Dtn 26,4-10; Ps 91,1-2.10-11.12-13.14-15; Röm 10,8-13; Lk 4,1-13
Dtn 26
4 Dann soll der Priester den Korb aus deiner Hand entgegennehmen und ihn vor den Altar des HERRN, deines Gottes, stellen.
5 Du aber sollst vor dem HERRN, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen: Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk.
6 Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf.
7 Wir schrien zum HERRN, dem Gott unserer Väter, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis.
8 Der HERR führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten,
9 er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen.
10 Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, HERR. Wenn du den Korb vor den HERRN, deinen Gott, gestellt hast, sollst du dich vor dem HERRN, deinem Gott, niederwerfen.
Als erste Lesung dieses ersten Fastensonntags hören wir davon, wie das Volk Israel die Erstlingsfrüchte des Landes zum Tempel bringen soll und sie Gott als Opfer darbringen soll. Dies ist Ausdruck der Dankbarkeit für das Verheißene Land, das ihm von Gott geschenkt worden ist. Die Erstlingsfrüchte sind die ersten Früchte des Jahres. Damit sind vor allem Gerste, Trauben und Öl gemeint. Sie sollen als Dankopfer im Tempel dargebracht werden.
Verbunden mit diesem Ritus sollen die Juden bekennen, dass Gott ihren Vorfahren Heimat geboten hat, nachdem diese heimatlos nach Ägyüten zogen. Hier wird der Exodus angedeutet, nachdem die Israeliten von den Ägyptern versklavt und zur Arbeit gezwungen wurden. Der „heimatlose Aramäer“ bezieht sich wohl auf Jakob, dessen Sohn Josef ja bereits nach Ägypten verkauft wurde, sich dann hochgearbeitet hatte und bei der Wiedervereinigung mit der Familie diese in Ägypten ansiedeln ließ. Gott hat jedoch „unter Zeichen und Wundern“ das Volk in die Freiheit geführt und ins Land gebracht, in dem „Milch und Honig fließen“. Was wir hier hören, ist eine Anamnese, eine Erinnerung an die Heilstaten Gottes. Das müssen die Israeliten so bekennen, damit sie nicht vergessen, was Gott ihnen Gutes getan hat. So bleiben sie dankbar und das Geschehene wird gleichsam präsentiert im wahrsten Sinne des Wortes – in die Gegenwart geholt.
Sie sollen dem Herrn den Korb mit den Erstlingsfrüchten darbringen und sich vor dem Herrn niederwerfen, was eine Anbetungsgeste ist.
Es geht bei all dem nicht um Angst – Angst vor Gott, den man besänftigen muss, der einen sonst bestraft. Es geht um Beziehung. In einer Familie ist es auch förderlich für das Zusammenleben, sich für alles zu bedanken und nichts für selbstverständlich zu nehmen. Dann vergisst man nie, den anderen wertzuschätzen und zu respektieren. Umso mehr muss das in der Beziehung zu Gott sein. Je mehr man daran denkt und sich das angewöhnt, desto mehr beugt das einer Erkaltung der Liebe vor. Danke sagen ist also auch ein Mittel gegen die Versuchung des Bösen, der uns von Gott und voneinander isolieren will. Diese Komponente ist wichtig mit Blick auf die folgenden Lesungen.
Ps 91
1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen.
2 Ich sage zum HERRN: Du meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue.
10 Dir begegnet kein Unheil, deinem Zelt naht keine Plage.
11 Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen.
12 Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;
13 du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf junge Löwen und Drachen.
14 Weil er an mir hängt, will ich ihn retten. Ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.
15 Ruft er zu mir, gebe ich ihm Antwort. In der Bedrängnis bin ich bei ihm, ich reiße ihn heraus und bring ihn zu Ehren.
Als Antwort beten wir einen ganz machtvollen Psalm, der zu exorzistischen Zwecken verwendet wird. Den Psalm beten wir auch am Gedenktag der Hl. Schutzengel am 2. Oktober. Psalm 91 ist ein Trostpsalm der entstanden ist in Kriegssituation und Seuchenplage. Diesen Psalm zitiert der Teufel bei der Versuchung Jesu in der Wüste. Deshalb wird der Psalm oft im Befreiungsdienst gegen ihn verwendet. Nachher hören wir genau davon im Evangelium.
„Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen“ – ja, die Engel dürfen dies genießen. Sie dürfen Tag und Nacht das Angesicht Gottes schauen und sind uns darin voraus. Sie haben die Macht und auch die Heiligkeit, die Gegenwart Gottes auszuhalten.
Der Psalmenbeter erkennt Gott an als seine Zuflucht und Burg. Gerade in Situationen der Bedrängnis und Versuchung dürfen wir diese Worte sprechen. Jesus hat zu seinen Aposteln im Garten Getsemani nicht umsonst gesagt: Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Herr ist auch unsere Zuflucht in jeglicher Hinsicht. Je mehr wir erleiden, desto mehr müssen wir uns an ihn klammern, der unsere Zuflucht und Burg ist. So wie Christus in der absoluten Gottesferne nach seinem Vater gerufen hat, so sollen auch wir immer in Verbindung mit Gott bleiben. So wie uns viele Glaubenszeugen vorgelebt haben, sollen wir ein unerschütterliches Gottvertrauen haben. Wir denken zurück an Abraham, der schon das Messer gezückt hat, um seinen Sohn zu opfern. Dieses Gottvertrauen sollen wir haben.
Und wenn man ganz auf Gott vertraut und sich an ihn klammert, wird nichts und niemand uns etwas anhaben können. Dann bleibt das Unheil fern, auch wenn wir nicht mehr in Zelten wohnen, sondern in Häusern.
Dann kommt der Vers, den der Böse im Evangelium in Jesu Gegenwart zitiert: Die Engel sollen uns behüten und auf Händen tragen, damit unser Fuß nicht an einen Stein stößt. Hier sind vor allem die Schutzengel gemeint, die uns an die Seite gestellt sind. Sie beschützen uns vor allen Gefahren, aber ganz unter dem Willen Gottes.
Sie werden uns so beschützen, dass Raubtiere und giftige Tiere uns nichts anhaben können. Jesus sagt vor seinem Heimgang zum Vater, dass wenn wir einen mächtigen Glauben haben, sogar Schlangengift trinken können oder von Skorpionen gestochen werden können, ohne dass dies uns schadet. Man soll es natürlich nicht drauf anlegen lassen, was Jesus dem Teufel nachher auch sagt, aber wenn es soweit kommt, werden wir gerettet werden.
Und Gott wird uns erhören. Er sagt immer wieder: „Weil er an mir hängt, will ich ihn retten.“ Wie entscheidend ist doch eine innige Beziehung zum Herrn! Das ist das Entscheidende. Deshalb müssen wir uns stets bemühen, im Stand der Gnade zu sein. Denn die schwere Sünde bedeutet eine freiwillige und bewusste Abkehr des Menschen von Gott. Wenn er aber nicht mehr an diesem hängt, wie soll Gott ihn dann beschützen? Wie soll der Engel uns dann beschützen? Uns kann es deshalb nur gutgehen am Herzen des Vaters. Was bedeutet es, den Namen Gottes zu kennen? Es reicht nicht aus, einfach zu wissen, dass er so und so heißt. Nicht das schützt uns und führt zu einer innigen Beziehung, sondern das Leben nach Gottes Geboten. Es ist aber so, dass Gott sich uns seinen Namen offenbart und er uns aus der Offenbarungssituation heraus seine Gebote geschenkt hat. Es heißt im Rückblick des Mose in Deuteronomium, dass er Aug in Aug mit Gott die Gebote Gottes empfangen hat. Seinen Namen zu kennen, heißt also, sein Wesen und seinen Willen erkannt zu haben. Jesus geht sogar noch weiter und erlaubt uns nicht nur, Gott beim Namen zu nennen, sondern ihn mit Abba, lieber Vater, anzusprechen!
Wenn wir in einer innigen Beziehung zum Vater leben, das heißt im Stand der Gnade sind, dann erhört er unsere Bitten. Er hilft uns in Bedrängnis, die uns auch als Gerechte nicht erspart bleibt, im Gegenteil. Wie sehr müssen gerade jene Christen leiden, die standhaft sind! Der Weg zum Vater ist gepflastert mit dem Martyrium vieler Heiligen. Doch Gott entreißt sie der Schmach und Ehrlosigkeit. Er schenkt ihnen direkt das Leben bei ihm. Sie sind die eigentlichen Gewinner.
