Mittwoch der 7. Woche im Jahreskreis

Jak 4,13-17; Ps 49,2-3.6-7.8-9.11.13a; Mk 9,38-40

Jak 4
13 Ihr aber, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt reisen, dort werden wir ein Jahr bleiben, Handel treiben und Gewinne machen –

14 ihr wisst doch nicht, was morgen mit eurem Leben sein wird. Rauch seid ihr, den man eine Weile sieht; dann verschwindet er.
15 Ihr solltet lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.
16 Nun aber rühmt ihr euch voll Übermut. Solches Rühmen ist schlecht.
17 Wer also das Gute tun kann und es nicht tut, der sündigt.

In der heutigen Lesung aus dem Jakobusbrief hören wir eine Warnung vor Selbstsicherheit. Es geht nicht darum, die Adressaten zu verunsichern, sondern um ihnen die nötige Wachsamkeit ans Herz zu legen. Es geht nämlich um die Selbstsicherheit, die aufgrund vermeintlicher Sicherheiten entsteht, in Wirklichkeit aber das Bauen auf Sand bedeuten. Als Beispiel bringt Jakobus Reise- und Berufspläne an. Wenn man sich schon alles gut zurechtlegt, wo man hinreisen und Geld verdienen wird, muss man immer im Hinterkopf behalten, dass es menschliche Pläne sind. Alles, was wir uns überlegen, muss ein Stück weit offen bleiben. Jakobus haben wir die Redewendung im frommen katholischen Sprachgebrauch zu verdanken „wenn Gott will“. Das ist die sogenannte conditio Jacobaea. Die Christen sollen alle Pläne und Absichten sub conditione machen „wenn Gott will“. Man überlässt diesem das letzte Wort, weil er der Herr der Geschichte und unseres Lebens ist. Alles, was wir sind, ist Rauch. Das ist ein weisheitliches Bild für die Vergänglichkeit des Menschen, dessen Leben schnell dahinfließt. Es ist also durchaus richtig und vernünftig, Pläne zu machen, denn wir sollen nicht ohne Perspektive dahinvegetieren. Zugleich sollen wir alle unsere Pläne der Vorsehung Gottes unterstellen. Er führt und leitet uns. Das Gegenteil der hier im Jakobusbrief beschriebenen Haltung ist also auch nicht ratsam: das Feststehen ohne irgendetwas zu tun. Der Herr kann uns nur führen und leiten, wenn wir bereits unterwegs sind. So ist es auch mit einem Navigationssystem. Es berechnet die Route, während wir uns schon auf den Weg machen.
Das, was Jakobus an der Haltung des eigenständigen Plans ohne Gott im Sinn kritisiert, ist der Übermut. Hinter einer solchen Haltung steckt nämlich die Einstellung, dass der Mensch Gott in seinem Leben nicht braucht. Der Mensch wird maßlos überschätzt in seiner eigenen Weisheit und Vernunft. Es ist ein Leben nach dem Motto „ich bin mir selbst der Herr meines Lebens.“ Spätestens wenn unvorhergesehene Dinge geschehen, wird man auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen. Wir haben unser Leben eben doch nicht vollkommen unter Kontrolle.
Wer seine eigenen Pläne durchsetzt und dabei sein gutes Potenzial nicht ausschöpft, begeht eine Sünde, so Jakobus am Ende des Abschnitts. Gott führt uns immer einen Weg vor Augen, der uns zur Heiligkeit führt. Er lässt zu, dass wir an Krisen wachsen und reifen. Er führt uns immer wieder in Situationen, in denen wir anderen Menschen Gutes tun sollen. Er erzieht uns und heiligt uns, wenn wir offen für seine Route sind. Wenn wir aber nicht offen sind, verschließen wir uns dem hl. Geist. Deshalb spricht Jakobus hier auch von Sünde. Der hl. Ignatius von Loyola prägte den Satz: „Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich ihm ganz überließen.“

