Samstag der 12. Woche im Jahreskreis

Gen 18,1-15; Lk 1,46b-48.49-50.51 u. 53.54-55; Mt 8,5-17

Gen 18
1 Der HERR erschien Abraham bei den Eichen von Mamre, während er bei der Hitze des Tages am Eingang des Zeltes saß.
2 Er erhob seine Augen und schaute auf, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Als er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes aus entgegen, warf sich zur Erde nieder
3 und sagte: Mein Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, geh doch nicht an deinem Knecht vorüber!

4 Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen.
5 Ich will einen Bissen Brot holen, dann könnt ihr euer Herz stärken, danach mögt ihr weiterziehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast!
6 Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Knete es und backe Brotfladen!
7 Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Knecht, der es schnell zubereitete.
8 Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen.
9 Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er.
10 Da sprach er: In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben. Sara hörte am Eingang des Zeltes hinter seinem Rücken zu.
11 Abraham und Sara waren schon alt; sie waren hochbetagt. Sara erging es nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt.
12 Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch Liebeslust erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann!
13 Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Sollte ich wirklich noch gebären, obwohl ich so alt bin?
14 Ist denn beim HERRN etwas unmöglich? Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen; dann wird Sara einen Sohn haben.
15 Sara leugnete: Ich habe nicht gelacht. Denn sie hatte Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht.

In der heutigen Lesung hören wir davon, wie Gott Abraham erneut die Verheißung unterbreitet, in einem Jahr einen Sohn zu haben. Vor einigen Tagen wurde uns verlesen, wie Abraham und seine Frau sich bei den Eichen von Mamre in Hebron niederließen. Eines Tages kommt Gott zu ihm dorthin. Wie muss man sich das genau vorstellen? Oft wird gesagt, dass die drei Männer, die vor Abraham erscheinen, drei Engel seien, die im Auftrag Gottes zum alten Mann kommen. Die Dreiheit lässt uns so oder so aufhorchen: Reicht ein Engel nicht aus, um die frohe Botschaft zu verkünden? Es ist doch vielmehr ein Hinweis auf Gottes Dreifaltigkeit! Dies geht uns vor allem auf, wenn wir seine Anbetungsgeste vernehmen – das Niederfallen als Proskynese – und dazu bemerken, dass er trotz drei Personen „mein Herr“ betet. Wortwörtlich muss das hebräische  אֲדֹנָ֗י adonaj eigentlich als Plural übersetzt werden (meine Herren). Ebenso verhält es sich mit dem Wort Elohim, das „Götter“ heißt. Doch im Kontext des einen Gottes Israel werden diese Begriffe stets singularisch verwendet. Man könnte also nun einwenden, dass es doch pluralisch gemeint sei und er nicht den einen Gott anspricht. Doch wenn man die hebräischen Verbformen seiner Aussage betrachtet, stellt man fest, dass auch diese im Singular stehen! Er versteht also durchaus, dass der eine wahre Gott ihn hier heimsucht.
Er kommt mitten am Tag, als die Hitze am größten ist. Dies wird oft mit dem Besuch der zwei Engel bei Lot verglichen, die am Abend kommen. Immer wieder wird die Tageszeit mit dem moralischen Zustand Abrahams in Verbindung gebracht, der die volle Hitze der Sonne aushält, mitten im Zelteingang sitzt, um in seiner Großzügigkeit Besuchern sofort Gutes tun zu können. Es ist, als ob sein Zustand die Herrlichkeit Gottes aushalten kann, die immer wieder mit der Sonne verglichen wird.
Ab Vers 4 spricht Abraham die Gäste im Plural an und bedient sie gastfreundlich, indem ihnen Wasser zum Waschen der Füße angeboten wird sowie etwas zu essen.
Während sie zusammen mit Abraham unter dem Baum sitzen und ihr Mahl zu sich nehmen, fragen sie plötzlich nach seiner Frau Sara. Und genau in dem alles entscheidenden Satz, der eine Verheißung Gottes ist, wird aus dem Plural der drei Männer wieder ein Singular, wenn es heißt: „Da sprach er: In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.“ Es scheint überhaupt nicht zufällig, dass die Verborgenheit des Übernatürlichen für einen Moment weggenommen ist, als die göttliche Verheißung ausgesprochen wird.
Doch während Abraham gleich zu Anfang vor Gott niedergefallen ist und somit seine Erkenntnis bewiesen hat, lacht Sara bei der unglaublichen Verheißung in sich hinein. Wie kann sie, die doch schon längst das gebärfähige Alter überschritten hat, noch ein Kind bekommen! Es wird hier ja ausdrücklich beschrieben, dass es ihr nicht mehr ergeht wie anderen Frauen. Sie wundert sich auch, weil ihr Mann ja sogar noch älter ist.
Gott ist Gott und weiß alles. So konfrontieren die Männer Abraham damit, dass seine Frau über die Verheißung lacht. Schließlich ist das ein Ausdruck von Unglauben und Zweifel. Im Nachhinein leugnet Sara es deshalb auch. Sie bekommt es mit der Angst zu tun und bereut ihre Reaktion. Doch das hindert Gott nicht daran, die Verheißung zu wiederholen. In einem Jahr wird er wiederkommen und dann wird Sara bereits Mutter eines Sohns sein. Während Sara eher ungläubig auf die Verheißung reagiert und Gott dadurch nicht zutraut, dass für ihn nichts unmöglich ist, gibt Maria bei der Engelserscheinung gläubig ihr Ja, obwohl die Pläne Gottes so unmöglich erscheinen. Wir hören nun ihren Lobgesang, das Magnificat.

