Gen 37,3-4.12-13a.17b-28; Ps 105,16-17.18-19.20-21; Mt 21,33-43.45-46
Gen 37
3 Israel liebte Josef mehr als alle seine Söhne, weil er ihm in hohem Alter geboren worden war. Er ließ ihm einen bunten Rock machen.
4 Als seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn mehr liebte als alle seine Brüder, hassten sie ihn und konnten mit ihm kein friedliches Wort mehr reden.
12 Als seine Brüder fortgezogen waren, um die Schafe und Ziegen ihres Vaters bei Sichem zu weiden,
13 sagte Israel zu Josef: Weiden nicht deine Brüder bei Sichem? Geh, ich will dich zu ihnen schicken.
17 Da ging Josef seinen Brüdern nach und fand sie in Dotan.
18 Sie sahen ihn von Weitem. Bevor er jedoch nahe an sie herangekommen war, fassten sie den Plan, ihn umzubringen.
19 Sie sagten zueinander: Siehe, da kommt ja dieser Träumer.
20 Jetzt aber auf, erschlagen wir ihn und werfen wir ihn in eine der Zisternen. Sagen wir, ein wildes Tier habe ihn gefressen. Dann werden wir ja sehen, was aus seinen Träumen wird.
21 Ruben hörte das und wollte ihn aus ihrer Hand retten. Er sagte: Begehen wir doch keinen Mord.
22 Und Ruben sagte zu ihnen: Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Zisterne da in der Steppe, aber legt nicht Hand an ihn! Das sagte er, um ihn aus ihrer Hand zu retten und zu seinem Vater zurückzubringen.
23 Als Josef bei seinen Brüdern angekommen war, zogen sie ihm seinen bunten Rock aus, den Ärmelrock, den er anhatte,
24 packten ihn und warfen ihn in die Zisterne. Die Zisterne war leer; es war kein Wasser darin.
25 Sie saßen beim Essen und erhoben ihre Augen und sahen, siehe, eine Karawane von Ismaelitern aus Gilead kam. Ihre Kamele waren mit Tragakant, Mastix und Ladanum beladen. Sie waren unterwegs nach Ägypten.
26 Da sagte Juda seinen Brüdern: Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder erschlagen und sein Blut zudecken?
27 Kommt, verkaufen wir ihn den Ismaelitern. Wir wollen aber nicht Hand an ihn legen, denn er ist doch unser Bruder und unser Fleisch. Seine Brüder hörten auf ihn.
28 Midianitische Kaufleute kamen vorbei. Da zogen sie Josef aus der Zisterne herauf und verkauften ihn für zwanzig Silberstücke an die Ismaeliter. Sie brachten Josef nach Ägypten.
Heute hören wir von einer unerfreulichen Geschichte, die Gott im Nachhinein aber genutzt hat, um Heil zu bringen. Josef wird von seinen eigenen Brüdern nach Ägypten verkauft, weil sie so eifersüchtig auf ihn sind. Ihr Vater Jakob/Israel bevorzugt Josef und schenkt ihm einen bunten Ärmelrock. Das ist ein Anlass für die Brüder, ihn so zu hassen, dass sie ihn umbringen möchten. Der Älteste Ruben kann die Brüder noch davon abhalten, Blut zu vergießen, und so werfen sie ihren jüngsten Bruder in eine leere Zisterne, bevor sie ihn an eine Karawane mit Kaufleuten verkaufen, die Richtung Ägypten zieht. Dass sie dann doch keine Hand an ihn gelegt haben, ist auch Juda zu verdanken. Jakob schwindeln sie vor, dass Josef von einem wilden Tier getötet worden sei. So inszenieren sie seinen Tod mithilfe des bunten Ärmelrocks.
