Heute gedenken wir einer östlichen Wundertäterin und Äbtissin eines Klosters auf der Insel Ägina aus dem 9. Jh. namens Athanasia. Sie wurde in eine fromme christliche Familie hineingeboren und ihre Eltern hießen Niketas und Marina. Bereits im Alter von sieben Jahren studierte das Mädchen den Psalter, den sie ständig und mit Gefühl las. Einmal, als sie am Webstuhl arbeitete, so die Überlieferung, sah sie einen leuchtenden Stern, der von oben auf sie herabkam, ihre Brust berührte und ihr ganzes Wesen erhellte, um dann zu verschwinden. Von diesem Augenblick an war die Seele des Mädchens erleuchtet und sie war fest entschlossen, in ein Kloster einzutreten. Als die heilige Athanasia sechzehn Jahre alt wurde, baten ihre Eltern sie, zu heiraten. Sie willigte ein, doch nach sechzehn Tagen wurde ihr Mann von Barbaren getötet, die in Ägina einfielen. Sie beschloss, sich Gott zu weihen. Dann erließ Kaiser Michael der Stammerer (820-829) ein Dekret, das allen jungen Witwen und Jungfrauen befahl, sich einen Ehemann zu nehmen. Daher war die heilige Athanasia gezwungen, erneut zu heiraten. Es heißt, dass ihr zweiter Ehemann ein Moslem war, den sie durch ihren heiligen Lebenswandel bekehrte. Sie führte ein frommes und tugendhaftes Leben. Sie verrichtete Hausarbeit, half Kranken und Bedürftigen und nahm Wanderer auf. An Sonn- und Feiertagen lud sie Verwandte und Bekannte in ihr Haus ein und las ihnen aus der Heiligen Schrift vor. Unter ihrem Einfluss trat ihr Mann in ein Kloster ein und machte Fortschritte in Tugend und Heiligkeit. Bald darauf ging er zum Herrn hinüber. Die Heilige verschenkte ihren Besitz, wurde Nonne und gründete an einem abgelegenen Ort ein Frauenkloster. Nach vier Jahren baten die Schwestern die heilige Athanasia, Äbtissin der kleinen Gemeinschaft zu werden. Trotz ihrer Stellung übertraf die Heilige alle anderen an Sanftmut und Demut. Sie fragte nach den Verfehlungen der Schwestern mit Liebe, nicht mit Zorn. Obwohl sie den Titel einer Äbtissin trug, betrachtete sie sich selbst als die Geringste unter den Schwestern und hatte stets das Gebot des Erlösers vor Augen: „Wer unter euch der Erste sein will, der soll euer Diener sein“ (Mt. 20,27). Die Heilige erlaubte den Schwestern nie, sie zu bedienen, nicht einmal, ihr Wasser über die Hände zu gießen. Sie trug ein Haarhemd und darüber Kleider aus grober Schafwolle. Sie schlief sehr wenig und betete die meiste Zeit der Nacht. Tagsüber arbeitete sie zusammen mit den Schwestern. An den meisten Tagen aß sie nur Brot und Wasser, und zwar in Maßen und erst nach der neunten Stunde des Tages. Sie aß weder Käse noch Fisch, außer zu den Feiertagen. In der Fastenzeit aß sie kein Brot und trank kein Wasser. Nur jeden zweiten Tag aß sie etwas Gemüse. Die heilige Athanasia erhielt von Gott die Gabe der Heilung. Nachdem sie einen Mann geheilt hatte, der an einer Augenkrankheit litt, strömten die Menschen in Scharen zu ihr, um Heilung von ihren seelischen und körperlichen Gebrechen zu erlangen. Von den zahlreichen Gaben, die dem Kloster zugeführt wurden, baute sie drei Kirchen: eine, die der heiligen Theotokos geweiht war, eine weitere dem heiligen Propheten Johannes dem Täufer, und die dritte dem heiligen Nikolaus dem Wundertäter. Ihre zunehmende Berühmtheit beunruhigte die Heilige, und sie nahm die beiden Schwestern, die ihr geistig am nächsten standen (Maria und Eupraxia), und ging heimlich nach Konstantinopel. Dort trat sie als einfache Nonne in eines der Frauenklöster ein, wo sie sieben Jahre lang lebte. Auch hier erregte ihr heiliges Leben Aufmerksamkeit. Die Schwestern des Klosters Aegina erfuhren, wohin ihre Äbtissin gegangen war, und sie gingen zu ihr und baten sie inständig, zurückzukehren. Sie unterwarf sich dem Willen Gottes und kehrte in das von ihr gegründete Kloster zurück. Bald darauf hatte sie eine Vision von zwei strahlenden Männern, die ihr ein Dokument übergaben, auf dem stand: „Hier ist deine Freiheit, nimm sie und freue dich.“Die heilige Athanasia verbrachte die zwölf Tage vor ihrem Tod in unablässigem Gebet. Am Vorabend des Festes der Entschlafung der Gottesmutter rief sie die Schwestern zu sich und sagte, dass sie den Psalter nur bis zum zwölften Psalm lesen könne. Die Heilige bat sie, den Rest für sie in der Kirche weiterzulesen. Die Schwestern gingen in die Kirche und erfüllten dort ihre Bitte, und dann kamen sie, um sich von der Heiligen zu verabschieden. Sie segnete sie und bat sie, das kommende Fest feierlich und freudig zu begehen und auch eine Mahlzeit für die Armen und Bedürftigen zu geben. Mit diesen Worten starb die heilige Athanasia am 14. August 860. Die Reliquien der heiligen Athanasia wurden in eine Krypta gelegt und wurden zu einer Quelle der Heilung.
Hier die Tageslesungen: https://magstrauss.com/2022/04/26/dienstag-der-2-osterwoche-3/
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