Lk 1
46 Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn
47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.
50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.
51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind.
53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.
54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen.

55 das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Als Antwort auf die Lesung hören wir heute das Magnificat statt einen Psalm, zumindest einen Teil davon. Ihr ist eine große Ehre zuteilgeworden und durch sie ist der Messias in die Welt gekommen. Auch Sara ist eine große Gnade verheißen worden, denn durch sie wird ein großes Gottesvolk entstehen. Aufgrund des wunderbaren Heilsplans Gottes wird Maria mit Freude erfüllt und gibt ihm die Ehre stellvertretend für das ganze Volk Israel. Sie ist die Personifikation der Tochter Zion. Sie ist zugleich der Beginn des Neuen Bundes, also ein Scharnier zwischen den beiden Bünden. Auch mit Blick auf den zweiten Bund ist sie die Repräsentantin des Lobpreises. Nicht umsonst nennen wir sie das Urbild der Kirche. Deshalb stimmen wir ein mit den Worten: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ Er ist im Begriff, den Höhepunkt der gesamten Heilsgeschichte einzuleiten durch seine eigene Menschwerdung. So kann sie nicht umhin, voller Freude zu sein und ihn zu preisen. Und mit ihr zusammen können wir nicht anders, als voller Freude zu sein. Wir danken ihm, dass er bereit war, in diese gefallene Welt einzugehen, um uns aus der Sklaverei der Sünde herauszuführen. Wenn Gott ein Kind schenkt, bereitet das den werdenden Müttern Freude. Auch wenn Sara zunächst noch lacht, wird sie schon sehr bald mit großer Freude erfüllt werden.
Gott hat auf die Niedrigkeit nicht nur Mariens geschaut, sondern auch von Sara und den vielen kinderlosen Frauen in der Bibel sowie von uns allen. Mariens Niedrigkeit müssen wir als Demut verstehen. Weil sie so demütig ist, stellt sie den fruchtbaren Boden für das Wort Gottes dar, das in ihr Fleisch annimmt. Ihre Demut hat den Hochmut des Bösen besiegt, weshalb dieser sie so sehr hasst.
Unsere Niedrigkeit ist im Gegensatz zu ihrer natürlich beschränkt, weil wir vor der Erbsünde eben nicht verschont sind. Doch wir können die Niedrigkeit auf uns selbst noch anders verstehen, denn das griechische Wort tapeinosis bedeutet auch die Erniedrigung oder Niedergeschlagenheit. Gott hat das Leiden seines Volkes gesehen und somit die Bitten um das Kommen des Messias erhört! Und er erhört auch unsere Gebete in heutiger Zeit. Wir sind bereits Erlöste und doch erleiden wir immer wieder Nöte als weiterhin Lebende in der gefallenen Schöpfung. So möchte er uns immer wieder aus diesen Nöten herausholen und uns vor allem aus den seelischen Nöten befreien. Er ist kein Gott, dem seine Kinder egal sind. Er wirkt und er greift ein. Das durften auch Abraham und Sara erfahren, die aufgrund der Kinderlosigkeit sehr niedergeschlagen waren. Sara wurde ja von ihrer eigenen Sklavin sehr gedemütigt, weil diese ihrem Mann einen Sohn geschenkt hat im Gegensatz zu ihr. Doch Gott hat ihre Bitten erhört!
