Mittwoch der 3. Osterwoche

Apg 8,1b-8; Ps 66,1-3a.4-5.6-7b; Joh 6,35-40

Apg 8
1 An jenem Tag brach eine schwere Verfolgung über die Kirche in Jerusalem herein. Alle wurden in die Gegenden von Judäa und Samarien zerstreut, mit Ausnahme der Apostel.

2 Fromme Männer bestatteten Stephanus und hielten eine große Totenklage für ihn.
3 Saulus aber versuchte, die Kirche zu vernichten; er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis ein.
4 Die Gläubigen, die zerstreut worden waren, zogen umher und verkündeten das Wort.
5 Philippus aber kam in die Hauptstadt Samariens hinab und verkündete dort Christus.

6 Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philippus; sie hörten zu und sahen die Zeichen, die er tat.
7 Denn aus vielen Besessenen fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus; auch viele Lahme und Verkrüppelte wurden geheilt.
8 So herrschte große Freude in jener Stadt.

In der Lesung hören wir heute, was nach der Steinigung des Stephanus mit den Christusgläubigen in Jerusalem passiert. In der Heiligen Stadt setzt eine Verfolgung ein, weshalb die Christen in die Orte Judäas und Samariens fliehen. Nur die Apostel bleiben in Jerusalem.
Stephanus wird beerdigt, sein Mörder Saulus nimmt sich nun die weiteren Christen vor. Die Situation ist wirklich dramatisch und schrecklich. Jesus hat es bereits angekündigt, dass in seinem Namen die Gläubigen allerlei schlimme Dinge durchmachen werden, ja sogar ihr Leben lassen müssen. Durch die Vertreibung der Christen aus Jerusalem wird aber die Verbreitung des Glaubens angestoßen, denn die Gläubigen verkünden das Evangelium da, wo sie hinkommen. Auf diese Weise wächst das Christentum sehr schnell an. Das Leiden trägt Früchte und wie Tertullian formuliert hat, ist das Blut der Märtyrer – in diesem Fall des Stephanus – der Same der Kirche.
Auch Philippus, einer der griechischsprachigen Diakone, der zusammen mit Stephanus ernannt worden ist, verbreitet auf diese Weise das Evangelium an anderen Orten. Er bringt das Christentum nach Samarien, wo durch die Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen die Grundlagen bereits gelegt sind. Nun können die Samariter offiziell Christen werden. Philippus verkündet dabei nicht nur das Wort Gottes, sondern wirkt auch Zeichen, die den Menschen die Echtheit seiner Worte beweisen. Wie Jesus bereits angekündigt und bevollmächtigt hat, vollzieht er Exorzismen und Krankenheilungen, ganz wie damals bei der „Generalprobe“, als Jesus den Jüngerkreis zu zweit in die umliegenden Dörfer ausgesandt hat.
Auch die Samariter haben den Messias erwartet und kannten die Überlieferungen. Sie wussten, dass zu den messianischen Taten die Krankenheilungen und der Exorzismus gehören. So waren sie offen für die Botschaft des Philippus und konnten schnell den Glauben annehmen.
In jener Stadt ist große Freude – es ist die österliche Freude, die nur Gott schenken kann, denn sie haben das Heil gesehen, das Gott den Menschen bereitet hat. Für jene, die das Heil am eigenen Leib und an der eigenen Seele erfahren, ereignet sich an jenem Tag ein Osterfest, eine kleine Auferstehung zum Leben in Fülle. Ihnen wird ein neues Leben geschenkt, damit sie Gott verherrlichen und ihm die Ehre geben, damit sie den Auftrag erfüllen, den Gott für sie bereitet hat. So sollen auch sie nun gehen und das Evangelium weitergeben.

Ps 66
1 Für den Chormeister. Ein Lied. Ein Psalm. Jauchzt Gott zu, alle Länder der Erde!
2 Spielt zur Ehre seines Namens! Verherrlicht ihn mit Lobpreis!
3 Sagt zu Gott: Wie Ehrfurcht gebietend sind deine Taten; vor deiner gewaltigen Macht müssen die Feinde sich beugen.
4 Alle Welt bete dich an und singe dein Lob, sie lobsinge deinem Namen!
5 Kommt und seht die Taten Gottes! Ehrfurcht gebietend ist sein Tun an den Menschen:
6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie schreiten zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns über ihn freuen.
7 In seiner Kraft ist er Herrscher auf ewig; seine Augen prüfen die Völker. Die Aufsässigen können sich gegen ihn nicht erheben.

