Lukas, Evangelist (Fest)

2 Tim 4,10-17b; Ps 145,10-11.12-13b.17-18; Lk 10,1-9

2 Tim 4
10 Denn Demas hat mich aus Liebe zu dieser Welt verlassen und ist nach Thessalonich gegangen, Crescens ging nach Galatien, Titus nach Dalmatien.

11 Lukas ist als Einziger bei mir. Nimm Markus und bring ihn mit; denn er ist für mich nützlich zum Dienst.
12 Tychikus habe ich nach Ephesus geschickt.
13 Wenn du kommst, bring den Mantel mit, den ich in Troas bei Karpus gelassen habe, auch die Bücher, vor allem die Pergamente!
14 Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses getan; der Herr wird ihm vergelten, wie es seine Taten verdienen.
15 Nimm auch du dich vor ihm in Acht, denn er hat sich unseren Worten heftig widersetzt!
16 Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden.
17 Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Völker sie hören.

Heute begehen wir das Fest des Evangelisten Lukas. Der Tradition nach ist er der Arzt und Paulusbegleiter, von dem Paulus in einigen Briefen schreibt. In der Apostelgeschichte, die so wie das Evangelium auf ihn zurückgeht, nennt er sich in den sogenannten Wir-Stücken selbst dazu.
Als Lesung hören wir heute das Ende des zweiten Timotheusbriefs, den sogenannten Epilog. Es ist ein Übergang vom Hauptteil zum Schluss, dem Postskript, das aus abschließenden Grüßen und Segenswünschen besteht. Der zweite Timotheusbrief ist wohl der letzte Brief, den Paulus verfasst hat. Er stellt sozusagen sein Testament dar, in dem er auf sein Leben zurückschaut.
In diesem Abschnitt hören wir von verschiedenen Personen, mit denen Paulus gearbeitet hat. So wird von Demas und Crescens berichtet, die nach Thessalonich und Galatien gegangen sind. Auch Titus wird erwähnt, dem Paulus auch einen der Pastoralbriefe widmet. Lukas ist der einzige, der bei Paulus bleibt. Das sagt viel über ihn aus. Er ist ein angesehener Arzt, der so viel von der Welt erleben könnte. Stattdessen betreut er Paulus, vielleicht auch ärztlich, denn wir wissen von einem bleibenden Stachel im Fleisch des Paulus. Er ist ihm auch Beistand in allem, was er in den letzten Lebensjahren vor der Urteilsvollstreckung durchmacht.
Timotheus soll Markus mitbringen. Dabei handelt es sich um einen weiteren Evangelisten, der mit Beinamen Markus heißt, aber mit Hauptnamen Johannes. Er ist der Überlieferung nach der Mann, der sein Gewand im Garten Getsemani liegen lässt und nackt davonrennt. Er ist derjenige, der mit Petrus zu tun hat und aus seinem Augenzeugenbericht das Markusevangelium verfasst. Er ist auch derjenige, mit dem sich Paulus gestritten hat, bevor sie getrennte Wege gegangen waren. Dass Timotheus Markus nun mitbringen soll, zeigt die Versöhnungsbereitschaft des Paulus. Er trägt ihm nicht mehr nach, was damals geschehen war. Zum Ende des Lebens des Paulus merken wir, dass er mit allem aufräumt, was da noch zu klären ist. Paulus möchte zudem wieder mit Markus zusammenarbeiten.
Auch ein gewisser Tychikus wird erwähnt, der nach Ephesus entsandt worden ist.
Paulus bittet Timotheus um alltägliche Dinge wie um den Mantel, den er in Troas vergessen hat, und um Pergamente. Er warnt zudem seinen Mitarbeiter vor einem Schmied namens Alexander, der Paulus etwas angetan hat und auch bereit ist, Timotheus zu schaden.
Paulus lässt durchblicken, dass bei seiner ersten Verteidigung – gemeint ist die Anhörung vor Gericht – niemand für ihn eingetreten ist. Er nimmt es niemandem übel, denn wie Christus schon am Kreuz gebetet hat: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Und letztendlich war Paulus nicht allein, denn der Herr hat ihm die Kraft verliehen, sich zu verteidigen und zugleich das Evangelium den Heiden zu verkünden. Durch seine Worte sind womöglich die Ungläubigen gläubig geworden.

Ps 145
10 Danken sollen dir, HERR, all deine Werke, deine Frommen sollen dich preisen.