Maria preisen nun wirklich alle Geschlechter. Sie ist die Mutter aller Lebenden geworden – die neue Eva. Und weil sie durch ihr Ja den Messias in diese Welt gebracht hat, preisen wir alle sie selig. Sie ist wahrlich selig, denn wir glauben, dass sie jetzt mit Leib und Seele bei Gott ist, zur Rechten ihres Sohnes und als Königin des Weltalls!
Gott hat wirklich Großes an ihr getan. Sie gibt ihm die Ehre, statt sich selbst zu rühmen. Was mit ihr geschieht, ist ja alles nicht ihr eigenes Verdienst. Vielmehr wirkt Gott an ihr, die sie sich bereit erklärt hat zu seinem wunderbaren Werkzeug.
Gottes Name ist heilig. Das ist eine gottesfürchtige Aussage einer frommen Jüdin. Und auch wir sollen Gottes Namen heiligen. Das ist eines der Zehn Gebote. Und auch wir sollen nie vergessen, dass alles, was wir an Gutem zustande bringen, von Gott kommt. Wir sollen ihm dafür die Ehre geben und nicht die Orden an unsere eigene Brust hängen.
Gott erbarmt sich wirklich über alle, die ihn fürchten. Er ist barmherzig und hat Mitleid. Er ist absolut vergebungsbereit bis heute, wenn die Menschen reumütig zu ihm kommen.
Noch einmal kommt zum Ausdruck, dass Gott machtvolle Taten in unserem Leben wirkt und die Menschen vom hohen Ross herabwirft, die Hochmütigen zu Fall bringt.
Er ist absolut großzügig und nährt die Hungrigen – nicht nur die körperlich Hungrigen, sondern vor allem jene, die Hunger nach Gerechtigkeit, die Hunger nach Liebe, die Hunger nach Gott haben. Er ist es, der unsere tiefste Sehnsucht stillt. Nur er kann diese innere Unruhe stillen, die wir alle verspüren und die uns antreibt, in der Welt auf die Suche nach „Nahrung“ zu gehen.
Gott lässt die Reichen leer ausgehen – nicht einfach die finanziell/materiell Reichen. Denn es geht vielmehr um jene, deren Herz an ihrem Besitz, an ihrem Ansehen und an ihrer Macht hängt. Es gibt auch Reiche, die ihr Vermögen an Arme und Bedürftige verschenken und die gar nicht an dem Reichtum hängen. Diese sind hier also nicht angesprochen, sondern vielmehr jene, deren Herz schon ganz reich ist mit allem Möglichen, sodass Gottes Gnade nicht mehr hineinpasst.
Gott nimmt sich seines Knechtes Israel an, das ist als Sammelbild für das gesamte Volk zu verstehen und führt erneut auf die Gebetserhörung und das Mitleid Gottes mit seinem Volk zurück. Gott hält sein Versprechen. Er ist treu und nun erfüllt sich alles, was Jesaja angekündigt hat. Das ist der Grund zur absoluten Freude! Er zeigt seine Treue schon im Alten Testament und so wird seine Verheißung an Abraham und Sara wahr.
Gott vergisst seine Verheißungen nicht, die er den Vätern eröffnet hat, Abraham und seinen Nachkommen. Diese Verheißungen haben ewigen Bestand, Gottes Bund endet nie!