Die Bekehrung der Samaritaner ist ein Grund zur Freude und zum Lobpreis. Wie viele Jahrhunderte gab es Spannungen zwischen ihnen und den Juden! Der Glaube an Jesus Christus vereint sie nun wieder!
Der Psalm beginnt mit einer Lobaufforderung an alle Länder der Erde mit instrumentaler Begleitung („Spielt zur Ehre seines Namens!“). Die Wendung כָּל־הָאָֽרֶץ kol-ha’arez muss wörtlich eigentlich mit „das ganze Land“ oder „die ganze Erde“ übersetzt werden. Es umfasst also entweder einen weltweiten Lobpreis oder den Lobpreis des ganzen Volkes Israel mit allen seinen Stämmen – auch jenen, aus denen das Nordreich entstand, das nach dem babylonischen Exil zum minderwertigen Samarien wurde. Es freue sich nun das ganze Volk Israel vor dem Hintergrund der erfolgreichen Mission, wie in der Apostelgeschichte berichtet!
Gottes Taten sind wahrhaft „Ehrfurcht gebietend“, denn er hat durch den Diakon Philippus große Heilszeichen erwirkt wie den Exorzismus und die Krankenheilung. Gott hat bereits im Volk Israel viele Heilszeichen erwirkt, er hat das ganze Volk aus Ägypten herausgeführt und die Ägypter mit zehn Plagen geschlagen. Er hat das Meer geteilt und das Volk ganze vierzig Jahre in der Wüste am Leben erhalten, schließlich ins verheißene Land geführt und zur Entstehungszeit des Psalms König David mit militärischen Siegen beschenkt. Das größte Heilszeichen hat Gott dann auf der Höhe der Zeit erwirkt, die eigene Menschwerdung! Er hat sich ans Kreuz schlagen lassen, um die Erlösung der gesamten Menschheit aller Zeiten zu erwirken. Vor diesem Heilszeichen kann der Feind sich wirklich nur beugen! So hat der Tod kapituliert, als Christus am dritten Tage von den Toten auferstanden ist.
Die ganze Welt soll ihn anbeten, denn die ganze Welt ist erlöst. Aus dem Grund hat Jesus vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern die weltweite Mission aufgetragen. Dieses Heil soll jedem Menschen zugänglich gemacht werden.
Ein erster Moment dieser weltweiten Anbetung trägt sich im Stall von Betlehem zu. Dort sind es die Magoi aus dem Osten als Stellvertreter der Heiden und der „Enden der Erde“, die Gott anbeten in dem kleinen hilflosen Kind.
„Kommt und seht die Taten Gottes!“ Ist ein Aufruf, der heute besonders den Samaritanern gilt. Sie sehen mit eigenen Augen die überwältigenden Heilszeichen, durch die sie nicht anders können, als in Ehrfurcht zu ihm zu leben.
Der wörtliche Sinn dieser Verse ist zunächst auf die Heilszeichen Gottes am Volk Israel zu beziehen. So wird das Teilen des Roten Meeres angedeutet. Die Rettung des Volkes durch das Wasser hindurch ist zugleich Typos für die Taufe. Petrus greift diese typologische Verbindung in seinen Briefen auf und erklärt, dass das Volk des Neuen Bundes auch durch das Wasser hindurch gerettet wird, nämlich durch das Wasser der Taufe. So wird nicht mehr die Rettung des irdischen, sondern des ewigen Lebens erwirkt. Und auch am Wasser der Taufe wollen wir uns freuen mit denen, die gerettet worden sind! Heute freuen sich die Apostel und Philippus zusammen mit den Samaritanern, die im Heiligen Geist wiedergeborenen sind zum ewigen Leben.
Gott ist Herrscher des Himmels und der Erde. Ihm entgeht nichts und er prüft die Völker. Er prüft aber auch das Herz jedes einzelnen Menschen und wenn wir dann vor ihm stehen, wird er von uns Rechenschaft verlangen. Dass Gott alles sieht, soll uns nicht als Bedrohung gelten, sondern als Zuspruch und Einladung zur absoluten Geborgenheit in Gott. Er weiß um alles und kennt unser Leben. Er weiß, was wir durchmachen und was uns im Innersten umtreibt. Er kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Deshalb kann er uns auch helfen, selbst wenn wir seine Maßnahmen in den jeweiligen Momenten nicht verstehen.
Die Aufsässigen, seine Feinde können gegen ihn nichts ausrichten, weil er der Allmächtige ist. Der Tod kann Christus nicht festhalten, der der Auferstandene ist. Der Tod kann auch uns nichts anhaben, die wir vielleicht noch biologisch sterben müssen, seelisch aber auf ewig weiterleben.

