Samstag der 14. Woche im Jahreskreis

Jes 6,1-8; Ps 93,1.2-3.4-5; Mt 10,24-33

Jes 6
1 Im Todesjahr des Königs Usija, da sah ich den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel aus.

2 Serafim standen über ihm. Sechs Flügel hatte jeder: Mit zwei Flügeln bedeckte er sein Gesicht, mit zwei bedeckte er seine Füße und mit zwei flog er.
3 Und einer rief dem anderen zu und sagte: Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen. / Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.
4 Und es erbebten die Türzapfen in den Schwellen vor der Stimme des Rufenden und das Haus füllte sich mit Rauch.
5 Da sagte ich: Weh mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann unreiner Lippen bin ich und mitten in einem Volk unreiner Lippen wohne ich, denn den König, den HERRN der Heerscharen, haben meine Augen gesehen.
6 Da flog einer der Serafim zu mir und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.
7 Er berührte damit meinen Mund und sagte: Siehe, dies hat deine Lippen berührt, so ist deine Schuld gewichen / und deine Sünde gesühnt.
8 Da hörte ich die Stimme des Herrn, der sagte: Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen? Ich sagte: Hier bin ich, sende mich!

Heute hören wir in der Lesung aus dem Buch Jesaja. Die Hoseareihe ist abgeschlossen. Der heutige Abschnitt schildert die Berufung Jesajas, der im 8. Jh. im Südreich Juda gewirkt hat und als erster großer Schriftprophet gilt.
Jesajas Berufung erfolgt im Rahmen einer Vision, die ihm geschenkt wird. Das erinnert so wie auch die Vision selbst an die Berufung in der Johannesoffenbarung. Jesaja wird im Jahre 740 bzw. 742 berufen, was durch die genaue Angabe des Todesjahrs Usijas hergeleitet werden kann.
Jesaja schaut in seiner Vision den himmlischen Thronsaal, der zugleich ein Tempel ist. Auf dem hohen und erhabenen Thron sitzt Gott, der geheimnisvoll bleibt. Nur der Saum seines Gewandes kommt zur Sprache. Diese Verschleierung wird auch in der Johannesoffenbarung vorgenommen, um die reine Transzendenz Gottes zu wahren.
Jesaja schaut die Serafim, deren Aufgabe es ist, am Gottesthron immerwährend Lobpreis zu halten. Diese werden beschrieben als Wesen mit sechs Flügeln, wobei ein Flügelpaar dazu da ist, die Geste des Respekts vor Gott durchzuführen, nämlich die Verhüllung des Gesichts. Die anderen Flügel bedecken die Füße und werden zum Fliegen gebraucht.
Jesaja hört auch den Lobpreis der Engel, der aus einem dreimaligen Heilig besteht. Dies schaut auf Johannes im letzten Buch der Bibel. Gott wird dreimal heilig gepriesen, was uns tiefer in das Geheimnis der Trinität führt.
Die Stimme des Engels ist so laut, dass sie alles zum Beben bringt. Die Wesen des Himmels werden oft mit dieser Stärke und auch furchteinflößend wahrgenommen, denn die überragen den Menschen in ihrer Macht und Stärke. Dass sich daraufhin der Raum mit Rauch füllt, ist einerseits ein Zeichen für Gottes Gegenwart, andererseits ein Hinweis darauf, dass Gott ein Opfer dargebracht wird.
Weil Jesaja Zeuge dieser Vorgänge wird, befürchtet er, zu sterben. Er realisiert, dass er als einfacher Mensch nicht würdig ist, diese Szene mitzuerleben. Da geschieht etwas Besonderes: Ein Engel kommt zu Jesaja und berührt die Lippen des Berufenen mit einer glühenden Kohle. Das ist eine Zeichenhandlung, die ihm verdeutlichen soll: Wenn du nicht würdig bist, dann mache ich dich würdig. Ich heilige dich. Das müssen wir uns zu Herzen nehmen, denn wir werden alle nicht aus eigener Kraft heilig. Der Mensch ist zu unvollkommen dafür. Gott heiligt uns. Dies geschieht wesentlich in der Taufe, wenn wir die heiligmachende Gnade erlangen. Wir nehmen die Erlösung an, die Jesus erwirkt hat. Er hat unsere Schuld auf sich genommen, damit wir durch unsere Taufe ganz heilig und untadelig vor Gott stehen können. Gott heiligt uns auch, damit wir seinen Auftrag in unserem Leben erfüllen können. Er stattet uns aus mit den Gaben und Ressourcen, die wir benötigen, um den Dienst richtig ausführen zu können. Er beruft nicht die Fähigen, sondern befähigt die Berufenen. Das gilt auch schon im Alten Testament.
Gott selbst spricht zum Ende hin und fragt: „Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?“ Daraufhin antwortet Jesaja mit dem Prophetenruf „Hier bin ich“, den wir schon von Samuel kennen und der im Christentum übernommen worden ist. Der Priester wird während seiner Weihe gerufen und antwortet mit denselben Worten „Hier bin ich“. Es ist das Ja-Wort des Geistlichen, wenn man so will.
Jesaja macht sich bereit für ein sehr heftiges Prophetendasein. Er wird viel erleiden, doch zugleich wird er vielen Menschen den Willen Gottes kundtun.

