Eph 6,10-13.18; Ps 16,1-2 u. 5.7-8.9 u. 11; Mt 19,16-26
Eph 6
10 Schließlich: Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn!
11 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, um den listigen Anschlägen des Teufels zu widerstehen!
12 Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den himmlischen Bereichen.
13 Darum legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils widerstehen, alles vollbringen und standhalten könnt!
18 Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen,
In der heutigen Lesung wird es militärisch. Dabei muss man die Ebene dieser kriegerischen Bilder richtig einordnen, damit solche Bibelstellen nicht missbraucht werden. Es geht hier um einen geistlichen Krieg, der andauernd ist. Diese Lesung passt perfekt zum hl. Antonius, dessen wir heute gedenken. Der Mönchsvater hat in der Wüste einen ganz schweren und immerwährenden geistlichen Krieg geführt. Immer wieder haben die Dämonen ihn herausgefordert.
Paulus ruft auf zum Kampf gegen den Bösen. Er erklärt den Ephesern dadurch, dass wenn man sich taufen und firmen lässt, ausgerüstet, gleichsam rekrutiert wird für den Kampf gegen den Satan und seine Heerscharen. Man wird zum Kämpfer Gottes. Die Waffenrüstung, die die Epheser anlegen sollen, besteht aus den Gnadengaben des Hl. Geistes, mit denen sie „den listigen Anschlägen des Teufels“ widerstehen können. Sobald der Mensch für Gott gewonnen worden ist, beginnt der Kampf, weil der Böse uns Menschen die innige Gemeinschaft und das Erbe im Reich Gottes nicht gönnt. Was er nicht haben kann, soll kein anderer haben. Nach diesem Motto versucht er alles, um die Menschen von Gott abzubringen. Es ist ein einziger Kampf. Das möchte Paulus mithilfe von solchen Bildern ausdrücken. Also noch einmal zur Betonung und gegen jeden Legitimierungsversuch zu einem „heiligen Krieg“: Die Waffenrüstung Gottes ist eine geistliche Ausrüstung, die aus den Früchten, Gaben und Charismen des Hl. Geistes besteht. Der Schutzmantel ist das kostbare Blut Jesu, das er vergossen hat und durch das der Täufling im Bad der Taufe gegangen ist.
Paulus selbst erklärt, dass der Erzfeind der Menschen nicht „aus Fleisch und Blut“ ist, sondern dass es sich um „die bösen Geister in den himmlischen Bereichen“ handelt. Mit „himmlisch“ ist hier weniger das Himmelreich gemeint, denn dort kommt nichts Böses hinein. Vielmehr geht es um die geistige Welt, die unsichtbar ist. Die Dämonen sind aus dem Himmel verbannt worden, sind aber ursprünglich für den Himmel geschaffen worden. Sie sind Geistwesen und in dieser Hinsicht „himmlisch“.
Die Epheser sollen die Waffenrüstung Gottes anlegen für den „Tag des Unheils“. Damit ist nicht ein einziger Tag in ihrem Leben gemeint, so als ob damit ausschließlich der Jüngste Tag gemeint sei. Vielmehr möchte Paulus sagen: Sorgt schon einmal vor, indem ihr euren Glauben verstärkt, die Früchte, Gaben und Charismen von Gott erbittet und stets in seiner Gemeinschaft lebt. Denn wenn es schwer wird und die Bewährungsproben kommen, wenn die dämonischen Anfechtungen kommen und euch der Boden unter den Füßen entzogen wird, dann werdet ihr durchhalten und hindurchgetragen. Dann bleibt ihr beschützt und werdet nicht verzweifeln. Sehr oft denke ich über die heutige Zeit nach und darüber, warum es heutzutage so viele Selbstmorde gibt. Dann denke ich daran, dass früher die Menschen insgesamt einen viel stärkeren Glauben hatten und wenn es dann hart wurde – und unsere Vorfahren haben wirklich schlimmes erlebt mit den Weltkriegen und Ideologien des 20. Jahrhunderts! – sind sie dennoch nicht verzweifelt. Natürlich darf man das nicht verallgemeinern und es gab auch damals andere Menschen, doch die Tendenz ist deutlich. Die Verwurzelung in ihrem Glauben hat sie davor bewahrt, alles aufzugeben und das Leben zu beenden. Gewiss gab es auch früher schon Selbstmorde, aber das scheint mir heutzutage neue Ausmaße angenommen zu haben. Diese Glaubensverwurzelung ist heutzutage nicht mehr flächendeckend. Was Paulus den Ephesern sagt, sagt er auch ganz aktuell unserer heutigen Generation. Rüsten wir uns wieder aus, anstatt ungeschützt dem Satan in die Arme zu fallen. Er hat so ein leichtes Spiel heute. Sagen wir ihm endlich den Kampf an und hören wir auf, seine Existenz zu leugnen! Sonst haben wir schon längst verloren. Die wenigsten Menschen sind sich der Existenz des Bösen und seiner Kriegsführung bewusst. Deshalb gibt es gar keinen Kampf im eigentlichen Sinne. Er hat ja keinen Widerstand zu bekämpfen.
