1 Kön 11,4-13; Ps 106,3-4.35-36.37 u. 40; Mk 7,24-30
1 Kön 11
4 Als Salomo älter wurde, machten seine Frauen sein Herz anderen Göttern geneigt, sodass sein Herz dem HERRN, seinem Gott, nicht mehr ungeteilt ergeben war wie das Herz seines Vaters David.
5 Er verehrte Astarte, die Göttin der Sidonier, und Milkom, den Götzen der Ammoniter.
6 Er tat, was böse war in den Augen des HERRN, und war ihm nicht so vollkommen ergeben wie sein Vater David.
7 Damals baute Salomo auf dem Berg östlich von Jerusalem eine Kulthöhe für Kemosch, den Götzen der Moabiter, und für Milkom, den Götzen der Ammoniter.
8 Dasselbe tat er für alle seine ausländischen Frauen, die ihren Göttern Rauch- und Schlachtopfer darbrachten.
9 Der HERR aber wurde zornig über Salomo, weil sich sein Herz von ihm, dem Gott Israels, abgewandt hatte, der ihm zweimal erschienen war
10 und ihm verboten hatte, fremden Göttern zu dienen. Doch Salomo hielt sich nicht an das, was der HERR von ihm verlangt hatte.
11 Daher sprach der HERR zu ihm: Weil es so mit dir steht, weil du meinen Bund und meine Satzungen nicht bewahrt hast, die ich dir gegeben habe, werde ich dir das Königreich entreißen und es deinem Knecht geben.
12 Nur deines Vaters David wegen werde ich es nicht schon zu deinen Lebzeiten tun; erst deinem Sohn werde ich es entreißen.
13 Doch werde ich ihm das Königtum nicht ganz entreißen; einen Stamm lasse ich deinem Sohn wegen meines Knechtes David und wegen Jerusalem, das ich erwählt habe.
Heute hören wir davon, dass Salomo, der bisher mit ungeteiltem Herzen Gott geliebt hat, durch seine andersgläubigen Frauen zu anderen Göttern verleitet worden ist. Salomo ist nicht vollkommen, ebenso wenig wie sein Vater.
Und so lässt er sich von seinen Frauen beeinflussen. Die Frage ist natürlich auch, warum er sich überhaupt Frauen aus anderen Völkern nimmt, die diese Gottheiten verehren.
In Vers 7 lesen wir davon, dass er sogar Kulthöhen für die paganen Götter errichten lässt.
Was er tut, ist ein Verstoß gegen das erste der Zehn Gebote. Gott ist aber ein eifersüchtiger Gott. Er möchte unsere ganze Liebe und will nicht, dass wir ihm untreu werden. Deshalb warnt er Salomo vor, dass er den bisherigen Segen verlieren wird. Das heißt nicht, dass Gott ihm diesen verweigern wird, sondern dass Salomo sich aus dem Stand der Gnade selbst verabschiedet hat. Er hat sein Herz von Gott abgewandt, nicht umgekehrt.
Wir erinnern uns an das Volk Israel, das so viel von Gott geschenkt bekommen hat, so viele Wunder gesehen hat und dann in der Wüste zu murren beginnt. Hätten sie noch nie Gottes große Taten bezeugt, hätte man ihre Resignation irgendwie nachvollziehen können, aber hier geht es um das Volk Gottes, das Gott auf so spektakuläre Weise aus Ägypten hinausgeführt hat! So ist es auch mit Salomo in der heutigen Episode: Gott hat ihm so viel Gnade erwiesen und doch wird er ihm auf so eine schlimme Weise untreu.
Wem viel geschenkt worden ist, wer vor allem so wie Salomo viel Erkenntnis hat und viel versteht, der wird auch entsprechend streng zur Rechenschaft gezogen. Gott wird sein mächtiges Königreich den Feinden überlassen. Das heißt nicht, dass Gott es aktiv wegnehmen und den anderen geben wird, sondern dass er die Eroberung der Fremdvölker zulassen wird. Aufgrund der Beziehung Davids zu Gott wird dieser die Tragödie erst nach Salomos Tod zulassen. Wir werden noch von einigen Fremdherrschaften hören, insbesondere das babylonische Exil wird ein großes Trauma für Israel darstellen.
