Montag der 8. Woche im Jahreskreis

1 Petr 1,3-9; Ps 111,1-2.5-6.9 u. 10c; Mk 10,17-27

1 Petr 1
3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,
4 zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist.
5 Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben, damit ihr die Rettung erlangt, die am Ende der Zeit offenbart werden soll.
6 Deshalb seid ihr voll Freude, wenn es für kurze Zeit jetzt sein muss, dass ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet.
7 Dadurch soll sich eure Standfestigkeit im Glauben, die kostbarer ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist, herausstellen – zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi.
8 Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unaussprechlicher und von Herrlichkeit erfüllter Freude,
9 da ihr das Ziel eures Glaubens empfangen werdet: eure Rettung.

Wir beginnen heute die Bahnlesung eines katholischen Briefes. Es handelt sich um den ersten Brief des Apostels Petrus. Sie beginnt mit einem Lobpreis Gottes („gepriesen sei…“), dem Proömium am Briefanfang direkt im Anschluss an das Präskript, das Sender und Empfänger eines Briefes angibt.
Deshalb ist der Lobpreis die angemessene Reaktion eines Christen: „Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“. Das gesamte Erlösungsgeschehen ist ein einziger Gnadenakt Gottes. Ohne diesen könnte kein einziger Mensch das ewige Leben aus eigener Kraft verdienen und jeden entstandenen Schaden sühnen. Denn die gesamte Menschheit war belastet von dem ersten Sündenfall.
Durch diesen Gnadenakt sind wir neu gezeugt worden. Das ist ein wichtiger Aspekt, der die Taufe umschreibt. Diese ist eine Wiedergeburt im Hl. Geist – die Geburt zum neuen, ewigen Leben bei Gott in seinem Reich.
Diese Aussichten wandeln das ganze irdische Leben, denn es gründet von nun an auf der lebendigen Hoffnung, die uns durch die Auferstehung Jesu Christi geschenkt worden ist.
Mit der Taufe sind wir hineingenommen zu einem „unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist.“ Das Siegel, das dem Menschen durch die Taufe eingeprägt wird, bleibt ewig, auch wenn ein Mensch aus der Kirche austritt. Er bleibt vor Gott ein Getaufter. Das heißt aber nicht, dass man einen Freifahrtschein für das Himmelreich hat. Das Erbe kann einem auch wieder entzogen werden.
„Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben“ – damit die Getauften das Himmelreich am Ende auch wirklich erlangen können, gibt Gott ihnen die nötigen Heilsmittel dazu.
„Deshalb seid ihr voll Freude“ – es soll nicht nur so sein als Ideal und erstrebenswertes Ziel. Es ist schon so durch die Taufe und das neue ewige Leben. Sie ist ein Geschenk, eine Frucht des hl. Geistes. Sie ist nicht einfach eine Emotion, sondern unerschütterliche Gewissheit, dass uns durch die Wehen des irdischen Daseins hindurch am Ende das ewige Heil erwartet. Und auch die kurzzeitigen Prüfungen des irdischen Daseins werden diese Freude nicht trüben. Petrus erklärt, dass diese Leiden vergleichbar sind mit der Prüfung von Gold im Feuer. Die Christen werden in ihrer Standfestigkeit geprüft und können es besser ertragen, wenn sie ihr Leiden erstmal als solches erkannt haben.
Und dann sagt Petrus etwas sehr Entscheidendes: Die Adressaten seines Briefes sind keine Augenzeugen Jesu Christi. Sie haben ihn nicht mit Augen gesehen und doch lieben sie ihn. Sie glauben, dass er der Retter ist. Sie vertrauen fest darauf, dass er wirklich für sie gestorben ist, und jubeln voller eschatologischer Freude über das ewige Leben als erlöste Kinder Gottes.

