Samstag der 15. Woche im Jahreskreis

Mi 2,1-5; Ps 10,1-2.3-4.7-8.14; Mt 12,14-21

Mi 2
1 Weh denen, die Unheil planen und böse Taten auf ihren Lagern! Wenn es Tag wird, führen sie es aus; denn sie haben die Macht dazu.

2 Sie wollen Felder haben und reißen sie an sich, sie wollen Häuser haben und bringen sie in ihren Besitz. Sie wenden Gewalt an gegen den Mann und sein Haus, gegen den Besitzer und sein Eigentum.
3 Darum – so spricht der HERR: Seht, ich plane Unheil gegen diese Sippe, aus dem ihr nicht mehr herausziehen könnt eure Hälse; und ihr werdet den Kopf nicht mehr so hoch tragen; denn es wird eine böse Zeit sein.
4 An jenem Tag macht man über euch ein Sprichwort und man wird eine bittere Klage klagen. Man sagt: Vernichtet sind wir, vernichtet! Der Anteil meines Volkes wird veräußert. Ach, wie entzieht man ihn mir! Treulosen teilt man unsere Felder zu.
5 Darum wird es keinen mehr für dich geben, der die Messschnur auf den Losanteil wirft in der Versammlung des HERRN.

Die heutige Lesung ist dem Prophetenbuch Micha entnommen. Dabei stellt es einen Weheruf gegen die Habsucht dar. Der Prophet warnt jene, die Unheil und böse Taten planen. Sie haben die Macht, jene Taten auszuführen, die sie in der Nacht geplant haben. Es geht um böse Taten, die aus Habgier begangen werden: Felder und Häuser werden an sich gerissen und dabei Gewalt gegen die eigentlichen Besitzer ausgeübt. Ein besonders eindrückliches Beispiel stellt König Ahab dar, der unbedingt einen Weinberg haben möchte und dem seine Frau durch eine Intrige dieses Stück Land beschafft. Der eigentliche Besitzer Nabot wird umgebracht. Micha ist kein Zeitgenosse dieses bösen Königspaares, aber seine Worte treffen Menschen wie sie: „Seht, ich plane Unheil gegen diese Sippe, aus dem ihr nicht mehr herausziehen könnt eure Hälse“. Wer so böse Taten vollbringt, muss nicht meinen, damit ungeschoren davon zu kommen. Gott sieht alles, er durchschaut das gierige Herz. Und wer sich nimmt, statt sich von Gott beschenken zu lassen, muss die Konsequenzen tragen. Das war schon beim ersten Menschenpaar so, dem alle von Gott geschenkten Früchte des Paradieses nicht genug waren und es sich das einzig Verbotene genommen hat. Die Beziehung zu Gott ist zerbrochen und konnte aus eigener Kraft nicht mehr wiederhergestellt werden. Adam und Eva konnten ihren Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Das konnte erst Jesus Christus am Kreuz für sie und alle anderen Menschen tun.
Gott hat das letzte Wort und er lässt das Unrecht nicht ungesühnt. Dann wird er „eine böse Zeit“ zulassen, damit die Sünder zur Besinnung kommen. Dann wird es einen Klageschrei wegen der Vernichtung geben. Dann werden die gewaltsam an sich gerissenen Ländereien anderen gegeben. Wie gewonnen, so zerronnen. Wer alles haben will, wird am Ende mit nichts dastehen. Und das, was man schon geschenkt bekommen hat, wird einem auch noch weggenommen. Hier werden die Fremdherrschaften inklusive die Enteignungen angekündigt, die sich zutragen werden wegen der Sünde der Einzelnen. Dann wird keine gerechte Aufteilung von Ländereien und Besitz mehr vorgenommen, denn keiner steht in der Versammlung des HERRN noch mit einer Messschnur ein. Alles wird genommen.
Für uns ist das ein wichtiger aktueller Warnspruch Michas: Der Mensch verliert alles, wenn er versucht, alles an sich zu reißen. Jesus sagt später: Wer hat, dem wird gegeben und wer nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Auch auf Besitz und Habgier sind diese Worte zu beziehen. Der Habgierige verliert auch das, was er schon besitzt, weil er mit den von Gott geschenkten Gaben nicht gut umgeht. Wer aber frei von Habgier, mit Ehrfurcht und Respekt die gottgeschenkten Güter in dieser Welt zur Erbauung des Gottesreiches verwendet, dem wird immer mehr geschenkt, weil er es nicht begehrt. Das Stichwort, das Jesus in den Seligpreisungen nennt, ist die Armut im Geiste, die innere Freiheit und Unabhängigkeit vom Besitz, das Fehlen von Begierde und Habgier. Und Gott, der die Herzen erforscht, handelt gemäß dem Herzenszustand.
Dem Nord- und Südreich Israels ergeht es deshalb so schlecht aufgrund von Habgier und Götzendienst, weil die Untaten von jenen vollzogen werden, die Macht haben. Sie nutzen ihre Stellung als König und Königin, als Reiche und Einflussreiche aus, um noch reicher und einflussreicher zu werden.

