Maria, Mutter der Kirche

Meine Lieben, heute begehen wir den zweiten Pfingsttag, für den auch die Votivmesse „Maria, Mutter der Kirche“ geschaffen worden ist. Dies hängt zusammen mit der feierlichen Verkündigung des Titels durch Papst Paul VI., dessen Gedenktag wir heute auch feiern. Es ist sehr schön, dass dies alles in diesem Jahr auf einen Tag fällt. Doch was bedeutet das – Mutter der Kirche? Inwiefern ist Maria so zentral für die Kirche auf Pfingsten hin, dass wir sie als Mutter der Kirche verehren? Am vergangenen Samstag hielt ich genau darüber einen Vortrag und möchte einen Gedanken daraus herausnehmen als kleinen Impuls für den heutigen Tag:

Der Titel „Maria, Mutter der Kirche“ ist zwar relativ neu in offiziell verkündeter Form und auch als Anrufung in der Lauretanischen Litanei, jedoch im Grunde uralt. Die Gottesmutter ist von Anfang an in ihrer Urbildhaftigkeit der Kirche betrachtet worden. Und so steht sie stellvertretend für uns alle unter dem Kreuz, bezeugt stellvertretend für uns alle die Auferstehung, ist für uns alle anwesend am Pfingsttag, als der Geist herabkommt. Die neutestamentliche Begründung ist Joh 19, wo Jesus Johannes und Maria zusammenführt. Die Kirche hat diese Stelle immer wieder mystisch verstanden als Ernennung Mariens zur Mutter der Gläubigen, bei der Johannes uns alle repräsentiert, also die Gemeinschaft der Gläubigen. Man kann diese „Ernennung“ analog begreifen zur Namensgebung beim ersten Menschenpaar: Adam gibt seiner Frau den Namen Eva – Mutter aller Lebenden. So wird Maria zur Mutter aller Lebenden im Reiche Gottes durch die Ernennung des neuen Adam Christus. Vom Mittelalter bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil taucht dieser Ehrenname immer wieder vereinzelt auf. „Von den deutschen Theologen leitet Matthias Josef Scheeben (+ 1888) aus Marias einzigartiger Verbundenheit mit Christus, „dem geistigen Vater der Menschheit“ ab, dass sie „auch Mutter der Kirche ist“. Im Geheimnis der Inkarnation sah auch Michael Schmaus (+1993) grundgelegt, dass Maria die Mutter der Kirche ist. Am 21. November 1964 verkündete Papst Paul VI. feierlich den Titel „Mutter der Kirche“. So fand der sehnliche Wunsch der Päpste Johannes XXIII. und Paul VI. seine Erfüllung. Der amtierende Papst wies damals darauf hin, „dass er damit dem Wunsch vieler Konzilsväter entspreche, es sich bei dieser Bezeichnung um eine solche handle, die der christlichen Frömmigkeit nicht unbekannt sei; ja, die Christgläubigen und die ganze Kirche wünschen, Maria unter diesem Namen anzurufen. Für das Messbuch 1975 wurde eine Votivmesse „Von Maria, Mutter der Kirche“ geschaffen. Die Präfation nennt vier Momente der Heilsgeschichte, die Maria, die Mutter der Kirche, in ein entsprechendes Licht stellen: „In ihrem unbefleckten Herzen und ihrem mütterlichen Schoß hat sie dein Wort empfangen und, da sie den Schöpfer gebar, der Kirche ihren Ursprung gegeben. Unter dem Kreuz empfing sie das Vermächtnis seiner Liebe und nahm alle Menschen an als ihre Kinder, die durch Christi Tod zum ewigen Leben geboren sind. Mit den Aposteln erwartete sie den verheißenen Tröster und vereinte mit den Bitten der Jünger ihr Gebet als Vorbild deiner betenden Kirche. In der Herrlichkeit des Himmels bleibt sie der pilgernden Kirche eine liebende Mutter und beschützt unsern Weg zur ewigen Heimat, bis der herrliche Tag Christi hereinbricht.“ (Messbuch 1142–1143). So ist der letzte Aspekt besonders aktuell für uns. Wir warten in dieser heilsgeschichtlichen Etappe der Kirche auf die Wiederkunft Christi, verkünden den Tod und die Auferstehung, bis Christus in seiner ganzen Herrlichkeit wiederkommt. So sind wir wie die klugen Jungfrauen, die ihre Lampen bereithalten, bis der Bräutigam kommt zur Hochzeit des Lammes. Wir sind in dieser Phase nicht allein, denn die allererste Braut, die Gottesmutter, ist mit uns und erinnert uns daran, nicht einzuschlafen und die Lampen mit Öl nachzugießen, damit sie bloß nicht ausgehen. Sie beschützt uns auch in Zeiten der Angriffe, von denen es gewiss mehr als genug gibt. In den letzten Jahrhunderten ist die Gottesmutter uns so oft erschienen wie zuvor noch nie. Immer wieder ruft sie zur Umkehr, zum immerwährenden Gebet, insbesondere zum Rosenkranzgebet auf. Sie prägt uns immer wieder das Evangelium Jesu Christi ein, damit wir nicht vergessen, worauf es ankommt. Sie kommt in schwierigen Zeiten, in Zeiten der theologischen Verwirrung, in dunklen Zeiten der Kirchengeschichte. Sie ist wahrlich Mutter der Kirche.

Hier kommen Sie zu den Lesungen des Pfingstmontags: https://magstrauss.com/2020/06/01/pfingstmontag/

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