Montag der 15. Woche im Jahreskreis

Ex 1,8-14.22; Ps 124,1-2.3-4.5-6.7-8; Mt 10,34 – 11,1

Ex 1
8 In Ägypten kam ein neuer König an die Macht, der Josef nicht gekannt hatte.
9 Er sagte zu seinem Volk: Seht nur, das Volk der Israeliten ist größer und stärker als wir.
10 Gebt Acht! Wir müssen überlegen, was wir gegen es tun können, damit es sich nicht weiter vermehrt. Wenn ein Krieg ausbricht, könnte es sich unseren Feinden anschließen, gegen uns kämpfen und aus dem Lande hinaufziehen.
11 Da setzte man Fronvögte über es ein, um es durch schwere Arbeit unter Druck zu setzen. Es musste für den Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratslager bauen.
12 Je mehr man es aber unter Druck hielt, umso stärker vermehrte es sich und breitete sich aus. Da packte sie das Grauen vor den Israeliten.
13 Die Ägypter gingen hart gegen die Israeliten vor und machten sie zu Sklaven.
14 Sie machten ihnen das Leben schwer durch harte Arbeit mit Lehm und Ziegeln und durch alle möglichen Arbeiten auf den Feldern. So wurden die Israeliten zu harter Sklavenarbeit gezwungen.
22 Daher gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: Alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, werft in den Nil! Die Mädchen dürft ihr alle am Leben lassen.

Ab heute beginnt die Bahnlesung aus dem Buch Exodus. Die Genesis endete mit dem Tod Josefs, der sich bis zum Schluss um seine Brüder und dessen Nachkommen gekümmert hat. Die Stämme Israels hatten sich ja im Land Goschen angesiedelt, weil der Pharao die gute Arbeit Josefs auf diese Weise zurückzahlen wollte.
Nun ändern sich aber die Zeiten. Mit den Generationen schwindet die Erinnerung an Josef und die Wohlgesonnenheit gegenüber den Stämmen Israels. Ein neuer Pharao kommt an die Macht, der Israel zunehmend feindselig ist. Er sieht nämlich, dass die Israeliten immer zahlreicher werden, und fühlt sich bedroht. Er denkt strategisch und überlegt sich, dass die Israeliten in einer Kriegssituation zu den Feinden stehen könnte.
So erlässt er neue Gesetze, denen nach die Israeliten nicht mehr als Gäste im Land leben dürfen, sondern versklavt werden. Sie sollen konkret die Städte Pitom und Ramses bauen. Dabei erhalten die Fronvögte die Aufgabe, die israelitschen Arbeiter besonders unter Druck zu setzen und möglichst zu erschöpfen, damit sie sich nicht mehr so schnell vermehren. Doch je mehr man sie unter Druck setzt, desto größer wird das Volk. Gottes Antwort auf das Verhalten Ägyptens ist eine besonders große Fruchtbarkeit. Es ist gleichsam die zusichernde Botschaft an Israel, dass er auf ihrer Seite steht.
Es ist rein menschlich betrachtet eine einzige Katastrophe, wie das Blatt sich gewendet hat. Eigentlich ist ihnen das Privileg zuteilgeworden, besonders gute Ländereien und ein besonders gutes Leben zu führen. Doch dies entpuppt sich nun zu einem Albtraum. Sie müssen mit Lehm und Ziegeln prächtige Bauten für den Pharao errichten und auf den Feldern ackern.
Weil die Israeliten sich dennoch vermehren, erlässt der Pharao den Befehl, dass die jungen Söhne umgebracht werden sollen. Auf diese Weise soll die Fruchtbarkeit gedrosselt werden. Die Mädchen können am Leben bleiben, doch die Jungen sollen in den Nil geworfen werden. Das ist eine absolut lebensfeindliche Politik, die sich hier zeigt. Wir fühlen uns sehr angesprochen, denn auch in unserer heutigen Zeit ist die Gesellschaft sehr lebensfeindlich eingestellt. Da sind es jedoch zunehmend die Mädchen, die aufgrund ihres Geschlechts getötet werden sollen. Die Geschichte des Volkes Israel in Ägypten ist uns ein ganz starkes Mahnmal: Gott lässt sich nicht spotten und das Verschulden der Ägypter wird auf sie zurückfallen. Sie haben ihre Rechnung ohne Gott gemacht der auf der Seite seines Volkes steht.

