Donnerstag der 11. Woche im Jahreskreis

2 Kor 11,1-11; Ps 111,1-2.3-4.7-8; Mt 6,7-15

2 Kor 11
1 Lasst euch doch ein wenig Unverstand von mir gefallen! Aber das tut ihr ja.

2 Denn ich werbe eifrig um euch mit dem Eifer Gottes; ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen.
3 Ich fürchte aber, wie die Schlange einst durch ihre Falschheit Eva täuschte, könntet auch ihr in euren Gedanken von der aufrichtigen und reinen Hingabe an Christus abkommen.
4 Ihr nehmt es ja offenbar hin, wenn irgendeiner daherkommt und einen anderen Jesus verkündet, als wir verkündet haben, wenn ihr einen anderen Geist empfangt, als ihr empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, als ihr angenommen habt.
5 Ich denke doch, ich stehe den Überaposteln keineswegs nach.
6 Im Reden mag ich ein Stümper sein, aber nicht in der Erkenntnis; wir haben es euch in jeder Weise gezeigt.
7 Oder habe ich einen Fehler gemacht, als ich, um euch zu erhöhen, mich selbst erniedrigte und euch das Evangelium Gottes verkündete, ohne etwas dafür zu nehmen?
8 Andere Gemeinden habe ich ausgeplündert und Geld von ihnen genommen, um euch dienen zu können.
9 Aber als ich zu euch kam und in Schwierigkeiten geriet, bin ich niemandem zur Last gefallen; was ich zu wenig hatte, ergänzten die Brüder, die aus Mazedonien kamen. Ich habe also darauf Wert gelegt, euch in keiner Weise zur Last zu fallen, und werde auch weiterhin darauf Wert legen.
10 So gewiss die Wahrheit Christi in mir ist: Diesen Ruhm wird mir im Gebiet von Achaia niemand nehmen.
11 Warum? Liebe ich euch etwa nicht? Gott weiß es.

