Heute ist der Gedenktag des hl. Cyprian, Bischof von Karthago und Märtyrer, der um 200 in Karthago geboren und am 14. September 258 daselbst gestorben ist. Thascius Caecilius Cyprianus, so sein voller bürgerlicher Name, wurde in jenem schwirrenden Bienenstock des frühen Christentums geboren, der als römisches Nordafrika bekannt ist. Seine Biografie verkörpert die vieler großer Persönlichkeiten seiner Zeit: Ein angesehener römischer Bürger mit klassischer Bildung findet als Erwachsener zu Christus, lässt seinen erhabenen bürgerlichen Status hinter sich, tauscht Reich gegen Kirche und stellt seine Gaben und sein Ansehen als bedeutender Bischof in den Dienst des Volkes. Doch weil er in Zeiten heftiger Verfolgung lebte, nahm das Leben Cyprians kein friedliches Ende wie das anderer Menschen mit ähnlichen Biografien, etwa der Heiligen Hilarius, Ambrosius, Augustinus oder Paulinus von Nola. Der mächtige Bischof Cyprian wurde von einem örtlichen Bürokraten zum Tode verurteilt. Am schicksalhaften Tag kniete er im brennenden Sand und wartete darauf, dass ihm das schwere römische Schwert den Kopf abschlagen würde. Sofort entstand eine Verehrung um Cyprian, während die Gläubigen, die weiße Tücher trugen, das heilige Blut aufsaugten, das aus seinem Körper floss. Schon bald wurde sein Name in den römischen Kanon aufgenommen, wo er auch heute noch vom Altar aus gesprochen und von den Gläubigen während der Messe im eucharistischen Hochgebet I gehört wird.
Cyprian war ein großherziger, gebildeter „Mann in der Stadt“, als er mit Mitte vierzig durch das Beispiel und die Worte eines alten Priesters bekehrt wurde. Er richtete sein Leben neu aus, legte ein Keuschheitsgelübde ab, das seine Freunde in Erstaunen versetzte, und verzichtete sogar auf sein größtes Vergnügen – die Werke heidnischer Autoren. In allen christlichen Schriften Cyprians findet sich kein einziges Zitat dieser heidnischen Autoren, deren Stil und Gedankengut Cyprian so bewundert hatte. Nach seiner Bekehrung konzentrierte er sich auf die Heilige Schrift und den wachsenden Kanon der christlichen Theologie, vor allem auf den seines nordafrikanischen Landsmanns Tertullian. Bald nach seiner Taufe wurde Cyprian zum Priester geweiht, und 248 wurde er, nachdem er sich zunächst dagegen gewehrt hatte, zum Bischof seiner Heimatstadt Karthago ernannt. Sein beeindruckendes Auftreten und seine gebildete Persönlichkeit verschafften ihm großes Ansehen unter den Gläubigen. Unter der Verfolgung des Kaisers Decius (249-252), die das Leben der Kirche im 3. Jh. so sehr prägte, stellten sich viele Christen in den Büros ihrer örtlichen römischen Beamten an, um heidnischen Göttern eine symbolische Anbetung zu erweisen und ein libellus, ein kleines Blatt, zu erhalten, das ihren Abfall dokumentierte. Cyprian verlor bei dieser Verfolgung sein gesamtes Hab und Gut, entging aber der Gefangennahme, indem er sich versteckte. Er verwaltete seine Diözese aus der Ferne durch Briefe und war gezwungen, seine Flucht gegen die Vorwürfe der Bischöfe in Rom und Nordafrika zu verteidigen, er wolle dem Märtyrertod entgehen. Als die Verfolgungswelle abebbte, kehrte Cyprian nach Karthago zurück und war wie sein Zeitgenosse Papst Cornelius, dessen wir ebenfalls heute gedenken, nachsichtig, aber klar bei der Wiedereingliederung der lapsi in die Kirche, nachdem sie eine angemessene Buße getan hatten. Gemeint sind mit lapsi jene, die den Götzendienst zwar nicht vollzogen, aber so taten und ein libellus bekamen. Die aufgewühlte Debatte darüber, wie die lapsi seelsorgerisch behandelt werden sollten, spaltete die Kirche in Nordafrika. Einige Priester vertraten die Ansicht, dass es für Götzendiener keine Vergebung geben könne, während andere verlangten, dass die lapsi schwere Bußübungen verrichten sollten, bevor sie wieder in die Kirche aufgenommen wurden. Cyprian reagierte auf diese Spaltungen, indem er einen Traktat über die Einheit der Kirche schrieb, in dem er argumentierte, dass die Lehre des Papstes in dieser Angelegenheit befolgt werden müsse: „Es gibt nur einen Gott, nur einen Christus und nur einen bischöflichen Stuhl, der ursprünglich auf Petrus durch die Autorität des Herrn gegründet wurde. Es kann kein anderer Altar und kein anderes Priestertum errichtet werden.“ Später geriet Cyprian mit Papst Stephan I. in Streit über die Gültigkeit von Sakramenten, die von abtrünnigen Priestern gespendet wurden, eine Angelegenheit, die nach dem Tod beider Männer zugunsten der römischen Position der Milde entschieden wurde. Cyprians nordafrikanischer Landsmann, der hl. Augustinus von Hippo, berichtet im fünften Buch seiner Bekenntnisse, wie seine Mutter Monika um 375 n. Chr. in der Hafenstadt Karthago in einem dem hl. Cyprian geweihten Schrein betete. So war sein Vermächtnis etwa 120 Jahre nach Cyprians Tod fest verankert, frisch und lebendig, wie es auch heute noch ist.
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