Karfreitag

Jes 52,13 – 53,12; Ps 31,2 u. 6.12-13.15-16.17 u. 25; Hebr 4,14-16; 5,7-9; Joh 18,1-19,42

Heute ist zugleich der traurigste Tag und der Moment der größten Liebe Gottes gekommen. Eigentlich haben wir jeden Grund zur Freude, denn durch die Ereignisse, derer wir heute gedenken, ist uns das ewige Heil geschenkt worden. Dennoch tut es uns weh, Jesus so leiden zu sehen.

Jes 52-53
13 Siehe, mein Knecht wird Erfolg haben, er wird sich erheben und erhaben und sehr hoch sein.

14 Wie sich viele über dich entsetzt haben – so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen – ,
15 so wird er viele Nationen entsühnen, Könige schließen vor ihm ihren Mund. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt.
1 Wer hat geglaubt, was wir gehört haben? Der Arm des HERRN – wem wurde er offenbar?
2 Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm.
3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
4 Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.
5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen die Schuld von uns allen.
7 Er wurde bedrängt und misshandelt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, so tat auch er seinen Mund nicht auf.
8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Vergehen meines Volkes zu Tode getroffen.
9 Bei den Frevlern gab man ihm sein Grab und bei den Reichen seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.
10 Doch der HERR hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten. Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt, wird er Nachkommen sehen und lange leben. Was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen.
11 Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.
12 Deshalb gebe ich ihm Anteil unter den Großen und mit Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ. Er hob die Sünden der Vielen auf und trat für die Abtrünnigen ein.

