Wenn der 9. Juli mal nicht auf einen Sonntag fällt, gedenken wir des hl. Augustinus Zhao Rong und 120 Märtyrer, 87 einheimische Chinesen und 33 westliche Missionare, die zwischen 1648 und 1930 auf einer langen Blutspur getötet wurden. Die Liste der Helden umfasst Laienfrauen, Katechisten, Seminaristen, Bischöfe, Priester, eine Köchin, einen Bauern, eine Witwe, einen 79-jährigen Mann und ein neunjähriges Kind. Einige wurden getötet, als sie in einer Kirche Zuflucht suchten. Viele starben während des Boxeraufstands im Jahr 1900, von dem ich neulich schon schrieb, als fanatische chinesische Bauern Tausende von christlichen Konvertiten und ausländischen Missionaren abschlachteten, ohne einen anderen Grund als ihren Glauben und ihre Fremdheit. Einige wurden schnell geköpft, andere langsam durch Verwahrlosung im Gefängnis und viele schmerzhaft durch Strangulation getötet. Der eine Heilige, den die Kirche an diesem Festtag ehrt, ist der heilige Augustinus Zhao Rong, der in der Provinz Sichuan geboren ist und am 20. März 1815 dort den Märtyrertod starb. Wie so viele andere Heilige begann auch er sein Berufsleben als Soldat. Als Teil seiner militärischen Pflichten wurde Augustinus beauftragt, einen französischen Priester in China zu begleiten. Das heilige Beispiel des Priesters beeindruckte Augustinus so sehr, dass er beschloss, zum Katholizismus überzutreten. Nach seiner Taufe trat er in das Priesterseminar ein und wurde Pater Augustinus. Sein priesterliches Wirken war nur von kurzer Dauer. Während der Herrschaft des Kaisers Jiaqing, der dem Christentum und insbesondere den chinesischen Priestern feindlich gesinnt war, wurde Pater Augustinus inhaftiert, gefoltert und zum Sterben im Gefängnis zurückgelassen. Zahlreiche andere Chinesen und Ausländer fielen der gleichen Verfolgung zum Opfer wie Pater Augustinus. Alle weigerten sich, abtrünnig zu werden, und viele wurden auf grausame Weise gefoltert. Nach einigen schwachen Kontakten mit dem Christentum im ersten Jahrtausend wagten sich europäische Missionare in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts erstmals tief nach China vor. Diese Missionare wurden aufgrund ihrer großen Gelehrsamkeit, ihres Scharfsinns und ihres christlichen Geistes ausgewählt. Im Gegensatz dazu waren die ersten Schiffsladungen spanischer Missionare, die in Lateinamerika abgeladen wurden, eine Mischung aus Männern mit unterschiedlichem Hintergrund. Es gab heilige, gebildete Männer, aber auch solche, die fast schon zu Piraten geweiht waren, Abenteurer, deren Eifer für das Haus des Herrn so groß war, dass sie die sensiblen kulturellen Gegebenheiten, mit denen sie und der Westen selbst zum ersten Mal konfrontiert wurden, gar nicht wahrnahmen. Maya- und Azteken-Codices wurden verbrannt, fein geschnitzte Statuen stürzten die Tempeltreppen hinunter, und Paläste wurden aus echtem, aber fehlgeleitetem christlichen Eifer dem Erdboden gleichgemacht. In China gab es keine solch wahllose kulturelle Zerstörung. Die Missionare in China waren fein auf die lokale Wellenlänge abgestimmt. Sie lernten die schwierige Sprache, respektierten die lokale Spiritualität und waren äußerst respektvoll gegenüber der alten, fleißigen und komplexen Gesellschaft, die sie aufgenommen hatte. Diese großartigen Missionare inspirierten eine große Zahl chinesischer Konvertiten, die voll und ganz Chinesen blieben und gleichzeitig voll und ganz katholisch wurden. Der Katholizismus bereicherte und reinigte alles, was es bedeutete, Chinese zu sein. Doch der Erfolg der Missionare war auch der Keim ihres Untergangs. Die chinesischen Machthaber betrachteten die Missionare stets als Vertreter des westlichen Kolonialismus und nicht als Abgesandte Jesu Christi. Ganz gleich, wie behutsam die Missionare den Glauben inkulturierten oder wie viele Einheimische konvertierten, der Katholizismus war eine nicht einheimische Realität, die die alten chinesischen Lebens- und Denkmuster bedrohte. Und so kam es zu den Verfolgungen. Der Protomärtyrer Chinas war Francis Fernández de Capillas, ein Dominikanerpriester, der 1648 gefoltert und enthauptet wurde, während er die schmerzhaften Geheimnisse des Rosenkranzes betete. Zahlreiche Franziskaner, Salesianer, Dominikaner und Jesuiten wurden in den ständigen Verfolgungswellen getötet. Das Verbrechen dieser Märtyrer war ihr Glaube und ihr tatkräftiger Einsatz für das Evangelium. Sie waren nicht in Politik oder Handel verwickelt. Sie waren keine Spione oder Regierungsagenten. Sie starben aus dem edelsten und reinsten aller Gründe – ihrem Glauben. Vor dem 1. Oktober 2000, als der heilige Papst Johannes Paul II. die heutigen chinesischen Märtyrer heiligsprach, hatte das alte China keine Heiligen. Nicht einer der Heiliggesprochenen wurde unter den Kommunisten getötet, die China seit 1949 regieren. Katholiken, die von den Kommunisten hingerichtet wurden, warten darauf, dass ihre Fahnen in Zukunft auf dem Petersplatz entrollt werden. Weitere chinesische Märtyrer, von denen einige bereits tot sind und andere noch sterben werden, werden in einem unbekannten Jahr von einem zukünftigen Papst heiliggesprochen werden, wenn die Geschichte der Erlösung ihre Geheimnisse offenbart. Auch im nichtkatholischen Kontext sind zahlreiche Martyrien und Bedrängnisse zu verzeichnen. Sehr beeindruckend ist z.B. die Geschichte Bruder Yuns, eines freikirchlichen Pastors, der nach zahlreichen Folterungen und Gefängnisaufenthalten mit seiner Familie in den Westen geflohen ist und nun Zeugnis gibt von dem lebendigen Glauben der Christen in China.
Am 27. Mai 1900 sprach Papst Leo XIII. Augustinus Zhao Rong zusammen mit weiteren 13 Märtyrern Chinas und 64 Märtyrern Vietnams selig. Am 1. Oktober 2000 sprach Papst Johannes Paul II. insgesamt 120 Märtyrer in China aus der Zeit der Missionsepoche vom 17. Jahrhundert bis 1930 heilig. Diese wurden unter dem Gedenktag des 9. Juli zusammengefasst, Augustinus Zhao Rong führt die Liste dieser Märtyrer an.
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