Gen 13,2.5-18; Ps 15,2-3.4.5; Mt 7,6.12-14
Gen 13
2 Abram hatte einen sehr ansehnlichen Besitz an Vieh, Silber und Gold.
5 Auch Lot, der mit Abram ging, besaß Schafe und Ziegen, Rinder und Zelte.
6 Das Land reichte nicht hin, dass sich beide nebeneinander darin hätten ansiedeln können; denn ihr Besitz war zu groß und so konnten sie sich nicht miteinander niederlassen.
7 So entstand Streit zwischen den Hirten der Herde Abrams und den Hirten der Herde Lots; auch siedelten damals noch die Kanaaniter und die Perisiter im Land.
8 Da sagte Abram zu Lot: Zwischen mir und dir, zwischen meinen und deinen Hirten soll es keinen Streit geben; wir sind doch Brüder.
9 Liegt nicht das ganze Land vor dir? Trenn dich also von mir! Wenn du nach links willst, gehe ich nach rechts; wenn du nach rechts willst, gehe ich nach links.
10 Lot erhob seine Augen und sah, dass die ganze Jordangegend überall bewässert war. Bevor der HERR Sodom und Gomorra vernichtete, war sie bis Zoar hin wie der Garten des HERRN, wie das Land Ägypten.
11 Da wählte sich Lot die ganze Jordangegend aus. Lot brach nach Osten auf und sie trennten sich voneinander.
12 Abram ließ sich im Land Kanaan nieder, während Lot sich in den Städten jener Gegend niederließ und seine Zelte bis Sodom hin aufschlug.
13 Die Männer von Sodom aber waren sehr böse und sündigten vor dem HERRN.
14 Nachdem sich Lot von Abram getrennt hatte, sprach der HERR zu Abram: Erheb deine Augen und schau von der Stelle, an der du stehst, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen!
15 Das ganze Land nämlich, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen für immer geben.
16 Ich mache deine Nachkommen zahlreich wie den Staub auf der Erde. Nur wer den Staub auf der Erde zählen kann, wird auch deine Nachkommen zählen können.
17 Mach dich auf, durchzieh das Land in seiner Länge und Breite; denn dir werde ich es geben.
18 Da zog Abram mit seinen Zelten weiter und ließ sich bei den Eichen von Mamre in Hebron nieder. Dort baute er dem HERRN einen Altar.
In der heutigen Lesung geht es weiter mit dem Buch Genesis und der Abram-Geschichte. Gestern endete der Abschnitt damit, dass Gott den Abram aus Ur in Chaldäa nach Kanaan rief, wohin dieser mit seiner Frau und der Familie seines Neffen auch ohne Widerrede hinzogen.
Zwischen dem gestrigen und dem heutigen Abschnitt wird von einer Hungersnot im Land berichtet, weshalb die chaldäische Menschengruppe sich auf den Weg nach Ägypten machen. Da hören wir davon, dass Abram seine überaus schöne Frau als seine Schwester ausgibt, damit die Ägypter ihn nicht töten, um sie zur Frau nehmen zu können. Dies gefällt Gott nicht, denn das Lügen selbst ist nicht gut, umso mehr der dadurch erwirkte Ehebruch. Deshalb kommen Plagen über den Pharao und nachdem dieser die Wahrheit erfährt, schickt er Abram mit seiner Familie fort aus dem Land.
In der heutigen Lesung hören wir davon, dass sie in der Negev-Wüste ihre Zelte aufschlagen. Es handelt sich ja bei ihnen um Nomaden, die mal hier, mal dort siedeln, damit die beträchtlichen Herden genug Futter und Wasser erhalten. Weil es aber zu Streit zwischen den Herden Lots und Abrams kommt, entscheiden sie sich, getrennte Wege zu gehen, damit die Herden einander nicht in die Quere kommen. Abram überlässt seinem Neffen die Wahl, sodass dieser sich die Jordangegend aussucht, Abram selbst aber das Land Kanaan zufällt. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Abram Lot als seinen Bruder bezeichnet, obwohl dieser sein Neffe ist. Hier haben wir ein Beispiel dafür, dass der Bruder-Begriff ganz weitläufig ist und viele Bedeutungen einschließt. Er wird schon im Alten Testament für männliche Verwandte jeglicher Art gebraucht.
Lot sucht sich die Jordangegend aus, weil sie gut bewässert ist. Seine Entscheidung ist pragmatischer Art, wobei er aber nicht in den Blick nimmt, wie der moralische Zustand der Bewohner jener Gegend ist. Es ist ja auch nicht auf einen Blick erkennbar, was dort für Leute wohnen. Das wird ihm noch zum Verhängnis werden, doch durch seine Wahl erhält Abram das Land Kanaan. Uns zeigt diese Entwicklung wieder einmal, dass Gottes gute Vorsehung im Spiel ist und Lots Wahl kein Zufall ist.