Wir hören heute als erste Lesung das gesamte vierte Gottesknechtslied. Es handelt vom Leiden und Sterben des Gottesknechtes, den wir mit Jesus identifizieren. So findet die Serie der Gottesknechtslieder ihren Abschluss mit dem Höhepunkt des Leidens Jesu Christi.
„Siehe, mein Knecht wird Erfolg haben…“ – Dies wird zukünftig verheißen. Ja, Jesus wird Erfolg haben zunächst darin, alles gehorsam auszuhalten bis zum letzten Atemzug. Er wird dadurch aber dann den Tod überwinden und den Satan entmachten. Er wird sich erheben aus dem Grab und er wird sehr hoch sein, nicht nur angenagelt ans Kreuz, sondern vor allem österlich erhaben mit seinem Auferstehungsleib. Er wird vom Vater verherrlicht werden und zu seiner Rechten Platz nehmen.
Demgegenüber steht der leidende Jesus in krassem Gegensatz. Bevor er nämlich verherrlicht werden kann, muss er in den ärgsten Schmutz fallen, Unglaubliches erleiden. Er ist ganz entstellt. Uns steht am ehesten der Anblick Jesu nach Mel Gibsons Passion vor Augen. Ja, wie entstellt er am Ende aussah, nicht mehr wie ein Mensch. Die Geißelhiebe, die Schläge, die Brüche im Gesicht, das viele Blut. Man erkennt ihn nicht mehr wieder vor lauter offenen Wunden und bloßliegenden Knochen.
Und all dies hat er mit sich machen lassen, um die Sünde der Welt zu sühnen. Hier ist die Rede von den gojim, von den heidnischen Völkern. Sein Leiden hat wirklich universal gesühnt!
Was man bisher noch nie gehört hat, sieht man dann an Jesus. Es ist deshalb neu, weil zwar immer wieder messianische Verheißungen in der Hl. Schrift zu lesen sind, aber dass der Sohn Gottes hingerichtet werden würde, das ist so nie begriffen worden. Es ist eher noch so, dass man bis dahin davon überzeugt war, dass ein Gehenkter ein von Gott Verfluchter sei (Dtn 21,23). Nun wendet sich das Blatt. Das Zeichen der größten Schande, das Kreuz, ist zum Zeichen des Triumphes und des Heils geworden.
„Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden“: Der junge Spross und Wurzeltrieb erinnert uns an eine andere messianische Verheißung, die wir von Jesaja kennen. In Jes 11 ist schon die Rede davon, allerdings wird für Spross das Wort nezer gebraucht, während hier יוֹנֵק joneq steht. Es bleibt aber bei demselben Wurzeltrieb שֹּׁ֨רֶש schoresch. Der Bezug ist klar. Dieser angekündigte Messias ist es, der in der Gegenwart Gottes ganz normal aufgewachsen ist wie jeder andere Mensch. Wenn es dann weiterhin heißt, dass er keine edle und schöne Gestalt zum Ansehen hätte, kann man es mehrdeutig verstehen. Es ist wahrscheinlich nicht sein tatsächliches Aussehen gemeint, dass wir daraus schließen, Jesus sei hässlich gewesen. Es geht vielmehr um sein Ansehen in der Gesellschaft, um seinen Beruf und sein Auftreten. Er ist nicht so prunkvoll aufgetreten, dass sich alle nach ihm umdrehen. Im Gegenteil, er lebte ein armes und einfaches Leben in aller Schlichtheit.
Ja, Jesus wurde sehr verachtet, insbesondere in seinen letzten Tagen. Ganz rasant schlug der Hosannaruf des Palmsonntags ins „Kreuzige ihn“ um. Wie viele unzählige Male ist Jesus durch all die Spöttereien das Herz gebrochen worden!
