1 Kor 3,18-23; Ps 24,1-2.3-4.5-6; Lk 5,1-11
1 Kor 3
18 Keiner täusche sich selbst. Wenn einer unter euch meint, er sei weise in dieser Welt, dann werde er töricht, um weise zu werden.
19 Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List.
20 Und an einer anderen Stelle: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen; er weiß, sie sind nichtig.
21 Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch;
22 Paulus, Apollos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: Alles gehört euch;
23 ihr aber gehört Christus und Christus gehört Gott.
In den letzten Tagen ging es sehr oft um den Gegensatz zwischen göttlicher und weltlicher Weisheit. Auch heute ist es das Kernthema der Lesung. Weltlich eingestellte Menschen verlachen das Evangelium Christi, weil es für sie töricht ist, dumm, einfach nicht attraktiv oder erstrebenswert. Im Absatz darauf, den wir heute nicht hören, geht es dann um eine andere Art von Unfähigkeit – aufgrund von fehlender Reife. Als Paulus die Gemeinde in Korinth erst gründete, waren ihre Mitglieder noch wie Neugeborene, eben Babys der neuen Schöpfung! Sie vertrugen noch keine schwere Kost, deshalb musste Paulus ihnen Milch zu trinken geben, das heißt mit der Katechese ganz von vorne beginnen. Er konnte noch keine hochkomplizierten theologischen Zusammenhänge erklären. Das heißt er konnte von der göttlichen Weisheit nur einen ganz kleinen Teil zu essen geben. Er sagt auch, dass die Korinther immer noch nicht gereift sind, denn sie sind immer noch sehr voll der weltlichen Weisheit aufgrund der Eifersucht und Streitereien, von denen wir schon in der Einleitung des Briefes gehört hatten. Paulus erklärt noch einmal, dass nicht er oder Apollos oder Kephas die Agierenden der Gemeinde sind, sondern Christus selbst. Sie sind nur unterschiedliche Werkzeuge, die Gott in unterschiedlichen Prozessen anwendet. Dafür verwendet er mehrere Bilder aus den Bereichen des Anbaus und des Hausbaus.
Wer also nach der Taufe, mit der der Mensch die göttliche Sichtweise „erbt“, weiterhin so lebt wie ein Ungetaufter, wird dafür Rechenschaft ablegen.
Wenn man sich der Weisheit der Welt anschließt, dann ist es nichts Rühmliches. Deshalb sagt Paulus: „Keiner täusche sich selbst.“ Man braucht sich nicht einzubilden, dass es vor Gott tatsächlich auch weise ist, was weise in dieser Welt bedeutet. Und deshalb sagt Paulus dagegen, dass man töricht werden muss, um weise zu sein – nämlich vor Gott! Man ist nur dann wirklich weise, wenn die Menschen die eigene christliche Denkweise für dumm halten.
Gott und „Welt“ (das meint immer die gefallene sündige Schöpfung, nicht die Schöpfung an sich, wie Gott sie gewollt hat) stehen sich diametral gegenüber, aber nicht als ebenbürtige Feinde. Es ist eher so, dass Gott die weltlich Weisen in ihrer Eitelkeit (wörtlich Vergänglichkeit) entlarvt.
Und keiner hat das Recht, eine bestimmte Person für sich zu beanspruchen im Sinne eines eigenen Besitzes. Keiner kann sagen, dass Apollos oder Kephas oder Paulus ihm gehört, sondern es sind Werkzeuge Gottes, die für jeden gleichermaßen zur Verfügung stehen. Sie geben sich hin für den Herrn, um für alle hingegeben zu werden. Alle aber, die Missionare und die Gemeindemitglieder, die Zeiten gestern, heute und morgen, gehören Christus. Er ist die Mitte, auf die hin alles überhaupt existiert. Und er wiederum gehört Gott, dem Vater, der alles ins Dasein gerufen hat und der auch seinen einzigen Sohn vor aller Zeit gezeugt hat.
Ps 24
1 Ein Psalm Davids. Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.
2 Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt.
