Ich kann mich noch sehr lebendig daran erinnern, wie ich als Kind einerseits genervt, andererseits fasziniert war, wenn wir mit dem Auto an einem Bahnübergang stehen bleiben mussten, weil ein Zug kam. Dabei starrte ich immer wieder auf die Andreaskreuze, die den Übergang markieren. Heute feiern wir den Mann, nach dem dieses Verkehrsschild benannt worden ist: den Apostel Andreas. Liturgisch ist der Tag so wichtig, dass er als Fest begangen wird.
Der hl. Andreas war der große Bruder von Simon Petrus. Er erlitt wohl um 60 n.Chr. im griechischen Patras das Martyrium. Von ihm ist bekannt, dass er entweder aus Betsaida oder Kafarnaum stammte, so wie Petrus als Fischer arbeitete und der erste berufene Apostel war. Er gehörte zunächst zum Jüngerkreis des Täufers Johannes, bevor er von Jesus in die Nachfolge gerufen wurde. Er führte Petrus zu Jesus. In der Rangfolge der Jünger wird er als viertes genannt. Von ihm ist bekannt, dass er für die griechischsprachigen Menschen zuständig war, die zu Jesus kamen. Das ist womöglich auch der Grund, warum er in die griechischsprachigen Provinzen des Römischen Reichs ging. Er soll der Legende nach verschiedene Heilungen und Wunder vollbracht haben, so zum Beispiel an der Frau des Statthalters von Patras. Neben Kleinasien werden in späteren Überlieferungen als Wirkungsorte auch Armenien und Kurdistan genannt. Der Bischofsstuhl des späteren Konstantinopel soll auf ihn zurückgehen. Andreas wurde gegeißelt und danach an ein x-förmiges Kreuz gebunden, an dem er einen langsamen Tod starb. All dies geschah wegen des Statthalters, der sich von Andreas und seiner neu bekehrten Frau nicht vom Christentum überzeugen ließ. Um seine letzten Tage und Stunden ranken sich viele Legenden. So soll er in diesen zwei Tagen, die er an dem Kreuz verbrachte, dem Volk gepredigt haben, es sollen sich kosmische Phänomene abgespielt haben und ein Spötter starb aufgrund von einem plötzlichen Wahnsinnsanfall. Seine Gebeine wurden von Patras in die Apostelkirche von Konstantinopel überführt. Der Heilige gewann besondere Verehrung für die Ostkirche. Ein Großteil der Reliquien wurde im 13. Jh. entwendet und nach Amalfi gebracht. Dort in Sant’Andrea werden sie ebenfalls verehrt. Viele weitere Reliquien sind an verschiedenen Orten verteilt worden und der hl. Andreas sehr verehrt.
Der Heilige ist Patron von Russland, Rumänien, Schottland, Spanien, Griechenland, Sizilien, Niederösterreich, Burgund und der Achaia in Griechenland; von Ravenna, Brescia, Amalfi, Mantua, Bordeaux, Brügge und Patras; der Orthodoxen Kirchen; der Fischer und Fischhändler, Bergleute, Seiler, Metzger und Wasserträger; für Ehevermittlung, Eheglück und Kindersegen; gegen Gicht, Halsschmerzen, Krämpfe und Rotlauf (Andreaskrankheit
), des Erzbistum Warmia / Ermland, der Diözese Amalfi-Cava de‘ Tirreni; des Patriarchats von Bukarest.
Im heutigen Evangelium hören wir von der Berufung des hl. Andreas. Es ist so eine Fügung Gottes, dass ausgerechnet ein Fischer zum ersten Berufenen wird. Er soll Menschenseelen „fischen“ für das Reich Gottes. Es heißt im Evangelium, dass die beiden Brüder sofort ihre Netze liegen ließen und Jesus nachgefolgt sind. Das griechische Wort an dieser Stelle ist εὐθύς euthys, was „sofort“ heißt. Sie zögern nicht, sondern sie folgen Jesus sofort nach. Können wir das auch? Können wir unser Leben auf der Stelle neu ausrichten, wenn an uns der Ruf ergeht? Bis heute beruft Gott Menschen mit diesen Worten. Er möchte bis heute Menschenfischer für sein Reich haben, denn die „Arbeit“ ist nie abgeschlossen. Sein Wort soll auch heute in die ganze Welt hinausgerufen werden, damit die heutige Generation ebenfalls zu Kindern im Reich Gottes wird. Andreas hat seinen Auftrag vollkommen gelebt. Er hat an so vielen Orten die Menschen für Jesus gewonnen und sogar noch am Kreuz das Reich Gottes verkündet. Diese Haltung wird viele Menschen berührt und bekehrt haben. Er ist für seinen „Fisch-Fang“ in den Tod gegangen, weil es dem Statthalter nicht gefallen hat. Doch dies nahm er willig auf sich, weil er von dem überzeugt war, das Paulus im heute verlesenen Römerbrief schreibt: „Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen.“ Und: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Er glaubte an die Auferstehung von den Toten, weil er sie bei Jesus mit eigenen Augen gesehen hat. Deshalb konnte er in den Tod gehen und wir glauben, dass er nun ganz beim Herrn sein darf. Möge er für uns einstehen am Gottesthron! Möge er auch einstehen für die Kirche des Ostens und ihre momentane Kriegssituation.
Hl. Andreas, bitte für uns!
Hier der Link zu den Schriftauslegungen: https://magstrauss.com/2021/11/30/apostel-andreas-fest-2/
Ihre Magstrauss