Keiner kann besser sagen, er sei ein Mann voller Schmerzen als Jesus Christus! Was er erlitten hat, hätte kein Mensch so lange durchgehalten. Die Henker haben schon bei der Geißelung so sehr übertrieben, dass ein gewöhnlicher Mensch dies nicht lange überlebt hätte. Und dann trug er noch das Kreuz bzw. dessen Querbalken durch die Stadt und den Golgotahügel hoch.
Jesus hat das alles aber für uns getragen und ausgehalten. Er hat es als Sühne für unsere Sünden getan, doch die Menschen haben ihn abgeschrieben als Gottverfluchten (Dtn 21).
Wir müssen bedenken, dass diese Prophezeiung 700 Jahre vor Christi Geburt gegeben worden ist. Damals hat Jesaja schon vorhergesagt, dass Jesus durchbohrt werden würde. Die Nägel an Händen und Füßen haben ihn ans Kreuz geheftet. Es ist für unsere Vergehen geschehen. Doch durch seine Wunden sind wir geheilt. Das ist die Botschaft von Karfreitag. Wir danken voller Mitgefühl dem Herrn für diese Heilung.
Es musste sein, denn die Menschheit war wie verirrte Schafe. Jeder ging seinen Weg im Gegensatz zum Weg des Herrn, von dem in den Psalmen immer wieder die Rede ist. Das ist ein Bild für den Lebenswandel des Menschen. Die gesamte Menschheit wandelte wo auch immer, aber nicht auf dem Weg der Gebote Gottes.
Jesus hat nicht nur alles auf sich genommen, er hat seinen Mund nicht aufgemacht. Er hätte sich beschweren können, er hätte Vorwürfe machen können. Nichts davon hat man aus seinem Mund gehört. Selbst im Prozess rechtfertigt er sich nicht. Er schweigt und lässt das Urteil über sich ergehen.
Er ist wirklich das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt, wie Johannes am Jordan schon gesagt hat. Weil er selbst zum Lamm geworden ist, weiß er wie seine Schafe sind. Er weiß um jedes Leiden, weil er es selbst getragen hat. So ein Hirte ist Jesus Christus!
„Bei den Frevlern gab man ihm sein Grab“ – Jesus ist in einem ganz neuen Grab beigesetzt worden, das Josef von Arimatäa bereitgestellt hat. Dieser Vers in Jesaja ist jedoch eher auf das Sterben am Kreuz zu beziehen. Jesus ist inmitten von Verbrechern gestorben und eigentlich wurden die Leichname der Gekreuzigten bei den Römern einfach verscharrt. In Judäa zur Zeit des Pilatus ist den Juden aber so einiges an Privilegien zuteilgeworden, sodass man ihnen ein Begräbnis erlaubte. Womöglich können wir den Vers auch so verstehen, dass Jesus in Jerusalem bestattet worden ist, dem Ort der Frevler. Schließlich ist es die jerusalemer Tempelelite, die die Intrige sowie den Tod veranlasst hat. Da Jesus in eine Gruft gelegt worden war, kann man durchaus von einem gewissen Reichtum des Josef von Arimatäa ausgehen.
Jesus ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt und dadurch Frucht bringt. Gott hat dieses Opfer nämlich angenommen und so sind bis heute unzählige Menschen als Kinder Gottes gewonnen worden! Das ist eine viel größere Fruchtbarkeit als die biologische. Jesus hat wahrlich viele Nachkommen!
Nicht mal 48 Stunden später erblickt Jesus das Licht. Er liegt nicht lange im Grab, denn der Ostermorgen naht!
Der gerechte Knecht macht die vielen gerecht. Er hat uns alle vor Gott gerecht gemacht und so müssen wir uns jeden Tag aufs Neue fragen: Wird mein Lebenswandel, zu dem ich nun befähigt bin, dem gerecht, dass Jesus für mich gestorben ist?
Der Vater gibt ihm wahrlich den Anteil. Jesus sitzt nun zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten. Am Ende hat er triumphiert!