11 Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, von deiner Macht sollen sie sprechen,
12 um den Menschen bekannt zu machen seine machtvollen Taten und die glanzvolle Herrlichkeit seines Königtums.
13 Dein Königtum ist ein Königtum aller Zeiten, von Geschlecht zu Geschlecht währt deine Herrschaft.
17 Gerecht ist der HERR auf all seinen Wegen und getreu in all seinen Werken.
18 Nahe ist der HERR allen, die ihn rufen, allen, die ihn aufrichtig rufen.

Als Antwort auf die Lesung loben wir Gott im Psalm. Es ist wieder ein Aufruf zum Lobpreis bzw. Dank, der diesmal in dritter Person formuliert ist. Der Aufruf an die Frommen, ihn zu preisen, färbt den Psalm sehr liturgisch. Es ist ein Appell, hinter dem ursprünglich wohl wirklich ein liturgischer Kontext stand.
Es ist bemerkenswert, dass die Rede vom Königtum Gottes ist. Gott ist ein Herrscher und seine Königswürde ist Herrlichkeit. Das hebräische Wort כָּבוֹד kavod ist auch dasselbe, das für die Gegenwart Gottes im Tempel verwendet wird und das zum Gottesprädikat δόξα doxa wird – sowohl im griechischen AT als auch im NT. Die Herrlichkeit des Reiches Gottes macht auch Jesus zum Kern seiner Verkündigung. Und am Ende seines Wirkens, bevor er nämlich zum Vater zurückkehrt, trägt er seinen Jüngern auf, diese Herrlichkeit des Gottesreiches allen Menschen zu verkünden. Somit wird das umgesetzt, was hier im Psalm schon gesagt wird: „Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden…um den Menschen bekannt zu machen“. Der hl. Lukas hat diesen Auftrag umgesetzt durch die Abfassung seines Evangeliums. Er hat auf schriftliche Weise von der Herrlichkeit des Gottesreiches erzählt! Die Kirche allgemein tut dies in ihren Vollzügen: Sie verkündet das Reich Gottes (martyria), sie feiert das Reich Gottes (leiturgia), sie lebt das Reich Gottes (diakonia). Und wir Menschen ersehnen das Reich Gottes jedes Mal, wenn wir im Vaterunser beten „dein Reich komme“. Das Reich Gottes ist ewig, so sagt es schon der Psalm. Es ist das Himmelreich, das unter anderem auch mit dem Begriff „himmlisches Jerusalem“ bezeichnet wird und von dem wir in der Lesung gehört haben.
Gottes Königtum ist vollkommen im Gegensatz zu menschlichen Königtümern, denn er ist gerecht „auf all seinen Wegen und getreu in all seinen Werken.“ Wenn er etwas verspricht, hält er dies auch. Wir sehen die Korruption der heutigen politischen Welt vor Augen, die einen krassen Gegensatz dazu darstellt. Gerade in Wahlkampagnen verdichtet sich das Problem, wenn die Kandidaten allerlei Versprechungen machen, um Wähler anzulocken und dann im Amt nichts davon umsetzen. Gott ist dagegen ein treuer Herrscher, der alles umsetzt und der den Bund mit den Menschen auf ewig hält. Weil er absolut vertrauenswürdig ist, gebührt ihm auch der volle Gehorsam in Liebe.
„Nahe ist der HERR allen, die ihn rufen, allen, die ihn aufrichtig rufen.“ Gott lässt nicht lange auf sich warten, ja er wartet selbst sehnsüchtig darauf, dass wir seine Nähe suchen. Dazu hat er uns ja geschaffen. Er möchte unsere Liebe nicht erzwingen, deshalb wartet er auf jeden von uns wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Er kommt uns schon von weitem entgegen, wenn wir uns auf den Weg zu ihm machen. So sehr dürstet er nach unserer Gegenliebe. Wenn wir aufrichtig umkehren, ihn anrufen, auch nur stammelnd ein Gebet versuchen, zusammen zu kratzen, dann ist er schon ganz bei uns und schenkt uns die Gnade, die wir brauchen. So ein König ist unser Gott.

Lk 10
1 Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.

2 Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
3 Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.
4 Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg!
5 Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!
6 Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren.
7 Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!
8 Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt.
9 Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe!

