Apostel Jakobus (Fest)

2 Kor 4,7-15; Ps 126,1-2b.2c-3.4-5.6; Mt 20,20-28

Heute gedenken wir des Apostels Jakobus. Es gibt im Zwölferkreis ja zwei mit diesem Namen. Heute feiern wir den Älteren, den Zebedäussohn und Bruder des Apostels Johannes. Er ist bereits 41 n.Chr. durch Herodes Agrippa hingerichtet worden und somit der erste Märtyrer unter den zwölf Aposteln.

2 Kor 4
7 Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.

8 Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; 9 wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet.
10 Immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird.
11 Denn immer werden wir, obgleich wir leben, um Jesu willen dem Tod ausgeliefert, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar wird.
12 So erweist an uns der Tod, an euch aber das Leben seine Macht.
13 Doch haben wir den gleichen Geist des Glaubens, von dem es in der Schrift heißt: Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet. Auch wir glauben und darum reden wir.
14 Denn wir wissen, dass der, welcher Jesus, den Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und uns zusammen mit euch vor sich stellen wird.
15 Alles tun wir euretwegen, damit immer mehr Menschen aufgrund der überreich gewordenen Gnade den Dank vervielfachen zur Verherrlichung Gottes.

In der Lesung hören wir heute einen Ausschnitt aus dem zweiten Korintherbrief. Dort wird die Leidensgemeinschaft Pauli mit Christus thematisiert. Was er dazu schreibt, passt aber auch sehr gut zu den anderen Aposteln. Auch sie sind in ihrem Leiden mit Christus verbunden.
Das Evangelium Jesu Christi und die Gnade Gottes, die damit einhergeht, ist ein einziger Schatz. Diesen sollen die Apostel verkünden und in die ganze Welt hinaustragen, damit das Licht in jeder Finsternis aufleuchte. Diese große Aufgabe ist aber auch eine Bürde. Die Apostel sind selbst nur schwache Menschen. Sie sind wie zerbrechliche Gefäße, wie es Paulus selbst hier sagt. Auch er ist gesandt, diese Aufgabe zu tun, nämlich bei den Heiden.
Aber die Zerbrechlichkeit und Schwäche der Apostel ist es ja, die sie nie vergessen lässt, „dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht“ von den Aposteln selbst kommt. So werden sie sich nie selbst rühmen.
Es ist eine wirklich schwierige Berufung, Apostel Jesu Christi zu sein: „Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben“. Auch die Nachfolger der Apostel ereilt dasselbe schwere Leben. Von vielen Heiligen wissen wir, dass sie sich vor der Berufung zum Bischof versteckt haben, ganz berühmt ist das Verstecken des Hl. Martin im Gänsestall. Es ist wirklich eine undankbare Aufgabe bis heute, Bischof zu sein. Die Apostel werden vielleicht von überall her bedrängt, aber doch finden sie noch Raum. Auch wenn sie oft in Situationen der Ratlosigkeit geraten, verzweifeln sie nicht. Auch wenn sie in die Knie gezwungen werden, schlägt man sie nicht k.o. Paulus selbst kann so viele Beispiele nennen: Er hat mehrfach Schiffbruch erlitten und ist doch nicht ertrunken. Er wurde sogar gesteinigt und hat es überlebt.
Er betrachtet sein leidvolles Leben dabei mystisch, was die richtige Haltung auch für den Apostel Jakobus darstellt, aber auch für jeden Christen auf der Welt: Alle Getauften, aber besonders die Geweihten, tragen das „Todesleiden Jesu“ am eigenen Leib. Jesus hat es mit folgenden Worten formuliert: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach (Mt 16,25).“ Jüngerschaft bedeutet, Jesus auf seinem Kreuzweg nachzugehen und mit ihm gemeinsam in die Finsternis des Karfreitags zu steigen. Nur so können seine Jünger auch mit ihm gemeinsam auferstehen nach dem Tod.
Deshalb erleiden besonders die Apostel vieles um des Himmelreiches willen.
Und doch sind sie nicht auf sich allein gestellt, sondern der Geist des Glaubens erfüllt sie. Sie haben dadurch die Kraft, zu verkünden. Die österliche Hoffnung lässt sie weitermachen, auch wenn es schwer wird. Sie haben nicht ihre eigene Bequemlichkeit im Blick, sondern das Heil der Menschen, denen sie das Evangelium verkünden. Sie haben auch Gott selbst im Blick, dessen Heilstaten den Ruhm und den Lobpreis aller Menschen verdienen.
Der Hl. Jakobus ist der erste Märtyrer des Zwölferkreises und hat dieses Todesleiden Jesu Christi an sich selbst als erster erfahren dürfen. Er ist in die Nacht des Karfreitags hinabgestiegen, um in der Herrlichkeit Gottes aufzuerstehen. Am Ende der Zeiten wird diese Auferstehung auch eine leibliche sein.