Gott spricht Abram an und zeigt ihm das ganze Land Kanaan mit dem erneuten Versprechen, dass ihm das alles gehören wird bzw. seinen Nachkommen. Diesmal verwendet Gott ein neues Bild für die Unzählbarkeit der Nachkommen Abrams, nämlich das Bild des Staubs auf der Erde. Davon gibt es so viel, dass man die einzelnen Staubkörner unmöglich zählen kann. So soll Abram das Land in alle Richtungen durchziehen. Immer wieder, wenn Abram von Gott eine solche Verheißung empfängt und dieser sich ihm offenbart, baut Abram ihm einen Altar. Dies geschieht auch jetzt wieder, als sich Abram bei den Eichen von Mamre in Hebron niederlässt. Dieser Ort wird zu einer Basis, weshalb Sarai und Abram dort später auch beigesetzt werden.
Ps 15
2 Der makellos lebt und das Rechte tut, der von Herzen die Wahrheit sagt,
3 der mit seiner Zunge nicht verleumdet hat,/ der seinem Nächsten nichts Böses tat und keine Schmach auf seinen Nachbarn gehäuft hat.
4 Der Verworfene ist in seinen Augen verachtet, aber die den HERRN fürchten, hält er in Ehren. Er wird nicht ändern, was er zum eigenen Schaden geschworen hat.
5 Sein Geld hat er nicht auf Wucher verliehen und gegen den Schuldlosen nahm er keine Bestechung an. Wer das tut, der wird niemals wanken.
Im Psalm geht es um eine vorbildliche Lebensführung. Es handelt sich also um paränetische Aussagen, die zum eigenen richtigen Handeln aufrufen. Damit ist konkret die Haltung der Gebote gemeint, frei von den Sünden der Welt. Das Rechte zu tun, heißt die Torah zu halten. Die Wahrheit zu sagen, ist ein Kern der Gebote Gottes, denn es heißt im Dekalog „du sollst nicht lügen“. Der Zusatz „von Herzen“ heißt wörtlich eigentlich „in seinem Herzen“ und bezieht sich darauf, dass das Gesagte, mit dem Herzen übereinstimmt. Es geht um die Deckungsgleichheit von dem, was im Inneren ist und was man ausspricht.
Auch hier im Psalm wird herausgestellt, dass mit Worten viel angerichtet werden kann und unsere Entscheidungen weitreichende Konsequenzen tragen. Es heißt in Vers 3, dass man mit der Zunge sündigen kann, nämlich Menschen verleumden, den Nächsten in Verruf bringen.
Vers 4 ist etwas schwierig zu verstehen und muss genau gelesen werden: „Der Verworfene“ bezieht sich auf jene Menschen, die Gott ablehnen. Gut ist, wer solche Menschen meidet, was mit „ist in seinen Augen verachtet“ ausgesagt wird. Er hält stattdessen die Gottesfürchtigen in Ehren.
Vorbildlich ist, wer sein Versprechen hält („was er …. geschworen hat“). Es bezieht sich vor allem auf den Bund mit Gott, auf das Gelübde, das er vor Gott abgelegt hat, aber auch gerade was man dem Nächsten versprochen hat. Die Wendung „zum eigenen Schaden“ zeigt, dass das Brechen von Versprechen dem schadet, der das Versprechen gegeben hat. In erster Linie verlieren wir den Segen Gottes, denn das Brechen von Versprechen ist eine Sünde.
So ein treuer und wahrhaftiger Mensch ist nicht skrupellos und habgierig („nicht auf Wucher verliehen“) und auch nicht korrupt („nahm er keine Bestechung an“).
Die Aufzählung vieler guter Verhaltensweisen soll dem Beter vor Augen führen, wie man festen Schrittes den Weg Gottes geht. Denn „wer das tut, der wird niemals wanken“. Und die Beben werden kommen. Letzten Sonntag hörten wir von den Stürmen unserer Zeit, die auf moralischer Ebene vor allem die Versuchungen des Bösen meinen. Wenn wir jedoch ein reines Gewissen haben und wachsam sind, wird dieser uns nicht so schnell zu Fall bringen. Die guten Verhaltensweisen, von denen wir im Psalm hören, sind auf Abram zu beziehen. Er hat wirklich einen starken Gerechtigkeitssinn, bemüht sich in den Tugenden, auch wenn er nicht perfekt ist, und hat vor allem einen starken Glauben, ein bemerkenswertes Gottvertrauen.
Mt 7
6 Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!
12 Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.