Was passiert ist, ist absolut tragisch und wir sehen so ein Verhalten tagtäglich in unserer heutigen Zeit. Wie viele Kriege werden geführt aufgrund von Neid, Eifersucht und Missgunst unter Geschwistern? Diese bösen Antriebe zerstören so viel. Und auch die Bevorzugung bestimmter Kinder ist ein Grund, weshalb viele Familien zugrunde gehen. Was wir heute lesen, wird wertfrei erzählt. Es wird nicht für gut befunden, dass Jakob Josef bevorzugt hat, aber auch die Intrige seiner Brüder nicht. Und die Fortsetzung der Geschichte zeigt uns, dass Gott auf krummen Seiten gerade schreibt. Die Verbannung Josefs durch seine Brüder wird später zu ihrem Rettungsanker, denn in der Hungersnot werden sie nach Ägypten reisen, um dort Nahrung zu erhalten. Josef hat seine ganze Familie gerettet und den Brüdern vergeben.
All das können wir allegorisch weiter betrachten, vor allem auch typologisch auf Jesus hin: Josef wird von seinen eigenen Brüdern verkauft. So wird auch Jesus von seinen eigenen Leuten ausgeliefert und hingerichtet. Und auch diese schreckliche Untat wird den Menschen zum Heil werden. Jesus wird den Hungernden die Nahrung geben, die Eucharistie! Auch unsereins darf von dieser Nahrung essen, nachdem sie sich mit Jesus wieder versöhnt haben im Sakrament der Beichte. Auch Jesu Leben wurde bedroht, sodass er nach Ägypten floh. Neidisch und eifersüchtig war nicht nur König Herodes, sondern später die Tempelelite, die Sadduzäer und die Ältesten des Volkes. Auch die Pharisäer und Schriftgelehrten streiten sich mit ihm, weil er mit einer größeren Vollmacht predigt als sie. Während Josef zwar verkauft wird so wie Jesus von Judas Iskariot, aber am Leben bleibt, wird Jesu Tod nicht inszeniert. Ihm wird das kostbare durchwebte Gewand vom Leib gerissen, nur damit Jesus ans Kreuz geschlagen werden kann und so den schändlichsten Tod stirbt. Und dieses Gewand bekommt seine Mutter Maria nicht zurück so wie Jakob, sondern sie muss mit ansehen, wie die Soldaten es unter sich auslosen.
Josef ist für zwanzig Silberstücke verkauft worden, also als Sklave. Zu seiner Zeit war das nämlich der Preis, den man für Sklaven zahlte. Auch Jesus ist von Judas für einen Sklavenlohn verkauft worden (zu seiner Zeit waren es dann dreißig Silberstücke), hat dafür aber uns alle losgekauft von unserer Sklaverei der Sünde! Am Ende hat Gott diese scheinbare Niederlage in den Augen der Juden („ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter“) zum ultimativen Sieg gewendet.
Ps 105
16 Dann aber rief er den Hunger ins Land, entzog ihnen allen Vorrat an Brot.
17 Doch hatte er ihnen einen Mann vorausgesandt: Josef wurde als Sklave verkauft.
18 Man spannte seine Füße in Fesseln und zwängte seinen Hals ins Eisen
19 bis zu der Zeit, als sein Wort sich erfüllte und der Spruch des HERRN ihm Recht gab.