Ps 126
1 Ein Wallfahrtslied. Als der HERR das Geschick Zions wendete, da waren wir wie Träumende.
2 Da füllte sich unser Mund mit Lachen und unsere Zunge mit Jubel. Da sagte man unter den Völkern: Groß hat der HERR an ihnen gehandelt!
3 Ja, groß hat der HERR an uns gehandelt. Da waren wir voll Freude.
4 Wende doch, HERR, unser Geschick wie die Bäche im Südland!
5 Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.
6 Sie gehen, ja gehen und weinen und tragen zur Aussaat den Samen. Sie kommen, ja kommen mit Jubel und bringen ihre Garben.

Als Antwort auf die Lesung beten wir einen Wallfahrtspsalm. Er thematisiert u.a. den Beistand und die Rettung Gottes aus der Not.
Das „Geschick Zions“, das sich gewendet hat, ist die Not Israels, aus der Gott sein Volk geführt hat. Dies ist besonders eindrücklich mit dem Auszug aus Ägypten deutlich geworden sowie mit der Rückführung der Deportierten aus dem Babylonischen Exil zurück in die Heimat.
Die Leidenden, die endlich das Ende ihrer langen Leidensgeschichte schauen dürfen, sind wie Träumende, weil es kaum zu fassen ist. Kann diese unglaubliche Wende wirklich wahr sein?
Gottes Heilstaten erfüllen das Volk mit Lachen und Jubel. Gott ist es, der den Menschen wirklich glücklich machen kann. Freude ist eine Frucht des Hl. Geistes. Sogar die umliegenden Völker müssen zugeben, dass JHWH allmächtig ist. Aus heutigem Anlass dürfen wir diese Worte auf alle Getauften beziehen, die durch das Sakrament der Taufe aus dem Exil ihres Lebens die Chance auf die Rückkehr ins Paradies erhalten haben. Nach so langer Zeit ist der Menschheit wieder die Hoffnung geschenkt worden, nach dem Tod bei Gott sein zu dürfen. Auf besondere Weise sind die Apostel wie Träumende, als sie Jesus den Auferstandenen in ihrer Mitte erkennen. Wie sehr muss es sie mit Freude und Jubel erfüllt haben, dass Jesus, dessen Tod sie so schmerzlich betrauert haben, lebt! Und auch wir, die wir Jesus in der Eucharistie schauen dürfen, sind wie Träumende. Ist das wirklich wahr, dass Gott sich so klein macht, dass wir ihn in einer Hostie sehen und ihn in uns aufnehmen dürfen? Das muss doch ein Traum sein, so schön ist das!
Doch es ist noch nicht der Himmel. Das Leiden geht weiter. Wir waren voll Freude, doch dann kommt der Alltag mit den Sorgen und Problemen, vor allem mit den Anfechtungen. Die Anfangseuphorie der Taufe verschwindet sehr schnell, wenn es um das nackte Überleben der Seele geht. Und dann ruft der Mensch nach Gottes Gnade und Beistand. Möge er doch wie damals das Geschick des Menschen wenden, denn dieses Leben bringt auch weiterhin Tränen. Das betrifft Israel, das ins verheißene Land kommt und allerlei Schwierigkeiten hat, sich zu etablieren. Das betrifft Israel auch nach der Rückkehr aus dem Exil. Wie schwer war es doch für die Israeliten, den Tempel wieder aufzubauen, die Städte wieder bewohnbar zu machen und wieder Erträge auf den Feldern zu erzielen! Der Weg dorthin war sehr steinig und das betrifft auch die Jünger Jesu. Nicht lange nach dem freudigen Pfingstereignis kamen die ersten Widerstände, als Petrus und Johannes im Tempel einen Mann geheilt haben. Sofort mussten die Apostel mit Verfolgungen und Angriffen, Feindseligkeiten und Verleumdungen umgehen. Für sie war das ganze restliche Leben ein steiniger Weg. Wie viele Tränen haben sie vergossen! Und auch für jeden Getauften bis heute ist es ein einziger Kreuzweg. Niemand hat gesagt, dass mit der Taufe alles himmlisch auf Erden ist. Dann beginnt der steinige und steile Anstieg zum Himmelreich erst so richtig! Wie sehr wird der Christ versucht, angegriffen, angefeindet von anderen Menschen, verleumdet sogar von den eigenen Familienmitgliedern und Freunden. Dieses Leben ist ein einziges Tal der Tränen, solange Gottlosigkeit herrscht. Doch wir leben in der Sehnsucht nach dem Ende der Zeiten, wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Wir leben auch auf die Ewigkeit hin, die uns nach unserem irdischen Tod erwartet. Dann wird Gott die Tränen abwischen und ewige Freude schenken. Der Hl. Jakobus durfte dies von den Aposteln als erstes erfahren. Seine Tränen wurden als erstes abgewischt, als er für seine Treue zu Christus umgebracht worden und in die Gegenwart Gottes gekommen ist. Weil er unter Tränen ausgesät hat, kommt er in der Ewigkeit mit vielen Garben vor den Thron Gottes. Er ist ein treuer Arbeiter im Weinberg bzw. auf dem Acker des Herrn.

