Freitag der 31. Woche im Jahreskreis

Röm 15,14-21; Ps 98,1.2-3b.3c-4; Lk 16,1-8

Röm 15
14 Meine Brüder und Schwestern, im Blick auf euch bin ich fest überzeugt, dass auch ihr voller Güte seid, erfüllt von aller Erkenntnis, und selbst imstande seid, einander zurechtzuweisen.

15 Um euch aber einiges in Erinnerung zu rufen, habe ich euch einen teilweise ziemlich kühnen Brief geschrieben. Ich tat es kraft der Gnade, die mir von Gott gegeben ist,
16 damit ich als Diener Christi Jesu für die Heiden wirke und das Evangelium Gottes wie ein Priester verwalte; denn die Heiden sollen eine Opfergabe werden, die Gott wohlgefällig ist, geheiligt im Heiligen Geist.
17 In Christus Jesus kann ich mich also vor Gott rühmen.
18 Denn ich würde es nicht wagen, von etwas zu reden, was Christus nicht durch mich bewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu führen, in Wort und Tat,
19 in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem aus in weitem Umkreis bis nach Illyrien überall das Evangelium Christi zur Erfüllung gebracht.
20 Dabei habe ich meine Ehre dafür eingesetzt, das Evangelium nicht dort zu verkünden, wo der Name Christi schon bekannt gemacht war, um nicht auf einem fremden Fundament zu bauen;
21 sondern wie geschrieben steht: Sehen werden die, denen nichts über ihn verkündet wurde, / und die werden verstehen, die nichts gehört haben.

Heute hören wir den Briefschluss des Römerbriefs. Zuerst schließt er seine Ausführungen mit der Aussage ab, dass er auf die Erkenntnis und Güte der Angesprochenen vertraut und sein Inhalt im Grunde nichts Neues für sie darstellt. Vielmehr ging es ihm darum, diese Inhalte in ihnen in Erinnerung zu rufen. Dabei nennt er seinen Brief „ziemlich kühn“, denn wird müssen ja bedenken, dass er sich rhetorisch teilweise sehr weit aus dem Fenster lehnt, zuspitzend den Glauben betont und die Judenchristen, zu denen er sich selbst zählt in ihrer Haltung kritisiert. Das alles tut er in einem Brief an eine Gemeinde, die ihn persönlich noch gar nicht kennt. Umso kühner von ihm, doch er hat sich gehorsam von der Gnade Gottes leiten lassen.
Er schließt seinen Brief auch mit der Aussage, dass er all dies der Evangelisierung der Heiden zuliebe tut. Sie sollen zur Gott wohlgefälligen Opfergabe werden. Es geht darum, dass auch sie vor Gott gerechtfertigt werden. Die Worte des Paulus sind sehr passend für alle Getauften, auch für uns. Wir müssen uns immer daran erinnern, dass wir eine Opfergabe für den Herrn darstellen und Opfer müssen rein sein. Das muss uns immer wieder zur Gewissenserforschung einladen.
Noch einmal betont er, dass er lediglich das geschrieben hat, was ihm der Geist Gottes eingegeben hat bzw. Christus und er sich deshalb auch nicht der Worte rühmen kann. Er kann sich in Jesus Christus vor Gott rühmen, weil er alles von Christus her erreicht, nicht aus eigener Kraft. Seine weiten Reisen und die Früchte seines Apostolats führt er auf die Kraft des hl. Geistes zurück. Er spezifiziert sein Apostolat und erklärt, dass er sich dazu berufen fühlt, nicht auf dem fremden Fundament anderer zu bauen, sondern Pionierarbeit zu leisten. Sein Wirken bestand zumeist daraus, neue Gemeinden zu gründen. Das heißt nicht, dass er nie auf bereits bestehende Gemeinden stieß, aber immer wieder hören wir davon, dass er den ersten Schritt gemacht hat und andere sein Wirken fortgesetzt haben – entweder seine pastoralen Mitarbeiter wie Timotheus oder Titus oder ganz andere Menschen wie Apollos.
Und schließlich schreibt er der bereits bestehenden Gemeinde in Rom. Das ist ja auch eine Ausnahme im Wirken des Paulus. Morgen hören wir ein letztes Mal aus dem Römerbrief, bevor die Bahnlesungen dieses theologischen Traktats abgeschlossen sind.

Ps 98
1 Ein Psalm. Singt dem HERRN ein neues Lied, denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. 
2 Der HERR hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. 
3 Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Haus Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. 
4 Jauchzet dem HERRN, alle Lande, freut euch, jubelt und singt!

