Benedikt von Nursia (Fest)

Spr 2,1-9; Ps 34,2-3.4 u. 6.9 u. 12.14-15; Mt 19,27-29

Heute feiern wir den heiligen Benedikt von Nursia, dem Vater des abendländischen Mönchtums und Patron Europas. Er lebte im 6. Jh. und hat unter anderem den Grundsatz „Ora et Labora“ geprägt.

Spr 2
1 Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote beherzigst,
2 der Weisheit Gehör schenkst, dein Herz der Einsicht zuneigst,
3 wenn du nach Erkenntnis rufst, mit lauter Stimme um Einsicht bittest,
4 wenn du sie suchst wie Silber, nach ihr forschst wie nach Schätzen,
5 dann wirst du die Furcht des HERRN begreifen und Gotteserkenntnis finden.
6 Denn der HERR gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht.
7 Für die Redlichen hält er Hilfe bereit, den Rechtschaffenen ist er ein Schild.
8 Er hütet die Pfade des Rechts und bewacht den Weg seiner Frommen.
9 Dann wirst du Recht und Gerechtigkeit begreifen, Redlichkeit und jede gute Bahn;

Als Lesung hören wir einen Abschnitt aus dem Buch der Sprichwörter. König Salomo hält hier eine längere Lehrrede. Wenn der Mensch seine Worte beherzigt, die er in dieser Rede formuliert, dann wird er die Gottesfurcht begreifen und Gotteserkenntnis finden. Im ersten Kapitel schrieb er bereits, dass die Gottesfurcht aller Erkenntnis Anfang ist. Auf sie kommt es also an.
In diesem heutigen Abschnitt wird ausgeführt, wie sich die Gottesfurcht konkret zeigt: im Halten der Gebote Gottes, in der Beherzigung dessen, was Gott sagt, statt sein heiliges Wort zu ignorieren. Salomo sagt zudem das, was Jesus mit dem Wort „wer suchet, der findet“ wieder aufgreifen wird. Wer Gott aufrichtig sucht, der wird nicht enttäuscht. Denn Gott ist es eigentlich, der uns zuerst sucht. Wir lassen uns vielmehr von ihm finden. Alle. Ohne Ausnahme.
Gott zu suchen, ihn besser verstehen zu lernen, das ist so kostbar, dass Salomo es als Schatz und Silber bezeichnet. Auch dies greift Jesus in seiner Verkündigung später auf, wenn er das Reich Gottes mit einem Schatz im Acker oder einer wertvollen Perle vergleicht. Jesu Verkündigung orientiert sich an der weisheitlichen Tradition. Der heilige Benedikt hat diese Haltung vorbildhaft eingenommen, die hier von Salomo beschrieben wird. Er hat Gott stets mit aufrichtigem Herzen gesucht. Er hat ihm immer Gehör geschenkt und sich ganz von seinem heiligen Wort leiten lassen. Seine Gottesfurcht war wirklich überragend.
Gott schenkt Weisheit, Erkenntnis und Einsicht. Der Mensch bemüht sich zwar aufrichtig, doch es handelt sich bei diesen Dingen um Gottes Gaben. Das ist wichtig, zu betonen. Zu Jesu Zeiten gibt es nämlich viele, die sich einbilden, dass sie diese Dinge selbst erreichen können. Bis heute gibt es Strömungen, die die Erlangung von Weisheit aufs eigene Konto zurückführen.
„Für die Redlichen hält er Hilfe bereit, den Rechtschaffenen ist er ein Schild.“ Dieser Vers impliziert nicht, dass Gott nur jenen Hilfe und Schild ist, die im Stand der Gnade sind, weil er selektiert und Bedingungen stellt. Er möchte allen helfen und alle beschützen. Das Problem ist aber, dass sich nicht alle von Gott helfen lassen wollen und seinen „Schutzbunker“ freiwillig verlassen. Das sind aber jene, die nicht mehr rechtschaffen leben und unredlich sind. Sie verlassen den Gnadenradius Gottes durch ein sündhaftes Leben. Gott hütet dagegen die „Pfade des Rechts und bewacht den Weg seiner Frommen.“ Es ist keine Erpressung Gottes, dass er nur unter der Voraussetzung unserer Gegenliebe Gutes schenkt. Keine Pflanze wird zur Sonne sagen: „Das ist unfair! Warum gehe ich ein, wenn ich deinen Strahlen nicht mehr ausgesetzt bin? Warum stellst du diese Bedingungen?“ Die Sonne scheint immer und für jeden. Wenn aber etwas von der Sonne abgeschirmt ist und deshalb eingeht, ist das nicht die Schuld der Sonne.
Wer auf Gottes Wegen geht, wird Gott nach und nach besser verstehen. Dem wird Gott sich nach und nach offenbaren. Die Liebe zwischen Gott und Mensch wird immer inniger werden. So wird der Mensch auch immer besser den Willen Gottes, seine Wege, „jede gute Bahn“ verstehen.
Das ist ein Weg der wachsenden Intimität mit Gott.