In der Lesung hören wir heute wieder einen Ausschnitt aus dem zweiten Korintherbrief. Paulus formuliert nun einige Mahnungen und kritische Worte. Grundsätzlich geht er rhetorisch immer strategisch vor und beginnt mit den positiven Aspekten, um die Korinther nicht einfach niederzumachen, sondern auch aufzubauen und ihre Herzen zu öffnen. Sie sollen bereit sein, auch die konstruktive Kritik anzunehmen.
Das tut Paulus mit selbstironischer Art, damit sie begreifen, dass er sich nicht über sie erheben möchte, sondern alle Menschen schwach sind. So nennt er seine Ausführungen „Unverstand“. Dieses Prinzip nennt sich auch „Narrenrede“.
Paulus gibt zu verstehen, dass er die Korinther als „reine Jungfrau zu Christus“ führt und sie „einem einzigen Mann verlobt“ hat. Das ist zutiefst ekklesiologisch, also auf die Kirche bezogen. Diese ist nämlich die Braut Christi, hervorgegangen aus seiner Seite so wie beim ersten Menschenpaar. Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen – auch im ekklesiologischen Sinne! Und was aus Christus hervorgeht, kann nur heilig sein. Die Kirche ist als Kollektiv reine Braut Christi, doch die Einzelmenschen werden der sehr großen Berufung oft nicht gerecht. Auch als Getaufte sündigen sie und brauchen Umkehr. Wäre dem nicht so, müsste Paulus den Korinthern nicht mehrere Briefe schreiben, ebenso den ganzen anderen Gemeinden.
Vor allem ist die Braut Christi stets Versuchungen ausgesetzt wie die erste Frau damals im Garten Eden. Paulus bemüht sich, die Korinther davor zu warnen, auf die Worte der Schlange zu hören und von der Ganzhingabe Christi abzurücken.
Paulus bezeichnet sich als „Stümper“, was seine Rhetorik anbelangt, was wir nicht bestätigen können. Er ist sehr eloquent und rhetorisch sehr begabt. Er stapelt tief und bleibt bei allem bescheiden. Das ist ein vorbildliches Verhalten, das die Herzen seiner Zuhörer öffnet.
Er zeigt den Korinthern noch einmal auf, wie er sich in der Vergangenheit benommen hat, weil sie ihm ja einen korrupten Umgang mit Geld unterstellt haben. Wir erfahren durch Paulus, dass er bei den Korinthern nichts für seine Evangelisierung genommen hat, sondern ist niemandem zur Last gefallen. Das hat er schon öfter angedeutet und wir wissen, dass er zusammen mit Priszilla und Aquila als Zeltmacher gearbeitet hat. Das sollte die Korinther eigentlich überzeugen, dass Paulus kein geldgieriger Schmarotzer ist. Auch die rhetorisch provokative Aussage „andere Gemeinden habe ich ausgeplündert und Geld von ihnen genommen, um euch dienen zu können“ ist ein Hinweis darauf, dass es Paulus ganz um die Korinther geht. Er tut alles für sie. Wir müssen natürlich verstehen, dass wir hier einen Brief vor uns haben, weshalb die Aussage der Plünderung nicht missverstanden werden darf. Er hat ja nicht wirklich andere ausgeraubt, sondern gemeint ist, dass er durch Spenden unterstützt wird, um sich ganz auf die Arbeit in Korinth konzentrieren zu können.
Paulus versucht, sich vor den Korinthern ganz transparent zu machen. So erklärt er auch, woher er die Mittel für eine Existenz in Korinth herbekam, gerade als er in Schwierigkeiten kam. So halfen ihm die Mazedonier, deren Liebesdienst, d.h. hier konkret Almosen, wir schon vor einigen Kapiteln kennengelernt haben.
Paulus scheint es wirklich unangenehm zu sein, diese ganzen Dinge schreiben zu müssen, aber es muss ein, um das Missverständnis aufzuklären. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen und deshalb sagt er auch, dass ihm keiner in ganz Achaia – der Provinz, in der sich auch Korinth befindet – diesen Ruhm nehmen kann. Letztendlich weiß Gott alles und vor diesem hat Paulus ein reines Gewissen.
Wie oft geht auch in unserer heutigen Zeit zwischen Christen aufgrund von Geld etwas kaputt! Sehr schnell kann es wirklich passieren, dass jemand sich vom Geld leiten lässt, in eine Form von Korruption abrutscht und das Evangelium aus den Augen verliert. Nicht umsonst sagte Jesus, dass ehre ein Kamel durch ein Nadelöhr (bzw. das „Nadelöhr“, das schmale Tor von Jerusalem) geht, als dass ein Reicher ins Himmelreich kommt.

Ps 111
1 Halleluja! Dem HERRN will ich danken mit ganzem Herzen im Kreis der Redlichen, in der Gemeinde.
2 Groß sind die Werke des HERRN, erforschenswert für alle, die sich an ihnen freuen.
3 Hoheit und Pracht ist sein Walten, seine Gerechtigkeit hat Bestand für immer.
4 Ein Gedächtnis seiner Wunder hat er gestiftet, der HERR ist gnädig und barmherzig.
7 Die Werke seiner Hände sind Treue und Recht, verlässlich sind alle seine Gebote.
8 Sie stehen fest für immer und ewig, geschaffen in Treue und Redlichkeit.

