebet Vaterunser. Wir dürfen ihn Vater nennen, weil wir seine Kinder sind, weil wir durch den Neuen Bund eine Familie geworden sind. Schon der Alte Bund ist eine solche Familie, deshalb sagt Gott ihnen zu, dass sie weiterhin seine Familie sind. Was für ein Trost für die Exilierten, die meinten, dass Gott sie verlassen hat!

Ps 126
1 Ein Wallfahrtslied. Als der HERR das Geschick Zions wendete, da waren wir wie Träumende.
2 Da füllte sich unser Mund mit Lachen und unsere Zunge mit Jubel. Da sagte man unter den Völkern: Groß hat der HERR an ihnen gehandelt!
3 Ja, groß hat der HERR an uns gehandelt. Da waren wir voll Freude.
4 Wende doch, HERR, unser Geschick wie die Bäche im Südland!
5 Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.
6 Sie gehen, ja gehen und weinen und tragen zur Aussaat den Samen. Sie kommen, ja kommen mit Jubel und bringen ihre Garben.

Als Antwort auf die Lesung beten wir einen Wallfahrtspsalm. Er thematisiert u.a. den Beistand und die Rettung Gottes aus der Not.
Das „Geschick Zions“, das sich gewendet hat, ist die Not Israels, aus der Gott sein Volk geführt hat. Dies ist besonders eindrücklich mit dem Auszug aus Ägypten deutlich geworden sowie mit der Rückführung der Deportierten aus dem Babylonischen Exil zurück in die Heimat.
Die Leidenden, die endlich das Ende ihrer langen Leidensgeschichte schauen dürfen, sind wie Träumende, weil es kaum zu fassen ist. Kann diese unglaubliche Wende wirklich wahr sein? Wir sehen sie vor uns, die Exilierten, die politisch gesehen keine Hoffnung haben. Doch da kommt aus dem Mund Jeremias so eine unglaubliche Hoffnungsbotschaft! Es wird sich alles ändern!
Gottes Heilstaten erfüllen das Volk mit Lachen und Jubel. Gott ist es, der den Menschen wirklich glücklich machen kann. Freude ist eine Frucht des Hl. Geistes. Sogar die umliegenden Völker müssen zugeben, dass JHWH allmächtig ist. Wir dürfen diese Worte auch auf alle Getauften beziehen, die durch das Sakrament der Taufe aus dem Exil ihres Lebens die Chance auf die Rückkehr ins Paradies erhalten haben. Nach so langer Zeit ist der Menschheit wieder die Hoffnung geschenkt worden, nach dem Tod bei Gott sein zu dürfen. Auf besondere Weise sind auch die Apostel wie Träumende, als sie Jesus den Auferstandenen in ihrer Mitte erkennen. Wie sehr muss es sie mit Freude und Jubel erfüllt haben, dass Jesus, dessen Tod sie so schmerzlich betrauert haben, lebt! Und auch wir, die wir Jesus in der Eucharistie schauen dürfen, sind wie Träumende. Ist das wirklich wahr, dass Gott sich so klein macht, dass wir ihn in einer Hostie sehen und ihn in uns aufnehmen dürfen? Das muss doch ein Traum sein, zu schön, um wahr zu sein! Doch es ist wahr. Es ist kein Traum.
Zugleich ist es noch nicht der Himmel. Das Leiden geht weiter. Wir waren voll Freude, doch dann kommt der Alltag mit den Sorgen und Problemen, vor allem mit den Anfechtungen. Die Anfangseuphorie der Taufe verschwindet sehr schnell, wenn es um das nackte Überleben der Seele geht. Und dann ruft der Mensch nach Gottes Gnade und Beistand. Möge er doch wie damals das Geschick des Menschen wenden, denn dieses Leben bringt auch weiterhin Tränen. Das betrifft Israel, das ins verheißene Land kommt und allerlei Schwierigkeiten hat, sich zu etablieren. Das betrifft Israel auch nach der Rückkehr aus dem Exil. Wie schwer war es doch für die Israeliten, den Tempel wieder aufzubauen, die Städte wieder bewohnbar zu machen und wieder Erträge auf den Feldern zu erzielen! Der Weg dorthin war sehr steinig und das betrifft auch die Jünger Jesu. Nicht lange nach dem freudigen Pfingstereignis kamen die ersten Widerstände, als Petrus und Johannes im Tempel einen Mann geheilt haben. Sofort mussten die Apostel mit Verfolgungen und Angriffen, Feindseligkeiten und Verleumdungen umgehen. Für sie war das ganze restliche Leben ein steiniger Weg. Wie viele Tränen haben sie vergossen! Und auch für jeden Getauften bis heute ist es ein einziger Kreuzweg. Niemand hat gesagt, dass mit der Taufe alles himmlisch auf Erden ist. Dann beginnt der steinige und steile Anstieg zum Himmelreich erst so richtig! Wie sehr wird der Christ versucht, angegriffen, angefeindet von anderen Menschen, verleumdet sogar von den eigenen Familienmitgliedern und Freunden. Dieses Leben ist ein einziges Tal der Tränen, solange Gottlosigkeit herrscht. Doch wir leben in der Sehnsucht nach dem Ende der Zeiten, bei dem Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Wir leben auch auf die Ewigkeit hin, die uns nach unserem irdischen Tod erwartet. Dann wird Gott die Tränen abwischen und ewige Freude schenken.