Was hier jedoch angedeutet wird, ist die Herrschaft der Assyrer, die das Nordreich erobern werden, sodass nur noch der Stamm Juda den Israeliten bleiben wird. Wir haben davon im Advent gehört, als Jesaja König Ahas messianische Prophezeiungen übermittelt hat.
Gott lässt dies nicht zu, weil es ihm Spaß macht. Er muss damit leben, weil er dem Menschen einen freien Willen geschenkt hat. Er muss es aushalten und mit ansehen, wie seine geliebten Kinder die Konsequenzen ihrer Sünden am eigenen Leib erfahren müssen. Das muss ihm wirklich sehr wehtun…
Wie oft ist das auch bei uns so: Gott hat schon so viel Gutes in unserem Leben gewirkt und wir haben es auch anerkannt. Und dann passieren irgendwelche negativen Dinge in unserem Leben und wir beginnen, alles infrage zu stellen oder fallen überraschend schnell auf die Versuchungen des Widersachers hinein. Natürlich möchte Gott unseren Glauben stärken und lässt es zu, dass wir in solche Situationen geraten. Dann sehen wir uns selbst und realisieren, dass wir doch noch nicht so weit sind, wie wir dachten. Wir werden eines Besseren belehrt. Nehmen wir das dann demütig an und reagieren wir richtig, nämlich mit Reue und Umkehr. Das Stichwort ist König David und Batseba. Wie er nach so einer großen Sünde reagiert hat, kann uns wirklich ein Vorbild sein. Heute bleibt es offen, was Salomo tut und wie er reagiert. Seien wir gespannt, wie sich alles entwickeln wird!
Ps 106
3 Selig, die das Recht bewahren, die Gerechtigkeit üben zu jeder Zeit.
4 Gedenke meiner, HERR, in Gnade für dein Volk, such mich heim mit deiner Hilfe,
35 Sie vermischten sich mit den Völkern und lernten von ihren Taten.
36 Sie dienten deren Götzen, sie wurden ihnen zur Falle.
37 Sie brachten ihre Söhne und Töchter dar als Opfer für die Dämonen.
40 Der Zorn des HERRN entbrannte gegen sein Volk, Abscheu empfand er gegen sein Erbe.
Was wir von Salomo heute gehört haben, wird im Psalm reflektiert. Selig werden die gepriesen, die zu jeder Zeit Gerechtigkeit üben und das Recht bewahren, also die Gebote Gottes. Salomo hat dies nicht immer getan. Er hat Gott schon dadurch nicht ganz ernst genommen, indem er sich andersgläubige Frauen genommen hat. Dies provoziert eine Beeinflussung von Gott weg. Man könnte denken: „Ja, aber so ein fest im Glauben stehender Salomo glaubt doch für zwei und wird noch die andersgläubige Frau vom Gott Israels überzeugen.“ Wie wir sehen, kommt es eher umgekehrt und Salomo verehrt andere Götter. Man geht bei Mischehen immer dieses Risiko ein.
Gott ist es, der mit seiner Hilfe beistehen soll, nicht andere Götter. „In Gnade für dein Volk“ bezieht sich auf die bisherige Beziehung, in der Gott seinem auserwählten Volk (hier das hebräische Wort am, also bezogen auf Israel) so viele Gnaden erwiesen hat. Er soll das Volk mit seiner Hilfe heimsuchen. Das Wort ist hier בִּישׁוּעָתֶֽךָ bischu’atecha „in deiner Hilfe“ und ist absolut messianisch. Gott wird dies wirklich wortwörtlich tun und seinen Sohn dahingeben, dessen Name diese Hilfe beinhaltet, Jesus – „Jahwe rettet“.
„Sie vermischten sich mit den Völkern und lernten von ihren Taten“ bezieht sich heute auch auf Salomo, der sich andersgläubige Frauen genommen hat. Und das ist auch ein Grund, warum die Kirche die Mischehe früher ganz klar abgelehnt hat – nicht aus Verbotsmentalität, sondern um den Menschen einen Gefallen zu tun. Wir sehen ja, in welche Bredouille sich Salomo begeben hat…
„Sie dienten deren Götzen“ ist ebenfalls bei Salomo eingetreten. Er hat angefangen, deren Göttern zu opfern und ihnen Altäre zu bauen. Dafür hat Gott ihm aber den Reichtum und die Macht nicht geschenkt. „Sie wurden ihnen zur Falle“ ist eine Deutung dessen, was bei Salomo passiert ist. Er ist durch die Ehe mit Andersgläubigen in die Falle getappt, die Falle des Satan. Er ist es letztendlich, der die Fallen stellt und Keile zwischen Gott und die Menschen treibt. Er sät Misstrauen, er möchte das Herz entzweien, das eigentlich ganz bei Gott ist. Bei Salomo hat es leider geklappt.