Ps 10
1 HERR, warum bleibst du so fern, verbirgst dich in Zeiten der Not?

2 Voller Hochmut verfolgt der Frevler den Elenden. Sie sollen sich fangen in den Ränken, die sie selbst ersonnen.
3 Denn der Frevler hat sich gerühmt nach Herzenslust, der Gierige hat gelästert und den HERRN verachtet.
4 Überheblich sagt der Frevler: Gott ahndet nicht. Es gibt keinen Gott. So ist sein ganzes Denken.
7 Sein Mund ist voll Fluch und Trug und Gewalttat, auf seiner Zunge sind Verderben und Unheil.

8 Er liegt auf der Lauer in den Gehöften und will den Schuldlosen heimlich ermorden; seine Augen spähen aus nach dem Schwachen.
14 Du, ja du, hast Mühsal und Kummer gesehen! Schau hin und nimm es in deine Hand! Dir überlässt es der Schwache, der Waise bist du ein Helfer geworden.

Psalm 10 ist ein Klagelied, das die Gottlosigkeit der Frevler im Volk beklagt. Es passt somit sehr gut als Reaktion auf den Weheruf Michas.
Wie sehr häufig in Klagepsalmen wird eine klagende Frage an Gott gerichtet, in der seine vermeintliche Ferne und sein fehlendes Eingreifen beklagt werden. Es ist die Zeit der Not, die durch das böse Verhalten von Einzelnen entsteht. Der Beter schildert vor Gott die Situation: „Voller Hochmut verfolgt der Frevler den Elenden.“ Der Reiche ist hinter dem Besitz des Armen her, der Starke unterdrückt den Schwachen. Der Gottlose hindert den Gottesfürchtigen an einem Leben nach Gottes Geboten.
„Denn der Frevler hat sich gerühmt nach Herzenslust, der Gierige hat gelästert und den HERRN verachtet.“ Wer keine Gottesfurcht hat, vergöttert sich selbst, was durch Selbstruhm im Grunde geschieht. Wer keine Gottesfurcht hat, verhält sich blasphemisch. Er unterliegt der Illusion, dass Gott ihn für sein Verhalten nicht bestrafen wird und ihm nichts anhaben kann. Er denkt „Gott ahndet nicht.“ Ja, er leugnet sogar dessen Existenz: „Es gibt keinen Gott.“ Mit so einer Einstellung schaufelt er aber sein eigenes Grab, denn er schadet sich nur selbst. All diese Untaten werden auf ihn zurückfallen, seine Flüche, Gewalttaten und schlechten Reden voller „Verderben und Unheil“ werden vielfach auf ihn zurückkommen, weil Gott das Unrecht nicht ungesühnt lässt. Er möchte, dass auch dieser verdorbene Mensch sich bekehrt und gerettet wird. Deshalb wird er ihn das alles selbst spüren lassen.
Der Beter beklagt auch ganz konkret, dass die Habgierigen die Gehöfte an sich reißen und dafür Intrigen spinnen. Sie warten den Moment ab, dem Schwachen auch noch das letzte Bisschen zu entreißen. Auch hier denken wir wieder an König Ahab, der mit so einer Einstellung Nabots Weinberg an sich gerissen hat.
Es bleibt aber nicht bei der Klage. Der Psalmist ist sich zugleich bewusst, dass Gott alles sieht. Er weiß um das Unrecht seiner geliebten Kinder und bleibt nicht tatenlos, auch wenn das der Psalmist zu Anfang des Psalms beklagt hat. Mithilfe von solchen Fragen wird indirekt ein Appell an Gott gerichtet, sein Schweigen zu brechen. Gott hat „Mühsal und Kummer gesehen“ und soll die Situation nun in die Hand nehmen. Gottes Option ist immer für die Armen – in diesem Fall sind es die Opfer von Enteignung und Unterdrückung durch Stärkere und Reiche. Gott hat jedem einzelnen Israeliten ein Stück des verheißenen Landes zuerteilt. Er wird dafür sorgen, dass die Enteignung durch Habgierige ein Ende findet und gesühnt wird. Der Schwache und Waise kann es Gott überlassen, der wirklich für Gerechtigkeit sorgt.
Auch dies lehrt uns heute etwas Wichtiges: Wenn wir Opfer von Ungerechtigkeit werden, dann dürfen wir nicht in die Hamsterradfalle tappen, aus der wir nicht mehr herauskommen, die Falle, selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. Wir sind keine kompetenten Richter in solchen Situationen. Überlassen wir es Gott und vergeben wir unseren Missetätern. Gott wird die Ungerechtigkeit auf solch eine Weise sühnen, die Sie nie für möglich gehalten haben. Vertrauen wir auf ihn!