Das „lange Leben“, das hier im ursprünglichen Psalmenkontext noch als ein erfülltes Leben im Diesseits bedeutet, dürfen wir bereits auf das eigentliche Leben bei Gott beziehen, auf das ewige Leben, das uns Christus durch die Erlösung erwirkt hat.
Doch schon für die Israeliten ist das eine verheißungsvolle Aussage: Sie werden das Heil schauen, den Messias, der nicht umsonst Jesus heißt, „Gott ist Heil“.
Röm 10
8 Sondern was sagt sie? Nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen. Das heißt: das Wort des Glaubens, das wir verkünden;
9 denn wenn du mit deinem Mund bekennst: Herr ist Jesus – und in deinem Herzen glaubst: Gott hat ihn von den Toten auferweckt, so wirst du gerettet werden.
10 Denn mit dem Herzen glaubt man und das führt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund bekennt man und das führt zur Rettung.
11 Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen.
12 Denn darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Denn alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen.
13 Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.
In der zweiten Lesung hören wir aus dem Römerbrief. Paulus geht es in diesem Abschnitt darum, dass die rettende Botschaft des Evangeliums an alle gerichtet ist. Dabei erklärt er, wie man dieses universale Heil erlangt im Gegensatz zu der Weise, die Mose noch für den Alten Bund vorgegeben hat: Es geht darum, den Herrn mit dem Mund zu bekennen. Das geschieht, indem man gläubig sagt, dass Christus der Herr ist. Aber es kommt nicht nur darauf an, was auf den Lippen ist, sondern vor allem auf den Herzenszustand. Wer also im Herzen das Osterereignis gläubig angenommen hat, der wird gerettet werden. Mit dem Herzen zu glauben, führt deshalb zur Gerechtigkeit, weil was im Herzen ist, in Gedanken, Worten und Werke übergeht. Was der Mund bekennt, ist in erster Linie das Glaubensbekenntnis vor der Taufe. Man muss Pauli Aussagen immer wieder sakramental verstehen. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, mit dem Herzen und mit dem Mund den Glauben zu bekennen, nicht nur jene, die zum Volk Israel gehören. Auch die Heiden können zum Glauben an Christus kommen. Es ist ein und derselbe Gott, der der Retter sein möchte für Juden und Heiden zugleich.
In Vers 11 wird Jes 28,16 zitiert, wo es heißt: „Wer glaubt, treibt nicht zur Eile“ im Sinne von „untergehen“. Er greift Jesaja auf, um die Heilsnotwendigkeit der Taufe biblisch zu untermauern.
Gottes Reichtum ist so groß, dass er genug Gnade für Juden und Griechen zugleich hat. Er beschenkt alle Menschen, die jemals gelebt haben, wenn sie es gläubig annehmen, was synonym zu verstehen ist zu „die ihn anrufen“.
Lk 4
1 Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt,
2 vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn.
3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
4 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
5 Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises.
6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will.
7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
8 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;
10 denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten;
11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
12 Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.
Im Evangelium hören wir nun die Versuchungsgeschichte nach Lukas. Nach der Taufe Jesu in Lk 3 erfolgt der Stammbaum und daraufhin nun hören wir zunächst, dass der Geist Gottes Jesus vom Jordan zurückführt, bevor er in die Wüste geschickt wird, der vollkommenen Einsamkeit und Isolation. Das ist absolut gottgewollt und eine Erprobung Jesu.
Dabei wird Jesus zugleich an den Ort des Nichts geführt, wo es keine wunderbaren Bäume mit leckeren Früchte gibt wie im Garten Eden. Dort fastet er vierzig Tage lang. Deshalb dauert auch unsere Fastenzeit vierzig Tage und deshalb sollen auch wir von der Ernährung her fasten (körperliche Askese) sowie die Einsamkeit aufsuchen (Stille, keine Ablenkung, Ruhe statt Hektik).
Jesus ist isoliert und das ist immer der Moment, wo der Satan den Menschen angreift – wenn er alleine ist, wenn er niemanden zum Reden hat, der einen warnen kann und stützen kann in Versuchungen.