Ps 93
1 Der HERR ist König, bekleidet mit Hoheit; der HERR hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Ja, der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken.
2 Dein Thron steht fest von Anbeginn, du bist seit Ewigkeit.
3 Fluten erhoben, HERR, Fluten erhoben ihr Tosen, Fluten erheben ihr Brausen.
4 Mehr als das Tosen vieler Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres ist gewaltig der HERR in der Höhe.
5 Deine Gesetze sind fest und verlässlich; deinem Haus gebührt Heiligkeit, HERR, für alle Zeiten.

Wir beten als Antwort auf die Lesung einen Psalm, der die Thronbesteigung Gottes thematisiert. Er passt ideal zur Thronsaalvision Jesajas.
„Der HERR ist König, bekleidet mit Hoheit; der HERR hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet.“ Gott ist wirklich der König, der Herrscher über das All. Er hat dies vor allem durch das Osterereignis bewiesen, als er den Tod besiegt hat, den größten Feind der Schöpfung.
Wenn es heißt „der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken“, dann setzt dies voraus, dass die Erde Gottes Herrschergebiet ist. Sie wird nicht wanken, weil Gottes Herrschaft nicht wanken wird. Das heißt aber nicht, dass die Erde ewig ist. Gott wird am Ende der Zeiten die Schöpfung rückkehren, um daraufhin einen neuen Himmel und eine neue Erde zu schaffen, eine neue Schöpfung aus dem Hl. Geist. Dann wird Gottes Herrschaft für alle sichtbar sein und Gott wird seinem Widersacher keinen Spielraum mehr lassen. Vielmehr wird er ihn für immer verbannen, sodass ihm keine Macht mehr bleibt.
„Dein Thron steht fest von Anbeginn, du bist seit Ewigkeit.“ Gottes Herrschaft ist ewig, das heißt sie hat weder einen Anfang noch ein Ende. Gott IST vielmehr der Anfang und das Ende von allem, sodass auch seine Herrschaft ewig ist. Wir lesen in den Thronsaalvisionen des Alten und Neuen Testaments, dass Gottes Thron immer schon dort steht, wenn der Visionär die Vision empfängt. Sowohl Jesaja als auch Johannes in der Johannesoffenbarung betonen, dass der Thron dort schon stand, bevor er in den Thronsaal geführt worden ist.
„Fluten erhoben ihr Tosen, Fluten erheben ihr Brausen.“ Die Schöpfung Gottes ist mächtig und manchmal auch bedrohlich. Gerade Wassermassen haben etwas Ambivalentes an sich. Sie können einerseits lebensspendend sein, doch in der überwältigenden Masse zugleich zum Ertrinken führen.
Die Urflut ist es, über der der Geist Gottes in der Genesis schwebte. Die Sintflut ist es, die die Menschheit vernichtet hat. Es sind auch die Fluten, durch die das Volk Israel hindurch geschritten ist beim Auszug aus Ägypten. Es ist das Wasser des Jordan, in dem Jesus getauft worden ist. Dort ist der Geist wiederum wie eine Taube auf ihn herabgekommen. Die Fluten sind es auch, auf denen Jesus geschritten ist und Petrus ermutigt hat, es ihm gleichzutun.
Die Wassermassen sind gewaltig und doch steht Gott über ihnen. Er beherrscht sie, „der HERR in der Höhe“.
So wie die Herrschaft Gottes sind auch seine Gesetze fest und verlässlich. Der Mensch kann sich ganz auf sie verlassen und wird nicht enttäuscht werden. Es ist sogar so verlässlich, dass das Gesetz Gottes, die Torah, Mensch geworden ist, um den Menschen sogar vorzuleben, wie es geht. Verlässlicher geht es nicht!
Gott ist wirklich ein Gott für alle Zeiten. Er ist immer derselbe. Er ist immer der Heilige, das heißt „der ganz Andere“. Er ist ganz anders als die Schöpfung und bleibt es auch trotz seiner Menschwerdung in Jesus Christus. Gottes Heiligkeit ist der Grund für die Heiligkeit seiner Kinder. Weil er anders ist, sind es auch die ersten Christen. Wir haben es in der Lesung gehört. Sie führen ein ganz bestimmtes Leben, das man so von anderen nicht kennt. Sie brennen für einander, weil sie für IHN brennen, Christus. Dabei spielt auch für sie keine Rolle, ob sie im 1. Jh.n.Chr. leben oder ob es uns Christen heute betrifft. Heilig zu sein wie Gott ist ein überzeitlicher Auftrag und eine Berufung, die sich aus der Taufe ergibt. Wir können nicht wie die Welt sein, auch wenn wir in der Welt sind. Wir Christen werden im Brennen für Christus immer anders sein. Diese Andersartigkeit wird zu jeder Zeit irgendwem nicht passen. Deshalb wird es immer Anfeindungen geben. Das soll den Christen aber zu keiner Zeit davon abhalten, die brennende Nächstenliebe abkühlen zu lassen. Niemals.