Mt 12
14 Die Pharisäer aber gingen hinaus und fassten den Beschluss, Jesus umzubringen.
15 Als Jesus das erfuhr, ging er von dort weg. Viele folgten ihm nach und er heilte sie alle.
16 Er gebot ihnen, dass sie ihn nicht bekannt machen sollten,
17 damit erfüllt werde, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:
18 Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem ich Gefallen gefunden habe. Ich werde meinen Geist auf ihn legen und er wird den Völkern das Recht verkünden.
19 Er wird nicht streiten und nicht schreien und man wird seine Stimme nicht auf den Straßen hören.
20 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er dem Recht zum Sieg verholfen hat.
21 Und auf seinen Namen werden die Völker ihre Hoffnung setzen.

Die Pharisäer sind sehr wütend über die mehrfachen Übertretungen des Sabbatgebotes durch Jesus. Zuerst pflücken Jesu Jünger Ähren von einem Kornfeld ab, dann heilt Jesus einen Mann in der Synagoge. Das ist zuviel für sie. Zu sehr fürchten sie die Strafe Gottes wie damals beim Babylonischen Exil. Sie verstehen gar nicht, dass Gott selbst ihnen hier gebietet, dass er es besser weiß als sie. So fassen die Pharisäer den Beschluss, Jesus zu töten.
Er kann jedoch noch nicht umgebracht werden, denn er hat das Werk des Vaters noch nicht vollbracht. Seine Zeit ist noch nicht gekommen und so handelt er klug – indem er von dort weggeht. Doch egal, wo Jesus hinkommt, die Menschen folgen ihm. Er heilt alle, die zu ihm kommen. Er offenbart mit seinem ganzen Wesen wirklich die Barmherzigkeit Gottes.
Er tut es auch, damit die Menschen vor dem Hintergrund der Hl. Schriften begreifen, wer er ist. Was er tut, ist die Erfüllung des Jesajawortes aus Jes 42,1. Er verkündet nicht nur den Juden, sondern auch den Nichtjuden. Gerade jene in den heidnischen Städten hören das Evangelium mit offenem Herzen. Vor einigen Tagen nahm er solche Städte als Glaubensvorbild für die jüdischen Städte Betsaida, Chorazin und Kafarnaum. Er ist wirklich der geliebte Knecht bzw. Sohn, der allen das Recht verkündet, denn Gott möchte einen Bund mit allen Völkern schließen.
Jesus streitet und schreit nicht. Seine Art, das Reich Gottes zu verkündigen, ist ganz und gar unpolitisch. Sein Reich ist nicht von dieser Welt, so können die Waffen, mit denen er dafür kämpft, auch nur spirituelle Waffen sein. Jesu Worte sind so kraftvoll, dass er auf den Straßen nicht schreien muss wie ein Revolutionär, ein Zelot, ein Aufrührer.
Er schaut beim Sünder auf das Bisschen Glut, das noch übrig ist, und auf das Stück des Rohrs, das noch nicht ganz abgerissen ist. Er tritt bei dem, der auf dem Boden liegt, nicht nach. Vielmehr gibt er mit höchster Sensibilität jedem Menschen eine Chance zur Umkehr. Er ist gekommen, um zu retten. Er tut alles und vergießt sein eigenes Blut, damit das Rohr nicht ganz abknickt, der Docht nicht ganz ausgeht und der Mensch zum Glauben an Gott kommt.
Weil sein Name Rettung bedeutet – „Jahre ist Heil“ -, setzen alle Völker ihre Hoffnung auf ihn zu allen Zeiten. Alle Menschen kommen zu ihm und erhoffen sich von ihm das Heil für ihr Leben, auch wenn sie noch nicht ganz begriffen haben, wer er ist. Setzen auch wir unsere ganze Hoffnung auf ihn, der der Herrscher des Gottesreiches ist. Bei ihm sind Heil und Gerechtigkeit.

Ihre Magstrauss

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