Ps 111
1 Halleluja! Dem HERRN will ich danken mit ganzem Herzen im Kreis der Redlichen, in der Gemeinde.
2 Groß sind die Werke des HERRN, erforschenswert für alle, die sich an ihnen freuen.
5 Speise gab er denen, die ihn fürchten, seines Bundes gedenkt er auf ewig.

6 Die Macht seiner Werke hat er seinem Volk kundgetan, um ihm das Erbe der Völker zu geben.
9 Erlösung hat er seinem Volk gesandt, seinen Bund bestimmt für ewige Zeiten. Heilig und Furcht gebietend ist sein Name.
10 Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit. Gute Einsicht ist sie allen, die danach handeln. Sein Lob hat Bestand für immer.

Als Antwort beten wir Psalm 111, einen Lobpreispsalm mit weisheitlichen Anteilen. Er beginnt mit dem Hallelujaruf, der genau genommen ja einen Lobpreisaufruf typisch für Psalmenanfänge darstellt. Halleluja heißt „preist Jahwe“.
„Dem HERRN will ich danken mit ganzem Herzen im Kreis der Redlichen, in der Gemeinde“ ist eine liturgische Aussage. Es handelt sich also um einen Lobpreis in der Gruppe, im Gottesdienst. Man kann sich vorstellen, dass dieser Psalm bei Wallfahrtsfesten gebetet worden ist, denn er besingt die Heilstaten Gottes.
„Groß sind die Werke des HERRN“ und deshalb sind sie „erforschenswert“. Wenn man sie bedenkt, wird man sich freuen und über Gott staunen, der so gut zu den Menschen ist.
Das Entscheidende ist: Gott ist deshalb so verlässlich, weil er seine Offenbarung nicht einfach so ändert. Seine Gebote und sein Bund stehen fest „auf ewig“. Die Speise, die er den Gottesfürchtigen gegeben hat, erinnert an das Manna, das vom Himmel herabkam. Die Väter in der Wüste sind so am Leben geblieben. Auch die Tauben, die er vom Himmel regnen ließ, nährten das Volk. Das betrifft das leibliche Wohl, doch auch seelisch nährte der Herr sein Volk durch die Zusagen, Heilstaten, prophetischen Worte, die er durch Mose sagen ließ. Das sind für uns Vorausbilder, die schon über sich selbst hinaus auf den verweisen, der uns so sehr nährt, dass wir das ewige Leben haben – Jesus Christus, der das wahre Himmelsbrot ist und uns zum ewigen Leben beim Vater befähigt.
Immer wieder hat er seinem Volk seine Macht erwiesen, Heilstaten vollbracht, Wunder getan, um es zu seinem Gottesvolk zu machen. Das größte Wunder hat er am Ostermorgen erwirkt, als er von den Toten auferstanden ist. Durch sein Blut hat er den Neuen Bund besiegelt, durch den alle Menschen guten Willens zu Erben in seinem Reich werden, die mit ihm diesen Bund in der Taufe eingehen.
Seine ewige Treue zeigt Gott auch daran, dass er den Bund für immer aufrecht erhält, den er mit den Israeliten geschlossen hat – und wir Christen dürfen auch sagen, dass Gott ebenso den neuen Bund ewig hält. Wenn es zum Bundesbruch kommt, dann aufgrund des Menschen, der ihn bricht. Gott aber bleibt treu und hält auch dann am Menschen fest, versucht ihn zur Umkehr zu bewegen und gibt ihm immer wieder eine neue Chance.
Wenn wir von der Erlösung hier hören, dann denken wir nicht an politische Erlösung im Sinne der Befreiung aus Fremdherrschaft, wie die Israeliten es vor allem verstanden haben, sondern wir denken an die umfassende Erlösung und das ewige Leben, das Jesus uns geschenkt hat. Es ist eine Erlösung von der Sünde und des Exils außerhalb des Paradieses.
Schließlich kommt am Ende des Psalmenabschnitts ein wichtiges Wort, das wichtig ist beim Verständnis der Geistesgaben: Der Beginn ist durch die Gottesfurcht gekennzeichnet. Wer Gott fürchtet, wird nicht so leben, dass er Gottes Willen übertritt. Und wer die Gebote Gottes hält, der ist im Stand der Gnade. In diesem Zustand kann er die Gaben des Hl. Geistes empfangen, angefangen bei der Weisheit.
„Sein Lob hat Bestand für immer“ bezieht sich auf das Lob, das von den Israeliten ausgeht, nicht von Gott. Es ist eher zu verstehen, dass der Lobpreis, der an Gott ergeht, ein ewiger ist. Das schauen schon die Propheten in den Himmelsvisionen. Dort erfolgt ein ewiger Lobpreis Gottes, dessen Abbild die irdische Liturgie darstellt.