20 Er sandte einen König, der ließ ihn frei, einen Herrscher der Völker, der ließ ihn heraus.
21 Er bestellte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Herrscher über seinen ganzen Besitz.
Der Psalm erzählt und reflektiert die Fortsetzung dessen, was wir in der Lesung gehört haben. Gott ließ zu, dass in ganz Israel eine Hungersnot ausbrach. So mussten auch die Brüder Josefs nach Ägypten ziehen, wo ein besonders kluger Verwalter dafür sorgte, dass die Israeliten in der Hungersnot am Leben bleiben können. Josef war eigentlich als Sklave nach Ägypten gebracht worden, doch seine großen Begabungen erregten die Aufmerksamkeit der Anderen. Durch Intrigen ist er ins Gefängnis gekommen, doch auch dort hat er mit seinen Talenten den Menschen geholfen, sodass er sogar vor dem Pharao großes Ansehen gewann und dieser ihm schließlich so einen hohen Posten verlieh, der eine große Verantwortung mit sich bringt. Dass er vor dem Pharao so eine Gunst erlangte, hängt mit den Traumdeutungen Josefs zusammen, durch die er dem Pharao im Gegensatz zu dessen Zauberern und Wahrsagern endlich Klarheit verschaffte („als sein Wort sich erfüllte und der Spruch des HERRN ihm Recht gab“). So wurde er aus seiner Gefangenschaft befreit („der ließ ihn frei“) und erlangte das Vertrauen des Herrschers („er bestellte ihn zum Herrn über sein Haus…über seinen ganzen Besitz“). Josef hat immer ganz auf Gott vertraut und ihm alles überlassen. Weil er dadurch so großen Segen hatte, gelang ihm alles, was er anpackte. Er schaffte nicht nur alles mit Ach und Krach, sondern brillierte in allem. So großzügig gibt Gott dem Menschen, der ganz auf ihn vertraut. So können auch wir ganze Berge versetzen. Wir werden nicht nur alles irgendwie überstehen, sondern mit Bravour meistern, wenn Gottes Segen auf uns liegt. Unser Segen wird dann auch auf andere übergehen. So hat Josef viele Jahre für die Taten seiner Brüder gesühnt und am Ende hat Gott den schweren Sündern Erbarmen erwiesen. Gewiss haben diese ihre schreckliche Tat auch bereut und sie vor Josef bekannt. Deshalb konnte dieser sowie Gott mit ihm barmherzig an ihnen handeln. Auch wir dürfen Gottes Barmherzigkeit in Anspruch nehmen, aber unter der Voraussetzung, dass wir unsere Sünden wirklich bereuen, sie vor ihm bekennen und unser Leben aufrichtig ändern wollen. Dann kann es auch in unserem Leben eine wunderbare Versöhnung geben. Dann können auch wir aus der Hungersnot in die Sättigung übergehen. Es ist kein Zufall, dass sowohl die Brüder Josefs als auch der verlorene Sohn im Gleichnis Jesu aus der Hungersnot heraus umkehren. Unsere Hungersnot ist das Hungern der Seele, die fern von Gott ist, die Seele, die den Segen Gottes vermisst und unter „Entzugserscheinungen“ leidet. Sie schreit in unserem Innern nach dem Heil, zu dem der Mensch eigentlich berufen ist. Hören wir auf den Schrei unserer eigenen Seele jetzt in dieser Fastenzeit, in der wir bewusst auf Essen verzichten, damit wir diesen Hunger überhaupt wieder wahrnehmen können – den eigentlichen inneren Hunger!
Mt 21
33 Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.
34 Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seine Früchte holen zu lassen.
35 Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, wieder einen anderen steinigten sie.
36 Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso.
37 Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
38 Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in Besitz nehmen.
39 Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
40 Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun?
41 Sie sagten zu ihm: Er wird diese bösen Menschen vernichten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.
42 Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunderbar in unseren Augen?
43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die Früchte des Reiches Gottes bringt.
45 Als die Hohepriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach.
46 Sie suchten ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten die Menge, weil sie ihn für einen Propheten hielt.
Jesus spricht mit den Hohepriestern und Pharisäern, also mit der religiösen Elite seiner Zeit. In diesem Gespräch bringt er ein wichtiges Gleichnis, das zugleich sehr provokativ ist.
Es geht um einen Weinberg, der angelegt und verpachtet wird. Der Besitzer des Weinbergs geht dann in ein anderes Land, ist also abwesend und muss auf seine Mitarbeiter vertrauen. Als die Zeit der Ernte kommt, werden die Mitarbeiter, die die Früchte einsammeln wollen, umgebracht. Auch die anderen Knechte, die dort hingesandt werden, werden von den Arbeitern dort umgebracht. Als dann schließlich der eigene Sohn des Weinbergs dort hinkommt, erfahren wir die Absicht der dortigen Arbeiter, mit der sie diese Gewalttaten vollbringen – sie wollen selbst den Erbbesitz des Weinbergs. Sie haben also keine Achtung vor dem Sohn des Besitzers, der ja aufgrund seiner besonderen Autorität dort hingeschickt wird. Stattdessen bringen sie selbst den eigenen Sohn des Besitzers um.
