Heute ist unter anderem der Gedenktag von Papst Gregor VII., der als Ildebrando di Soana, zu Deutsch Hildebrand, um 1015 in einer kleinen Stadt in Mittelitalien geboren wurde, die heute zur Toskana gehört. Er starb am 25. Mai 1085 in Salerno. Sein Vater war Schmied und verdiente so viel Geld, dass er ihn nach Rom zur Klosterschule schicken konnte. Insgesamt liegen die frühen Jahre seines Lebens eher im Dunkeln. Was man weiß, ist, dass der strenge Geist von Cluny dieses römische Kloster durchdrang, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass der junge Hildebrand hier zum ersten Mal jene erhabenen Prinzipien der Kirchenreform verinnerlichte, deren furchtlosester Vertreter er später werden sollte. Schon früh legte er selbst in Rom (nicht in Cluny) seine Ordensprofess als Benediktinermönch ab. Als Kleriker trat er in den Dienst von Johannes Gratian, dem Erzpriester von San Giovanni an der lateinischen Pforte, und wurde nach Gratians Erhebung zum Papst Gregor VI. sein Kaplan. Im Jahr 1046 folgte er seinem päpstlichen Gönner über die Alpen ins Exil und blieb mit Gregor in Köln bis zum Tod des abgesetzten Pontifex im Jahr 1047, als er sich nach Cluny zurückzog. Hier hielt er sich mehr als ein Jahr lang auf. Kurz nach der Thronbesteigung des neuen Papstes Leo wurde er zum Kardinal-Subdiakon und zum Verwalter des Patrimoniums von St. Peter ernannt, bewies sofort jene außergewöhnliche Fähigkeit zur Verwaltung, die später seine Regierung der Universalkirche kennzeichnete. Unter seiner tatkräftigen und fähigen Leitung wurde das Eigentum der Kirche, das in letzter Zeit in die Hände des römischen Adels und der Normannen gelangt war, weitgehend wiederhergestellt und die Einnahmen des Heiligen Stuhls, dessen Schatzkammer erschöpft war, rasch vermehrt. 1054 wurde er als päpstlicher Legat nach Frankreich gesandt, um die Sache des Berengar zu untersuchen. Noch in Tours erfuhr er vom Tod Leos IX., und als er nach Rom zurückkehrte, stellte er fest, dass der Klerus und das Volk ihn, den treuesten Freund und Berater Leos, zum Nachfolger wählen wollten. Er lehnte zunächst ab und es kam zu weiteren Papsternennungen, zuletzt von Nikolaus II. Die beiden wichtigsten Vorgänge dieses Pontifikats – das berühmte Wahldekret, mit dem die Befugnis zur Wahl des Papstes dem Kardinalskollegium übertragen wurde, und das Bündnis mit den Normannen, das durch den Vertrag von Meifi (1059) besiegelt wurde – waren in hohem Maße das Verdienst Hildebrands, dessen Macht und Einfluss in Rom nun übermächtig geworden war. Es war vielleicht unvermeidlich, dass die durch das neue Wahldekret aufgeworfenen Fragen nicht ohne einen Konflikt entschieden werden konnten, und mit dem Ableben von Nikolaus II. im Jahr 1061 kam es zu diesem Konflikt. Als er jedoch nach einem jahrelangen Schisma beendet war, war die kaiserliche Partei mit ihrem Gegenpapst Cadalus besiegt, und Anselm von Baggio, der Kandidat Hildebrands und der Reformpartei, wurde im Lateranpalast erfolgreich als Alexander II. inthronisiert. Durch Nikolaus II. war Hildebrand 1059 in die Würde und das Amt des Archidiakons der Heiligen Römischen Kirche erhoben worden, und Alexander II. machte ihn nun zum Kanzler des Apostolischen Stuhls. Am 21. April 1073 starb Alexander II. Endlich war die Zeit gekommen, in der Hildebrand, der mehr als zwanzig Jahre lang die herausragendste Gestalt der Kirche gewesen war, selbst Papst wurde. Am Tag nach dem Tod Alexanders II., als die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Pontifex in der Lateranbasilika stattfanden, erhob sich plötzlich ein lauter Aufschrei aus der ganzen Schar von Klerus und Volk: „Hildebrand soll Papst werden!“ Alle Einwände des Erzdiakons waren vergeblich, seine Proteste fruchtlos. Später, noch am selben Tag, wurde Hildebrand in die Kirche San Pietro in Vincoli geführt und dort von den versammelten Kardinälen mit Zustimmung des römischen Klerus und unter dem wiederholten Beifall des Volkes rechtmäßig gewählt. Dass dieser außergewöhnliche Ausbruch des Klerus und des Volkes zugunsten Hildebrands das Ergebnis einer vorher getroffenen Absprache gewesen sein könnte, wie manchmal behauptet wird, erscheint nicht wahrscheinlich. Hildebrand war eindeutig der Mann der Stunde, seine strenge Tugend gebot Respekt, sein Genie Bewunderung; und die Schnelligkeit und Einmütigkeit, mit der er gewählt wurde, deutet eher auf eine allgemeine Anerkennung seiner Eignung für das hohe Amt hin. Der neue Papst, der inzwischen zum Priester geweiht worden war, wurde am Fest der Heiligen Petrus und Paulus, dem 29. Juni 1073, feierlich geweiht. Indem er den Namen Gregor VII. annahm, ehrte Hildebrand nicht nur das Andenken und den Charakter seines ersten Gönners Gregor VI., sondern verkündete der Welt auch die Legitimität des Papsttitels.