„Sie brachten ihre Söhne und Töchter dar als Opfer für die Dämonen“ gibt uns zwei Erkenntnisse: Erstens, dass bei anderen Religionen die Opferung der Menschen an Gott den ersten Schritt darstellen (denn warum opfert man seine eigenen Kinder wie bei Moloch, wenn nicht, um den Gott zu besänftigen?). Beim Gott Israels, der auch der Gott Jesu Christi ist, geht es nicht um Besänftigung, sondern um dankbare Antwort auf SEINEN ersten Schritt, den er gemacht hat – uns zu lieben. Dies sehen wir z.B. an der Regelung, die Erstlingsfrüchte Gott darzubringen, egal ob die Getreideernte, das Vieh oder den erstgeborenen Sohn. Und das eigentliche Opfer bringt ER UNS dar. Es ist die andere Richtung! Gott schenkt uns seinen Sohn, damit wir gesühnt werden. Das zweite, das wir lernen, ist die Bewertung der Götzen anderer Religionen als Dämonen. Es gibt nur einen Gott und alles andere wird zum Götzen. Wer aber nicht für Gott ist, ist gegen Gott und somit dämonisch. Der Satan ist der Urgegner Gottes.
„Der Zorn Gottes entbrannte“ sowie die „Abscheu“ sind die Art und Weise, wie die Menschen die Reaktion Gottes auf den Götzendienst gedeutet haben. Gott kann keine hasserfüllten Emotionen haben und „Zorn“ ist bei Gott kein „Affekt“, keine spontane Emotion, die irrationale Handlungen nach sich zieht. „Zorn Gottes“ ist immer eine kontrollierte und auf Gerechtigkeit abzielende Reaktion Gottes auf das Unrecht der Menschen. Wir dürfen unsere menschlichen Emotionen nicht auf Gott beziehen, zumindest nicht wörtlich. Das verstehen wir heute, aber die Menschen damals waren geprägt von anthropomorphen, also menschenähnlichen, Gottesbildern. Wenn es hier also heißt, dass Gott „Abscheu“ empfindet, dann müssen wir dies natürlich auf die Sünde selbst beziehen, nicht auf das Erbe selbst (das steht für Israel). Nicht alles, was in der Bibel steht, ist eine Aufzählung von Lehren und Dogmen. Gerade die Psalmen stellen Reflektionen von Menschen in einer bestimmten zeitgeschichtlichen und kulturellen Epoche dar. Das müssen wir immer mitlesen, vor allem bei alttestamentlichen Texten. Und doch ist es inhaltlich nicht zu entkräften, was der Psalm uns heute sagt. Es muss nur richtig verstanden werden, denn auch hier ist es Gottes Wort, vom Hl. Geist inspiriert und bis heute gültig: Was das Volk Gottes tut, ist für Gott verabscheuungswürdig, denn es ist wie ein Ehebruch. Gottes Braut hat ihn mit anderen Göttern betrogen nach all dem, was Gott seiner Braut geschenkt hat. Und das Entscheidende ist: Er bleibt ihr dennoch treu. Er wird sie nicht verlassen, aber die Konsequenzen spüren lassen, wiederum weil er sie liebt und sie zur Besinnung führen möchte. Er wird dann, wenn die Konsequenzen sie überrollen werden (die ganzen Fremdherrschaften), nicht allein lassen, sondern durch Propheten mit ihr weiterhin kommunizieren. Er wird bei ihr sein und sie noch durch die Krisenzeiten hindurchtragen, nach allem, was sie ihm angetan hat. Warum? Weil er sie liebt.
Stellen Sie sich vor, Gott würde uns verlassen, wenn wir gesündigt haben. Gott stellt aber beim Bund, den er mit uns schließt, keine Bedingungen an seine Liebe. Er gibt alles und verspricht auf ewig die Treue. Wir sind es, die den Bund brechen, wenn wir sündigen. Aber er bleibt und wartet, bis wir zurückkommen. Er sieht mit „Herzbrechen“ (das ist natürlich ein Bild!) zu, wie wir durch die selbstgemachte Hölle des Lebens gehen, bis wir zu ihm zurückkehren. Er hasst die Sünde, aber nicht den Sünder.