Als Antwort beten wir Psalm 111, einen Lobpreispsalm mit weisheitlichen Anteilen. Er beginnt mit dem Hallelujaruf, der genau genommen ja einen Lobpreisaufruf darstellt, wie er als Einleitung in Psalmen oft ergeht. Denn Halleluja heißt „preist Jahwe“.
„Dem HERRN will ich danken mit ganzem Herzen im Kreis der Redlichen, in der Gemeinde“ ist eine liturgische Aussage. Es handelt sich also um einen Lobpreis in der Gruppe, im Gottesdienst. Man kann sich vorstellen, dass dieser Psalm bei Wallfahrtsfesten gebetet worden ist, denn er besingt die Heilstaten Gottes. Es ist eine angemessene Antwort auf das Wirken des Apostels Paulus, der mit einer Armut im Geiste die Korinther zur Versöhnung bewegen möchte. Wir danken dem Herrn auch im Neuen Bund für seine Heilstaten in der Gruppe, nämlich in jeder Hl. Messe, die ja eucharistia, das heißt „Danksagung“ ist.
„Groß sind die Werke des HERRN“ und deshalb sind sie „erforschenswert“. Wenn man sie bedenkt, wird man sich freuen und über Gott staunen, der so gut zu den Menschen ist.
Das Entscheidende ist: Gott ist deshalb so verlässlich, weil er seine Offenbarung nicht einfach so ändert. Seine Gebote und sein Bund stehen fest „auf ewig“. Er gibt „ein Gedächtnis seiner Wunder“. Wir müssen an die gestifteten Feste denken wie das Pessachfest, das an den Auszug aus Ägypten erinnert. Die Speise, die er den Gottesfürchtigen gegeben hat, erinnert an das Manna, das vom Himmel herabkam. Die Väter in der Wüste sind so am Leben geblieben. Auch die Tauben, die er vom Himmel regnen ließ, nährten das Volk. Das betrifft das leibliche Wohl, doch auch seelisch nährte der Herr sein Volk durch die Zusagen, Heilstaten, prophetischen Worte, die er durch Mose sagen ließ. Das sind für uns Vorausbilder, die schon über sich selbst hinaus auf den verweisen, der uns so sehr nährt, dass wir das ewige Leben haben – Jesus Christus, der das wahre Himmelsbrot ist und uns zum ewigen Leben beim Vater befähigt.
Seine ewige Treue zeigt Gott auch daran, dass er den Bund für immer aufrecht erhält, den er mit den Israeliten geschlossen hat – und wir Christen dürfen auch sagen, dass Gott ebenso den neuen Bund ewig hält. Wenn es zum Bundesbruch kommt, dann aufgrund des Menschen, der ihn bricht. Gott aber bleibt treu und hält auch dann am Menschen fest, versucht ihn zur Umkehr zu bewegen und gibt ihm immer wieder eine neue Chance. Wie viel Geduld er doch mit uns hat!
Gott ist nicht nur treu, sondern seine Gebote sind absolut logisch und nachvollziehbar. Er verlangt nichts vom Menschen, das absolut überfordernd und umständlich ist. Alles, was er an Geboten für den Menschen hat, erleichtert diesem das Leben. Es würde schon der Himmel auf Erden sein, wenn alle Menschen die Zehn Gebote halten würden! Gott möchte uns mit den Geboten nicht einschränken, sondern in die Freiheit führen. Gottes Gebote sind beständig wie Gott selbst. Sie gelten nicht nur für das alte Israel, sondern Jesus bekräftigt ja deren bleibende Bedeutung. Er sagt sogar, dass nicht einmal ein Iota vom Gesetz gestrichen werden darf. Wer sind wir also heutzutage, dass wir meinen, das sechste Gebot gelte nicht mehr und wir könnten „wiederverheiratete Geschiedene“ oder jene Menschen in Unzucht welcher Art auch immer zur Kommunion zulassen?