Mt 10
24 Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn.
25 Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen.

26 Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.
27 Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern!
28 Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!
29 Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.
30 Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.
31 Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.
32 Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.
33 Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

Im Evangelium hören wir heute so wie in den bisherigen Texten von der Geborgenheit in Gott. Er weiß um alles und es ist ihm nicht egal, was mit uns passiert. Der Kontext der Worte Jesu im Evangelium ist die Aussendung der zwölf Apostel in die umliegenden Städte. Er sendet sie dabei wie Schafe unter die Wölfe. Er sensibilisiert seine Jünger dafür, dass sie in seinem Namen vieles erleiden werden – nicht nur bei der „Generalprobe“, zu der er sie hier aussendet, sondern vor allem später nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt sowie seiner Geistsendung. Wenn sie seine Schüler sind, dann erwartet sie kein besseres Schicksal als das ihres Meisters.
Jesus sagt, dass alles ans Tageslicht kommt. Kein Geheimnis bleibt für immer geheim. Er verdeutlicht das in diesem Zusammenhang mit der Verborgenheit des Reiches Gottes, das irgendwann offenbart wird. Er erklärt dann, dass es spätestens am Jüngsten Tag für alle sichtbar sein wird.
Jesus hat seinen Aposteln so vieles erklärt, insbesondere auch im Privaten, sodass nur sie es gehört haben. Er hat es so gehalten, um sie auf ihre große Aufgabe vorzubereiten, die sie aber erst nach der Gabe des Hl. Geistes umsetzen konnten. Und dann gingen sie wirklich in die Öffentlichkeit und verkündeten all dies. Wir denken besonders an die Pfingstrede des Petrus, in der er eine wunderbare heilsgeschichtliche Zusammenfassung vorgenommen hat mit allen messianischen Erfüllungen und Erklärungen Jesu selbst. Er konnte dies endlich tun, weil er selbst dazu bereit war und die anwesenden Menschen ebenfalls.
Dies sollte auf regen Widerstand treffen, doch Jesus erklärt hier, dass sie keine Angst vor dem biologischen Tod haben müssen. Ihre Beziehung zu Gott und das ewige Leben bei ihm können die Menschen den Jüngern nicht nehmen. Die größere Gefahr geht vom Bösen aus, dem Widersacher, der die Menschen von Gott wegreißen will.
Jesus wendet mehrere Beispiele an, um den Aposteln zu verdeutlichen, dass Gott ganz mit ihnen ist. Sie brauchen keine Angst zu haben, weil er alles in seiner wunderbaren Vorsehung regelt. Er hat alles nach seinem Willen gemacht und erhält auch alles durch seinen Willen. Nicht mal die Spatzen fallen herunter ohne seine Einwilligung, obwohl sie so kleine und vermeintlich wertlose Vögel sind. Um wie viel mehr kümmert sich Gott um die Jünger, die mehr wert sind als Spatzen! Jedes einzelne Haar auf ihren Köpfen ist gezählt. Das ist eine absolute Vertrauenszusage. Und ausgehend von diesem Verhältnis absoluter Geborgenheit können sich die Jünger dann freimütig zum Herrn bekennen. Sie wissen tief in ihren Herzen, dass sie nichts verlieren können. Und so werden sie dann nach ihrem Tod dieses innige Verhältnis fortführen, nun aber nicht mehr im Verborgenen, sondern ganz unverhüllt von Angesicht zu Angesicht mit Gott. Wer aber in diesem Leben in absolutem Misstrauen gegenüber Gott gelebt hat und ängstlich um sich selbst gekreist ist, der wird am Ende kein positives Gerichtsurteil von Gott erhalten. Jesus sagt sogar, dass er ihn vor seinem Vater verleugnen wird. Wir müssen bedenken, dass Jesus das mit aller Dramatik betont, weil es endgültig ist. Er tut das nicht, weil er seinen Jüngern Angst einjagen will, sondern weil er ihnen die drastischen Konsequenzen ihrer endgültigen Ablehnung Gottes aufzeigt. Gott bietet jedem Menschen seine bedingungslose Liebe und Geborgenheit an. Doch wer sie stets ablehnt, muss am Ende mit den entsprechenden Konsequenzen rechnen. Schließlich haben sie einen freien Willen geschenkt bekommen, um sich frei zu entscheiden.

Heute hören wir eine Berufungsgeschichte, die Betrachtung Gottes als König und weitere Ausführungen zur Jüngerschaft. Auch wenn die Apostel Jesu Christi nicht mit einer glühenden Kohle gesühnt werden, werden sie ganz geheiligt und voll ausgestattet, nämlich mit dem heiligen Geist, der in Feuerzungen auf sie herabkommen wird. Sie werden keine glühenden Kohlen an ihren Lippen spüren, aber sie werden erfüllt vom heiligen Geist in neuen Sprachen sprechen. Auch in ihrem Fall wird der Raum erbeben, in dem sie sich befinden, und die Menschen werden sich zu Gott bekehren, wenn sie beginnen, von ihm zu sprechen. Gott beruft nicht die Fähigen, sondern befähigt die Berufenen.

Ihre Magstrauss

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