Jesus hat Hunger, weil er ganz Mensch ist. Diesen physischen Zustand nutzt der Teufel, um die erste Versuchung an ihm auszuführen. Er tritt an ihn heran und sagt: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. “ Der Bedingungssatz „Wenn du Gottes Sohn bist“ ist typisch für den Bösen. Als das Wort Gottes Mensch geworden ist, hat es seine Göttlichkeit verborgen. Jesus hat sich entäußert, verzichtet also auf seine Göttlichkeit in dieser Welt. Deshalb greift der Böse dies an. Er will statt der Ohnmacht seiner Liebe die Allmacht Gottes provozieren, damit Jesus eben nicht mehr die Sünde der Menschen sühnt. Der Erlösungsplan scheitert, wenn Jesus die Entäußerung nicht bis zum letzten Atemzug durchzieht. Wenn der Teufel zudem den Bedingungssatz ausspricht, dann ist das in Beziehung zum Bekenntnis des Vaters im Kapitel zuvor zu setzen. Da sagt er ja bei der Taufe: Dies ist mein geliebter Sohn.
Jesus sühnt die Sünde des Menschen. Gott ist Mensch geworden, um die Katastrophe des ersten Menschenpaares wieder gut zu machen, die uns seitdem alle heimsucht in den allmenschlichen Versuchungen. Alles, was Jesus in der Wüste durchmacht, ist zu diesem ersten Menschen, zu Adam in Beziehung zu setzen.
Der Teufel redet Jesus ein, dass er ja aus Steinen Brot machen kann. Es ist interessant, dass dies die erste Versuchung darstellt. Wenn wir auf den ersten Menschen zurückschauen, ist es aber absolut logisch: Das erste Menschenpaar ließ sich von der Schlange verführen wegen leckeren Früchten, also wiederum einer kulinarischen Versuchung. In beiden Fällen geht es ums Essen! Und deshalb fasten wir vor allem in den wichtigen Bußzeiten auf Nahrung. Jeden Freitag verzichten wir auf Fleischprodukte und an Aschermittwoch sowie Karfreitag essen wir nur eine volle Mahlzeit sowie zwei kleinere. Das hat darin seine tiefe Bedeutung. Und dass Jesus sich uns ausgerechnet als etwas zu essen schenkt, nämlich in der Eucharistie, ist deshalb absolut zu der verbotenen Frucht im Garten Eden zu beziehen!
Jesus reagiert und besiegt den Satan mit der Heiligen Schrift. Das ist sein zweischneidiges Schwert, das seinen Mund verlässt. Er zitiert Dtn 8,3, wo es in Jesu Variante heißt: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein,.“ Es steht 1:0 für Jesus. Das Wort Gottes ist köstlicher und nährender als Brot für den Magen. Jesus ist selbst dieses Wort Gottes, das er zitiert.
Der Böse versucht es auf andere Weise und entlarvt dabei sein Hauptziel, die eigentliche Absicht hinter der gesamten Versuchung: Er stellt Jesus auf einen Berg und zeigt ihm die Reiche dieser Welt. Das ist besonders bemerkenswert, weil er sich dabei auf einen hohen Berg stellt. Wir sehen Mose auf dem Berg Sinai, der mit Gott einen Bund geschlossen hat. Der Satan will nun von Jesus, dass er mit ihm einen Bund schließt auf einem Berg! Allerdings kann man mit dem Teufel keinen Bund schließen, sondern nur einen Pakt! Er will, dass Jesus seine Seele verkauft, ihn anbetet und so die Reiche dieser Welt beherrschen kann. Der Teufel bildet sich als Geschöpf ein, wie Gott angebetet werden zu können. Dabei versucht er es bei Jesus damit, in ihm die Herrschsucht zu entfachen. Adam und Eva wollten wie Gott sein und Macht haben, die Erkenntnis von Gut und Böse. Jesus lässt sich davon nicht beirren und antwortet mit DEM Gebot, dem ersten der zehn Gebote, dem wichtigsten aufgrund der Gottesliebe: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“ Wieder bekämpft Jesus den Satan mit dem Wort Gottes. Es steht 2:0 für den Messias.