Ps 31
2 HERR, bei dir habe ich mich geborgen. Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit; rette mich in deiner Gerechtigkeit!
6 In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue.
12 Vor all meinen Bedrängern wurde ich zum Spott, zum Spott sogar für meine Nachbarn. Meinen Freunden wurde ich zum Schrecken, wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.
13 Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.
15 Ich aber, HERR, ich habe dir vertraut, ich habe gesagt: Mein Gott bist du.
16 In deiner Hand steht meine Zeit; entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger!
17 Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, hilf mir in deiner Huld!
25 Euer Herz sei stark und unverzagt, ihr alle, die ihr den HERRN erwartet.

Im Psalm beten wir ganz vertrauensvolle Worte. Wir beten sie zusammen mit Jesus, der am Kreuz nach Luft ringt und dessen Lebenskraft immer mehr schwindet. Wir beten gemeinsam mit dem, der sich dort hängend ganz alleinegelassen fühlt und diese Einsamkeit aushält.
„HERR, bei dir habe ich mich geborgen.“ Jesus hat sich wirklich immer ganz dem Vater anvertraut. Immer wieder hat er Gebetszeiten gehalten, in denen er ganz innigst mit seinem Vater gesprochen hat. Er und der Vater sind eins.
Und so hält er auch daran fest, als er am Kreuz hängt. Er bittet ihn daher: „Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit; rette mich in deiner Gerechtigkeit!“ Er hat somit den Menschen ein Beispiel gegeben, wie sie in ihrem Leiden am Vater festhalten, sich gleichsam an ihn klammern sollen. So hat es schon David getan, dem wir diesen Psalm verdanken, und Gott hat ihn nie enttäuscht.
„In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist“ ist ein Schriftwort, das Jesus der lukanischen Überlieferung nach gebetet hat. Er hat Gott wirklich ganz vertraut, selbst in der Stunde seines Todes.
Er hat dort schon diesen Psalm gebetet, ja diesen Vers, bei dem es weiterhin heißt: „Du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue.“ Es ist auch nichts Anderes zu erwarten, denn nur kurze Zeit zuvor hat Jesus seinen geliebten Freund Lazarus von den Toten erweckt und dabei kein Bittgebet zum Vater formuliert, sondern einen Dank für die Gebetserhörung! Und er hat auch vor allen Anwesenden gesagt: „Ich weiß, dass du mich immer erhörst.“ Und mit dieser Gewissheit ist Jesus auch gestorben.
Gebe Gott, dass auch wir mit so einem festen Vertrauen unseren letzten Atemzug machen!
Jesus wurde wahrlich zum Inbegriff des Spotts – seinen Bedrängern, die ihn loswerden wollten, den Jerusalempilgern, die vorbeizogen, sogar denen, die neben ihm am Kreuz hingen!
Jesus hat sogar seine besten Freunde nicht an seiner Seite. Die meisten von ihnen verstecken sich irgendwo, einer von ihnen hat ihn den „Bedrängern“ ausgeliefert und lebt nicht mehr, der andere hat ihn ganz feige verleugnet. Nur Johannes steht unter dem Kreuz und bleibt bei ihm. Er ruht an seinem Herzen – nicht nur im Abendmahlssaal am Abend zuvor, sondern auch jetzt an dem ganz verwundeten Herzen, das durchbohrt wird!
„Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.“ Für Israeliten ist diese Art von Tod das Schlimmste, was ihnen passieren kann – das Vergessen ihres Namens, ihrer Identität. Die Erinnerung auch über ihren Tod hinaus ist die höchste Form von „Auferstehungshoffnung“, die die Israeliten zur Zeit König Davids vertreten haben (er komponierte ja den Psalm). Ein Leben nach dem Tod, Jenseitsvorstellungen, all das entwickelte sich erst im Laufe der Zeit, sodass Jesus erst dann Mensch geworden ist, als die Juden schon so weit waren, das zu verstehen. Jesu Gegner haben wirklich dessen Namen auszulöschen versucht, indem sie ihm nicht den kleinsten Funken Ehre gelassen haben. Doch am Ende hat der Vater seinen Sohn über alle anderen erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen. Er hat ihn nicht nur rehabilitiert, sondern in seinem Namen geschehen bis heute Zeichen und Wunder. Er ist der heiligste aller Namen geworden! So gibt Gott auch uns durch den Neuen Bund einen neuen Namen und wir sind getauft auf den allerheiligsten Namen Jesu Christi.
Auch wir dürfen durch dieses heilsame Ereignis am Kreuz beten „in deiner Hand steht meine Zeit“. An Jesu gutem Ausgang können wir wirklich erkennen, dass wir uns ganz auf die Vorsehung Gottes verlassen dürfen.
„Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, hilf mir in deiner Huld! Euer Herz sei stark und unverzagt, ihr alle, die ihr den HERRN erwartet.“ Jesus hat gebetet: „Hilf mir in deiner Huld!“ Gott hat es getan und so kann Jesus zu uns Menschen heute sagen: „Euer Herz sei stark und unverzagt, ihr alle, die ihr den HERRN erwartet.“ Ja, wir warten auf die Wiederkunft Christi und so ermutigt Christus selbst uns, standhaft zu sein und unser Kreuz zu tragen. Er hat es auch getan.

