Heute gedenkt der Kirche der unschuldigen Kinder, die der Mordserie in Betlehem auf Befehl des paranoiden Herodes d. Gr. zum Opfer fielen. Historisch ist dieser Kindermord nicht gesichert. Nur Matthäus berichtet davon, außerbiblische Quellen gibt es nicht. Und doch ist es dem König zuzutrauen, der laut Flavius Josephus aus Angst vor einer Verschwörung drei seiner Söhne und 300 Offiziere töten ließ, wie auch 6000 Pharisäer. Wir müssen bedenken, dass Betlehem nicht sehr groß war und die Ermordung von Jungen bis zum Alter von zwei Jahren keine große Masse betraf. Dementsprechend kann es sein, dass die Menge der Kinder den Geschichtsschreibern nicht erwähnenswert erschien. Dies mildert nicht die Schwere des Verbrechens an diesen Kleinen. Klar ist, dass die Juden Herodes verabscheuten, denn als man sein Grabmal 2007 entdeckte, fand man seinen Sarkophag in viele Teile zerschlagen vor, sehr untypisch für die strenge Totenruhe der Juden! Die Tradition nimmt an, dass es sich um Tausende Kinder gehandelt habe, die armenische Kirche verehrt 462 unschuldige Kinder. In der katholischen Kirche wird das Kind Sicharius namentlich genannt und in der Abtei Saint-Pierre in Brantôme bei Périgeux verehrt. Erstmals bei Irenäus von Lyon wurden die Kinder als Märtyrer verehrt, sodann bei Cäsarius von Arles und Augustinus. Man stellte Waisenhäuser oft unter den Schutz der Unschuldigen Kinder. Immer wieder gab es den Versuch, die Bräuche rund um ein festum puerorum zu unterbinden, weil sie Paganes mit den Feierlichkeiten vermischte. Im Zuge der Reformation gingen die Feierlichkeiten zurück, hielten sich jedoch in einigen Regionen. Der 28. Dezember stellte zumeist den Abschluss des festums puerorum dar. Inhalt dieser Feste waren feierliche Umzüge und liturgische Feiern. Mit dem II. Vaticanum wurden neue liturgische Texte erarbeitet und neue Bräuche für den 28. Dezember eingeführt. In den letzten Jahren erhielt der 28. Dezember zudem einen neuen Schwerpunkt als Tag zum Schutz des ungeborenen Lebens.
Jesus sagt ganz streng – und das wird sehr oft auf die Abtreibung sowie den Missbrauch bezogen: Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in der Tiefe des Meeres versenkt würde. (Mt 18,6) Eine andere Übersetzung spricht von der Verführung zum Bösen. Der Katechismus spricht über die Abtreibung als himmelschreiende Sünde, die die Tatstrafe der Exkommunikation nach sich zieht – nicht nur für die Mutter und den abtreibenden Arzt sowie seine Helfer, sondern auch für alle, die die Frau zur Abtreibung gedrängt haben. Gott hat ein besonders großes Herz für die Kleinen, für die Schwachen, für die Wehrlosen. Wer die Schwäche ausnutzt, lädt große Schuld auf sich. Kardinal Sarah zitiert in seinem Buch „Weckt eure Liebe auf“ Prof. Jérôme Lejeune – was mich seitdem nicht mehr loslässt und ich Ihnen an diesem Festtag wirklich als Impuls mitgeben möchte:
Will man wirklich Jesus Christus, den Menschensohn, angreifen, so gibt es nur eine Möglichkeit: die Kinder anzugreifen. Das Christentum ist die einzige Religion, die sagt: Euer Vorbild ist ein Kind, das Kind von Bethlehem. Sobald sie Euch dazu gebracht haben, das Kind zu verachten, gibt es in diesem Land kein Christentum mehr.
Möge uns dies als Mahnmal dienen, auf dass wir nie in Versuchung kommen, das Kind zu verachten. Gott selbst hat es gewählt, um in diese Welt einzugehen, damit wir jedes Leben achten, auch das schwächste und wehrloseste. Er ist ein Gott des Lebens und Weihnachten führt uns dies noch einmal neu vor Augen.
Hier kommen Sie zur Auslegung der Lesungen: https://magstrauss.com/2021/12/28/unschuldige-kinder-fest/
Ihre Magstrauss