Sofort unternahm Gregor alle Anstrengungen, um die beiden Übel der Zeit, die Simonie und die klerikale Unzucht, aus der Kirche auszurotten, und setzte sich mit der für ihn charakteristischen Energie und Kraft unablässig für die Durchsetzung jener erhabenen Grundsätze ein, von denen er überzeugt war, dass das Wohlergehen der Kirche Christi und die Erneuerung der Gesellschaft selbst untrennbar damit verbunden waren. Ein weiteres Ziel war die Unterstützung der Christen im Osten und ihre Befreiung von den Seldschuken. Er schrieb an die christlichen Fürsten und forderte sie auf, die Heerscharen der westlichen Christenheit zur Verteidigung des christlichen Ostens zu versammeln, und im März 1074 richtete er ein Rundschreiben an alle Gläubigen, in dem er sie aufforderte, ihren Brüdern im Osten zu Hilfe zu kommen. Das Vorhaben stieß jedoch auf viel Gleichgültigkeit und sogar auf Widerstand; und da Gregor selbst bald in andere Komplikationen verwickelt wurde, die seine ganze Energie in Anspruch nahmen, konnte er seine Absichten nicht verwirklichen, und die Expedition verlief im Sande. Mit bewundernswerter Klugheit begann Gregor sein großes Werk der Reinigung der Kirche durch eine Reformation des Klerus. Auf seiner ersten Fastensynode (März 1074) erließ er die folgenden Dekrete: Kleriker, die irgendeinen Grad oder ein geistliches Amt durch Bezahlung erworben hatten, sollten aufhören, in der Kirche zu dienen. Niemand, der eine Kirche gekauft hatte, sollte sie behalten, und niemandem sollte es in Zukunft erlaubt sein, kirchliche Rechte zu kaufen oder zu verkaufen. Alle, die sich der Unkeuschheit schuldig gemacht haben, sollen aufhören, ihr geistliches Amt auszuüben. Das Volk soll die Ämter von Klerikern ablehnen, die diese Anordnungen nicht befolgen. Vor allem in Deutschland lösten die Erlasse Gregors große Empörung aus. Der gesamte verheiratete Klerus leistete entschiedenen Widerstand und erklärte, der Kanon, der den Zölibat vorschreibt, sei in der Schrift völlig ungerechtfertigt. In Nürnberg teilten sie dem päpstlichen Legaten mit, dass sie lieber auf ihr Priesteramt als auf ihre Frauen verzichten würden, und dass derjenige, dem die Menschen nicht gut genug seien, sich Engel suchen möge, um den Kirchen vorzustehen. Die meisten Bischöfe nahmen die Anweisungen mit offenkundiger Gleichgültigkeit auf, und einige widersetzten sich dem Papst offen. In Frankreich war die Aufregung kaum weniger heftig als in Deutschland. Ein Konzil in Paris verurteilte 1074 die römischen Dekrete, da sie die Gültigkeit der Sakramente von der Heiligkeit des Amtsträgers abhängig machten, und erklärte sie für unerträglich und irrational. Doch der Eifer Gregors kannte kein Nachlassen. Er ließ seinen Dekreten Taten folgen und schickte Legaten in alle Gegenden, die befugt waren, unmoralische und simonische Kirchenmänner abzusetzen. Dabei geriet er zunehmend in den Konflikt mit dem deutschen König Heinrich IV., der weiterhin das bisherige Privileg ausnutzte, Bischöfe zu ernennen. Der Investiturstreit eskalierte, Heinrich wurde die Exkommunikation angedroht, dieser wiederum setzte den Papst ab, woraufhin Heinrich exkommuniziert wurde. Als dieser nach und nach seine Freunde und Unterstützer verlor, fügte er sich, fastete und büßte, während er einen Bußgang nach Canossa unternahm. 1077 wurde er von Gregor dementsprechend wieder rehabilitiert. Die Streitigkeiten endeten hier nicht, sondern es eskalierte wenige Jahre später noch einmal, als Heinrich gegen den Papst vorging und einen Gegenpapst ausrief. Als er mit Truppen gegen den Papst auflief, verschanzte dieser sich in der Engelsburg. Vom Gegenpapst zum Kaiser gekrönt nahm Heinrich viele römische Bürger als Sklaven gefangen und zerstörte die Stadt. Dafür machten die Römer den Papst verantwortlich, der ganz ausgelaugt im Exil in Salerno starb. Seine letzten Worte waren in Anlehnung an Jes 61,8: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst, deshalb sterbe ich in der Verbannung
.“ Gregor VII. wurde von Papst Gregor XIII. 1584 selig- und von Papst Benedikt XIII. 1606 heiliggesprochen. Was er begann, brachte den Stein ins Rollen – die Trennung weltlicher und kirchlicher Gewalt und zugleich die Unterordnung der weltlichen unter die kirchliche.
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