Der Böse versucht es auf eine letzte Weise und nimmt Jesus mit auf den Tempel in Jerusalem. Er stellt ihn oben hin und sagt erneut diesen Bedingungssatz: „Wenn du Gottes Sohn bist.“ Er lässt nicht locker, Jesu Gottessohnschaft infrage zu stellen. Wenn wir Adam und Eva in diesem Kontext betrachten, wird uns noch etwas deutlich: Damals schon hat die Schlange versucht, Misstrauen gegenüber Gott zu säen. So will der Böse nun auch zwischen Jesus und den Vater einen Keil treiben, sodass das Vertrauensverhältnis zerstört wird. Das gelingt ihm aber nicht! Der Satan ist schlau und lernt bei der zweiten Versuchung dazu. Er zitiert die Bibel! Das ist nicht zu unterschätzen! Auch heute gibt es viele Menschen, die die Bibel sehr gut kennen und sie falsch auslegen. Sie drehen Gott die Worte förmlich im Mund herum und verführen damit sehr viele Menschen! Sie streichen aus der Bibel ganze Bücher und nehmen falsche Übersetzungen vor, die die Aussagen verfälschen. Dabei geben sie sich einen christlichen Touch, sodass viele darauf hineinfallen.
Der Teufel kennt das Wort Gottes und wendet es nun gegen Gott selbst an: „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“ Er zitiert hier Psalm 91, den Psalm, den wir vorhin gebetet haben und vor dem er sehr große Angst hat, wenn wir ihn als Schutzgebet heutzutage beten!
Jesus antwortet wiederum mit dem Wort Gottes und bringt dabei eine höchst autoritäre Bibelstelle, nämlich aus dem Dekalog: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“ Es handelt sich dabei um das zweite Gebot. Wenn Jesus den Teufel mit der Heiligen Schrift hier schlägt, ist es nicht Schriftwort gegen Schriftwort, sondern Schriftwort höchster Autorität (göttliches Gebot) gegen falsche Bibelauslegung eines Gebetstextes, eines Psalms, der gegenüber dem göttlichen Gebot wiederum untergeordnet ist. Es geht bei der Versuchung darum, Gott zu versuchen. Das erste Menschenpaar hat Gott in dieser Hinsicht versucht, dass sie seinem Verbot nicht geglaubt haben. Sie haben ihn auf die Probe gestellt, indem sie das Sterben nicht geglaubt haben (es ging um das Sterben der Seele). Wie wichtig ist es, Gott zu glauben und ihm zu vertrauen! Wenn wir misstrauisch sind, ist das der Anfang vom Ende. Es ist deshalb in der katechetischen Tradition immer wieder die Rede davon, dass als allererstes Thema in der Gewissenserforschung und anschließenden Beichte das Gottvertrauen sein soll. Habe ich Gott von ganzem Herzen vertraut? Wo habe ich ihm misstraut? In der ersten Lesung und in Ps 91 haben wir ja bedacht, wie wichtig die innige und vertrauensvolle Beziehung zu Gott ist. Auch im zwischenmenschlichen Bereich ist Vertrauen die Basis für eine intakte Liebesbeziehung.
Jesus schlägt damit den Teufel 3:0. Der Sieg gehört ihm.
Am Ende hören wir davon, dass der Teufel einige Zeit von ihm ablässt. Er wird ihn noch heftig versuchen, bis zum Kreuz. Was Jesus durchmachen musste, betrifft uns alle: Wir werden versucht bis zum letzten Atemzug. Das ändert sich auch nach der Taufe nicht, im Gegenteil. Was sich aber ändert, ist unsere Beziehung zu Gott als Bundespartner und Kinder. Er gibt uns die Gnade, den Versuchungen nicht anheimzufallen. Er rüstet uns aus, damit wir Nein sagen können.
Fragen wir uns an diesem heutigen ersten Fastensonntag, wenn wir heute zur ewigen Anbetung gehen: Wie ist mein Verhältnis zu Gott? Vertraue ich ganz auf seine Güte und bin ich dankbar? Wie reagiere ich in der Versuchung? Lasse ich mich verführen oder handle ich wie Jesus? Einer Sache können wir sicher sein: Wir werden nicht immer Nein sagen, weil wir schwache Menschen sind. Wir sündigen, doch auch dann ist nicht alles verloren. Wir dürfen Gott aufrichtig um Vergebung bitten. Nutzen wir die Fastenzeit für eine gute Beichte und Erneuerung unserer Liebe zu Gott und zu dem Nächsten.
Ihre Magstrauss