Wir Christen müssen uns endlich wieder bewusst werden, dass wir Kämpfer sind, solange wir leben. Die sichtbare Kirche hier auf Erden wird nicht umsonst „die kämpfende/streitende Kirche“ genannt. Sie ist stets in der Schlacht gegen den Bösen, der sie zerstören will.
So wie Krieger sollen die Epheser stets beten und wachsam sein. Das gilt auch für uns heute. Wenn wir stets im Gebet sind – das meint mehr als nur das mündliche Gebet, sondern vielmehr das stete Bewusstsein in der Gegenwart Gottes, die gute Meinung bei allen Tätigkeiten, auch die Hl. Messe und die verschiedenen Gebetsformen – wird den Nachstellungen des Bösen nicht auf den Leim gehen. Wer in der Liebe Gottes bleibt, den wird der Böse nicht so schnell von Gott wegziehen können.
Wichtig ist, dass wir auch füreinander beten, wie die Epheser für Paulus und alle „Heiligen“ beten sollen. Mit „Heiliger“ ist bei Paulus der getaufte Christ gemeint. Denn wenn man schlimmen Angriffen ausgesetzt ist, vor allem die Apostel, Missionare, die Geistlichen allgemein, alle, die Verantwortung tragen, dann braucht man Verstärkung von Mitkriegern. Wir kämpfen ja nicht für uns allein, sondern kämpfen als Heer, als Gemeinschaft gegen den Bösen.
Ps 16
1 Ein Lied Davids. Behüte mich, Gott, denn bei dir habe ich mich geborgen!
2 Ich sagte zum HERRN: Mein Herr bist du, mein ganzes Glück bist du allein.
5 Der HERR ist mein Erbanteil, er reicht mir den Becher, du bist es, der mein Los hält.
7 Ich preise den HERRN, der mir Rat gibt, auch in Nächten hat mich mein Innerstes gemahnt.
8 Ich habe mir den HERRN beständig vor Augen gestellt, weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht.
9 Darum freut sich mein Herz und jubelt meine Ehre, auch mein Fleisch wird wohnen in Sicherheit.
11 Du lässt mich den Weg des Lebens erkennen. / Freude in Fülle vor deinem Angesicht, Wonnen in deiner Rechten für alle Zeit.
Als Antwort auf die Apostelgeschichte beten wir einen vertrauensvollen Psalm. Er beginnt mit einer Bitte um Schutz. Gott schenkt Freude. Das wird durch das Bild des Bechers ausgedrückt. Der Psalmist drückt sein Vertrauen auf Gott aus, das er die ganze Zeit nicht verloren hat. Der Psalm ist von König David, von dem wir sehr viele Situationen kennenlernen. So oft stand sein Leben auf der Kippe, doch weil er sich dann ganz an Gott geklammert hat, hat dieser ihn auch aus den Nöten herausgeführt. Auch Christus hat ein solches Vertrauensverhältnis zum Vater gezeigt. Er, dessen Leben komplett auf der Kippe stand, dessen Leben wie das eines Verbrechers weggeworfen wurde. Jesus hat bis zum letzten Atemzug dieses Vertrauen auf den Vater aufrechterhalten. Dieser war bis zum Schluss sein „ganzes Glück“.