Hebr 4-5
14 Da wir nun einen erhabenen Hohepriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten.

15 Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat.
16 Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!
7 Er hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht.
8 Obwohl er der Sohn war, hat er durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt;
9 zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden
10 und wurde von Gott angeredet als Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks.

In der zweiten Lesung hören wir aus dem Hebräerbrief eine Betrachtung der hohepriesterlichen Identität Christi, der zugleich das dargebrachte Opfer ist.
Wir haben einen erhabenen Hohepriester, der nun beim Vater ist, der förmlich „die Himmel durchschritten hat“. Aus dem Grund werden wir durch den Brief dazu ermutigt, standhaft am Bekenntnis Jesu Christi festzuhalten.
Er ist ein mitfühlender Hohepriester, der selbst alle Leiden durchgemacht hat. Er ist den ganzen menschlichen Weg gegangen, ohne dabei zu sündigen. Er ist selbst zum Opfertier geworden, um die Sünde von den Menschen zu nehmen.
Dies erfüllt uns bis heute mit Zuversicht und zeigt, dass Gottes Thron ein Gnadenthron ist. Gott ist Mensch geworden, um die Welt zu retten. Er wird uns heute auch nicht im Stich lassen, sondern wir werden „Hilfe erlangen zur rechten Zeit“.
Jesus hat „mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten“ formuliert. Er hat mit dem letzten Rest an Atem, der ihm im grausamen Erstickungstod noch blieb, zu seinem Vater gebetet. Er hat vor allem die Psalmen gesprochen. Gott hat ihn erhört, weil er wirklich gottesfürchtig war. Er hat Gott nicht verworfen, nicht mit ihm gehadert, nie an seiner absoluten Güte gezweifelt. Er ist der Sohn Gottes, aber er hat den Gehorsam verstanden. Das Wort an der Stelle ist ἔμαθεν emathen. Es kommt von manthano, was meistens mit „lernen, verstehen“ übersetzt wird. Es hat noch weitere Bedeutungen und wir sehen am gesamtbiblischen Zeugnis, dass Jesus nichts Neues lernen musste in Bezug auf den Vater und die Heilsgeschichte. Er wusste ja schon alles. Wir hören im Lukasevangelium ja auch schon davon, dass Jesus schon als Kind seinen Eltern gehorsam ist (bis auf die prophetische Zeichenhandlung im Tempel). So kann man an dieser Stelle mit „verstehen oder wissen“ übersetzen. Jesus verstand oder erkannte, dass er bei allem Leiden doch nur eines konnte – gehorsam sein.
Und damit hat er ein Beispiel gegeben denen, die wiederum ihm gehorsam sein sollen. Dadurch antworten wir nämlich mit einem Ja auf die von Gott erwiesene Liebe. Uns ist alles bereitet worden, aber wir müssen die Erlösung und Vergebung Gottes annehmen. Dies tun wir, indem wir den Weg Jesu nachgehen und zu seinen Jüngern werden.
Jesus ist Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks. Das ist eine tiefe Wahrheit, die eine typologische Verbindung von Jesus und Melchisedek offenbart. Dieser ist König und Priester von Salem, der Bezeichnung Jerusalems in frühen Zeiten (Gen 14)! Er begegnet Abraham und bringt Brot und Wein dar. Man weiß nichts von seinem Ursprung und er segnet Abraham, wodurch er höher steht als dieser. Auf Jesus angewandt lehrt es uns: Jesu hohepriesterliche Identität steht höher als das aaronitische Priestertum. Er bringt im Abendmahlssaal ebenfalls Brot und Wein dar. Er ist dieser wahre König des Höchsten. Er ist aber nicht mehr König der irdischen Stadt Jerusalem, sondern des himmlischen! Er ist König des Reiches Gottes. Was wir hier im Hebräerbrief lesen, wird schon über den Messias in Ps 110 ausgesagt. Das ist ebenfalls Zeichen seines Triumphes über den Tod.

Joh 18-19
1 Nach diesen Worten ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus, auf die andere Seite des Baches Kidron. Dort war ein Garten; in den ging er mit seinen Jüngern hinein. 2 Auch Judas, der ihn auslieferte, kannte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen war. 3 Judas holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der Hohepriester und der Pharisäer und kam dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. 4 Jesus, der alles wusste, was mit ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazaret. Er sagte zu ihnen: Ich bin es. Auch Judas, der ihn auslieferte, stand bei ihnen. 6 Als er zu ihnen sagte: Ich bin es!, wichen sie zurück und stürzten zu Boden. 7 Er fragte sie noch einmal: Wen sucht ihr? Sie sagten: Jesus von Nazaret. 8 Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese gehen! 9 So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast. 10 Simon Petrus, der ein Schwert bei sich hatte, zog es, traf damit den Diener des Hohepriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Diener aber hieß Malchus. 11 Da sagte Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat – soll ich ihn nicht trinken?
12 Die Soldaten, der Hauptmann und die Gerichtsdiener der Juden nahmen Jesus fest, fesselten ihn 13 und führten ihn zuerst zu Hannas; er war nämlich der Schwiegervater des Kajaphas, der in jenem Jahr Hohepriester war. 14 Kajaphas aber war es, der den Juden den Rat gegeben hatte: Es ist besser, dass ein einziger Mensch für das Volk stirbt. 15 Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser Jünger war mit dem Hohepriester bekannt und ging mit Jesus in den Hof des Hohepriesters. 16 Petrus aber blieb draußen am Tor stehen. Da kam der andere Jünger, der Bekannte des Hohepriesters, heraus; er sprach mit der Pförtnerin und führte Petrus hinein. 17 Da sagte die Pförtnerin zu Petrus: Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sagte: Ich bin es nicht. 18 Die Knechte und die Diener hatten sich ein Kohlenfeuer angezündet und standen dabei, um sich zu wärmen; denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. 19 Der Hohepriester befragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. 20 Jesus antwortete ihm: Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im Geheimen gesprochen. 21 Warum fragst du mich? Frag doch die, die gehört haben, was ich zu ihnen gesagt habe; siehe, sie wissen, was ich geredet habe. 22 Als er dies sagte, schlug einer von den Dienern, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte: Antwortest du so dem Hohepriester? 23 Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich? 24 Da schickte ihn Hannas gefesselt zum Hohepriester Kajaphas. 25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sagten sie zu ihm: Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete und sagte: Ich bin es nicht. 26 Einer von den Knechten des Hohepriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sagte: Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen? 27 Wieder leugnete Petrus und gleich darauf krähte ein Hahn.

