Heute ist in diesem Jahr zwar Sonntag, sonst begehen wir am 18. Juni jedoch den Gedenktag einer spannenden Mysterikerin, der hl. Elisabeth von Schönau, die um 1129 bei Köln geboren und am 18. Juni 1165 im Kloster Schönau verstarb. Sie stammte aus einer Familie des niederen Adels, die der Kirche mehrere Mitglieder schenkte: einen Großonkel als Bischof, einen Bruder und einen Neffen als Äbte, einen weiteren Bruder als Prior, weibliche Verwandte als Nonnen in Schönau und in Andernach, Elisabeth selbst als Magistra (die vorsitzende Ordensschwester in einem kombinierten Männer- und Frauenkloster unter der Leitung eines Abtes). Sie trat im Alter von zwölf Jahren in das Doppelkloster Schönau in Nassau ein, erhielt den benediktinischen Habit, legte 1147 ihre Profess ab und wurde 1157 Oberin unter Abt Hildelin. Nach ihrem Tod wurde sie in der Abteikirche von St. Florin beigesetzt. Als ihre Schriften veröffentlicht wurden, fügte man ihr den Namen einer Heiligen hinzu. Sie wurde nie formell heiliggesprochen, aber 1584 wurde ihr Name in das römische Martyrologium aufgenommen und ist dort bis heute geblieben.
Von Jugend an fromm, von körperlichen und seelischen Leiden geplagt, eine eifrige Beobachterin der Regel des heiligen Benedikt und der Klosterordnung und den Praktiken der Abtötung zugetan, wurde Elisabeth ab 1152 von Ekstasen und Visionen verschiedener Art heimgesucht. Diese ereigneten sich im Allgemeinen an Sonntagen und heiligen Tagen während der Messe oder des Stundengebets oder nach dem Hören oder Lesen des Lebens der Heiligen. Christus, seine Gottesmutter, ein Engel oder der besondere Heilige des Tages erschienen ihr und belehrten sie; oder sie sah ganz realistische Darstellungen der Passion, der Auferstehung und der Himmelfahrt oder andere Szenen des Alten und Neuen Testaments. Was sie sah und hörte, schrieb sie auf Wachstafeln nieder. Ihr Abt Hildelin trug ihr auf, diese Dinge ihrem Bruder Egbert zu berichten, der damals Priester an der Bonner Kirche war. Zuerst zögerte sie, weil sie fürchtete, getäuscht oder als Betrügerin angesehen zu werden; aber sie gehorchte. Egbert (der 1155 Mönch in Schönau wurde und Hildelin als zweiter Abt ablöste) hielt alles schriftlich fest, ordnete das Material später in aller Ruhe und veröffentlichte dann alles unter dem Namen seiner Schwester.
So entstanden drei Bücher mit „Visionen“. Das erste von ihnen ist in einer sehr einfachen Sprache und in einem ungekünstelten Stil geschrieben, so dass es leicht als das Werk von Elisabeth durchgehen kann. Die beiden anderen sind ausführlicher und voll von theologischer Terminologie, so dass sie mehr von Egbert als von Elisabeth stammen. Elisabeth übte ihr Amt bis zu ihrem Tod aus und wurde in der Abteikirche bestattet. Da die Bevölkerung Elisabeth bald als Heilige verehrte, wurden ihre Gebeine zwischen 1420 und 1430 in eine besondere Kapelle umgebettet. Diese Kapelle wurde beim großen Brand des Klosters Schönau im Jahr 1723 zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Während des Dreißigjährigen Krieges überfielen schwedische und hessische Soldaten das Kloster Schönau. Die Schweden vertrieben die Mönche, plünderten das Kloster, brachen das Grab der Elisabeth auf und verstreuten ihre Gebeine. Nur der Schädel wurde gerettet. Er wird heute in einem Reliquienschrein an der rechten Seite des Altars der Kirche aufbewahrt.
Hier kommen Sie zu den Sonntagslesungen: https://magstrauss.com/2020/06/14/11-sonntag-im-jahreskreis/
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