Ps 34
2 Ich will den HERRN allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund.
3 Meine Seele rühme sich des HERRN; die Armen sollen es hören und sich freuen.
4 Preist mit mir die Größe des HERRN, lasst uns gemeinsam seinen Namen erheben!
6 Die auf ihn blickten, werden strahlen, nie soll ihr Angesicht vor Scham erröten.
9 Kostet und seht, wie gut der HERR ist! Selig der Mensch, der zu ihm sich flüchtet
.
12 Kommt, ihr Kinder, hört mir zu! Die Furcht des HERRN will ich euch lehren!
14 Bewahre deine Zunge vor Bösem; deine Lippen vor falscher Rede!
15 Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!

Heute beten wir einen wunderbaren Lobpreispsalm, mit dem wir Gottes große Taten rühmen.
„Ich will preisen“ ist ein typischer Psalmenbeginn – die Selbstaufforderung zum Lob. David bekundet sein „Jawort“ gegenüber Gott durch einen andauernden Lobpreis.
Mit „meine Seele“ wird das hebräische Wort נַפְשִׁ֑י nafschi übersetzt, was viel mehr als nur die Seele meint. Das biblische Menschenbild ist nicht geteilt, sodass man sagen kann, er HAT einen Körper und eine Seele. Vielmehr IST der Mensch Körper und Seele. Das hebräische Wort ist also umfassender zu übersetzen im Sinne von „mein Leben“. Es meint die gesamte Existenz des Menschen, die sich des HERRN rühmen soll. David möchte Gott in allen Lebenslagen, mit seinem ganzen Sein preisen. Er möchte das tun, was wir Menschen in der Ewigkeit dauerhaft vornehmen werden – den Lobpreis Gottes. Der heilige Benedikt hat diesen Psalm regelmäßig gebetet und Gott wahrhaft mit seinem ganzen Leben gepriesen.
„Die Armen sollen es hören und sich freuen“ – warum haben die Armen einen Grund zur Freude? Wenn ein Mensch Gott mit allem preist, was er ist und hat, dann tut er dies auch durch die gelebte Nächstenliebe. Das kam gestern durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zum Ausdruck. Und deshalb können die Armen aufatmen, das heißt die Randständigen, Rechtlosen, die Witwen und Waisen, die Fremden und Kranken. Hier geht es um das Doppelgebot der Liebe. Je mehr jemand in Gott lebt, desto mehr gibt er sich auch für den Nächsten hin.
Auch die Lobaufforderung in Vers 4 ist typischer Psalmenstil. Oft ist diese auch so formuliert, dass der Psalmist die ganze Schöpfung oder Bereiche der Schöpfung zum Lob auffordert.
Vers 6 ist eine wunderbare Reflektion dessen, wen man eigentlich anschauen soll – nämlich Gott. Wenn man auf ihn schaut und von ihm aus dann auf die Menschen, dann ist es die richtige Haltung. Dann wird man nicht auf das Ansehen der Person achten und sich vom Strahlen des Reichen beeinflussen lassen. Denn Gottes Licht übertönt alles Andere. Es wird auch auf das eigene Gesicht zurückfallen, sodass das einzige Ansehen der Person, auf die wir bei unseren Mitmenschen beachten sollen, die Reflektion des Lichtes Gottes ist. Und da ist es dann egal, ob es das Gesicht eines Armen oder Reichen ist. Und wenn sie die Ärmsten sind, so werden sie keinen Grund zur Scham haben. Gottes Gnade zeichnet sich in ihrem Gesicht ab, was gibt es Höheres?
„Kostet und seht, wie gut der HERR ist! Selig der Mensch, der zu ihm sich flüchtet!“ Dieses Schriftwort wird vom Priester sehr oft direkt vor dem Kommunionempfang gebetet, also eucharistisch ausgelegt. Ja, wir können kosten, wie gut der HERR ist, wenn wir ihn in uns aufnehmen und uns mit ihm vereinen. Er ist wie Balsam für unsere Seele und umhüllt uns ganz mit seiner Liebe und Barmherzigkeit. Dann ist es wirklich ein Zufluchtnehmen im Meer seiner Barmherzigkeit, ein Eintauchen in den tiefsten Grund seines für uns durchbohrten Herzens. Das sehen wir bei den Aposteln, die von dort ausgehend in die Freiheit geführt worden sind.
„Kommt, ihr Kinder, hört mir zu! Die Furcht des HERRN will ich euch lehren!“ Dieser Ausruf kann an diesem heutigen Festtag sehr trefflich auf den hl. Benedikt bezogen werden. Er hat seine „Kinder“, also seine geistigen Kinder der Gemeinschaft, gelehrt. Er hat viele zu einer aufrichtigen Haltung und zur Gottesfurcht geführt.
Die letzten beiden Verse bestehen nun aus paränetischen Aussagen, aus ethischen Anweisungen: Die Menschen sollen nicht schlecht reden und schon gar nicht lügen. Der Mensch soll das Böse meiden und das Gute tun. Es soll um Frieden gehen. Diesem soll man gleichsam nachjagen. Wir müssen betonen, dass es hier nicht um einen faulen Frieden geht, den man um jeden Preis aufrecht erhalten soll, obwohl es unter der Oberfläche brodelt. Es geht um einen wahren, anhaltenden Frieden, der die politische Ebene übersteigt. Dieser Friede ist eine Frucht des heiligen Geistes, die die Welt nicht geben kann. Dies wird Jesus später seinen Aposteln erklären. Bitten wir um diesen umfassenden Frieden!