28 Von Kajaphas brachten sie Jesus zum Prätorium; es war früh am Morgen. Sie selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können. 29 Deshalb kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen? 30 Sie antworteten ihm: Wenn er kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert. 31 Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn doch und richtet ihn nach eurem Gesetz! Die Juden antworteten ihm: Uns ist es nicht gestattet, jemanden hinzurichten. 32 So sollte sich das Wort Jesu erfüllen, mit dem er angedeutet hatte, welchen Tod er sterben werde. 33 Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? 34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? 35 Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? 36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. 37 Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. 38 Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. 39 Ihr seid aber gewohnt, dass ich euch zum Paschafest einen freilasse. Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freilasse? 40 Da schrien sie wieder: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.
1 Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. 2 Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf das Haupt und legten ihm einen purpurroten Mantel um. 3 Sie traten an ihn heran und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht. 4 Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: Seht, ich bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, dass ich keine Schuld an ihm finde. 5 Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, der Mensch! 6 Als die Hohepriester und die Diener ihn sahen, schrien sie: Kreuzige ihn, kreuzige ihn! Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an ihm. 7 Die Juden entgegneten ihm: Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich zum Sohn Gottes gemacht hat. 8 Als Pilatus das hörte, fürchtete er sich noch mehr. 9 Er ging wieder in das Prätorium hinein und fragte Jesus: Woher bist du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. 10 Da sagte Pilatus zu ihm: Du sprichst nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen?
 11 Jesus antwortete ihm: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat auch der eine größere Sünde, der mich dir ausgeliefert hat. 12 Daraufhin wollte Pilatus ihn freilassen, aber die Juden schrien: Wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich zum König macht, lehnt sich gegen den Kaiser auf. 13 Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus herausführen und er setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos, auf Hebräisch Gabbata, heißt. 14 Es war Rüsttag des Paschafestes, ungefähr die sechste Stunde. Pilatus sagte zu den Juden: Seht, euer König! 15 Sie aber schrien: Hinweg, hinweg, kreuzige ihn! Pilatus sagte zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohepriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser.
16 Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus. 17 Und er selbst trug das Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota heißt. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus. 19 Pilatus ließ auch eine Tafel anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. 20 Diese Tafel lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. 21 Da sagten die Hohepriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. 23 Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, und dazu das Untergewand. Das Untergewand war aber ohne Naht von oben ganz durchgewoben. 24 Da sagten sie zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies taten die Soldaten. 25 Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26 Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! 27 Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 28 Danach, da Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. 29 Ein Gefäß voll Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. 30 Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist. 31 Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten – dieser Sabbat war nämlich ein großer Feiertag – , baten die Juden Pilatus, man möge ihnen die Beine zerschlagen und sie dann abnehmen. 32 Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war. 33 Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, 34 sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus. 35 Und der es gesehen hat, hat es bezeugt und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, dass er Wahres sagt, damit auch ihr glaubt. 36 Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen. 37 Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. 38 Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur im Verborgenen. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab. 39 Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. 40 Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. 41 An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. 42 Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.