Gott ist Davids Erbanteil – er versteht, dass die ganze Verheißung des Landes und eines Lebens in Fülle von Gott kommt. Er ist es, der Freude schenken kann und das Los jedes Menschen in Händen hält (der Becher, vor allem der gefüllte, ist Zeichen der Freude). Und eben dies hat Christus intensiviert auf einem Niveau, an das kein Mensch heranreicht. Die Freude, die er auch noch am Kreuz nicht verliert (es meint keine Emotion, sondern eine tiefe Gewissheit, dass am Ende alles gut wird), ist ein absolutes Vorbild für alle Leidenden. Der Vater hat ihm den Becher gereicht – nach dem bitteren Kelch kam der Freudenwein, der bis heute gefüllt wird in jeder Heiligen Messe. Damit verbunden ist der Erbanteil für das Reich Gottes, der jedem getauften Christen zugeteilt wird. Der Wein wird auf vollkommene Weise ausgegossen am Ende der Zeiten, wenn die Hochzeit des Lammes kommt. Dann wird eine ewige Freude sein, die nie mehr enden wird!
Gott ist es auch, der dem Menschen Rat gibt. Er tut es durch das Innere des Menschen. Wir sagen heute durch das Gewissen. Der Herr gibt es dem Menschen ins Herz, was er tun soll. Deshalb ist es wichtig, ein reines Herz zu behalten, stets im Stand der Gnade zu sein und ein geschärftes Gewissen zu haben (der Garant dafür ist das Sakrament der Versöhnung!). König David hat es selbst in den Nächten seines Lebens erfahren, das heißt vor allem im moralischen Sinne. Wenn er sich gegen Gott versündigt hat und die Konsequenzen seines Handelns zu spüren bekommen hat, hat er sich dennoch nicht aufgegeben und sich noch mehr an den Herrn geklammert. Dieser hat ihn von der Nacht wieder in den Tag geführt.
Und von Jesus wissen wir von der tiefsten Nacht. Diese hat er am Kreuz verspürt, auch wenn es keine moralische Nacht ist. Er ist selbst zur Sünde geworden, gemeint ist das Kreuz, doch selbst hat er nie gesündigt. Er ist in die Nacht des Todes hinabgestiegen, um am Ostermorgen mit dem Sonnenaufgang von den Toten aufzustehen.
David hat den HERRN beständig vor Augen, dieser ist zu seiner Rechten. Diese Worte weisen über ihn hinaus auf den Messias, der nun wirklich nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt den Vater beständig vor Augen hat! Er ist zu seiner Rechten, wie wir im Glaubensbekenntnis beten.
Jesus ist der erste der neuen Schöpfung, der sich freuen kann, ewig beim Herrn zu sein. Ihm werden wir es gleichtun, wenn wir bis zum Schluss standhaft geblieben sind und von Gott heimgeholt werden in die himmlische Heimat. Dann wird auch unser Herz sich ewig freuen. Und am Ende der Zeiten wird auch mein und unser Fleisch in Sicherheit wohnen, wenn die Seele sich mit ihm wieder vereinen wird. Dann werden wir mit unserem ganzen Dasein bei Gott sein so wie Jesus und auch Maria.
Damit das am Ende auch geschieht, zeigt uns der Herr in diesem Leben den richtigen Weg, ein Bild für den Lebenswandel. Gott offenbart uns seinen Willen und gibt uns seine Gebote vor, die wir aus Liebe zu ihm und zum Nächsten halten sollen. So bleiben wir im Stand der Gnade, ausgerüstet mit den Gaben des Hl. Geistes und gewappnet gegen die Schläge seines Widersachers. Ein wichtiger Aspekt ist die Freude. Wenn wir diese behalten, wird der Böse uns nicht so schnell in die Knie zwingen. Wenn er uns jedoch beständig ausblutet, sodass wir die Freude nach und nach verlieren, kann er den entscheidenden Schlag abfeuern. Bemühen wir uns also stets, in der Gegenwart Gottes zu leben, denn vor seinem Angesicht haben wir die Freude in Fülle. Freude wird uns als Frucht des Geistes geschenkt, wenn wir auf Gottes Wegen gehen.