Der heutige Psalm stellt eine passende Antwort auf Paulus‘ Apostolat dar: „Alle Enden der Erde sahen das Heil“. Die ganze Welt sah die Heilstaten Gottes. Das betrifft die Israeliten, die aus Ägypten herausgeführt worden sind und bei den nichtjüdischen Völkern für Anerkennung gesorgt hat. Das betrifft umso mehr das ganze Erlösungsgeschehen Jesu Christi, das für eine weltweite Evangelisierung und flächendeckende Gemeindegründungen gesorgt hat, vor allem durch das Wirken des Paulus. Es begann bereits mit dem Hauptmann am Kreuz („wahrlich, dieser war Gottes Sohn“) und ging weiter bis an die damaligen „Enden der Erde“.
Deshalb ist auch der Anfang des Psalms so signalhaft für christliche Ohren. Es ist ein „neues Lied“, das auf den Messias hinweist und über die Rettungsaktionen Gottes an seinem auserwählten Volk hinausgeht. Ganz konkret können wir hier an das babylonische Exil denken, das neben dem Exodusgeschehen bei den Nichtjuden für Anerkennung gesorgt hat.
Gott hat sein Heil zu allen Zeiten bekannt gemacht – er ist ein sich offenbarender Gott. Immer wieder hat er sich preisgegeben durch die Propheten. Sein Heilsplan war nie ganz verborgen. Mit Jesus Christus hat diese Offenbarung, das heißt seine Selbstmitteilung, einen Höhepunkt erreicht. So kann man wortwörtlich sagen: Gott hat sein Heil (יְשׁוּעָתֹ֑ו  jeschuato), seinen Jesus, der Welt bekannt gemacht. Dieser ist „seine Rechte“ und „sein heiliger Arm“. Der Hl. Irenäus von Lyon hat den Sohn und den Geist als die Hände Gottes bezeichnet. Durch Christus hat Gott die Heilstaten vollbracht – sowohl die Schöpfung (deshalb nennen wir Jesus auch den Schöpfungsmittler) als auch die Erlösung.
Vor den Augen der Völker ( הַ֝גֹּויִ֗ם  hagojim, die nichtjüdischen Völker!) hat Gott schon Gericht gewirkt, indem er das unterdrückte Volk aus der Knechtschaft der Babylonier befreit hat. Er hat auch vor den Heiden die Erlösung erwirkt (die Römer staunten nicht schlecht, als das Grab leer war, und der Hauptmann kam unter dem Kreuz zum Glauben). Gott wirkt Wunder auch heute noch vor den Augen der Nichtgläubigen und benutzt uns dafür. Wir sind heute seine Hände in dieser Welt, die anderen Menschen zum Glauben an Christus verhelfen. Am Ende der Zeiten, wenn Jesus als verherrlichter Menschensohn zurückkehrt, wird Gottes Gericht universal und für alle offenbar durchgesetzt werden. Dann wird es aber zu spät für die Umkehr sein.
Gott bleibt seinem Volk treu, auch jetzt noch. Der Alte Bund ist nie weggenommen worden. Gott bleibt auch uns treu, die wir ihm durch jede Sünde immer wieder untreu werden. So ist Gott. Er starb für uns, ohne sein Opfer davon abhängig zu machen, ob wir seine Liebe zurückgeben oder nicht.
Das ist ein Grund zur Freude. Unsere Existenz, vor allem auf die Ewigkeit hin, haben wir allein Gott zu verdanken. Das ist jeden Tag den Lobpreis Gottes wert, auch schon hier auf Erden! Im Himmel wird es unsere ewige Beschäftigung sein.

Lk 16
1 Jesus sprach aber auch zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen.

2 Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein.
3 Da überlegte der Verwalter: Was soll ich jetzt tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich.
4 Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.
5 Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?
6 Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib fünfzig!
7 Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig!
8 Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.

