Jer 17,5-10; Ps 1,1-2.3.4 u. 6; Lk 16,19-31
Jer 17
5 So spricht der HERR: Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN.
6 Er ist wie ein Strauch in der Steppe, der nie Regen kommen sieht; er wohnt auf heißem Wüstenboden, im Salzland, das unbewohnbar ist.
7 Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist.
8 Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.
9 Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich. Wer kann es ergründen?
10 Ich, der HERR, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem zu geben nach seinen Wegen, entsprechend der Frucht seiner Taten.
Die heutigen Lesungen sind sehr paränetisch, geben also ein bestimmtes moralisches Verhalten vor und verwerfen einen unmoralischen Lebenswandel. Das Stichwort ist dabei das Vertrauen. Im Buch Jeremia überbringt der Prophet den Menschen folgende Botschaft Gottes: Auf Menschen zu vertrauen, ist verwerflich. Gott sagt sogar „verflucht“. Das hebräische Wort אָר֤וּר arur ist dabei mit „verflucht“ oder „verdammt“ zu übersetzen und meint nicht die Verfluchung Gottes, sondern die Konsequenz des Vertrauens auf Menschen: Wenn man so lebt, wird man in die ewige Verdammnis kommen und auch schon in diesem Leben die Verdammnis zu spüren bekommen – wenn dieses Vertrauen früher oder später missbraucht wird. Und das ist vorprogrammiert, weil kein Mensch perfekt ist. Gewiss soll das nicht heißen, dass man keinem Menschen mehr vertrauen darf, aber wenn das Vertrauen auf Menschen größer ist als das Gottvertrauen, ist es eine Vergötzung. Deshalb wendet sich das Herz von Gott ab, wie es in Vers 5 heißt.
Wer auf Menschen vertraut und Gott hinter sich lässt, wird keinen Segen haben. Erstens ist das Vertrauen auf Menschen begrenzt und unvollkommen, es ist fahrlässig, denn die Menschen sind nicht Gott. Zweitens haben sie keinen Segen, deshalb sind sie wie „ein Strauch in der Steppe“ ohne Wasser und leben auf Wüstenboden und Salzlandschaft.
Dagegen hat der Mensch, der auf Gott vertraut, überreichen Segen. Er ist wie ein Baum direkt an der Quelle. Wenn die Hitze kommt, also Probleme, Leiden und Prüfungen, hat er nichts zu fürchten, denn das Wasser der Quelle ist genug auch in trockenen Jahren. Der Mensch bringt weiterhin Frucht, auch in schweren Zeiten. Wir kennen es aus unserer heutigen Zeit: Vertrauen wir auf Menschen, geht das nur so lange gut, bis der Andere es sich anders überlegt, seine Grenzen erreicht und irgendwelche Dinge passieren. Dann ist er schneller weg, als wir denken und wir stehen alleine da. Das betrifft viele Bereiche, so zum Beispiel auch die Berühmtheit. Solange wir unseren Erfolg nur von Menschen abhängig machen, wird dieser nur so lange anhalten, wie die eigene Leistung, Kreativität etc. anhalten. Sobald man nicht mehr interessant ist, wenden sich die Menschen anderen Stars, Sportlern etc. zu und die eigene Karriere ist dahin. Überlässt man aber Gott die eigene Karriere und vertraut darauf, dass wenn es einem zuerst um sein Reich geht, dass er dann für alles Andere sorgt, so wird der Mensch sein Leben lang versorgt werden und muss nicht in Verzweiflung geraten.
Das Herz des Menschen ist arglistig. Das ist eine allzu verbreitete Beobachtung, die wir machen können. Da muss Gott wirklich daran wirken, dass es zu einem geradlinigen Herzen wird, ohne krumme Wege und Hinterhältigkeit. Wie oft ist der Mensch stur und verstockt?