Hebr 5
1 Denn jeder Hohepriester wird aus den Menschen genommen und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen.
2 Er ist fähig, mit den Unwissenden und Irrenden mitzufühlen, da er auch selbst behaftet ist mit Schwachheit,
3 und dieser Schwachheit wegen muss er wie für das Volk so auch für sich selbst Sündopfer darbringen.
4 Und keiner nimmt sich selbst diese Würde, sondern er wird von Gott berufen, so wie Aaron.
5 So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde verliehen, Hohepriester zu werden, sondern der zu ihm gesprochen hat: Mein Sohn bist du. Ich habe dich heute gezeugt,
6 wie er auch an anderer Stelle sagt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.

In der heutigen Lesung betrachten wir wieder die hohepriesterliche Eigenschaft Jesu Christi. Es ist schon in den vergangenen Wochen angeklungen, dass er mit den Menschen mitfühlt, weil er selbst alles durchgemacht hat. Er ist den Menschen in allem gleich außer der Sünde. Dieses Gleichsein ist dadurch ermöglicht worden, dass er sich entäußert hat, um den Menschen gleich zu werden. Was bedeutet das? Das griechische Wort ist die kenosis. Gott hat die „Schwachheit des Fleisches“ freiwillig angenommen, das heißt die Begrenztheit und Zerbrechlichkeit der ersten Schöpfung, und hat seine Gottheit nicht in Anspruch genommen. Durch diesen freiwilligen Verzicht ist er wahrlich einem Hohepriester ähnlich geworden. So wie dieser von Gott berufen wird, ist Christus vom Vater berufen worden. Hier wird die Offenbarung der Sohnschaft Christi bei der Taufe angedeutet vor dem Hintergrund alttestamentlicher Verheißungen („heute habe ich dich gezeugt“, Ps 110). So wie der Hohepriester für das Volk und für sich selbst bittet, so hat Christus „unter Schreien und Tränen“ Gebete und Bitten vorgebracht. Er musste für sich selbst aber kein Opfer darbringen, weil er ohne Sünde ist und somit keine Sühne braucht. Das macht den großen Unterschied. Eine weitere Sache unterscheidet ihn von Aaron, der hier zum Vergleich herangezogen wird: Christus ist nicht Hohepriester des aaronitischen Zweigs wie die gesamte Kultfamilie Israels, sondern er ist Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks. Dabei handelt es sich um eine gleichsam mysteriöse Gestalt, dessen Ursprung und Identität nicht offengelegt werden. Er begegnet Abraham, er bringt Brot und Wein dar und das Entscheidende: Er segnet Abraham. Das bedeutet, er steht über Abraham, von dem Mose und Aaron abstammen werden und mit ihnen der ganze priesterliche Stamm. Christus steht über allen Hohepriestern des Alten Bundes. Auch wenn Christus höher steht als diese alle, ja der Sohn Gottes höchstpersönlich ist, ist er nicht vom Leiden verschont geblieben. Das müssen wir genauer betrachten: Er hat die Schwachheit der Menschen angenommen, was auch das Leiden einbezieht. Die Folgen der Erbsünde sind das Leiden und der Tod. Auch wenn er von der Erbsünde verschont geblieben ist, wird er in die weitreichenden Konsequenzen hineingezogen, die die ganze Welt betreffen. Das ist es, was mit „Fleisch“ gemeint ist – die gefallene Schöpfung, die alles betrifft, auch die Nahrungskette der Tiere, das entstandene Chaos der Naturgewalten, einfach alles. An ihm erkennen wir am intensivsten die Ungerechtigkeit der Sünde – er, der ohne Sünde ist, wurde in die Sünde der anderen hineingezogen und litt deshalb – freiwillig.