Jesus überlässt jenen, denen er das Gleichnis erzählt, den Ausgang der Geschichte, wenn nämlich der Weinbesitzer selbst zurückkehrt. Sie antworten selbst, dass dieser den Pächtern den Weinberg wegnehmen und anderen geben wird. Sie haben damit ihr eigenes Gerichtsurteil ausgesprochen, das Jesus daraufhin bestätigt: Ja, euch wird der Weinberg weggenommen und einem anderen Volk gegeben, das Früchte bringt.
Das Bildfeld des Weinbergs, des Früchtetragens und der Ernte sind wichtige Metaphern in Bezug auf das Reich Gottes, die Heilsgeschichte und die Endzeit. Einerseits legen wir das Gleichnis wörtlich aus, wie es also Jesus in der Erzählung ursprünglich meint: Gott ist der Weinbergbesitzer, der das verheißene Land für sein auserwähltes Volk anlegt. Er schließt einen Bund mit dem Volk Israel, was sozusagen das Beschäftigungsverhältnis im Gleichnis darstellt. In seiner Abwesenheit (Gott ist ja Geist und wandelt nicht auf Erden) hat das Volk die Verantwortung, gemäß des Bundesschlusses zu leben. Doch es entfernt sich von Gott, indem es anderen Göttern nachläuft und viele Sünden begeht. Gott schickt zu ihm seine Knechte, das sind die Propheten, die das Volk wieder zur Besinnung führen sollen, denn die Früchte sind nicht da. Doch die Pächter sind absolut uneinsichtig. All die Propheten sind am Ende für ihre Botschaft umgebracht worden. Das Volk hat ihre Worte der Umkehr nicht ausgehalten und die Knechte Gottes deshalb mundtot gemacht. Immer wieder schickt Gott Knechte zu den Pächtern, doch es geschieht immer wieder das Gleiche. Schließlich schickt er seinen eigenen Sohn zum Volk Israel, nämlich Jesus Christus. Seine Autorität und Vollmacht ist göttlich und somit unvergleichlich größer als die der bisherigen Knechte. Er ist der Erbe des Weinbergs. Doch auch ihn hält das Volk nicht aus, sondern tötet ihn. Jesus hat seinen eigenen Tod in dem Gleichnis vorweggenommen. Doch Gott lässt das alles nicht bis zum Schluss mit sich machen. Er greift ein und nimmt den Pächtern seinen Weinberg weg und gibt sie einem anderen Volk. Das sind harte Worte und Jesus sagt das zu den Sadduzäern und Pharisäern nicht, weil er eine Kollektivstrafe verhängen möchte. Er sagt es ihnen, damit sie endlich aufwachen. Wer Christus und seine Erlösung annimmt, gehört ja zum neuen Volk. Und selbstverständlich läuft der Alte Bund weiter. Gott ist treu und nimmt sein Versprechen nicht einfach zurück. Alles Andere würde seinem Wesen ganz widersprechen, also sagen wir auch nicht, dass Gott das Volk Israel verworfen und den Alten Bund abgebrochen hat. Wir müssen Jesu Aussage mit allen anderen Aussagen vergleichen und auch den Kontext seiner Worte hier berücksichtigen. Das „Volk“, dem hier der Weinberg genommen wird, sind nun also alle, die Jesus nicht annehmen, und das „Volk“, dem der Weinberg stattdessen gegeben wird, sind nun alle, die Christus annehmen. Deshalb heißt es auch im Griechischen ἔθνει ethnei, denn dieser Begriff bezieht sich nun nicht mehr auf das auserwählte Volk Israel, sondern auf alle Völker, auch die nichtjüdischen. Das sagt Jesus alles, um nicht das ganze Volk Israel zu kritisieren, sondern um die Tempelelite und die selbstgerechten Pharisäer zu provozieren. Es dient ihrer Umkehr, aber sie sind verstockt und empören sich stattdessen über Jesu Worte. Jesus provoziert