Mk 10
17 Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

18 Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer der eine Gott.
19 Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!
20 Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.
21 Da sah ihn Jesus an, gewann ihn lieb und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!
22 Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.
23 Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!
24 Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!
25 Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.
26 Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden?
27 Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Im Evangelium geht es um eine Begegnung zwischen Jesus und einem reichen Mann. Dieser kommt zu Jesus und fragt ihn, was er für das ewige Heil tun muss. Jesus antwortet ihm, dass er die Gebote Gottes halten soll. Auf die Nachfrage des Mannes zählt Jesus ihm einige der Zehn Gebote auf: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!“ Was er hier aufzählt, sind die Gebote 4-10 des Dekalogs, ausgenommen jene, auf die er im Folgenden hinauswill. Es geht also um das Nächstenliebegebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Dieses entstammt Lev 19,18 und fasst die Gebote 4-10 des Dekalogs zusammen. Jesus zählt alles auf, außer die Gebote, die mit Begierde zu tun haben! Und das tut er ganz bewusst. Denn er weiß schon längst, was das für ein Mann ist, der mit ihm spricht.
Er hält bereits alle Gebote, nur fehlt ihm die Freiheit von der Begierde nach Hab und Gut. Und deshalb sagt Jesus zu ihm die entscheidenden Worte: „Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!“ Der Mann soll seinen Besitz verkaufen und jenen geben, die es brauchen. Seine irdischen Schätze können ihm nicht das ewige Leben bei Gott schenken, sondern nur die Ansammlung von himmlischen Schätzen.
Doch genau dies fällt ihm schwer und Jesu Worte treffen ihn an seiner wunden Stelle. Er geht traurig weg, weil er sehr reich ist. Das Problem ist nicht einfach, dass er viel besitzt, sondern dass er daran hängt. Er kann es nicht über das Herz bringen, es zu verkaufen und mit den Bedürftigen zu teilen, weil er „reich im Geiste“ ist. Sein Herz hängt an irdischem Reichtum, er begehrt es und deshalb ist kein Platz für Gott mehr darin. Jesus erklärt im Nachgang den Menschen, wie schwer es für reiche Menschen ist, ins Himmelreich zu kommen, weil sie das eigene Herz sehr schnell an dem irdischen Besitz verlieren. Damit stehen sie sich aber selbst im Weg. Jesus sagt, dass jenen das Himmelreich gehört, die arm sind vor Gott. Und das meint die innere Losgelöstheit, die Freiheit von Begierden. Natürlich schließt das mit ein, dass auch ein Reicher trotz seines irdischen Besitzes „arm im Geiste“ sein kann. Und umgekehrt kann auch jemand, der wenig besitzt, sehr daran hängen oder nach Reichtum begehren, den er nicht hat. Dann ist auch dieser Mensch nicht fähig, ins Himmelreich einzugehen.