3 Wer darf hinaufziehn zum Berg des HERRN, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
4 Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz, der seine Seele nicht an Nichtiges hängt und keinen trügerischen Eid geschworen hat.
5 Er wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.
6 Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, die dein Angesicht suchen, Jakob.
Als Antwort beten wir den liturgischen Psalm 24, der im Wechselgesang zwischen Gläubigen und Priestern im Tempel von Jerusalem gebetet worden ist. In den ersten Versen wird die Universalherrschaft Gottes thematisiert: „Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.“ Nicht nur der Planet ist Gottes Eigentum, sondern auch die Lebewesen auf der Erde. Alles gehört ihm, weil er alles geschaffen hat, „denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt.“ Wir müssen bei diesen Worten bedenken, wie das Weltbild der Menschen damals aussah: Man glaubte, dass die Erde von Wasser umschlossen war, sodass unter der Erde sowie über dem Himmel Wasser vermutet worden ist. Man glaubte, dass die Erde auf Pfeilern über dem Urmeer errichtet worden sei. Das steckt hinter der Formulierung, dass der Erdkreis auf Meere gegründet sei.
„Wer darf hinaufziehn zum Berg des HERRN, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?“ ist eine Frage der Gläubigen, die sie an die Priester richten.
Daraufhin antworten die Priester: „Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz, der seine Seele nicht an Nichtiges hängt“. Das ist eine sehr fortgeschrittene Antwort, da die Herzensreinheit zu jener Zeit oft ignoriert oder einfach noch nicht begriffen wird. Viele Propheten sprechen das Thema an und kritisieren die unreinen Opfer der Menschen aufgrund der fehlenden Aufrichtigkeit. Sie beuten die Schwachen aus und führen ein unmoralisches Leben, bringen aber zugleich Opfer dar in der Erwartung, dass Gott sie erhört. König David, der diesen Psalm gedichtet hat, versteht diesen Aspekt sehr gut und möchte deshalb, dass die Gläubigen die Herzensreinheit in der Liturgie ansprechen. Im zweiten Satzteil geht es um die Unabhängigkeit von Nichtigkeiten. Gemeint sind Güter, die vergänglich sind und die einen nicht näher zu Gott bringen. Götzen werden oft als Nichtigkeiten bezeichnet, doch das hebräische Wort ist an der Stelle nicht wie hier שָׁוְא shaw sondern אֱלִיל elil. Auch das Schwören eines Meineids macht den Menschen kultunfähig. Wer sich dagegen von alledem fernhält, „wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.“ Wer also die Gebote Gottes hält, ist gerecht.
Und zum Ende hin sprechen die Priester im Grunde Gott selbst an mit verheißungsvollen Worten für die Gläubigen: Jakob ist trifft darauf zu. Es ist wahrlich ein Geschlecht, dass nach Gott fragt und somit würdig ist, zu seinem heiligen Tempel zu kommen. Wir müssen uns das hebräische Verb genauer anschauen: Das Verb an dieser Stelle ist דֹּרְשֹׁו darschu, was wir als ein sehnsuchtsvolles Fragen verstehen. Es kann auch mit „verlangen“ übersetzt werden. Es ist eine Sehnsucht nach Gott, die nur jener Mensch besitzen kann, dessen Herz an Gott hängt. Auch die zweite Verbform ist in diesem Duktus zu betrachten: מְבַקְשֵׁ֨י m’waqschej ist eine Suche nach dem Angesicht Gottes aus Sehnsucht nach ihm.
Lk 5
1 Es geschah aber: Als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennesaret
2 und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
3 Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus.
4 Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
5 Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.
6 Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen.
7 Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken.
8 Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!
9 Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten;
10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.
11 Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
Im heutigen Evangelium hören wir eine Berufungsgeschichte. Jesu Existenz führt die Menschen immer zur Entscheidung. Und so beginnt die Nachfolge seiner Apostel mit einer Entscheidung für Christus.