Mt 6
7 Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.
8 Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.
9 So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name,
10 dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde.
11 Gib uns heute das Brot, das wir brauchen!
12 Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben!
13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen!
14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben.
15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Heute hören wir einen Abschnitt aus der Bergpredigt, der sehr wichtig ist, aber auch schnell missverstanden werden kann. Es geht um das richtige Beten.
„Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.“ Jesus möchte, dass Christen anders beten als Heiden. Diese mussten allein schon deshalb viele Worte machen, um die richtige Gottheit ihres komplexen Pantheons anzusprechen. Aber Jesus geht es nicht einfach um Quantität. So müssten wir bestimmte Gebete ja abschaffen, die etwas länger sind. Nicht die Quantität ist hier die Hauptkritik, sondern die Qualität. Sie sollen nicht plappern. Das griechische Wort βατταρίζω battarizo, das mit „plappern“ übersetzt wird, heißt wörtlich „eine Sache immer wiederholen, stammeln“.
Es ist also nicht gut, wenn wir so stammeln, als ob wir Gott nicht zutrauen, er würde uns bei einer einmaligen Äußerung nicht verstehen. Dahinter steckt also eine bestimmte Haltung gegenüber dem, von dem wir etwas erbitten. Wenn wir z.B. den Rosenkranz oder Litaneien beten, wiederholen wir ja auch so einiges, aber dahinter steckt nicht die Einstellung, dass Gott uns sonst nicht erhört. Beim Rosenkranz wiederholt sich das Ave Maria ja z.B. im Kontext von Betrachtungen!
In Vers 8 wird deutlich, was ich mit der Haltung meine: Wir sollen vertrauensvoll beten, also mit der Haltung, dass wir Gott alles zutrauen. Er weiß ja schon längst, was wir erbitten wollen, bevor wir zu beten beginnen. Darum geht es. Wie viele Worte es dann letztendlich sind, wird Gott nicht zählen und sich dann ab einer gewissen Überschreitung die „Ohren zuhalten“…
Dann lehrt Jesus die Jünger das Gebet, das wir bis heute vertrauensvoll beten, das Vaterunser:
Die ersten Bitten sind im Grunde Wünsche, die sich auf Gott beziehen. Erst dann kommen Bitten für sich selbst. So soll es sein. Wir sollen nicht selbstzentriert beten, sondern zuerst auf den schauen, zu dem wir beten. Wir sollen ihn preisen und ihm die Ehre geben, bevor wir irgendetwas erbitten. Wir sagen Gott zu, dass sein Name geheiligt werden soll, deshalb der Konjunktiv „werde geheiligt“. Zudem soll sein Reich kommen im Himmel und auf der Erde. Was Jesus grundgelegt hat, soll sich ausweiten, sodass das angebrochene Reich Gottes sich überall durchsetzt und offenbar wird. Gottes Wille soll überall geschehen. Im Himmel und auf der Erde, in der unsichtbaren Welt sowie in der sichtbaren Welt. Es heißt wörtlich „wie im Himmel so auch auf Erden“ und bezieht sich auf die Durchsetzung des Willens Gottes bereits in der unsichtbaren Welt. Der Satan und seine gefallenen Engel sind aus dem Himmel verbannt, sodass hier Gottes Reich schon ganz und gar durchgesetzt ist. So wie es schon im Himmel ist, so soll es auch auf der Erde sein: Der Böse und seine Heerscharen sollen besiegt und von der Erde verbannt werden. Gottes Reich und sein Wille sollen ganz und gar auf Erden herrschen.
Dann beginnt der zweite Teil des Gebetes, der nun Bitten für die Menschen beinhaltet: „Gib uns heute das Brot, das wir brauchen“ ist im Griechischen etwas anders konstruiert: Es heißt eigentlich wortwörtlich: „Gib uns unser tägliches/ausreichendes Brot heute“ im Sinne von „das Brot, das heute ausreicht.“ Das griechische Wort ἐπιούσιον epiusion drückt die Haltung aus, die schon die Väter in der Wüste gelernt haben: Gott gab jeden Tag Manna vom Himmel und nur so viel, dass es für den jeweiligen Tag reichte. So lernten die Menschen, Tag für Tag auf Gottes Vorsehung zu vertrauen. Wir bitten also von Tag zu Tag um die Güter, die wir für den jeweiligen Tag brauchen. So ist unsere Bitte frei von Habgier. Die Gabe von Manna ist zudem typologisch zum Himmelsbrot Christi zu betrachten, der von sich aus sagt: „Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. (Joh 6,49-51).“ Es geht also nicht mehr nur um das tägliche Brot zur Nährung des Leibes! Wir bitten also mit dieser Vaterunserbitte auch gerade um die tägliche Eucharistie! Sie nährt unsere Seele, auf dass auch wir nicht sterben werden, sondern das ewige Leben haben!