Wir lernen noch etwas Anderes von diesem Evangelium: Wer nicht alle Gebote Gottes hält, ist nicht im Stand der Gnade. Wir können nicht alles halten und uns ein unliebsames Gebot herauspicken. Gottes Gebote zu halten, hat etwas mit Liebe und Beziehung zu tun. Wenn wir einen Ehebund eingehen, nehmen wir unseren Ehepartner ja auch mit allen seinen Facetten an. Wir können nicht einen Teil ausblenden, wenn wir am Traualtar die Treue versprechen. Liebe geht aufs Ganze und so ergibt es keinen Sinn, Gottes Gebote zu selektieren. Dieser Mann liebt Gott und seinen Nächsten schon in gewissem Maße, aber er liebt sich selbst und seinen Reichtum ein wenig mehr. Solange er das nicht überwindet, kann er kein Jünger sein und auch keinen Platz im Himmelreich erhalten. Denn im Himmel hat nur die vollkommene Liebe Bestand.
So können wir das auch auf das Alte Israel beziehen. Selbst wenn es alle anderen Gebote Gottes hält, aber weiterhin Götzendienst betreibt, ist es Gott in der Bundesbeziehung untreu. Entweder nimmt es die gesamte Torah an oder nicht. Es gibt kein Dazwischen. Im Petrusbrief kam zum Ausdruck, um welchen Preis wir erkauft worden sind: Der Herr hat sein Leben hingegeben. Er hat nichts zurückgehalten, weil es Liebe ist. Er ist für uns zuerst aufs Ganze gegangen, unser ganzes Ja ist bereits Antwort darauf.
Es ist für einen Reichen wirklich schwer, ins Himmelreich zu kommen. Jesus wiederholt diese Worte, weil sie so unglaublich wichtig sind. Er greift zu einem Bild, mit dem seine Jünger etwas anfangen können: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Das Bild an sich zeigt humorvoll, dass es unmöglich ist. Wer reich ist – v.a. im Geiste -, kann gar nicht durch die Tür des Himmels hindurch. Der Ballast irdischer Güter hält ihn zurück. Dieses Bild ist nicht zufällig gewählt. Seit dem 9. Jh. ist die Interpretation bezeugt, dass in Jerusalem eine enge Gasse mit entsprechendem Tor existierte, die im Volksmund „Nadelöhr“ genannt worden ist. Ein Kamel konnte nicht hindurchgehen, geschweige denn mit zusätzlichem Gepäck. Auch wenn diese These heutzutage oft angezweifelt wird, hat sie etwas für sich. Jesus spricht immer wieder von der Tür, durch die der Mensch hindurchgehen muss, um gerettet zu werden, auch dass diese Tür sehr schmal ist. Er sagt im Johannesevangelium auch, dass er selbst diese Tür ist.
Wenn wir also ins Himmelreich gelangen möchten, können wir nicht voller Geldkoffer, Schatztruhen und Kleiderschränken, Aktienpapieren und Bankkonten dorthin gelangen, genauso wenig mit einem aufgeblasenen Ego. Schon in unserem irdischen Leben kann Gott uns nur dann reichlich segnen und in unserem inneren Tempel Wohnung nehmen, wenn dieser nicht mit den irdischen Schätzen gefüllt ist. Unser Herz muss ihm ganz anhangen, damit wir seinen himmlischen Reichtum empfangen können. Es kann im Herzen nur ein Entweder-Oder geben. Wir können nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon.
Die Jünger erkennen die Drastik der Worte Jesu und fragen, wer dann noch gerettet werden kann. Doch Jesus tröstet sie: Für Gott ist nichts unmöglich. Wir können hier weiter ausformulieren: Er kann die Herzen der Menschen verwandeln und die Gefangenen in ihrem Reichtum befreien. Er kann eine innere Freiheit von Reichtum schenken, sodass der Mensch mithilfe seiner Gnade zum Armen im Geiste werden kann. Gott führt uns in eine Freiheit, die nicht nur eine Freiheit von etwas ist, nämlich von Reichtum, sondern die zugleich ganz für ihn verfügbar macht. Es ist die Freiheit, mit der wir Ja zu ihm sagen können.

Ihre Magstrauss

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