Gott durchschaut jeden Hinterhalt und verleiht jedem Menschen, was er verdient bzw. gibt je nach „Frucht seiner Taten“. Wer Gottes Willen tut, wer dabei ein gutes Herz hat, der wird reichlich gesegnet. Jesus wird später sagen: „An den Früchten erkennt man den Baum“. Zwar ist das Entscheidende das Herz mit den Absichten hinter den Handlungen, aber es kann nicht das Gegenteil in der Handlung bestehen. Ein Kausalzusammenhang zwischen Herz und Tat ist erkennbar.
Ps 1
1 Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt,
2 sondern sein Gefallen hat an der Weisung des HERRN, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt.
3 Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, es wird ihm gelingen.
4 Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
6 Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber verliert sich.
Auch der Psalm zeigt beide Wege auf, die der Mensch einschlagen kann. Das zwei-Wege-Schema ist typisch für paränetische Texte. Sie dienen der Ermahnung des Menschen zu einem gottgefälligen Lebenswandel. Selig ist dabei jener Mensch, der nicht auf das hört, was die Menschen vorgeben, der nicht nach der Meinung der Gesellschaft lebt. Wir würden heute sagen: Selig, wer kein Mitläufer ist, wer nicht mit der Masse geht, wenn die Masse aus „Spöttern“ besteht. Gemeint ist damit der Gotteslästerer, der keine Gottesfurcht oder zumindest Achtung vor Gott hat, wer sich über den Glauben lustig macht.
Selig ist, wer dagegen am Wort Gottes festhält, auch wenn er alleine dasteht. „Bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt“ deutet das „Sch’ma Israel“ an, das wichtigste Gebot, das in Dtn 6,4-9 belegt ist und jeder fromme Jude täglich beten sollte. Es geht um die Gottesliebe, darum, die Torah Gottes im Herzen zu tragen und stets darüber nachzudenken, so wie man ständig an den geliebten Menschen denkt.
Wenn das Herz des Menschen so an Gott hängt, ist er wie ein Baum an den Wasserbächen. Es ist wie bei Jeremia beschrieben ein Weg des Segens. Man wird alles von Gott erhalten, was man zum Leben braucht. Man wird nicht welken, denn dieses Vertrauen auf Gott ist ein Schöpfen aus der unvergänglichen Quelle. Menschen haben eine Grenze und sie missbrauchen das Vertrauen. Gott dagegen ist immer treu und unendlich großzügig im Geben. Wenn man auf seinem Weg geht, wird einem alles gelingen. Das ist der Ausdruck überreichen Segens.
Wer sich auf Irdisches stützt, vor allem auf sündige Menschen, wird wie Spreu vom Winde verweht. Es hat überhaupt keinen Bestand und bringt keine Frucht.
Wir müssen den letzten Vers richtig verstehen: Gott ist allwissend und kennt natürlich nicht nur den Weg des Gerechten, sondern auch dessen, der von ihm abgekehrt ist. Dieser Vers drückt aber aus, dass Gott jenem all den Segen gibt, der auf seinem Weg wandelt. Es ist wie mit der Endzeitrede Jesu in Mt 25, wo der Menschensohn zu den Böcken auf der linken Seite sagt: „Weg von mir, ich kenne euch nicht.“ Natürlich kennt Gott jeden Menschen, doch das ist ein Ausdruck des Absagens. Entscheidend ist dabei, warum Gott den Menschen von sich absagt: Weil dieser es sich so ausgesucht hat. Gott akzeptiert, dass der Mensch von Gottes Weg abkehrt und von der Quelle weggeht. Er trägt also die Konsequenzen des ausbleibenden Segens. So verliert sich der Frevler, der auf Abwege gerät. Diese führen nämlich in die Gottesferne und ins ewige Leiden.
Lk 16
19 Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte.
20 Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war.
21 Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
22 Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.
23 In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß.
24 Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
25 Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual.
26 Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
27 Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters!
28 Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
29 Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
30 Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.