Mt 20
20 Damals kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus, fiel vor ihm nieder und bat ihn um etwas.

21 Er fragte sie: Was willst du? Sie antwortete: Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen!
22 Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es.
23 Da antwortete er ihnen: Meinen Kelch werdet ihr trinken; doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die es mein Vater bestimmt hat.
24 Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über die beiden Brüder.
25 Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Großen ihre Vollmacht gegen sie gebrauchen.
26 Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein,
27 und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.
28 Wie der Menschensohn nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

Im Evangelium hören wir von einer Begebenheit, bei der die Mutter der Zebedäussöhne Jesus um einen Gefallen bittet: Sie sagt zu Jesus: „Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen!“ Das ist schon eine sehr mutige Bitte, denn der Anspruch ist wirklich sehr hoch. Sie sollen nicht nur in sein Reich kommen, sie sollen sogar direkt neben ihm sitzen! An ihrer Bitte erkennen wir ihre große Mutterliebe. Ihr ist es wichtig, dass ihre Söhne in der Ewigkeit ein heilvolles Leben erhalten.
Jesus entgegnet ihr sowie den beiden, dass sie das Ausmaß dieser Bitte einmal richtig erfassen müssen. Denn auf dem Platz neben Jesus zu sitzen bedeutet zugleich, ihm auf dem Kreuzweg zu folgen. Das ist mit dem Trinken des Kelchs gemeint. Jesus fragt sie direkt, ob sie das können und sie bejahen es. Jesus weiß schon um ihr Lebensende und kann deshalb bestätigen, dass sie es tun werden. Heute gedenken wir ja dieses Todes des älteren Bruders. Er wird den Kelch trinken, indem er durch das Schwert hingerichtet wird. Johannes wird im wahrsten Sinne des Wortes den Kelch trinken – den Giftbecher, dessen Wirkung er aber auf wundersame Weise überlebt. Er wird eines natürlichen Todes sterben.
Jesus geht es darum, die Kompetenz der Platzzuweisung dem Vater zu überlassen. Wir wissen von der Johannesoffenbarung, dass die Apostel auf Thronen um den göttlichen Thron herum sitzen werden. Sie weilen alle in der direkten Nähe Gottes.
Deshalb ist es auch überflüssig, über die himmlische Sitzordnung zu streiten. Die übrigen zehn Apostel werden nämlich wütend über die Zebedäussöhne. Was sie aufregt, ist eine falsche Haltung bezüglich des Aufenthalts bei Gott. Sie ranken sich um Ehrenplätze, statt um das größte Maß an Dienst. Sie sollten sich darum bemühen, als Apostel der beste Sklave zu sein. Jesus hat seinen Aposteln im Abendmahlssaal dann die Füße gewaschen und zu ihnen gesagt, dass sie es ihm gleich tun sollen.
Es geht also nicht darum, im Himmelreich wie ein König behandelt zu werden, sondern sich im irdischen Leben wie ein Sklave für die anderen ganz hinzugeben. Wer sich aus Liebe zu Gott ganz erniedrigt hat, wird am Ende die Königskrone aufgesetzt bekommen – als Preis für die größte Demut. Wer aber zu Lebzeiten die Krone an sich reißen will, wird gar nicht erst ins Himmelreich gelangen. Keine Hochmütigen haben dort Platz.

Die Apostel werden die Worte Jesu der heutigen Episode beherzigt haben. Denn sie haben sich alle ganz verschenkt um des Himmelreiches willen. Sie haben ihr Leben verschenkt als Zeichen ihrer Liebe und Treue und mit dem eigenen Blut bezahlt. So ist dem Hl. Jakobus die Krone des Himmelreiches als erstes zuteilgeworden.

Hl. Jakobus, bitte für uns!

Ihre Magstrauss

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