Mk 10
46 Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus.
47 Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!
48 Viele befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
49 Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.
50 Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.
51 Und Jesus fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tue? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte sehen können.
52 Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er sehen und er folgte Jesus auf seinem Weg nach.

Im Evangelium hören wir von Bartimäus dem Blinden. Die vergangenen Lesungen haben uns gelehrt, das was Gott uns Gutes tut, entgegen aller Befürchtungen und Hoffnungslosigkeiten geschieht, dass was er tut, zu schön ist, um wahr zu sein – aber wahr ist! Das Staunen soll uns in die rechtmäßige Gottesfurcht versetzen wie die umliegenden Völker Israels schon im Alten Bund.
Was wir nun hören, ist die Geschichte eines Menschen, der nichts sehen kann, der nicht staunen kann über die schöne Schöpfung. Er ist jemand, der keine Hoffnung hat, jemals etwas sehen zu können. Und doch erfüllt sich an ihm die tröstliche Verheißung des Buches Jeremia:
Unterwegs nach Jerusalem kommt Jesus mit seinen Jüngern nach Jericho. Dort wird er nicht nur von seinen Jüngern begleitet, sondern es folgt ihm eine Menschenmenge, was dem blinden Bettler akustisch nicht entgeht. Dieser kann durch seine Behinderung nicht arbeiten und muss deshalb sein tägliches Brot erbetteln. Er sitzt am Weg und hört nun die Menschenmenge. Übrigens ist sein Name Bartimäus genau genommen sein Beiname. Bar-Timäus heißt wörtlich zu Deutsch „Sohn des Timäus“ wie auch im Anschluss erläutert.
Bartimäus ist vielleicht biologisch gesehen blind, aber sein Herz sieht klarer als die meisten Menschen zur Zeit Jesu. Voller Glauben und Sehnsucht ruft er, sobald er von Jesus hört: „Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Das ist ein machtvolles Glaubensbekenntnis. Er begreift, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Davids. Jesus ist wirklich von davidischer Abstammung, so wie der Messias auch erwartet worden ist. Die Leute wollen ihn zum Schweigen bringen, aber er lässt sich nicht beirren. Vielmehr ruft er noch lauter: „Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Er glaubt fest daran, dass Gott ihn nicht ignorieren wird. Jesus reagiert. Er lässt nach dem Blinden rufen und die Leute ermutigen Bartimäus, zu Jesus zu kommen. Das ist eine schöne und bedeutungsvolle Geste. Wie oft plagen sich die Menschen mit ihrem Leiden herum. Dann brauchen auch sie Menschen, die sie dazu ermutigen, mit ihren Nöten zu Christus zu kommen. Er selbst sagt uns, „kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich werde euch erquicken.“ Der Mann lässt seinen Mantel zurück und rennt auf Christus zu. Wie groß muss seine Sehnsucht sein, dass dieser Blinde sogar zu Christus rennt, obwohl er nichts sieht!