Als Evangelium wird heute die Passion nach dem Johannesevangelium berichtet. Sie ist sehr umfangreich, weshalb ich nicht alles auslegen kann. Deshalb greife ich einige Aspekte heraus. Die Leidensgeschichte nach Johannes ist eine Geschichte der Erhöhung Jesu: Der wahre König nimmt seinen Weg bis nach Golgota, um dort inthronisiert zu werden. Sein Thron ist das Kreuz, seine königliche Insignie ist die Dornenkrone. Und doch ist sein Königtum nicht von dieser Welt, wie er zu Pilatus sagt. Er ist anders als alle Herrscher dieser Welt. Er unterdrückt nicht, sondern dient, er regiert nicht mit Gewalt, sondern mit der Ohnmacht der Liebe, er ist ein König, der Zeugnis ablegt für die Wahrheit, weil er selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.
Ephräm der Syrer sagt über Jesu Todesangst im Garten Getsemani: „Sein Schweiß wurde wie Blutstropfen“, sagt der Evangelist. Er schwitzte, um Adam, der krank war, zu heilen. „Im Schweiße deines Angesichts“, sagte Gott, „wirst du dein Brot essen“. Er blieb im Gebet in diesem Garten, um Adam wieder in seinen eigenen Garten zurückzubringen.“ Die Jesus-Adam-Typologie ist so evident und frühkirchlich ganz selbstverständlich betrachtet worden. Jesus macht alles wieder gut für Adam, den ersten Menschen, aber gleichsam mit ihm für die ganze Menschheit, denn „Adam“ heißt „Mensch“. Zwei Gärten, zwei Versuchungen. Adam hat es nicht geschafft. Er ist der Versuchung erlegen. Jesus hat den Ungehorsam Adams gesühnt durch seinen Gehorsam und seine Worte, die wir nach Lukas hören: Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
Als Jesus festgenommen wird, haut Petrus einem Diener das Ohr ab. Jesus ermahnt ihn, keine Gewalt anzuwenden, denn das ist nicht die Weise, wie die Diener Jesu für ihn kämpfen. Sein Königtum ist nicht von dieser Welt und die Waffen, mit denen die Wesen seines Reiches kämpfen, sind geistige Waffen. Das versteht Petrus noch nicht.
Als Jesu Prozess abgehalten wird und Jesus betont, dass er immer öffentlich gesprochen hat, schlägt ihm ein Diener ins Gesicht. Ebenso ist es mit den spottenden Soldaten, die ihm eine Dornenkrone aufsetzen und ihm huldigen. Jesus hält ihnen seine Wange hin, die ihn schlagen. Er setzt selbst um, was er in der Bergpredigt von seinen Jüngern erwartet: Wenn dich einer auf die eine Wange schlägt, halt ihm auch die andere hin. Er schlägt nicht zurück und trachtet nicht nach Rache. Die Ohnmacht der Liebe Gottes steht uns in der Passionserzählung deutlich vor Augen.
Als Jesus vor die Volksmenge geführt wird, sagt Pilatus: Seht, der Mensch. Adam, hier ist er. Jesus nimmt das alles auf sich, um Adam zu retten. Er ist der Nachkomme Adams, der Menschensohn. Benedikt XVI sagt über diese Szene: „In Jesus erscheint der Mensch überhaupt. In ihm erscheint die Not aller Geschlagenen, Zerschundenen. In seiner Not spiegelt sich die Unmenschlichkeit menschlicher Macht, die den Machtlosen so niedertritt.“
Jesu Kreuzweg von ungefähr 800 Metern ist nicht allzu lang, aber sehr beschwerlich nach seiner grausamen Geißelung und all den anderen Leiden, die er bis dahin aushalten musste. Unterwegs passiert so viel, was wir auch im Kreuzweggebet betrachten und das teilweise durch die Evangelienberichte erwähnt wird. Was für ein Triumphzug des Königs! Aus dem Hosanna des Palmsonntags sind Verspottungen und Beschimpfungen, das „Kreuzige ihn“ und der Hass geworden. Über Nacht ist er zur persona non grata geworden. Schließlich erreicht er den Ort seiner Erhöhung, die Schädelstätte, von der es heißt, dass das erste Menschenpaar genau an dieser Stelle begraben worden ist. Jesus und Adam treffen einmal mehr zusammen. Bis hierhin ist nur noch ein Apostel anwesend, zusammen mit der Mutter Jesu und den anderen Frauen. Johannes selbst ist da und wird Zeuge davon, dass alles, was Jesus im Abendmahlssaal angekündigt hat, hier nun zur Vollendung kommt. Immer wieder hören wir in seinem Bericht, wie er die Geschehnisse mit der hl. Schrift in Verbindung bringt und dass Jesus vieles tut, damit diese sich erfüllt.