31 Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Auch im Evangelium hören wir eine zwei-Wege-Geschichte. Es handelt sich dabei um ein Gleichnis, das Jesus erzählt: Ein armer Mann namens Lazarus lag vor der Tür eines reichen Mannes, der ein Leben voller Saus und Braus führte. Lazarus bekam von ihm nicht mal die Reste der übertriebenen Festmähler und litt unter schlimmen Geschwüren. Eigentlich heißt es bei Jesajas Aufzählung barmherziger Werke unter anderem, dass man sein Essen mit den Hungrigen teilen und obdachlosen Armen ein Dach über dem Kopf geben soll (58,7). Lazarus liegt direkt vor der Tür. Gott gibt dem reichen Mann die Chance, eine barmherzige Tat zu vollbringen, doch er nutzt sie nicht. Es kommt nun dazu, dass beide sterben. Während der reiche Prasser schlimme Qualen erleiden muss, ist Lazarus in Abrahams Schoß. Dies kann der reiche Mann von weitem sehen, aber zwischen ihnen befindet sich ein unüberwindlicher Abgrund. Er kann immerhin mit Abraham und Lazarus kommunizieren. Was Jesus hier beschreibt, können wir vielleicht besser erahnen, wenn wir den größeren heilsgeschichtlichen Kontext bedenken: Zu jener Zeit ist das Paradies für alle Menschen unzugänglich. Also ist auch Abraham mit den anderen Gerechten des Alten Testaments an einem Ort, an dem er zwar nicht leidet, aber an dem er voller Sehnsucht warten muss. Die Kirche hat diesen Ort Limbus oder Vorhölle genannt. Er war für die Gerechten bestimmt, die nach der Erlösungstat Jesu Christi aber in den Himmel durften. Dieser „Ort“ ist nun „leer“. Der arme Lazarus wird also in diese Vorhölle gekommen sein, wo Abraham ihn getröstet hat. Dieser Trost ist als Abrahams Schoß bezeichnet worden. Jesus greift hier jüdische Vorstellungen auf, mit denen seine Zuhörer etwas anfangen können. So wählt Jesus immer Gleichnisse, die die Lebensbereiche der Zuhörer aufgreifen.
Der reiche Prasser leidet schwere Qualen und es ist die Rede von Feuer. Er kann nicht von dort weg und er erhält seine Strafe für sein Verhalten im Leben. Es handelt sich wohl um die Hölle (das griechische Wort ist ἅιδης haides). Mit Hades ist nicht automatisch die Hölle gemeint, sondern das gesamte Totenreich. Wie es hier beschrieben wird, können wir dennoch davon ausgehen, dass der reiche Prasser in die Hölle gekommen ist. Da er aber mit denen in der Vorhölle kommunizieren kann, bleibt die Unsicherheit, ob er nicht doch im Fegefeuer ist.
Er bittet um ein wenig Wasser für die Zunge, um die Feuerqualen für einen Moment zu erleichtern. Wir Christen glauben, dass wir dies für die Seelen im Fegefeuer wirklich tun können, für die Seelen in der Hölle aber nicht. Wir glauben, dass mit dem Besprengen von Weihwasser für die Armen Seelen im Fegefeuer diese kleine Erleichterung erwirkt wird. Deshalb spritzen wir auf dem Friedhof am Grab vermehrt das Weihwasser im Gebet für die Toten. Das können wir zuhause aber immer wieder tun. Unterschätzen wir nicht die Kraft des Weihwassers, auch jetzt in der Corona-Pandemie nicht…
Der reiche Prasser bittet Abraham darum, Lazarus zu seinen noch lebenden Brüdern als Warnung zu schicken. Das erzählt Jesus, um seinen Zuhörern klarzumachen: Mit dem Tod ist es zu spät, umzukehren. Und Spiritismus ist eine Sünde. Wir können keine Geister beschwören, um Gottes Willen zu erfragen. Was wir tun können, ist die Umkehr zu Lebzeiten. Und Abraham trifft es auf den Punkt, wenn er entgegnet: Sie sollen auf die Propheten hören. Wenn sie das nicht getan haben, werden sie auf einen Auferstandenen ebenfalls nicht hören. Wir denken an Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist. Wer die Torah schon missachtet hat – auch gerade jene, die ihre Bedeutung umgekehrt oder ein menschliches Konstrukt darum gebaut haben – glauben auch nicht an den auferstandenen Messias. Wer nicht glauben will, glaubt auch bei spektakulären Wundern nicht. Das Herz ist verhärtet. Nichts reicht an das Herz heran.