Jesus weiß schon längst, was dieser Mann von ihm möchte, doch wie so oft fragt er diesen: „Was willst du, dass ich dir tue?“ Gott möchte, dass wir mit eigenen Worten aussprechen, was uns bewegt, obwohl er diese Dinge schon in unseren Herzen sieht. Er tut das nicht, weil er es braucht, sondern weil wir es brauchen. Er möchte zudem nichts tun, was wir nicht aus freien Stücken selbst verlangt haben. Gott hält unseren freien Willen heilig. Und so antwortet der Blinde: „Rabbuni, ich möchte sehen können.“
Jesus sieht seinen großen Glauben und antwortet deshalb: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“ Diese Worte müssen sich in unser Herz einbrennen, damit wir sie nie vergessen. Dein Glaube hat dich gerettet. Das ist tiefster Ausdruck der Taufe, die wir empfangen haben und die Ausdruck dieses Glaubens ist. Die Taufe ist heilsnotwendig. Glaube muss sich aber auch nach der Taufe bewähren. Immer wieder dürfen wir darauf vertrauen, dass wenn wir in unserem Leben voller Glauben sind, alles möglich ist. Wir können sogar Berge versetzen. Bitten wir immer wieder um den Geist Gottes, der Holz nachlegt, damit das entzündete Feuer unseres Herzens nie erlischt! Möge der Glaube nie aussterben, denn dieser ist es, der uns in die Ewigkeit bringt.
Zum Ende hin hören wir, dass Bartimäus Jesus nachfolgt. Er ist nicht erst durch die Heilung zum Glauben an Christus gekommen, aber nun ist er befähigt, diesen Glauben auch zu leben. Zuvor war er ein blinder Bettler, nun kann er mitziehen. Gott lässt Heilung zu, damit die Geheilten einen besonderen Auftrag erfüllen, den Gott für sie bereithält. Es geht bei den Heilungen nie darum, ein bequemeres Leben zu ermöglichen. Gott hat mit uns allen einen besonderen Heilsplan und dafür braucht er uns. Wenn wir uns ihm zur Verfügung stellen, wird er uns auch die nötige Gesundheit schenken, die Kraft und die Mittel, diesem Plan zu folgen. Bartimäus ist geheilt worden, um ganz Jünger Christi sein zu können und Gottes große Taten preisen zu können. Das bezieht sich nicht nur auf ihn, sondern auch die Zeugen des Wunders: Auch wenn wir es in dem stets knapp formulierten Markusevangelium nicht lesen, können wir uns vorstellen, wie sehr die Heilung die Umstehenden in Staunen versetzt hat, sodass sie die Gottes große Taten einmal mehr preisen und in ihrem Glauben gestärkt werden. Das ist stets der primäre Grund für Gottes Wunderwirken.

Bartimäus ist als Geheilter einer der vielen Menschen, die Christus um sich sammelt aus allen Himmelsrichtungen. Es erfüllt sich, was Jeremia bereits verheißen hat: Es bildet sich ein Gottesvolk und dieses besteht nicht aus der Elite jener Zeit, sondern vor allem aus den Randständigen, Bedeutungs- und Rechtlosen. Was für ein Trost sind uns an diesem Sonntag wieder die Lesungen! Gott sieht in uns etwas, das die anderen nicht sehen. Er erkennt Potenziale im Menschen und in der Gesellschaft, die wir gar nicht erahnen. Wenn er wirkt, dann sind wir wie Träumende. Mögen uns die Lesungen ein Stück weit gelassener werden lassen, damit wir auf seine Vorsehung vertrauen. Er hat einen wunderbaren Heilsplan im Kleinen und im Großen. Wir müssen uns nur ganz darauf verlassen und von unserer Seite aus tun, was wir können.

Ihre Magstrauss

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