Passend zum heutigen Fest hören wir einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium. Heute sendet Jesus 72 Personen aus seinem erweiterten Jüngerkreis zu zweit hinaus, weil die Evangelisierung so schneller vorangehen kann. Er tut es aber nicht nur aus pragmatischen Gründen. Das ist nie der Hauptgrund im Falle Jesu. Er möchte seine Jünger dafür sensibilisieren, dass sie nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, nach der Geistsendung auf diese Weise das Reich Gottes bis an die Enden der Erde bringen sollen und dabei in seiner Vollmacht all die Heilstaten des Messias weiterführen werden. Es handelt sich also sozusagen um eine „Generalprobe“, die vorübergehend ist.
Er sagt ein Wort, dass entscheidend auch für uns heute ist: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ Jesus gibt hier verbindlich als Gottes Sohn das Konzept vor, wie auch wir heute verfahren sollen! Die Ernte ist groß, sie wird nie weniger, solange die Erde sich dreht. Es kommen immer wieder neue Generationen, die von Christus erfahren sollen und die Gott zur Heiligkeit beruft. Und es wird immer zu wenig Arbeiter geben, ein ständiger Mangel ist vorprogrammiert – durch Christus selbst! Aber warum ist das so? Dieser Weg des Arbeitens im Weinberg Gottes kostet sehr viel. Es ist ein teurer Preis, den man zahlt, und das ist höchst unattraktiv. Wer ist schon bereit, für Christus unter Umständen sein Leben hinzugeben? Nicht viele können zölibatär leben, die Welt hinter sich lassen und mit einem Bein in der Ewigkeit leben. Vor allem – dazu muss man berufen werden! Jesus sagt: „Bittet den Herrn der Ernte“. Er sagt nicht, „unternehmt etwas, damit es mehr Arbeiter gibt.“ Er sagt, dass wir sie von Gott erbitten müssen, der die Menschen beruft. Statt uns über den Priestermangel zu beklagen, sollen wir als Kirche heutzutage auf die Knie fallen und den Herrn darum anflehen! Wenn wir das Problem des Priestermangels selbst angehen wollen, indem wir die „Arbeitsbedingungen“ ändern, z.B. durch Lockerung des Zölibats, versuchen wir, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Damit stellen wir uns dem Willen Gottes quer und verlieren seinen Segen.
Es ist eine große Herausforderung, den Weg dieser besonderen Berufung einzuschlagen. Es ist eine Sendung von Schafen mitten unter die Wölfe. Es sind Soldaten, die in eine Schlacht mit sehr mächtigen Feinden geschickt werden. Es ist ein ganz großer Kampf, auf den sich die Geistlichen einlassen, wenn sie ihr Ja geben. Deshalb müssen wir sehr viel für unsere Geistlichen beten! Wie sehr werden diese von den Mächten der Finsternis angegriffen und versucht! Sie sind auf unsere Gebete, unser Fasten und Opfern unbedingt angewiesen!
Jesus weist die Jünger dazu an, ohne Vorratstasche, Schuhe etc. loszuziehen, um zu sagen: Ihr sollt ganz auf die Vorsehung Gottes vertrauen. Euch soll es zuerst um das Reich Gottes gehen, alles Andere wird euch dazugegeben. Sie sollen darauf vertrauen, dass Gott ihnen das alles durch andere Menschen geben wird. Dadurch vollziehen diese Jünger für die Menschen eine prophetische Zeichenhandlung. So wie Jesus alles, was er verkündet, auch an seinem Leben verdeutlicht, so sollen seine Nachfolger ebenfalls an ihrer Lebensführung das Verkündete lebendig werden lassen. So können die Menschen an ihrer Person das Gesagte ablesen und werden es als authentisch annehmen.
Sie sollen zudem in dem Haus bleiben, in das sie einkehren. Das soll heißen, dass sie nicht schauen sollen, wo es angenehmer ist. Sie sollen dankbar annehmen, was ihnen angeboten wird. Sie dürfen sich dabei ohne schlechtes Gewissen bewirten lassen, denn ihre Arbeit besteht in der Evangelisation und wer arbeitet, darf auch einen Lohn erwarten.
Der Kern der Verkündigung seiner Jünger soll derselbe sein wie bei seiner eigenen Verkündigung: „Das Reich Gottes ist euch nahe!“ Die Menschen sollen das Heil Gottes auch durch Krankenheilungen erfahren, denn Gott ist Heiland. Er ist unser Arzt, der alles gut macht, der uns an Leib und Seele gesunden lässt.

Danken wir heute dem Herrn für den hl. Lukas, dem wir das Evangelium zu verdanken haben und in dem viele Geschichten überliefert sind, die die anderen Evangelien nicht beinhalten. Ohne ihn hätten wir zum Beispiel das wunderbare Gleichnis vom verlorenen Sohn nicht, das uns zutiefst berührt. Nehmen wir uns zu Herzen, was die heutigen Lesungen uns zu sagen haben, und preisen wir den Herrn im Kreis der Frommen!

Ihre Magstrauss

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