16. Juni: Hochfest des heiligsten Herzens Jesu

Heute begehen wir wie jedes Jahr am zweiten Freitag nach Fronleichnam das Hochfest des heiligsten Herzens Jesu. Was hat es damit auf sich? Eine kleine Heranführung:

Wenn die molekulare Struktur eines eucharistischen Wunders unter dem Mikroskop untersucht wird, handelt es sich immer um das Gewebe eines männlichen Herzmuskels. Jesus hatte ein Herz in vielerlei Hinsicht. Das Wort „Herz“ ist gleichbedeutend mit Herzblut, Seele, Intuition, Liebe, Kraft, Großzügigkeit und, in seiner umfassendsten Bedeutung, dem Zentrum des Menschen. Das heutige Fest umfasst all diese Bedeutungen. Das Heiligste Herz Christi lehrt uns, dass Gott uns so liebt, wie ein Freund einen Freund liebt, wie ein Elternteil sein Kind liebt oder wie ein Geschwisterteil seinen engsten Bruder oder seine engste Schwester liebt. Das heißt, Christus liebt uns auf die gleiche Weise wie ein Mensch uns liebt, nur noch intensiver. Unser Gott verschiebt nicht die Ordnung der Planeten, lenkt die Sonnenstrahlen um oder schafft ein paralleles Gravitationsfeld, um seine Liebe zu den Menschen zu magnetisieren. Gottes Liebe zu verstehen, sollte so einfach sein wie die Erinnerung an eine kleine Hand in der großen Hand des Vaters. Man muss sich daran erinnern, wie man in die sanfte Umarmung seiner Mutter läuft, Wange an Wange, nachdem man sich das Knie aufgeschürft hat. Die Liebe Jesu Christi zu den Menschen ist so menschlich und so klar wie ein schlagendes Herz. Einfach ausgedrückt: Jesus liebt uns und sein Herz pulsiert vor Ergriffenheit für jedes heilige Geschöpf, das eine menschliche Seele beherbergt. Sein Herz ist geöffnet durch die Seitenwunde am Kreuz. Das ist der Ausdruck der größten Liebe.
Die weit verbreitete Herz-Jesu-Verehrung hat ihre Wurzeln nicht in einem Fest mit ähnlichem Ursprung wie die Karwoche. Kein Christ des ersten Jahrtausends hat jemals in die eindringlichen Augen Christi geblickt, die von einem Herz-Jesu-Bild an der Wand des Familienzimmers auf ihn blickten. Erst im Jahr 1856 setzte Papst Pius IX. dieses Fest universal fest. Der Papst handelte nach fast zwei Jahrhunderten der Herz-Jesu-Verehrung, die aus dem Denken, der Predigt und dem Gebet des unermüdlichen Johannes Eudes und aus den Visionen der heiligen Margareta Maria Alacoque erwachsen war. Diese beiden Heiligen verdanken ihrerseits den mittelalterlichen Offenbarungen des Heiligen Herzens, die der Heiligen Gertrud der Großen zuteil wurden.
Wir lieben das Herz Christi, weil sein Herz uns zuerst geliebt hat. Weil Gott an erster Stelle steht, ist unsere ganze Liebe zu ihm die Rückzahlung einer Schuld. Wir tun Gott keinen Gefallen, wenn wir ihn lieben, genauso wenig wie ein Hammer einem Zimmermann einen Gefallen tut, wenn er Nägel ins Holz schlägt. Dass Gott uns liebt, ist weder aus der Schöpfung selbst noch aus der Geschichte der Menschheit ersichtlich. Die Götter waren für viele Völker im Laufe der Jahrhunderte viele Dinge, aber Liebe gehörte nicht dazu. Das Christentum musste der Welt sagen, dass Gott Liebe ist. Und Jesus musste seine Arme an ein Kreuz binden und sterben, um diese Botschaft überzeugend zu machen. Die Visionen der heiligen Margareta Maria machten die Liebe Gottes konkret und verständlich, während die Visionen der heiligen Faustyna Kowalska die Bedeutung dieses Festes noch weiter vertieften. In diesen herausfordernden Visionen reißt Christus Schwester Faustyna sein Herz auf und zeigt ihr einen ruhigen und tiefen Ozean der Barmherzigkeit, der darauf wartet, reuige Sünder in seinen rettenden Wassern zu baden. Drei Stränge – das Heilige Herz, die Liebe und die Barmherzigkeit – sind nun zu einem engen Gürtel der geistlichen Wahrheit geflochten.
Wahres Herz beweist man nicht, indem man bei einer Siegesparade vom Auto aus der Menge zuwinkt oder sich mit Freunden am Strand vergnügt. Wahres Herz zeigt sich in der letzten Streckung des Halses über die Ziellinie, im Erklimmen der Bühne, um nach Jahren des akademischen Kampfes ein Diplom zu erhalten, oder darin, dass man sich aus dem Bett quält, um zur nächtlichen Anbetung zu gehen. Wahres Herz ist ein Synonym für langes Leiden, Ausdauer und das Überwinden von Widrigkeiten. Wahres Herz bedeutet, am Kreuz zu sterben, obwohl man es nicht verdient hat. Ein wahres Herz ist ein Heiliges Herz. Das ist das Herz unseres Gottes. Kein Sportler geht zu den Olympischen Spielen, um um Silber zu kämpfen. Jesus griff vom Podest des Kreuzes aus nach dem Gold, das mit seinem eigenen Blut besudelt war. Wir brauchen nicht weiter nach einem goldenen Herzen in dieser Welt zu suchen. Wir wissen genau, in wessen Körper dieses Herz schlägt. Es ist ganz aus Gold, es ist ganz heilig, und es liebt uns.

Hier kommen Sie zur Auslegung der Tageslesungen: https://magstrauss.com/2020/06/19/heiligstes-herz-jesu/

Ihre Magstrauss

Ein Kommentar zu „16. Juni: Hochfest des heiligsten Herzens Jesu

  1. Ihr ehrfürchtiges Beschreiben des Heiligsten Herzens Jesu heute zu dessen Hochfest, liebe Frau Dr. Strauss, macht uns die hohe Würde dieses Heiligsten Herzens Jesu in aller Klarheit bewußt. Herzlichen Dank dafür !

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