Mk 7
24 Jesus brach auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben.
25 Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen.
26 Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben.
27 Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen.
28 Sie erwiderte ihm: Herr! Aber auch die kleinen Hunde unter dem Tisch essen von den Brotkrumen der Kinder.
29 Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen!
30 Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte.
Und die abschließenden Worte zum Psalm möchte Jesus uns heute auch beibringen. Im Evangelium hören wir erneut von der heidnischen Religion einer Frau. Jesus, den wir in den letzten Tagen immer wieder als Antitypos zu Salomo kennengelernt haben, macht nun alles anders als sein „Vorgänger“. Und auch die Frau, der er hier begegnet, ist ganz anders als die Frauen Salomos:
Es kommt zu der Begegnung dadurch, dass Jesus sich heute in einem mehrheitlich paganen Umfeld bewegt. Tyros und Sidon werden vor allem von Syrophöniziern bewohnt, die ihre ganz eigenen Verehrungen haben. Es gibt dennoch auch Juden in dem Gebiet, denn Jesus kehrt bei jemandem ein. Es wird sich wohl um das Haus eines Juden gehandelt haben. Es bleibt wie so oft nicht verborgen und die Menschen kommen zu ihm. So hört auch eine hiesige Syrophönizierin von Jesus und kommt zu ihm. Dass sie sich in ein jüdisches Haus begibt, ist schon aller Achtung wert. Damit macht sie sich alles andere als beliebt. Doch ihr Glaube und die Hoffnung, von Jesus Hilfe zu erfahren, sind größer als die Angst vor der Reaktion der Juden. Es erinnert uns an die blutflüssige Frau, die sich trotz ihrer kultischen Unreinheit in die Menschenmenge begibt, weil ihr die Heilung Jesu wichtiger ist.
Die Syrophönizierin kommt zu Jesus, weil ihre Tochter besessen ist und sich von Jesus eine Fernheilung erhofft. Ihr Glaube ist so groß, dass sie ihre Tochter nicht einmal mitbringt. Es ist wie mit dem Hauptmann, der Jesus die Fernheilung seines Sklaven zutraut.
Was wir nun von Jesus lesen, verstehen wir nur dann richtig, wenn wir es nicht einfach oberflächlich lesen. Dann werden wir uns nur echauffieren. Bei Jesus ist nichts zufällig. Es hat einen tieferen Sinn, warum er folgende Worte zu der Frau sagt. Er möchte sie testen und zugleich den Umstehenden klarmachen, dass der Messias zuerst zu den Juden gekommen ist.
Sie lässt sich nicht beirren durch die Aussage, dass er sie als Hund bezeichnet hat, was bei den Juden als Schimpfwort für die Heiden galt. Sie zeigt ihm ihren starken Glauben und ihre Fürsorge gegenüber dem Kind, die stärker sind als ihr eigener Stolz. Sie wendet Jesu Provokation so, dass sie den Kern des Neuen Bundes zusammenfasst: Jesus ist gekommen, nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heiden. Sie demütigt sich dabei, indem sie sich als den kleinen Hund einordnet, der nur die restlichen Krümel der jüdischen Kinder abbekommt. Diese Demütigung zeigt Jesus, dass sie wirklich einen starken Glauben hat. Musste Jesus das unbedingt alles tun, um ihren Glauben zu erfahren? Nein. Er ist Gott, er sieht mit einem Blick in ihre Seele hinein und weiß längst, wie stark ihr Glaube und die Anerkennung des Gottes Israels ist. Was er aber hier tut, ist eine Lektion für die Umstehenden und auch für die Frau. Er möchte den Menschen durch diese Provokation (durch die er die gängige Meinung der Juden verdeutlicht) das Neue hervorheben: Er möchte auch den Heiden das Heil bringen und deshalb sagt er ihr und vor allen Anwesenden: „Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen!“ Ihr Glaube hat ihr geholfen. Das ist den Umstehenden insofern eine Lehre, weil sie sehen, dass der Glaube das Entscheidende ist, auch wenn man nicht zum Judentum gehört. In dieser Situation verhält Jesus sich so, dass er gleichermaßen Juden und Heiden entgegenkommt, dabei den Umstehenden den Glauben dieser Frau demonstriert, damit nicht nur er den Glauben sieht, sondern auch die anderen, und schließlich eine messianische Heilstat vollzieht. An diesem Tag werden viele Menschen ihn als Messias angenommen haben, nicht nur die Syrophönizierin.