Ps 49
2 Hört dies an, ihr Völker alle, vernehmt es, alle Bewohner der Welt,
3 ihr Leute aus dem Volk und vom Adel, Reiche und Arme zusammen!
6 Warum soll ich mich in bösen Tagen fürchten, wenn mich die Schuld meiner Tritte umgibt?
7 Sie verlassen sich ganz auf ihren Besitz und rühmen sich ihres großen Reichtums.
8 Doch kann keiner einen Bruder auslösen, an Gott für ihn ein Sühnegeld zahlen
9 – für ihr Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch, für immer muss man davon abstehn –

11 Denn man sieht: Weise sterben; / gemeinsam gehen Tor und Narr zugrunde und lassen andern ihren Reichtum.
13 Doch der Mensch bleibt nicht in seiner Pracht
.

Als passende Antwort auf die Lesung beten wir einen Korachpsalm, der als Weisheitslied zu bezeichnen ist. Die Korachiter sind die Söhne Korachs, die als Torhüter und Musiker am Tempel Davids gewirkt haben. Der Psalm trägt den Titel „Vergänglichkeit des Menschen und seine Aufnahme bei Gott“.
Der Psalm spricht eine Gruppe an, was den Psalm liturgisch färbt. Mit „Völker alle“ sind allerdings nicht wie sonst die nichtjüdischen Völker gemeint, sondern die Stämme Israels. Die zweite angesprochene Gruppe ist aber umfassender, denn im Hebräischen heißt es wortwörtlich „Bewohner der Lebenszeit“, gemeint ist die ganze jetzige Generation. Es werden im dritten Vers auch die verschiedenen Gesellschaftsschichten angesprochen. Alle Menschen sollen zum Tempel kommen. Das gilt auch für die Nichtjuden, weshalb es im festgebauten Tempel auch ein eigenes Areal für die Heiden geben wird. Alle sollen kommen, um Gott die Ehre zu geben.
Auch wenn der Mensch schwere Zeiten durchlebt (böse Tage), muss er sich nicht fürchten. Denn was ihn umgibt und bedroht, sind die Tritte derer, die ihn hintergehen. In der Einheitsübersetzung heißt es „Schuld meiner Tritte“, dabei übersetzt die sehr wortnahe Elberfelder Übersetzung mit „Sünde derer, die mich hintergehen“. Der Sinn ist klar – Angst ist wie eine Lupe, die ein nicht bedrohliches Problem aufbauscht.
Die Gegner wähnen sich als überlegen, doch ihre Stütze ist ein Kartenhaus. Es besteht in ihrem Besitz. Doch ihr Reichtum kann sie vor Gott nicht rechtfertigen. Entschuldung ist unbezahlbar, vielmehr einlösbar durch persönliche Umkehr und Annahme der Erlösung durch Jesus Christus. Das können die Menschen des Alten Bundes noch nicht sagen. Umso mehr überwältigt es uns, die wir als bereits Erlöste leben dürfen!
Wenn jemand immer reicher wird, soll es uns nicht verblenden. Das sind irdische Schätze, die die Person auf Erden zurücklassen wird, wenn er stirbt. Auch hier im Psalm besteht der Grundsatz: Das Totenhemd hat keine Taschen.
Die Juden glauben, dass sie nach dem Tod in den Scheol hinabsteigen, in das Totenreich, das mehr ist als die Hölle. Es meint den gesamten Bereich des Todes. Alle versammeln sich dort. Keiner hat dann von den irdischen Maßstäben her einen Vorteil. Ein Reicher und ein Armer kommen an denselben Ort. Sie müssen sich beide vor Gott verantworten. Entscheidend sind nicht die irdischen Reichtümer, die man erreicht hat oder nicht. Entscheidend ist dann, ob man den Weg Gottes gegangen ist oder nicht. Es wird dann irrelevant sein, wie prachtvoll das irdische Leben aussah.

Mk 9
38 Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.