Mt 19
16 Und siehe, da kam ein Mann zu Jesus und fragte: Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
17 Er antwortete: Was fragst du mich nach dem Guten? Nur einer ist der Gute. Wenn du aber in das Leben eintreten willst, halte die Gebote!
18 Darauf fragte er ihn: Welche? Jesus antwortete: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis geben;
19 ehre Vater und Mutter! Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!
20 Der junge Mann erwiderte ihm: Alle diese Gebote habe ich befolgt. Was fehlt mir noch?
21 Jesus antwortete ihm: Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!
22 Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.
23 Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: Amen, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer in das Himmelreich kommen.
24 Nochmals sage ich euch: Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.
25 Als die Jünger das hörten, gerieten sie ganz außer sich vor Schrecken und sagten: Wer kann dann noch gerettet werden?
26 Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.
Im Evangelium geht es um eine Begegnung zwischen Jesus und einem reichen Mann. Dieser kommt zu Jesus und fragt ihn, was er für das ewige Heil tun muss. Wir hören dieses Evangelium, weil es dem heutigen Heiligen zum Wendepunkt geworden ist. Er wurde von den Worten Jesu so berührt, dass auch er alles verkaufte, um als eremitischer Asket zu leben.
Jesus antwortet dem Mann, dass er die Gebote Gottes halten soll. Auf die Nachfrage des Mannes zählt Jesus ihm einige der Zehn Gebote auf: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter!“ Er schließt mit dem Nächstenliebegebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Dieses entstammt Lev 19,18 und fasst die Gebote 4-10 des Dekalogs zusammen. Jesus nennt ihm also alle Gebote des Dekalogs, die auf der Nächstenliebe basieren – außer die Gebote, die mit Begierde zu tun haben. Und das tut er ganz bewusst. Denn er weiß schon längst, was das für ein Mann ist, der mit ihm spricht.
Er hält bereits alle Gebote, nur fehlt ihm die Freiheit von der Begierde nach Hab und Gut. Und deshalb sagt Jesus zu ihm die entscheidenden Worte: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!“ Der Mann soll seinen Besitz verkaufen und jenen geben, die es brauchen. Seine irdischen Schätze können ihm nicht das ewige Leben bei Gott schenken, sondern nur die Ansammlung von himmlischen Schätzen.
Doch genau dies fällt ihm schwer und Jesu Worte treffen ihn an seiner wunden Stelle. Er geht traurig weg, weil er sehr reich ist. Das Problem ist nicht einfach, dass er viel besitzt, sondern dass er daran hängt. Er kann es nicht über das Herz bringen, es zu verkaufen und mit den Bedürftigen zu teilen, weil er „reich im Geiste“ ist. Sein Herz hängt an irdischem Reichtum, er begehrt es und deshalb ist kein Platz für Gott mehr darin. Jesus erklärt im Nachgang den Menschen, wie schwer es für reiche Menschen ist, ins Himmelreich zu kommen, weil sie das eigene Herz sehr schnell an dem irdischen Besitz verlieren. Damit stehen sie sich aber selbst im Weg. Jesus sagt, dass jenen das Himmelreich gehört, die arm sind vor Gott. Und das meint die innere Losgelöstheit, die Freiheit von Begierden. Natürlich schließt das mit ein, dass auch ein Reicher trotz seines irdischen Besitzes „arm im Geiste“ sein kann. Und umgekehrt kann auch jemand, der wenig besitzt, sehr daran hängen kann oder nach Reichtum begehrt, den er nicht hat. Dann ist auch dieser Mensch nicht fähig, ins Himmelreich einzugehen.