13 Geht durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind viele, die auf ihm gehen.
14 Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und es sind wenige, die ihn finden.
Im heutigen Ausschnitt aus der Bergpredigt spricht Jesus zunächst von den Perlen, dem Kostbaren und Heiligen, das man nicht jenen vorwerfen soll, die es nicht schätzen. Es gibt immer Menschen, die das Evangelium Gottes „mit ihren Füßen zertreten“, obwohl es das kostbarste Gut ist, was sie erlangen können. Ihm geht es nicht darum, die Verkündigung auf einen elitären Kreis einzuschränken, denn vor seiner Himmelfahrt sagt er ja, dass die Jünger alle Menschen zu seinen Jüngern machen sollen. Worum es Jesus hier geht, ist die anhaltende Ablehnung, was wir Verstocktheit nennen. Wenn die Jünger zukünftig evangelisieren und dabei wiederholt auf Ablehnung stoßen, sollen sie nicht über den Widerstand der Zuhörer hinweg weiter verkünden, sondern lieber ihre Kapazitäten jenen zuwenden, die es hören wollen, die das Evangelium schätzen und den Wert erkennen. Die Jünger müssen bedenken, dass sie eine geistliche Verantwortung für alle Menschen haben und sich nicht an einzelnen aufreiben dürfen, die „sich umwenden“ und sie „zerreißen“ könnten. An anderer Stelle erklärt Jesus, dass sie bei Ablehnung nicht lange zögern sollen, sondern gehen und den Staub von ihren Füßen als Zeichen gegen sie abschütteln sollen. Darin handeln sie dem Wesen Gottes nach. Dieser bietet nämlich auch allen das Heil an. Doch wer das Heil ablehnt, dessen freien Willen achtet er. So sollen es auch seine Jünger tun.
Als nächstes bringt Jesus die sogenannte Goldene Regel an. Sie fasst die Zehn Gebote vor dem Hintergrund des Doppelgebotes der Liebe zusammen. Das macht sie zu Gold, zum absoluten Schatz: Wir sollen andere Menschen so behandeln, wie wir selbst gerne behandelt werden möchten. Das ist die Zusammenfassung des Gesetzes und der Propheten. Dieses Begriffspaar steht für die Heilige Schrift der Juden, die aus Torah (das meint nämlich der Begriff „Gesetz“) und den prophetischen Bücher besteht.
Dann appelliert Jesus an die Zuhörer, sich voll und ganz anzustrengen für das Reich Gottes. Die Tür oder das Tor ist sehr eng. Der Weg zum Himmelreich ist anstrengend und hat mit vielen Entbehrungen zu tun. Gott in dieser Welt nachzufolgen, ist kein komfortabler oder attraktiver Weg. Der Preis ist aber so unendlich hoch, dass er alles wieder „entschädigt“. Der Weg in die Hölle ist dagegen breit. Er ist sehr attraktiv gestaltet und mit vielen falschen Versprechungen gepflastert. Die Hölle ist die absolut schrecklichste Sache, die es gibt. Weil keiner dort hingehen würde, wenn er oder sie das vollständig begriffen hat, muss der Weg dorthin umso attraktiver gestaltet werden…
Leider fallen viele darauf herein. Umso mehr braucht Jesus unsere Mithilfe, indem wir das Evangelium verkünden und die Menschen auf den schmalen Weg einladen. Nur über diesen Weg, der Jesus selbst ist (Joh 14), können wir Menschen das ewige Leben erhalten.
In den heutigen Lesungen geht es um diese zuletzt gehörte Anstrengung, was wir auch Tugendstreben nennen. Abram ist nicht einfach nur mit allem von Gott gesegnet, sondern er hat einen sehr starken Glauben. Dieser zeigt sich aber nicht einfach durch ein theoretisches Fürwahrhalten der Verheißungen Gottes, sondern in seinem starken Gehorsam. Was auch immer Gott von ihm verlangt, wohin auch immer Gott ihn sendet, dorthin zieht er ohne Zögern. Glaube hat also stets eine konkrete und praktische Seite. Lernen wir von ihm, uns von Gott dorthin senden zu lassen, wo dieser uns haben möchte. Begreifen wir, dass wir durch die Taufe einerseits zur Heiligkeit berufen sind, also den schwierigen aber lohnenswerten Weg durch die schmale Tür zu gehen, andererseits Gesandte sind, den anderen Menschen das Evangelium zu verkünden – nicht nur mit Worten, sondern wesentlich mit unserem Lebensstil. Wie dieser konkret aussehen muss, damit wir Strahlkraft haben, wird im Psalm reflektiert und mit Jesu Goldener Regel zusammengefasst.
Ihre Magstrauss