6. Dezember: Hl. Nikolaus von Myra

Heute feiern wir einen besonders beliebten Heiligen, Nikolaus, der vor allem für die Kinder mit Freude verbunden ist. Viele Bräuche sind mit dem Nikolausfest verbunden, bei denen unter anderem die Stiefel an die Tür gestellt und mit Süßigkeiten gefüllt werden. Doch wer war dieser Metropolit und Wundertäter von Myra? Eines ist klar: Er ist viel mehr als ein gutmütiger Opa, der Geschenke verteilt.

Nikolaus wurde um 283 im kleinasiatischen Patara geboren und starb um 348 in Myra. Er soll mit neunzehn Priester geworden sein und erbte ein großes Vermögen nach dem Tod seiner Eltern. Dieses verteilte er an Arme und konnte zum Beispiel einer bekannten Überlieferung nach junge Frauen finanziell unterstützen, die heiraten wollten, aber über keine Mitgift verfügten. Die Legende besagt, dass Nikolaus das Geld heimlich durchs Fenster ins Haus warf und die Frauen davor bewahrte, zwangsprostituiert zu werden. Nach einer Pilgerreise ins Hl. Land wurde Nikolaus Bischof von Myra. In dieser Rolle konnte Nikolaus einerseits diplomatisch klug vorgehen, andererseits temperamentvoll agieren. Es ranken sich einige Legenden um wundersame Rettungsaktionen, in denen er zum Beispiel dem Kaiser erschien und um Befreiung der Gefangenen bat. Er rettete aber auch Schiffbrüchige, indem er einen Sturm stillte. Drei gepökelte Männer wurden durch ihn zum Leben erweckt. Nikolaus war eifrig in der Bekämpfung von Irrlehren und ds Heidentums. So zerstörte er Artemistempel in den Küstenorten Lykiens. Unter anderem diese Aktionen brachten Nikolaus während der schlimmen Christenverfolgung seiner Zeit ins Gefängnis. Er wurde grausam gefoltert. Im Kampf gegen den Arianismus soll er sehr deutlich für den nizänischen Glauben eingetreten sein und habe der Überlieferung nach Arius sogar eine Ohrfeige verpasst. Interessant ist auch die Wirkungsgeschichte des hl. Nikolaus: Er ist ein sehr wirkmächtiger Heiliger, was seine mächtige Fürsprache anbelangt. Die Verehrung des Heiligen begann schon sehr früh und verbreitete sich im ganzen römischen Reich. Er ist auch im Osten ein sehr beliebter Heiliger. Insgesamt ist er ein Volksheiliger, um den sich viele Legenden ranken. Wir realisieren seinen Einfluss an der Menge an Kirchen und Kapellen, die auf seinen Namen geweiht wurden. Vom 11. bis zum 16. Jahrhundert wurden diesseits der Alpen mehr als 2200 Kirchen nach Nikolaus benannt. Am 6. Dezember wurde nach früherer Perikopenordnung das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäusevangelium 25, 14 – 23) erzählt: Drei Knechten wird jeweils Geld anvertraut; jeder muss Rechenschaft ablegen, was er mit dem Geld gemacht hat. Der bekannte Brauch der Befragung der Kinder durch den Nikolaus, ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien, geht auf diese Praxis zurück. Ursprünglich war der Nikolaustag das Datum, an dem es eine Bescherung gab. Die Bräuche rund um den Nikolaustag haben sich mit der Zeit mit dem Weihnachtsfest vermischt.

Nikolaus ist Patron von Russland, Lothringen; von Rosenheim, Amsterdam, Kanton und Stadt Fribourg, Bari, Meran und Lagonegro bei Potenza in Italien, Alicante in Spanien, Spetses in Griechenland und New York; der Kinder, der Schüler, Mädchen, Jungfrauen, Frauen mit Kinderwunsch, Gebärenden und alten Menschen, der Ministranten, Feuerwehr, der Pilger und Reisenden; der Sinti und Roma, der Gefangenen, Diebe und Verbrecher, der Eigentümer und Bettler; der Seeleute, Schiffer, Fischer, Flößer, Schiffsbauer, Matrosen und Fährleute, der Kaufleute, Bankiers, Pfandleiher; der Richter, Rechtsanwälte und Notare, der Apotheker, Bauern, Bäcker, Müller, Korn- und Samenhändler, Metzger, Bierbrauer, Schnapsbrenner, Wirte, Weinhändler, Fassbinder, Parfümhersteller und -händler, Schneider, Weber, Spitzen- und Tuchhändler, Knopfmacher, Brückenbauer, Steinmetze, Steinbrucharbeiter, Kerzenzieher; für glückliche Heirat und Wiedererlangung gestohlener Gegenstände; gegen Wassergefahren, Seenot und Diebe; (zweiter) Patron des Bistums Lausanne-Genf-Fribourg und des Bistums Bari-Bitonto.

An seinem Gedenktag ist folgendes Evangelium vorgesehen:

Lk 10
1 Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.

2 Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
3 Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.
4 Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg!
5 Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!
6 Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren.
7 Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!
8 Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt.
9 Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe!