Er weist zum Beispiel auf Ps 22 hin, in dem die Verteilung der Kleider beschrieben wird. Auch das Trinken des Essigs ist eine Erfüllung des Psalms.
Unter dem Kreuz stehen die Frauen, unter anderem die Schwester Mariens, die auch Maria heißt, also wohl eine Cousine oder andere Verwandte. Sie ist die Mutter der „Brüder“ Jesu, denn an anderer Stelle wird sie die Mutter des Jakobus genannt. Jesus sorgt sich noch sterbend am Kreuz um seine Mutter. Dass er sie verachtet habe, ist eine plumpe Unterstellung, die offenbart, dass jene Menschen ihr Verhältnis nie richtig begriffen haben, die Jesu Worte über die Familie Gottes zum Vorwand gegen Marienfrömmigkeit nehmen. Jesus ist Einzelkind und Maria ist bereits Witwe. Josef ist schon verstorben und er würde mit seinem Tod Maria allein lassen, zumindest ohne direkte Familie. Sicher hätte sie noch ihre Großfamilie, aber was Jesus hier tut, hat noch eine tiefere Bedeutung: Er vertraut sie seinem Lieblingsjünger an, weil dieser stellvertretend für uns alle ist: Frau, siehe deinen Sohn, Sohn, siehe deine Mutter. Wir Gläubigen dürfen Maria als unsere Mutter annehmen, weil sie unsere himmlische Mutter ist.
Nachdem Jesus alles durchgestanden hat, sagt er: Es ist vollbracht. Der Erlösungsplan Gottes ist umgesetzt worden. Jesus übergibt den Geist. Das heißt nicht nur, dass er verstirbt und seinen Lebensatem aushaucht. Das Wort ist πνεῦμα pneuma, das mehrere Bedeutungen hat. Es ist das Wort für den Atem, aber auch für den Geist Gottes. Jesus gibt der Welt den hl. Geist. Das wird dadurch auch ausgesagt.
Um die Kreuzigung zu beschleunigen, brach man den Gekreuzigten die Beine. Auf diese Weise konnten sie sich nicht mehr hochziehen und erstickten innerhalb kürzester Zeit. Weil jener Freitag Rüsttag ist und die Gekreuzigten über das kommende Pessachfest nicht am Kreuz bleiben sollten, brechen die Römer ihnen also die Beine. Jesus ist aber bereits tot, weshalb sie es bei ihm nicht tun. Johannes betont, dass auch dies Fügung Gottes ist und die hl. Schrift sich erfüllt. So wie die Knochen des Pessachlamms laut Ex 12,46 nicht gebrochen werden sollen, so geschieht es mit dem Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
Johannes beobachtet noch etwas, und das soll uns als Zeugnis dienen, vor allem damals seinen Gegnern, den sogenannten Doketisten, die den Tod Jesu geleugnet haben: Um sicherzustellen, dass Jesus wirklich tot ist, sticht ein Soldat mit der Lanze in seine Seite und sogleich fließen Blut und Wasser heraus. Das beweist, dass Jesus zum Zeitpunkt des Lanzenstichs bereits tot ist, denn das „Wasser“, das Johannes sieht, ist Blutplasma, das sich bereits vom restlichen Blut gelöst hat. Im Tod zerfällt das Blut in seine Einzelteile. Auch dieser Umstand ist in der hl. Schrift belegt, nämlich bei Sacharja: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben (Sach 12,10).
Über das Begräbnis noch eine kleine Bemerkung: Es wird ganz unspezifisch von einem Garten berichtet, in dem sich ein neues Grab befindet. Dies ist höchst signalhaft, denn der neue Adam kommt wieder in einen Garten und in diesem Garten wird er am dritten Tage auferstehen. Der Tod des ersten Menschen im Garten im Moment seiner Sünde und das Leben des zweiten Menschen im Garten im Moment der Auferstehung – diesen Zusammenhang wird Johannes ganz lebendig vor Augen gehabt haben. Ephräms Zitat könnte man auf diesen Garten ausweiten.
Das Kreuz ist der Ort der größten Liebe Gottes. Vereinen wir unsere Herzen heute mit dem Herzen Jesu, das heute geöffnet wird für die ganze Welt.

Ihre Magstrauss

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