15. Dezember: Carlo Steeb

Heute sind sehr viele Heilige vorgesehen, wobei für keinen Tagesheiligen in der Liturgie eigene Lesungen vorhanden sind. Aus der großen Auswahl fällt der sel. Carlo Steeb auf, Priester und Ordensgründer, der 1773 in Tübingen geboren und 1856 im italienischen Verona starb.

Johannes Heinrich Karl Steeb, so sein voller Name, war Sohn eines Wollhändlers und Gastwirts. Er wuchs pietistisch-evangelisch auf und kam nach Abschluss des Gymnasiums nach Paris, um eine kaufmännische Ausbildung zu erhalten. Zwei Jahre später ging er nach Verona, um Handelspartner seines Vaters kennen zu lernen. Dort kam er mit dem katholischen Glauben in Berührung, wodurch er innerhalb von fünf Monaten katholisch wurde. Er nannte sich von da an Carlo, studierte Theologie und wurde Priester. Zunächst pflegte er Verletzte in Lazaretten und kümmerte sich um die Randständigen. Dort bekam er schnell den Ruf eines besonders guten Beichtvaters und geistlichen Begleiters. Aufgrund seiner deutschen Herkunft fungierte er dort auch als Dolmetscher für Soldaten – in jener Zeit wütete der Erste Koalitionskrieg – später unterrichtete er Deutsch, wirkte an einem Mädchenkolleg als Erzieher und gründete 1840 mit Vicenza Maria Poloni die Kongregation der Schwestern der Barmherzigkeit von Verona, deren Charisma die Krankenpflege darstellt. Zuvor leitete er bereits die Brüdern der Barmherzigkeit, die schon seit 1796 bestand und von Pietro Leonardi gegründet worden war. 1848 wurde die Kongregation päpstlich bestätigt. Heutzutage gibt es weltweit 1000 Schwestern der Barmherzigkeit. Carlo Steeb ist 1975 seliggesprochen worden.

Jesus sagt einmal: „Die Armen habt ihr immer bei euch“ (Joh 12,8). Im ursprünglichen Kontext möchte er verdeutlichen, dass er selbst nicht immer bei den Menschen ist (zumindest nicht in Menschengestalt, weil er kurz vor seinem Leiden und Tod stand). Doch diese Aussage an sich sollte man nicht zu schnell überlesen. Die Armen wird es immer geben, solange der Mensch ein Sünder ist, der nimmt, was ihm nicht gehört, der ausbeutet und auspresst wie eine Zitrone, sich an dem bereichert, was anderen zusteht. Solange es die Armen gibt, bedarf es jener, die sich der Armen annehmen. Der sel. Carlo Steeb hat dies als seine Berufung angesehen und dementsprechend eine Gemeinschaft gegründet, die Menschen sammelt, die ebenfalls diese Berufung besitzen. Sie leben die Barmherzigkeit, die von Gott kommt und den Mitmenschen erwiesen werden soll. Der sel. Carlo hat sich den Spitznamen „Samariter von Verona“ wirklich verdient, weil er das Charisma ganz ausgelebt hat. Er schreibt folgendes in seinen spirituellen Leitlinien:

Sie werden sich mit aller Sorgfalt der Unterrichtung armer Mädchen widmen, und zwar nicht nur derer, die ihre Schule besuchen, welchen Alters sie auch seien und zu welcher Stunde sie sich einfinden: besonders aber derer, die um ihre Nahrung betteln gehen und die sie nicht abweisen dürfen, selbst wenn sie während ihrer Tischzeit kommen sollten und nicht warten können; doch außerdem auch derjenigen, die aus Verwilderung oder Schüchternheit nicht den Mut haben sollten, zu erscheinen. Diese werden sie mit herzlicher Zuneigung zu sich rufen, liebreich aufnehmen, und um sich auf die Ebene ihrer Schwäche zu stellen, mögen sie mit ihnen unter vier Augen sprechen; mit der gleichen oder gar noch größerer Sorgfalt werden sie sich derer annehmen, die fast nie die Schule besuchen, zum Beispiel derer, die das Vieh auf die Weide zu führen haben; um diese zu unterrichten, werden sie jeden Augenblick und jede Gelegenheit wahrnehmen, das heißt im Dorf, auf den Feldern, auf den Straßen, wo sie zusammentreffen. …
Sind Kranke zu besuchen, so wird das eine der Schwestern übernehmen, während die andere den Unterricht besorgt. Doch wenn sich keine Kranken an dem Ort befinden, so werden alle beiden unterrichten. …
Da ihre Hauptbeschäftigung darin besteht, den armen Kranken zu Diensten zu stehen, werden sie das mit aller nur denkbaren Herzlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Eifer tun, wobei sie bedenken müssen, dass sie dieses Liebeswerk nicht so sehr den armen Kranken antun, sondern vielmehr Jesus Christus selbst. Deshalb werden sie selbst ihnen Nahrung und Arzneien bringen und sie mit allem Mitleid, aller Sanftmut, Herzlichkeit und Ehrfurcht behandeln, selbst solche, die sich als lästig und unzufrieden erweisen, und für die sie Abscheu empfinden oder geringere Zuneigung. Sie sollen sich große Gewissensbisse machen, falls sie die Leiden der Armen durch ihr Verschulden vergrößern sollten, indem sie ihnen nicht die erforderliche Hilfe im rechten Augenblick oder auf die vorgeschriebene Weise leisten: sei es aus Nachlässigkeit oder aus schuldhafter Vergesslichkeit oder aus übergroßer Anhänglichkeit an ihre geistlichen Übungen, die sie unterbrechen oder vernachlässigen müssen, um den armen, bedürftigen Kranken beizustehen. …
Sie sollen die niedrigen Dienste bevorzugen, vor denen man eine natürliche Abscheu empfindet, und nicht die, welche als ehrenvoller und angenehmer erachtet werden; sie sollen stets den letzten Platz für sich selbst nehmen und den der anderen ablehnen, stets glauben, besser behandelt zu werden, als sie es im Vergleich zu ihren Sünden verdienen. …
Aus Liebe zu Gott sollen sie freudig die Unbequemlichkeiten und Widerwärtigkeiten ertragen, das Gespött und die Verleumdungen, mit einem Wort: alle die Ungerechtigkeiten, die man ihnen antun kann, wenn ihr Werk auch noch so gut gewesen ist.

„…wobei sie bedenken müssen, dass sie dieses Liebeswerk nicht so sehr den armen Kranken antun, sondern vielmehr Jesus Christus selbst.“

Jesus sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25,40).“ Carlo hat einen Weg gefunden, dieses Gleichnis in seiner Zeit, in seinem kulturellen und historischen Kontext zu realisieren. Er ist zum Multiplikator der Barmherzigkeit Gottes geworden. Fragen wir uns heute, wo wir zu einem Multiplikator in unserem Lebensumfeld werden, wo wir das noch verbessern können, sodass auch wir immer mehr Gottes Liebe in die Welt im Jahre 2022 hineintragen.

Hier die Tageslesungen: https://magstrauss.com/2021/12/16/donnerstag-der-dritten-adventswoche/

Sel. Carlo Steeb, bitte für uns!

Ihre Magstrauss

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