Im Evangelium hören wir wieder ein endzeitliches Gleichnis, was sich am Ende des Kirchenjahres häuft.
Jesus erzählt von einem Verwalter, der Vorwürfe zu hören bekommt. Seine Aufgabe ist es ja, dessen Vermögen zu verwalten. Stattdessen verschleudere er es. Diese Dinge erfährt der reiche Herr über Dritte, also ruft er den Verwalter zu sich und stellt ihn zur Rede. Er muss über seine Arbeit Rechenschaft ablegen.
Der Verwalter ist schlau und überlegt, was er in der Situation am besten tun soll. Er will den Herrn nicht anbetteln, will aber auch nicht andere Arbeit tun. Ihm soll ja die Verwaltung entzogen werden, weil er so ein schlechter Verwalter gewesen ist.
Da er also sowieso alles verliert, überlegt er sich etwas Hinterhältiges. Er geht nach seiner Absetzung als Verwalter zu den Schuldnern des reichen Herrn, die er ja als Verwalter genau kennt. Nacheinander fordert er sie dazu auf, die Schuldenscheine zu manipulieren, indem sie den Schuldenbetrag reduzieren. Das bedeutet, dass der Herr am Ende weniger zurück bekommt, als sie ihm wirklich schulden. Er wird einen Verlust machen. Der Verwalter hat den Schuldnern noch geholfen, bevor er gegangen ist. Das Kluge an ihm ist die Tatsache, dass er mit der Verwaltungsmacht ein wenig „Robin Hood“ gespielt hat. Wenn er sowieso schon alles verliert, warum also nicht noch einmal etwas für die Schwächeren tun? Geld stinkt. Der Mammon ist ungerecht und verleitet schnell zur Habsucht. Man soll mit dem Geld aber so umgehen, dass es dem Reich Gottes dient. Wenn man schon damit hantieren muss, warum nicht zum Wohle Gottes? Jesus möchte also, dass die Kinder des Lichtes, die später Getauften, seine Jünger, die Christen, sich diese Schlauheit im Umgang mit Geld abgucken. Auch das Dreckige und per se Ungerechte hat das Potenzial, zum Werkzeug des Heils zu werden – wenn das schon der Satan konnte!
Jesus will mit dem Gleichnis nicht sagen, dass die Menschen nun untreue Verwalter sein sollen. Wir sollen in den Kleinigkeiten Gott treu sein und ehrlich handeln. Doch was Jesus hier an dem Verwalter lobt, ist seine Denkweise, seine Initiative für die Schuldner.
Dieses Gleichnis können wir über den Wortsinn hinaus noch weiter betrachten: Die Verwalter vor dem Ende der Zeiten, sind die Geistlichen, denen Christus die Vollmacht der Verwaltung gibt. Sie sollen ebenso eingestellt sein, dass sie den Schuldnern die Schuld erlassen. Im Gegensatz zum begrenzten Bild ist Gottes Schatz so unendlich, dass er keinen Verlust davonträgt. Die Geistlichen sollen nach eigenem Ermessen sehen und unterscheiden, wer Reue zeigt, umkehrt und ein neues Leben anstrebt. Denen sollen sie kraft ihrer Vollmacht zur Sündenvergebung (diese Vollmacht wird Christus ihnen als Auferstandener übertragen!) die Schuld erlassen. Sie sollen das richtige Maß an Gerechtigkeit und Barmherzigkeit an den Tag legen. Will man die Verwalter der Kirche auf die irdischen Güter beziehen, um die es in dem Kontext des Kapitels geht, ist es ebenso zu verstehen: Auch in der Kirche muss man diese Güter verwalten. Und dann soll man ein Herz haben mit denen, die schwächer sind. Eine zuverlässige Verwaltung bedeutet nicht, rein rechnerisch oder wirtschaftlich zu denken. Es geht darum, mit Herz und Verstand zugleich zu verwalten – egal ob irdische oder überirdische Güter.
Wenn der Mensch auf Erden nicht zuverlässig verwaltet, wie kann Gott ihm dann in der Ewigkeit irgendwelche Güter anvertrauen? Das ist die Pointe Jesu, die wir heute nicht mehr hören, die sich aber an das Gleichnis anschließt. Wenn man fremdes Gut nicht gut verwaltet, wie kann Gott dem Menschen dann ein eigenes Gut anvertrauen?
Ein entscheidender Aspekt ist ja: Der Verwalter im Gleichnis ist kein Herr, sondern nur Verwalter eines fremden Gutes. Die Geistlichen der Kirche müssen verstehen, dass das ihnen anvertraute Gut nicht ihr eigenes ist. Es ist immer Gottes Eigentum, der der Herr ist. Das heißt, dass auch wenn die Geistlichen die Aufgabe haben, es zu verwalten, nicht das letzte Wort haben. Gott ist es, der gibt oder verweigert. Sobald der Bevollmächtigte sich einbildet, das Anvertraute selbst zu besitzen, geht es schief. Das betrifft irdische sowie überirdische Güter. Ich denke da besonderes an den Missbrauch mit Sakramenten und Sakramentalien. Viele Priester und Bischöfe meinen, dass sie mit Heilsmitteln einfach um sich werfen können. Dabei provozieren sie eine ganz große Sünde bei denen, die die Sakramente unwürdig und unvorbereitet empfangen. Zugleich meinen sie, den von Gläubigen erbetenen Segen verweigern zu können, weil sie zum Beispiel keine Zeit haben oder keinen Sinn darin sehen. Es steht ihnen nicht zu, das zu verweigern. Christus ist es, der segnet. Sie sind nur seine Werkzeuge. Christus entscheidet, wen er segnet, wer die Sakramente empfangen darf, wem was zugeteilt wird. Wenn ein Bischof auf einem Schiff auf der Donau Frauen zu „Priesterinnen“ weiht, heißt das nicht, dass sie gültig geweiht sind. Wenn es nun mal Christi Willen offensichtlich nicht entspricht, sind diese Frauen nicht geweiht vor Gott. Sie verkleiden sich und spielen ein Schauspiel auf Erden, doch vor Gott sind das keine mit geistlichen Vollmachten ausgestatteten Geistlichen. Solche Scheinweihen häufen sich. Selbst wenn die Geistlichen also jemanden weihen wollen, jemandem die Kommunion spenden wollen oder sündige Partnerschaften segnen wollen: Wenn Gott das nicht will, tut er das nicht. Denn er ist der Herr, nicht die „großzügigen“ Geistlichen.

Beten wir für die Kirche, dass ihre Verwalter wirklich zuverlässig sind, ihren Auftrag wieder ernst nehmen und dabei nie vergessen, dass sie nicht die Herren sind. Unser Herr ist Jesus Christus, der das Haupt seines Leibes ist.

Ihre Magstrauss

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