Ps 124
1 Ein Wallfahrtslied. Von David. Wäre es nicht der HERR gewesen, der da war für uns, – so soll Israel sagen – ,

2 wäre es nicht der HERR gewesen, der da war für uns, als sich gegen uns Menschen erhoben, 
3 dann hätten sie uns lebendig verschlungen, als gegen uns ihr Zorn entbrannte, 
4 dann hätten die Wasser uns weggespült, hätte sich über uns ein Wildbach ergossen, 
5 dann hätten sich über uns ergossen die wilden und wogenden Wasser.
7 Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen; das Netz ist zerrissen und wir sind frei. 
8 Unsere Hilfe ist im Namen des HERRN, der Himmel und Erde erschaffen hat. 

Heute danken wir mit dem Psalm Gott, der uns aus der Gefahr rettet. Diese Rettung betrifft wiederum nicht nur das irdische Leben, sondern auch das ewige.
Der Herr ist es, der das Volk Israel gerettet hat von den Feinden, die es sonst lebendig verschlungen hätten. Es ist politisch zu verstehen als Rettung aus dem babylonischen Exil und zuvor aus der Knechtschaft Ägyptens, von der wir in der Lesung ja gehört haben.
Es bezieht sich auch auf die Menschheit, die ohne die Erlösung Jesu Christi das ewige Leben nicht gehabt hätte. Es bezieht sich auch auf die Kirche, durch die Erlösung den Menschen angeboten wird in der Taufe. Das bezieht sich auf die Möglichkeit zur Beichte, um Versöhnung zu erlangen und so in den Stand der Gnade zurückkehren zu können. Das bezieht sich auch auf das Ende des Lebens, wenn wir vom ewigen Kampf erlöst sein werden und nicht mehr leiden müssen (im besten Fall).
In diesem Psalm wird die Wassermetapher nicht wie sonst als lebendiges Wasser und Bild für den Hl. Geist verwendet, sondern als lebensbedrohlicher Faktor. Wenn wir auch gerade über Sünde und ewiges Leben sprechen, macht das Bild absolut Sinn und erinnert an die Sintflut, die auch die Konsequenz der Sünde war. Wir denken auch an das Rote Meer, durch das das Gottesvolk bald ziehen wird, wie wir in nächster Zeit in den Bahnlesungen hören werden.
Wir, die wir erlöst sind, können wirklich sagen, dass wir frei sind. Frei von dem unausweichlichen Schicksal der Hölle. Dort kommt nur hinein, wer es auch will. Wenn wir getauft sind und uns immer um unsere Berufung bemühen, müssen wir dieses letzte Los nicht fürchten.
„Unsere Hilfe ist im Namen des HERRN, der Himmel und Erde geschaffen hat“: Gott, der Vater, der alles geschaffen hat, ist unser Beistand! Er hat nicht nur die Welt erschaffen und überlässt sie sich selbst, sondern er kümmert sich auch weiterhin um sie. Er wird niemanden ins offene Messer laufen lassen. Die Exodus-Geschichte erinnert uns immer wieder daran!

Mt 10
34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter;
36 und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.
37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.
39 Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.
40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.
42 Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
1 Und es geschah, als Jesus die Unterweisung der zwölf Jünger beendet hatte, zog er weiter, um in den Städten zu lehren und zu predigen.