Mt 8
5 Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn:
6 Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen.
7 Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn heilen.
8 Und der Hauptmann antwortete: Herr, ich bin es nicht wert, dass du unter mein Dach einkehrst; aber sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund!
9 Denn auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selbst Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.
10 Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, ich sage euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemandem gefunden.
11 Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen;
12 aber die Söhne des Reiches werden hinausgeworfen in die äußerste Finsternis; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
13 Und zum Hauptmann sagte Jesus: Geh! Es soll dir geschehen, wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde wurde sein Diener gesund.
14 Jesus ging in das Haus des Petrus und sah dessen Schwiegermutter mit Fieber daniederliegen.
15 Da berührte er ihre Hand und das Fieber wich von ihr, sie stand auf und diente ihm.
16 Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken,
17 damit sich erfüllen sollte, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen.

Im Evangelium hören wir mehrere Ereignisse. Ein Hauptmann, ein Centurio, tritt an Jesus heran mit einem Anliegen. Er ist ein Heide, kommt aber voll Glauben, um die Heilung seines Dieners zu erbitten. Jesus antwortet dem Hauptmann auf die Bitte um Heilung wörtlich: „Kommend werde ich ihn heilen.“  Jesus ist bereit, in ein heidnisches Haus zu gehen, obwohl er Jude ist. Er kann das auch, weil er Gott ist und über den jüdischen Reinheitsvorschriften steht. Er kommt immer wieder mit Unreinheit in Verbindung, ob mit dem Tod, mit Blut, mit Aussatz oder mit Todsündern. So begann schon sein Leben – in einem Stall mit Tieren, die ihren Kot dort hinterließen. Jesus ist auch im moralischen Sinne stets bereit in ein unreines Leben zu kommen, wie sündhaft es auch gewesen ist. Ist nicht jede Seele ein armseliger, dreckiger Stall, der für Gottes Anwesenheit eigentlich immer zu unwürdig sein wird? Gott ist aber größer als der Dreck und kann aus jedem Sünder einen Heiligen machen, wenn dieser bereit ist. Wir denken auch an das Volk Israel, an die Jerusalemer, die im Exil fern von der Heimat ist und sich die Situation selbst verschuldet hat. Auch hier hinein und auch in die Trümmern des entweihten Tempels hinein kann Gott kommen und alles wieder neu machen. Allegorisch weitergedacht kommt Jesus in der Eucharistie immer wieder zu den Menschen. Sein Kommen macht er nicht davon abhängig, wie sündhaft oder sündlos der Priester ist, der die Messe feiert. Jesus wird sogar dann Leib Christi, wenn der Priester oder die Gläubigen nicht einmal an seine Gegenwart glauben. Er ist bereit, sich zu zeigen in der kleinen Hostie und im Kelch, damit wir wie Thomas mit unseren eigenen Sinnen ihn erkennen und sagen: Mein Herr und mein Gott! Anagogisch gesehen befinden wir uns in einem zweiten Advent. Wir warten auf Jesu Wiederkunft am Ende der Zeiten. Er heilt uns jetzt schon durch die Heilsmittel, die Sakramente und am Ende wird er alles vollkommen heilen.