Mt 19
27 Da antwortete Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?
28 Jesus erwiderte ihnen: Amen, ich sage euch: Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.
29 Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben erben.

Der heutige Ausschnitt aus dem Matthäusevangelium schließt sich an die Episode an, als ein reicher Jüngling nicht bereit ist, trotz Halten aller Gebote den letzten Schritt zu vollziehen: sich von seinem Reichtum zu lösen. Jesus stellt daraufhin klar, dass es für die Reichen sehr schwer ist, ins Reich Gottes einzugehen.
Petrus entgegnet ihm deshalb in Vers 27: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?“ Sie haben wirklich alles verlassen. Sie haben ihre Familien zurückgelassen und ziehen besitzlos umher. Es wird in den Berufungserzählungen so knapp formuliert, als ob es für sie kein Opfer darstellt. Aber wir müssen die Situation richtig einschätzen. Die ganze Großfamilie, die Bindungen, die im orientalischen Kontext noch viel enger sind als im Deutschland des 21. Jahrhunderts, loszulassen, stellt ein ganz großes Opfer dar.
Und weil seine Jünger dennoch bereit waren, diesen Schritt zu vollziehen, sagt Jesus auch: „Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.“ Das wird der Seher in der Johannesoffenbarung sehen. Wer für Gott alles hingibt, der wird am Ende alles bekommen. Die Apostel werden nicht einfach nur bei Gott sein, sie werden sogar auf Thronen sitzen! Schon zu Lebzeiten werden sie den reichen Segen Gottes zu spüren bekommen, wenn ihnen alles gelingt, wenn sie das Evangelium so umfassend verbreiten und viele Seelen für Gott gewinnen.
Jesus sagt ganz deutlich: Wer wirklich alles hingibt und nichts zurückhält (Häuser, Geschwister, Eltern, Kinder, Ländereien, also alles, was nach zeitgenössischem Verständnis Ausdruck für den Segen Gottes ist), wird es hundertfach zurückerhalten. Es ist nicht einfach eine Entschädigung, sondern das Übermaß an Segen!
Der heilige Benedikt war bereit, sich ganz hinzugeben, seine Familie zurückzulassen und sein wohlhabendes Leben gegen ein asketisches auszutauschen. Dafür hat er so große Spuren hinterlassen, die bis in die heutige Zeit hineinreichen.

Auf seine Fürsprache erbitten wir die Gnade, dieselbe hingebende Bereitschaft zu haben und Gott unser ganzes Leben zu schenken. Er wird uns hundertfach dafür beschenken!

Ihre Magstrauss

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