sie mit so einem Gleichnis, weil sie sich darauf ausruhen, zum auserwählten Volk zu gehören, ohne die entsprechenden Früchte zu bringen. Das garantiert ihre Rechtfertigung vor Gott aber nicht. Und auch wir können uns auf unserer Taufe nicht ausruhen. Wenn wir das Gleichnis auf uns beziehen, kritisiert Jesus auch unsere falschen Haltungen: Gott legt einen Weinberg an, der unsere Seele ist. Er hat uns geschaffen und durch die Taufe ein Beschäftigungsverhältnis zu uns begonnen. Dass wir nun getauft sind, heißt also nicht, dass wir uns auf die faule Haut legen können, sondern im Weinberg arbeiten. Er wird nämlich nach Früchten verlangen und dafür seine Knechte senden. Das können verschiedene Mitmenschen sein, die Gott uns schickt. Wenn wir ihre Kritik an unserem gottlosen Leben dann mundtot machen, sind wir nicht besser als die Knechte im Gleichnis Jesu. Wir töten sie, statt kritikfähig und einsichtig zu sein. Wir kehren nicht um, sondern zertreten Gottes Ruf zur Umkehr mit den Füßen. Immer wieder ruft er uns zur Umkehr auf – durch Mitmenschen, durch sein Wort in der Bibel, durch Ereignisse, durch unser eigenes Gewissen. Doch wo wir uns demgegenüber taub stellen, verhalten wir uns wie die Pächter im Gleichnis Jesu. Wenn wir dann sterben und am Ende unseres Lebens vor Gott stehen, dann wird er uns dafür zur Verantwortung ziehen, dass wir den Weinberg nicht so gepflegt haben wie versprochen (und das versprechen wir ja bei der Taufe!). Dann wird er uns unser ewiges Leben wegnehmen und wir werden ewig von ihm abgeschnitten sein. Und dies gilt auch für das Ende der Zeiten: Wenn Gott dann kommt, um seinen Weinberg zurückzufordern, wird er ebenfalls den fruchtlosen Pächtern den Weinberg nehmen und jenen geben, die Frucht bringen. Dann ist dieser Weinberg das Reich Gottes, das sich am Ende der Zeiten durchsetzt und offenbar wird. Die Fruchtlosen werden dann nicht Teil des Reiches sein. Dann werden die verantwortungsvollen Pächter wie Josef in Ägypten nicht mehr nur Pächter sein, sondern zu Erben eingesetzt. Sie werden in dem Land wohnen und nie mehr hungern. Denn sie werden ganz bei Gott sein.
Jesus möchte niemandem Angst einjagen, hat aber immer harte Worte für die besonders verstockten Menschen. Dies tut er ihnen zuliebe, denn auch sie sollen nicht verloren gehen. Wenn wir solche Worte hören, dann sollen wir in uns gehen und unsere eigene Arbeit im Weinberg hinterfragen. Sind wir verantwortungsvolle Pächter so wie Josef oder sind wir schlechte Pächter voller Neid und Missgunst gegenüber dem Erben so wie die Brüder Josefs und die Pächter im Gleichnis Jesu? Der springende Punkt ist: Es ist noch nicht zu spät. Wir dürfen umkehren und von nun an gute Arbeiter sein. Die Fastenzeit ist für uns eine wunderbare, gnadenvolle Gelegenheit, eine selbstkritische Intervention durchzuführen. Wollen wir am Ende eine Beförderung vom Knecht zum Erben bzw. wollen wir am Ende das Erbe nicht mehr verlieren (das uns durch die Taufe geschenkt worden ist), müssen wir entsprechend leben und Frucht bringen. Dabei sind wir nicht allein, denn Jesus sagt selbst, er ist der wahre Weinstock. Getrennt von ihm können wir nichts tun, also bleiben wir mit ihm stets verbunden! Dann werden wir Segen haben und es wird uns alles gelingen wie Josef in der Lesung!
Ihre Magstrauss