Es ist bemerkenswert, wie der Centurio sich verhält. Er weiß, dass Jesus als frommer Jude sich durch das Kommen in sein Haus kultisch verunreinigen würde. Deshalb sagt er: „Sprich nur ein Wort“. Dass er mit diesen Dingen vertraut war, zeigt sich in der parallelen Erzählung in Lukas 7,10, die deutlicher hervorhebt, dass er ein Gottesfürchtiger war. Damit bezeichnete man zur Zeit Jesu Heiden, die dem Judentum nahestanden, vor allem der jüdischen Ethik, doch den letzten Schritt der Beschneidung nicht wagten. Der Hauptmann zeigt durch seine Worte auch, dass er großes Vertrauen in Jesus besitzt. Dies wird dadurch deutlich, dass er Jesus eine Fernheilung ohne viele Worte zutraut. Er bekundet Jesus gegenüber zudem seine Demut: Er erkennt in Jesu Gegenwart seine eigene Armut und dass er es eigentlich nicht verdient hat, Gott bei sich Zuhause aufzunehmen. Er vertraut aber auf Gottes Barmherzigkeit, die durch ein einziges Wort alles bewirken kann. Genau diese Einstellung führt die Kirche moralisch weiter, wenn in der Hl. Messe vor dem Kommunionempfang die Gläubigen beten: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund.“ Jesus geht durch die Kommunion in die eigene Seele ein und in seinem Angesicht erkennt der Mensch ganz realistisch sein eigenes Ich. Dass Jesus dennoch kommt, erkennt man durch diesen Ausspruch als unverdientes Geschenk, als Gnade an. Auch allegorisch-ekklesiologisch hat es diese Leserichtung: Jesus hat seine Kirche auf einem sündigen Menschen wie Petrus gebaut. Das ist ebenfalls Gnade. Denn welcher Mensch hat es verdient, Werkzeug Gottes zu sein? Wer ist wirklich perfekt genug? So ist alles, was von Gott kommt, Gnade. Das betrifft auch die Sakramente und die Kirche als Ganze. Sie ist Gotteswerk und Geschenk. Wir machen Kirche nicht. Wir können nur jedes Mal demütig beten: „Jesus, komm in unsere Mitte, obwohl wir es nicht verdient haben.“ Und jeder kirchlicher Vollzug, alles Bestreben, jede Reform kann nur von Gott ausgehen, dem die Kirche gehört. Wir können diese Dinge nie aus uns selbst heraus. Anagogisch gesehen können wir auch nur sagen: Das Kommen des Reiches Gottes, das Ende der Welt, den Himmel können wir nicht herbeiholen. Wir können den Zeitpunkt des Weltendes nicht beeinflussen, beschleunigen oder hinauszögern.
Nach der Heilung des Dieners kehrt Jesus mit seinen Jüngern im Haus des Petrus ein. Dort liegt seine Schwiegermutter mit Fieber flach. Jesus berührt ihre Hand, sodass das Fieber verschwindet und sie wieder gesund ist. Bei Krankenheilungen fällt uns die Bedeutung von Händen auf. Entweder ergreift Jesus die Hände von Kranken oder er streckt die Hand aus oder er berührt mit seiner Hand die kranken Stellen. Hier ist es die Berührung ihrer Hand. Gott heilt sie von ihrer Krankheit, weil er ihr eine wichtige Aufgabe erteilen möchte. Sie soll Jesus und seine Jünger gastfreundlich aufnehmen. Das ist kein geringer Dienst. Auch heutzutage heilt Gott Menschen von ihren Krankheiten, nicht damit sie ein bequemes Leben führen können, sondern damit sie mit ihrer gewonnen Gesundheit ihre Berufung leben können.
Am Abend kommen die Menschen zum Haus des Petrus und Jesus heilt sie. Es kommen auch viele Besessene, deren Dämonen er austreibt.
Was Jesus tut, erfüllt die Verheißungen des Propheten Jesaja, wie Matthäus hier verdeutlicht. Er zitiert Jes 53,4, was dem vierten Gottesknechtslied entnommen ist. Was Jesus also während seines irdischen Wirkens getan hat, ist schon alles Sühnetat, nicht erst sein Tod. Die Menschen sind nach und nach für seine Sühnewirkung sensibilisiert worden. Sie haben als fromme Juden vor dem Hintergrund der Schrift erkannt, dass er der Messias ist.

Heute geht es darum, die eigene Armseligkeit vor Gott zu bekennen und von ihm alles zu erwarten. Während Sara in der Lesung noch mit Unglauben reagiert, weil sie lacht und Gottes Verheißung für unmöglich hält, preist Maria die Größe Gottes bereits. Ihr Glaube ist sehr groß und ebenso der Glaube des Centurio im Evangelium. Bitten wir den Herrn um das Geschenk des Glaubens und bemühen wir uns, den Samen der göttlichen Tugenden, der durch die Taufe in uns gepflanzt ist, immer mehr wachsen zu lassen.

Ihre Magstrauss

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