39 Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden.
40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.

Im Evangelium hören wir eine kurze Episode, in der Jesus erklärt, wer zu ihm gehört. Eine der wichtigsten Handlungen Jesu ist der Exorzismus. Immer wieder lesen wir gerade im Markusevangelium davon, dass Jesus die unreinen Geister austreibt. Nun hören wir davon, dass Johannes beobachtet hat, wie jemand in Jesu Namen einen Exorzismus vorgenommen hat. Er zeigt eine Einstellung, die uns bereits im Alten Testament bei Josua begegnet: Seinem Denken nach darf diese Person das nicht tun, denn sie ist kein offizieller Jünger Jesu. Johannes sagt ja: „weil er uns nicht nachfolgt.“ Jesus greift dies auf, um den Jüngern wichtige Dinge zu erklären. Erstens stellt er klar, dass wer in seinem Namen etwas tut, damit erstens Erfolg haben wird, zweitens nichts Böses tut. Im Gegenteil: „Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Entscheidend ist, dass diese Person Exorzismen im Namen Jesu vollbringt. Das heißt, dass sie Christi Vollmacht anerkennt. Auch wenn sie nicht zu den anderen Jüngern dazustößt, handelt es sich also um einen Menschen, der im Herzen Jünger Jesu ist. Er glaubt, dass Jesus der Christus ist. Jesus möchte seine Jünger schon dafür sensibilisieren, dass diese Situation dauerhaft sein wird, wenn er nicht mehr bei ihnen ist. Sie werden alles in seinem Namen tun, ja sogar in seiner Person. Die Jünger selbst vollbringen ja auch schon Exorzisten und Krankenheilungen. Jesus schickt sie ja schon in der Zeit vor seinem Tod und seiner Auferstehung los, um diese Heilstaten zu vollbringen. Wichtig ist also in dieser Situation: Wer sind wir, anderen, die von Gott die Charismen bekommen haben, die Charismen abzusprechen? Wenn Gott diesem Menschen diese Gaben geschenkt hat – und es kommt ja von Gott, wenn er im Namen Christi Exorzismen vornimmt – dann hat er sich etwas dabei gedacht. Wenn dieser Mensch nun aber nicht im Namen Christi, sondern in seinem eigenen Namen oder im Namen der bösen Mächte diese Gabe ausübt, ist er kein Mitarbeiter Gottes mehr, dann würde Jesus sagen: „Er ist gegen uns.“ Es ist wichtig, dass wenn uns Gott Charismen schenkt, wir diese in den Dienst der Kirche stellen müssen. Wenn wir das nicht tun und hochmütig werden, uns vielleicht sogar einbilden, dass wir diese Dinge aus eigener Kraft vollbringen, wird uns der Böse um den Finger wickeln. Dann stellen wir uns unter den Dienst des Widersachers Gottes. Wie schnell rutschen geistbegabte Menschen in den Okkultismus ab! Deshalb muss alles in den Dienst Gottes gestellt und geprüft werden. Deshalb muss man mit diesen Gaben zu einem geistlichen Begleiter gehen.

Heute hören wir davon, dass wir alles von Gott her bewerten und tun sollen. Es muss wirklich in unseren Sprachgebrauch übergehen, dass wir alles planen unter der Bedingung „wenn Gott will“ oder „so Gott will“. So überlassen wir in allem ihm das letzte Wort. Wir brauchen uns nicht einzubilden, dass wir alleiniger Herr unseres Lebens sind. Spätestens wenn wir einen Schicksalsschlag erleiden, kommen wir auf den Boden der Tatsachen zurück. Der Herr unseres Lebens ist Gott. Und was er für uns bereithält, ist das Beste. Es ist so wunderbar, dass wir das nicht einmal in den kühnsten Träumen zu träumen wagen. Seien wir offen für seinen Plan, dann werden wir schon ein Stück des Himmels in diesem irdischen Leben erfahren!

Ihre Magstrauss

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