Wir lernen noch etwas Anderes von diesem Evangelium: Wer nicht alle Gebote Gottes hält, ist nicht im Stand der Gnade. Wir können nicht alles halten und uns ein unliebsames Gebot herauspicken. Gottes Gebote zu halten, hat etwas mit Liebe und Beziehung zu tun. Wenn wir einen Ehebund eingehen, nehmen wir unseren Ehepartner ja auch mit allen seinen Facetten an. Wir können nicht einen Teil ausblenden, wenn wir am Traualtar die Treue versprechen. Liebe geht aufs Ganze und so ergibt es keinen Sinn, Gottes Gebote zu selektieren. Dieser Mann liebt Gott und seinen Nächsten schon in gewissem Maße, aber er liebt sich selbst und seinen Reichtum ein bisschen mehr. Solange er das nicht überwindet, kann er kein Jünger sein und auch keinen Platz im Himmelreich erhalten. Denn im Himmel hat nur die vollkommene Liebe Bestand.
Jesus erklärt seinen Jüngern anlässlich dieser Begegnung mit dem Mann eindringlich, welch große Hürde der Reichtum ist. Es ist für einen Reichen wirklich schwer, ins Himmelreich zu kommen. Jesus wiederholt diese Worte, weil sie so unglaublich wichtig sind. Wie gesagt kann ein Reicher arm im Geiste sein und ein Armer reich im Geiste. Das Problem ist aber: Wer viel besitzt, ist der Versuchung und Gefahr viel mehr ausgesetzt, eine Anhänglichkeit daran zu entwickeln. Wer nichts hat, läuft auch nicht Gefahr, daran zu hängen.
Jesus greift zu einem Bild, mit dem seine Jünger etwas anfangen können: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Das Bild an sich zeigt humorvoll, dass es unmöglich ist. Wer reich ist – v.a. im Geiste -, kann gar nicht durch die Tür des Himmels hindurch. Der Ballast irdischer Güter hält ihn zurück. Dieses Bild ist nicht zufällig gewählt. Seit dem 9. Jh. ist die Interpretation bezeugt, dass in Jerusalem eine enge Gasse mit entsprechendem Tor existierte, die im Volksmund „Nadelöhr“ genannt worden ist. Ein Kamel konnte nicht hindurchgehen, geschweige denn mit zusätzlichem Gepäck. Auch wenn diese These heutzutage oft angezweifelt wird, hat sie etwas für sich. Jesus spricht immer wieder von der Tür, durch die der Mensch hindurchgehen muss, um gerettet zu werden, auch dass diese Tür sehr schmal ist. Er sagt im Johannesevangelium auch, dass er selbst diese Tür ist.
Wenn wir also ins Himmelreich gelangen möchten, können wir nicht voller Geldkoffer, Schatztruhen und Kleiderschränken, Aktienpapieren und Bankkonten dorthin gelangen. Schon in unserem irdischen Leben kann Gott uns nur dann reichlich segnen und in unserem inneren Tempel Wohnung nehmen, wenn dieser nicht mit den irdischen Schätzen gefüllt ist. Unser Herz muss ihm ganz anhangen, damit wir seinen himmlischen Reichtum empfangen können. Es kann im Herzen nur ein Entweder-Oder geben. Wir können nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon.
Die Jünger erkennen die Drastik der Worte Jesu und fragen, wer dann noch gerettet werden kann. Doch Jesus tröstet sie: Für Gott ist nichts unmöglich. Wir müssen hier weiter ausformulieren: Er kann die Herzen der Menschen verwandeln und die Gefangenen in ihrem Reichtum befreien. Er kann eine innere Freiheit von Reichtum schenken, sodass der Mensch mithilfe seiner Gnade zum Armen im Geiste werden kann. Wie viele Heilige haben das in ihrem Leben erfahren! Auch der heutige Tagesheilige Antonius hat diese Erfahrung gemacht. Ihm sind die himmlischen Schätze in Überfülle geschenkt worden, weil er seinen irdischen Reichtum abgegeben hat. Mit diesen himmlischen Schätzen hat er nicht nur die Freude des Himmelreichs schon auf Erden verspürt, sondern auch einen harten Kampf gekämpft. Die Früchte dieses Kampfes sind immens. Danken wir dem Herrn für den Mönchsvater Antonius und beten wir für alle, die einen geistlichen Kampf austragen müssen. Gebe uns der Herr Schutz und das je notwendige Arsenal für die Nachstellungen des Bösen. Armut, Demut, Freude, Liebe und vieles mehr sollen ihn in die Knie zwängen!
Ihre Magstrauss