Jesus steht am See Gennesaret, weil die Menschenmenge Jesus hören möchte. Da erblickt er zwei Boote am Ufer und Fischer, die ihre Netze waschen. Kurzerhand steigt Jesus in das Boot des Simon (dem späteren Petrus) und lehrt von dort aus die Menschenmenge. Es ist kein Zufall, denn er wird diese Fischer als seine Apostel auswählen. Sie sollen so wie er vom Boot aus nicht mehr Fischernetze auswerfen, sondern das Wort Gottes ausstreuen, um nicht mehr Fische, sondern Menschen für das Reich Gottes zu „fangen“. Fischer sind wie Hirten sehr einfache Berufe, die von Menschen mit geringem Bildungsgrad ausgeübt worden sind. Das schließt jedoch nicht die religiöse Bildung ein, welche in der Regel sorgfältig vonstatten geht. So wie einfache Hirten die ersten Zeugen der Geburt Christi darstellten, so sind es jetzt einfache Fischer, die zur Nachfolge Christi berufen werden. Gottes Pädagogik ist so überragend, dass er auch hier eine ganz bestimmte Berufsgruppe auserwählt hat: Schon im Buch Ezechiel wird der Tempel mit dem lebendigen Wasser verheißen, welches viele Fische und gesundes Meer zur Folge haben wird und die Fischer von „En-Gedi bis En-Eglajim“ viele Fische fangen werden (Ez 47,9-10). Ebenso werden Simon, Andreas, Johannes und Jakobus sich bereit machen, aufgrund des lebendigen Wassers, dem Heiligen Geist, viele „Fische“ zu fangen.
Bevor Jesus aber irgendetwas zu den Fischern sagt, fordert er Simon auf, mit dem Boot auf den See hinauszufahren. Das ist keine willkürliche Sache, sondern Jesus möchte den anwesenden Fischern nun erklären, was es heißt, Menschen zu „fangen“, das heißt für das Reich Gottes zu gewinnen. So fordert Jesus die Apostel dazu auf, die Netze auszuwerfen – mitten am Tag. Manchmal verlangt Gott Dinge von uns, die in unseren Augen sinnlos oder banal erscheinen, weil wir den tieferen Sinn dahinter nicht erkennen. So möchte Jesus ihnen zeigen, dass mit seiner Hilfe alles möglich ist. Sie haben in der letzten Nacht nämlich nichts gefangen. Sobald sie nun aber gehorsam Jesu Worte befolgen und die Netze auswerfen, fangen sie so viele Fische, dass die Netze fast reißen und sie nur gemeinsam die Beute an Land ziehen können. Petrus erkennt, dass Jesus kein gewöhnlicher Mensch ist, sondern Gott. Deshalb sagt er zu ihm: „Geh weg von mir, ich bin ein Sünder.“ Er fühlt sich in seiner Gegenwart plötzlich ganz klein und bedürftig.
Alle Fischer sind ergriffen von dem, was passiert ist. Jesus ruft sie zur Nachfolge auf und sie lassen alles zurück, um ihm nachzufolgen.
Bis heute beruft er Menschen mit diesen Worten. Er möchte bis heute Menschenfischer für sein Reich haben, denn die „Arbeit“ ist nie abgeschlossen. Das meint zu allererst besondere Einzelpersonen wie Petrus usw. Wir sprechen hier von geistlicher Berufung, in besonderer Weise das übliche Leben zurückzulassen, sogar die biologische Familie zu verlassen, um einer größeren Berufung nachzugehen. Es meint in erster Linie diejenigen, die sich für das Weltpriestertum oder für ein Ordensleben entscheiden.
Darüber hinaus ruft Gott jeden einzelnen Menschen bei seinem Namen. Er ruft nach uns, damit wir zu ihm kommen und ihn zurücklieben, ihn, der uns zuerst geliebt hat. Jeder Mensch, ob er will oder nicht, wird von Gott angezogen und ersehnt ihn in der Tiefe seines Herzens, weil er Abbild Gottes ist. Diese Sehnsucht treibt ihn so lange, bis er das ewige Heil in Christus gefunden hat und sich taufen lässt. Der Geist, das lebendige Wasser, führt die Menschen zu Jesus. Und auch uns ruft der Herr mitten ins Leben hinein, damit wir uns im Hier und Jetzt ändern.
Ihre Magstrauss