Im Evangelium sendet Jesus 72 Personen aus seinem erweiterten Jüngerkreis zu zweit hinaus, weil die Evangelisierung so schneller vorangehen kann. Er tut es aber nicht nur aus pragmatischen Gründen. Das ist nie der Hauptgrund im Falle Jesu. Er möchte seine Jünger dafür sensibilisieren, dass sie nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, nach der Geistsendung auf diese Weise das Reich Gottes bis an die Enden der Erde bringen sollen und dabei in seiner Vollmacht all die Heilstaten des Messias weiterführen werden. Es handelt sich also sozusagen um eine „Generalprobe“, die vorübergehend ist.
Er sagt ein Wort, dass entscheidend auch für uns heute ist: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ Jesus gibt hier verbindlich als Gottes Sohn das Konzept vor, wie auch wir heute verfahren sollen! Die Ernte ist groß, sie wird nie weniger, solange die Erde sich dreht. Es kommen immer wieder neue Generationen, die von Christus erfahren sollen und die Gott zur Heiligkeit beruft. Auch zur Zeit des hl. Nikolaus gibt es so viel zu tun und auch so viel Not. Und es wird immer zu wenig Arbeiter geben, ein ständiger Mangel ist vorprogrammiert – durch Christus selbst! Aber warum ist das so? Dieser Weg des Arbeitens im Weinberg Gottes kostet sehr viel. Es ist ein teurer Preis, den man zahlt, und das ist höchst unattraktiv. Wer ist schon bereit, für Christus unter Umständen sein Leben hinzugeben? Nicht viele können zölibatär leben, die Welt hinter sich lassen und mit einem Bein in der Ewigkeit leben. Vor allem – dazu muss man berufen werden! Jesus sagt: „Bittet den Herrn der Ernte“. Er sagt nicht, „unternehmt etwas, damit es mehr Arbeiter gibt.“ Er sagt, dass wir sie von Gott erbitten müssen, der die Menschen beruft. Statt uns über den Priestermangel zu beklagen, sollen wir als Kirche heutzutage auf die Knie fallen und den Herrn darum anflehen! Wenn wir das Problem des Priestermangels selbst angehen wollen, indem wir die „Arbeitsbedingungen“ ändern, z.B. durch Lockerung des Zölibats, versuchen wir, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Damit stellen wir uns dem Willen Gottes quer und verlieren seinen Segen. Der hl. Nikolaus ist den Weg gegangen. Er hat ein großes Vermögen geerbt und hätte es sich gutgehen lassen. Stattdessen verteilte er sein Vermögen an Notleidende, widmete sich ganz der Evangelisierung und ging sogar für seinen Glauben ins Gefängnis, um gefoltert zu werden. Das ist ein schwerer Weg, aber er ging ihn aus Liebe zu Gott und aus Berufung. Dieser Weg ist wahrlich eine Sendung von Schafen mitten unter die Wölfe. Es sind Soldaten, die in eine Schlacht mit sehr mächtigen Feinden geschickt werden. Es ist ein ganz großer Kampf, auf den sich die Geistlichen einlassen, wenn sie ihr Ja geben. Deshalb müssen wir sehr viel für unsere Geistlichen beten! Wie sehr werden diese von den Mächten der Finsternis angegriffen und versucht! Sie sind auf unsere Gebete, unser Fasten und Opfern unbedingt angewiesen! Nikolaus hat zum Beispiel auf dem Konzil von Nizäa wortwörtlich kämpfen müssen, um Arius‘ Irrlehren zu stoppen, die die ganze Kirche verpesten sollten. Der sichtbare Teil der Kirche auf Erden ist wahrlich die streitende Kirche!
Jesus weist die Jünger dazu an, ohne Vorratstasche, Schuhe etc. loszuziehen, um zu sagen: Ihr sollt ganz auf die Vorsehung Gottes vertrauen. Euch soll es zuerst um das Reich Gottes gehen, alles andere wird euch dazugegeben. Sie sollen darauf vertrauen, dass Gott ihnen das alles durch andere Menschen geben wird. Dadurch vollziehen diese Jünger für die Menschen eine prophetische Zeichenhandlung. So wie Jesus alles, was er verkündet, auch an seinem Leben verdeutlicht, so sollen seine Nachfolger ebenfalls an ihrer Lebensführung das Verkündete lebendig werden lassen. So können die Menschen an ihrer Person das Gesagte ablesen und werden es als authentisch annehmen.
Sie sollen zudem in dem Haus bleiben, in das sie einkehren. Das soll heißen, dass sie nicht schauen sollen, wo es angenehmer ist. Sie sollen dankbar annehmen, was ihnen angeboten wird. Sie dürfen sich dabei ohne schlechtes Gewissen bewirten lassen, denn ihre Arbeit besteht in der Evangelisation und wer arbeitet, darf auch einen Lohn erwarten.
Der Kern der Verkündigung seiner Jünger soll derselbe sein wie bei seiner eigenen Verkündigung: „Das Reich Gottes ist euch nahe!“ Die Menschen sollen das Heil Gottes auch durch Krankenheilungen erfahren, denn Gott ist Heiland. Er ist unser Arzt, der alles gut macht, der uns an Leib und Seele gesunden lässt.

Im hl. Nikolaus strahlt die Menschenfreundlichkeit Gottes auf. Mögen wir auf seine Fürsprache auch zum Spiegel dieser Menschenfreundlichkeit werden, sodass die Menschen an unserem Verhalten einen Strahl der Herrlichkeit Gottes aufblitzen sehen!

Hl. Nikolaus, bitte für uns!

Hier die Auslegungen des Tages: https://magstrauss.com/2021/12/07/dienstag-der-zweiten-adventswoche/

Ihre Magstrauss

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