Gott soll uns ferner unsere Schuld vergeben, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben. Im Griechischen steht dort ὡς καὶ hos kai, das bedeutet also wirklich „so wie auch“. Gott soll uns in dem Maß vergeben, wie wir unseren Mitmenschen vergeben. Wenn wir möchten, dass Gott uns vergibt, können wir also nicht gleichzeitig im unversöhnten Zustand mit unseren Mitmenschen sein. Wir setzen also die Bedingung, ob Gott uns vergibt, weil durch unser freiwillig verhärtetes Herz die vergebende Gnade nicht hineinkommt. Jesus sagt, wir sollen unsere Feinde lieben und für jene beten, die uns hassen. Das heißt aber nicht, dass wenn wir ihnen vergeben, wir ihre Taten gutheißen. Wir sagen uns nur von dem Zorn und den Rachegefühlen, dem Gift dieser schlechten Beziehung los. Wir überlassen Gott das Richten und sind plötzlich frei. Wir hängen nicht mehr an diesen schlechten Gefühlen, die uns von innen komplett vergiften. Es entlastet uns, wenn wir nicht selbst für Gerechtigkeit sorgen müssen, wo uns Unrecht geschehen ist. Wir überlassen es dem einzig kompetenten Richter Gott. Ich habe selbst viele Menschen kennengelernt, die aufgrund von unversöhntem Zustand viele Jahrzehnte gelitten haben, die so verbittert wurden, dass sie auch körperlich schwer zu leiden hatten. Als sie endlich dieses Gift der Unversöhntheit losgelassen haben, wurden sie endlich frei, glücklich und sogar körperlich geheilt. Was ihnen angetan worden ist, ist nicht einfach verschwunden, aber sie haben das Richten Gott überlassen. Und ich versichere Ihnen: Gott wird auch aktiv. Wie viele Missetäter, denen ich von Herzen vergeben und deren Untat ich einfach Gott überlassen habe, haben ihre Lektion von ihm bekommen – auf eine Art und Weise, die ich ihnen nie gewünscht hätte….Gott regelt das schon. Wir sind zu kostbar, als dass wir an den Rachegefühlen unser Leben zerstören lassen!
„Führe uns nicht in Versuchung“ heißt nicht, dass Gott selbst uns in Versuchung führt. Der Versucher ist immer nur der Böse. Gott ist nur gut. Gott kann uns aber erproben und das ist das Missverständliche an der Doppeldeutigkeit des griechischen Begriffs πειρασμός peirasmos: Es kann Versuchung (zur Sünde) meinen, aber eben auch Probe, Prüfung. Dabei bitten wir nicht darum, dass Gott uns nicht erproben soll, sondern dass wir dabei vor Verzweiflung bewahrt werden. Wir lesen diese Bitte auch gemeinsam mit der nächsten: „sondern rette uns vor dem Bösen“. Dieser ist der Versucher. Gott greift nicht ein, wenn der Böse uns versucht. Er ist aber mit uns, wenn wir versucht werden. Die Versuchung kann aber zur Erprobung des Glaubens beitragen und so bitten wir mit dieser Bitte um das Bestehen der Prüfung, indem wir beten: „erlöse uns von dem Bösen“. Der Teufel soll nicht über den Menschen siegen und der Mensch soll die Prüfung bestehen mithilfe des Beistands Gottes. Deshalb ermutigt Jesus uns auch dazu, zu beten, damit wir nicht in Versuchung geraten.
Jesus betont noch einmal, wie wichtig die Vergebung ist. Wenn wir einander nicht von Herzen vergeben, wird er uns nicht vergeben. Das liegt nicht an seiner mangelnden Kompetenz oder Vergebungsbereitschaft Gottes, sondern daran, dass der Mensch sich der Vergebung selbst verschließt. Wenn es uns schwerfällt, müssen wir bedenken, dass Vergebung eine übernatürliche Liebe erfordert, die über unsere begrenzte menschliche Liebe hinausgeht. Wir müssen um die göttliche Liebe, um die Agape bitten, damit Gott uns die Kraft zur Vergebung schenkt. Und wenn unsere Gefühle sich absolut dagegen sträuben – zunächst muss die Entscheidung fallen. Emotionen hinken immer hinterher. Hauptsache der Willensakt des Vergebens ist getan. Der Rest wird mit der Zeit auch geschehen.

Heute hören wir viel von Gottes Geboten, von Armut im Geiste und vertrauensvollem Gebet. Es gibt immer viele Baustellen. Bitten wir Gott um seine Gnade, auf dass wir seinen Willen tun können und jeden Tag mehr in Heiligkeit wachsen!

Ihre Magstrauss

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