Jesus erzählt dieses Gleichnis, nicht um zu sagen: Alle Reichen kommen in die Hölle und alle Armen in den Schoß Abrahams (für uns ist das Höchste nun der Himmel). Der reiche Prasser kam nicht wegen seines Reichtums in die Hölle, sondern weil er davon nichts dem armen Lazarus gegeben hat. Dieser lag direkt an seiner Haustür und er hat nichts für ihn getan, sodass dieser arme Mann in absoluter Schande verreckt ist (Hunde sind hier sehr negativ konnotiert und betonen die Schändlichkeit und Ohnmacht). Der reiche Mann verprasste alles und lebte ein unmoralisches Leben. Er hat die große Verantwortung, die mit einem großen Vermögen einhergeht, nicht übernommen, sondern sich selbst sein Grab geschaufelt. Wir müssen auch umkehrt sagen, dass ein armer Mensch nicht gleich arm im Geiste ist. Wer wenig Geld hat, kommt nicht automatisch in den Himmel. Auch finanziell Mittellose können wie Reiche denken und habgierig sein, nach Macht streben und ihr Herz kann an weltlichen Dingen hängen, die sie nicht besitzen. Dann ist das ebenfalls ein unmoralisches Verhalten. Lazarus kam nicht wegen seiner Armut in Abrahams Schoß, sondern wegen seiner Haltung. Er war offensichtlich nicht neidisch oder böse auf den reichen Prasser, sondern er vertraute sein Leben ganz Gott an. So hat dieser ihn nach dem Tod getröstet.
Jesus möchte uns heute mit dem Evangelium keine Angst einjagen, sondern sagen: Kehr noch heute um, bevor es zu spät ist. In welchem Lebensstand du auch stehst – entscheide dich dafür, dein Herz mir ganz anzuhängen, sodass dein Reichtum sowie deine Armut dich nicht vom Weg Gottes abbringen. Bist du reich, setze dein Vermögen für das Reich Gottes ein und nicht für ein Leben in Saus und Braus. Hast du weniger, strebe nicht danach, reich zu werden, sondern bringe dich anders in das Reich Gottes ein. Hadere nicht mit Gott, denn er wird schon wissen, warum er dich nicht zum Millionär macht. Das Geld, das Gott uns schenkt, ist nicht für uns allein. Ebenso die Talente. Wer viel bekommt, soll viel geben, denn Gott hat immer einen Plan mit uns, wenn er uns Gaben schenkt. Gehen wir verantwortungslos damit um, nimmt er es uns ganz schnell weg, nicht weil er so gemein ist, sondern damit wir zur Besinnung kommen und nicht wie der reiche Prasser in der Hölle landen.
Heute werden uns die beiden Wege noch einmal vor Augen geführt, die wir nun in der Fastenzeit bewusster eine Entscheidung zwischen beiden Wegen treffen sollen: Gehen wir auf dem Weg Gottes oder machen wir uns auf dem Weg in die Gottesferne? Der Umgang mit Finanzen ist nur ein einziges Beispiel von vielen, die die Früchte unserer Entscheidung darstellen. Jesus führt uns immer vor die Entscheidung. Wir können uns nicht einbilden, dass wir einen Zwischenzustand ohne Entscheidung leben können.
Ihre Magstrauss