Joh 6
35 Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
36 Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt gesehen und doch glaubt ihr nicht.
37 Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen;
38 denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
39 Das aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse, sondern dass ich sie auferwecke am Jüngsten Tag.
40 Denn das ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben hat und dass ich ihn auferwecke am Jüngsten Tag.

Im Evangelium hören wir wieder einen Ausschnitt aus der Brotrede Jesu, die ein einziger Vortrag über die Eucharistie ist. Jesus sagt gleich im ersten gehörten Vers, dass er das Brot des Lebens ist. Mit diesem Vers endete der gestrige Abschnitt, der uns zeigte, dass Jesus auf den Wunsch der Menschen hin verrät, dass er dieses Brot ist, dass sie immer haben möchten. Bereits gestern erklärte ich, dass eine Analogie besteht zu dem Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen. Wie gut es heute mit den anderen Lesungen zusammenpasst, in denen es um die Samariter geht! Die Analogie besteht unter anderem darin, dass Jesus die von den Menschen genannten Autoritäten des Alten Testaments aufgreift, um über sie hinauszugehen und ihre geschenkten Gaben überbietet. Während Jakob den Brunnen mit dem irdischen Wasser gestiftet hat, gibt er das lebendige Wasser, das alle Durstigen trinken dürfen, ohne danach wieder durstig zu werden. Während Mose vom Himmel das Manna gegeben hat, gibt Jesus das lebendige Brot, das er selbst ist. Es sättigt dauerhaft, denn man muss nie mehr hungern, wenn man zu Christus kommt. Dass das lebendige Brot und das lebendige Wasser zusammengehören, sehen wir an seiner Kombination von hungern und dürsten.
Jesus sagt den Juden, dass sie das Offensichtliche sehen dürfen, es aber dennoch nicht glauben. Das liegt nicht daran, dass es schwer zu begreifen ist, sondern vielmehr an ihrer Verstocktheit. Würden sie zu jener Zeit glauben, was Jesus erklärt, müsste er nicht sterben. Doch dieser tragische Umstand ist im Nachhinein zum Anlass für das größte Heilszeichen aller Zeiten geworden!
Alles ist Jesus vom Vater gegeben, denn er ist Mensch geworden, um den Willen des Vaters umzusetzen. Dieser Wille besteht darin, die ganze Menschheit zu retten. Nicht ein einziges Schaf soll zugrunde gehen, sondern das ewige Leben erhalten. Das ist sehr bemerkenswert, denn Jesus selbst sagt von sich aus, dass er sie am Jüngsten Tag auferwecken wird. Für die frommen Juden bedeutet diese Aussage göttliche Vollmacht. Jesus ist Gott.
Das Motiv des Ansehens Christi erinnert uns sehr an die eherne Schlange, die Mose in der Wüste aufgestellt hat. Auch dort heißt es, dass wer die Schlange ansieht, am Leben bleibt. Jesus überbietet es jedoch, denn es ist nicht einfach ein Überleben im irdischen Sinn, sondern er schenkt das ewige Leben, wenn wir ihn als Erhöhten ansehen, der am Kreuz hängt. Es ist zudem kein Automatismus, sondern wir müssen an Christus glauben, unser Leben ganz nach ihm ausrichten. Der Erhöhte am Kreuz, den wir ansehen und an den wir glauben, ist derselbe wie der „Erhöhte“, wenn der Priester die heilige Eucharistie in Händen hält, für alle Gläubigen sichtbar. Wenn wir begreifen und glauben, dass Christus in dieser Gestalt anwesend ist, werden auch wir das ewige Leben haben. Dann wird er auch uns erwecken am Jüngsten Tag. Das bezieht sich auf sein zweites Kommen am Ende der Zeiten, bei dem unser Leib und unsere Seele sich wieder vereinen werden, um verherrlicht zu werden beim Vater.

Die Samariter haben Christus gläubig angenommen, viele Juden in Jerusalem haben dies nicht getan, ja sogar noch die Christgläubigen umgebracht. Wie steht es um uns? Können und wollen wir glauben, dass Christus auch unser Brot des Lebens ist und auch uns das ewige Leben schenken möchte? Wir müssen nie mehr hungern. Er stillt unsere tiefste Sehnsucht. Danken wir ihm jeden Tag dafür!

Ihre Magstrauss

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