Im Gegensatz zu Salomo sind hier jetzt mehrere Aspekte anders: Jesus bleibt ganz fest in seiner Überzeugung, dass allein Gott die Ehre gebührt. Er fängt nicht an, die syrophönizischen Gottheiten anzuerkennen und zu sagen: „Alle Religionen sind gleich“ etc. Die Heidin selbst ist auch anders, denn sie erkennt den Gott Israels an, anstatt Jesus ihren Glauben aufzudrücken. Hier wird das Negative der Lesung ins Positive gewendet. Hier funktioniert es wirklich, dass der fromme Jude die Heidin beeinflusst und nicht die Heidin den frommen Juden. Dies gefällt Gott und die Frau ist vor Gott gerecht. Sie erkennt als Nichtjüdin Gottes große Taten voller Glauben an und deshalb wird sie erhört. Das Kind wird befreit. Wir hören nicht von der Nachgeschichte, aber womöglich ist die Frau später Christin geworden, bestimmt zusammen mit dem Kind.
Was entscheidend ist, ist der Glaube. Jesus hat die Frau ja nicht geheiratet wie Salomo seine heidnischen Frauen. Jesus zeigt sogar eine gewisse Distanz, um auch uns heute zu zeigen, wie unser Umgang mit den Andersgläubigen sein soll: Wir sollen niemanden verachten und helfen, wo wir können. Denn der Nächste ist unser Nächster. Aufgrund der unantastbaren Menschenwürde ist jeder Mensch gut zu behandeln. Zugleich sollen wir fest in unserem eigenen Glauben stehen und andere zu tolerieren heißt nicht, ihre Ansichten übernehmen zu müssen. Diese Distanz in der Glaubensüberzeugung bleibt bestehen. Den Nächsten lieben, ja. Und doch müssen wir nicht alles gut finden, was er oder sie glaubt oder tut. Und ganz inklusivistisch muss man sagen: Wer nicht zu den Kindern Gottes gehört, Gott aber dennoch anerkennt und an ihn glaubt – mit entsprechendem Lebenswandel – dem kann man die Gnade nicht absprechen, so wie der Syrophönizierin. Sie gehört nicht zum auserwählten Volk, gefällt Gott aber doch in ihrem unbeirrten Glauben.
Das Evangelium hilft uns dabei, die Lesung heute nicht misszuverstehen. Das Problem bei den Frauen Salomos ist der Götzendienst und der Glaube an andere Gottheiten, nicht ihre nominelle Zugehörigkeit zu anderen Völkern. Freilich gehört es meistens zusammen und es gibt wenige Ausnahmen wie heute im Evangelium. Deshalb legt man es bei Mischehen darauf an. Salomo hat sich aber eben keine Frauen genommen, die so eingestellt sind wie die Syrophönizierin des heutigen Evangeliums. Hätte er dies getan, hätte er sich nicht die „Abscheu“ Gottes zugezogen. Diese Frauen hätten sich dann zu seinem Glauben bekannt und nicht umgekehrt.
Was wir aus alledem lernen, ist: Wenn wir noch stehen, sollten wir aufpassen, dass wir nicht fallen. Das geht schneller, als wir denken. Und wenn wir einen Ehepartner suchen, können wir uns nicht einfach nur an der offiziellen Religionszugehörigkeit orientieren. Das allein reicht nicht. Wir müssen auch den tatsächlichen Glauben des Menschen sehen. Und ganz entscheidend: Wie selbst müssen fest im Glauben stehen, wenn wir eine Ehe eingehen wollen. Wir lernen von Jesus, dass Gott auf den tatsächlichen Glauben schaut. Das heißt im Umkehrschluss auch: Gott schaut darauf, wie wir unserer Taufe und der damit einhergehenden Berufung zur Heiligkeit gerecht geworden sind. Seine Strenge wird sich an der Erkenntnis des Menschen messen. Wer viel verstanden hat, wird auch viel Rechenschaft ablegen müssen. Wer durch den katholischen Glauben mit der Fülle der Wahrheit betraut ist, wird auch die volle Verantwortung tragen müssen.
Ihre Magstrauss