Jesus spricht im Evangelium noch weiter zu seinen Aposteln, die er in die umliegenden Städte aussenden möchte.
Er sensibilisiert sie im heutigen Abschnitt für eine richtige Prioritätensetzung: Gott muss an allererster Stelle stehen. Wer nämlich die Eltern oder Kinder über Gott stellt, kann nicht Jünger Jesu sein. Das würde nämlich bedeuten, dass Eltern oder Kinder zum Götzen werden. Vielmehr besteht die richtige Priorisierung in der Ableitung der Eltern- und Kinderliebe aus der Gottesliebe. So ist es ein Liebesdienst, der sich aus der ersten Liebe speist und übernatürlich ist. Das Doppelgebot der Liebe ist aber der Kern des Evangeliums, die Zusammenfassung des Gesetzes und der Propheten sowie das Gütesiegel der Jüngerschaft. Das heißt nicht, dass man seine Eltern als Christ nicht mehr lieben darf, ebenso wenig, dass man die Kinder nicht lieben darf. Es geht darum, dass Gott trotz dieser Liebe immer wichtiger sein soll. Erstens soll es uns immer zuerst um das Reich Gottes gehen und in erster Linie sind wir als Christen Kinder Gottes. Er ist unser erster und eigentlicher Vater. Im zweiten Schritt sind wir Menschen in einer irdischen Familie, die physisch zusammenhängt. Nicht umsonst bestehen die ersten drei Gebote des Dekalogs aus Gottesliebe-Geboten. Das vierte bis zehnte Gebot fußt sodann auf der Nächstenliebe. Zweitens können wir nur aus der Gottesliebe heraus so richtig unsere Eltern und Kinder lieben. Alles andere ist auf menschliche Kapazitäten beschränkt. Wir sollen aber so weit gehen, sogar für sie zu sterben. Können wir das aus rein menschlicher Kraft? Würden Sie für Ihren Vater Ihr Leben hingeben, wenn er die Familie verlassen hat? Würden Sie für ihren Ehepartner sterben, wenn er fremdgegangen ist? Da merken wir dann, wie schnell wir mit unseren menschlichen Kapazitäten an unsere Grenzen kommen. Deshalb muss zuerst die Gottesliebe gegeben sein. Alles andere wird dann den richtigen Platz und das richtige Maß erhalten.
Jesu Jünger können ihm nicht nachfolgen, wenn sie nicht den Weg bis zum Kreuz mitgehen. Hier nimmt Jesus sein Lebensende vorweg, das die Jünger noch gar nicht verstehen und fassen können. Immer wieder kündigt Jesus sein Leiden an, doch es wird den Jüngern erst in der Nacht seiner Verhaftung klarwerden. Schon hier spricht er ganz unverblümt von seinem gewaltsamen Tod. Wer nicht bereit ist, Christus bis in die Katastrophe des Karfreitags zu folgen, kann nicht sein Jünger sein.
Auch im nächsten Vers geht es um die richtige Prioritätensetzung: Es soll um das ewige Leben gehen, nicht um das irdische. Wer um jeden Preis, auch um den Preis des Verrats an Christus, sein irdisches Leben retten will, wird das ewige Leben bei Gott im Himmelreich verlieren. Jesus hat in der Bergpredigt bereits verdeutlicht, dass wer ihn in seinem Leben verleugnet, von Christus vor dem Vater verleugnet werde. Wer dagegen sein irdisches Leben gering achtet und den Tod für die Treue Christi in Kauf nimmt, wird das ewige Leben gewinnen. Wir lesen in der Johannesoffenbarung, dass die Märtyrer direkt zu Gott kommen, weil sie auf intensivste und treuste Weise Zeugnis abgelegt haben für Christus (Martyria heißt auf Deutsch „Zeugnis“).
Ab Vers 41 kommt noch ein wichtiger Aspekt hinzu: Da sagt Jesus den Grundsatz, dass wer einen Propheten um seines Prophetendaseins willen aufnimmt, den Lohn eines Propheten erhalten wird. Wir denken an die Frau aus Schunem, die Elischa als Mann Gottes in ihr Haus aufgenommen hat. Gott hat sie dafür reich belohnt. Bei diesem Grundsatz schaut Gott auf die Absicht. Gott prüft den Menschen auf Herz und Nieren. Er schaut nicht nur auf die Handlung, sondern die Motivation dahinter. Wer also gastfreundlich ist nicht aus egoistischen Gründen (um sich selbst zu rühmen), sondern um der Person willen, vor allem wenn sie ein besonderes Werkzeug Gottes ist, wird für diesen Dienst reich belohnt. Warum aber ausgerechnet geht es um den Propheten? Für Israel war der Prophet höher als der König anzusehen, weil er das Sprachrohr Gottes war. Zugleich waren Propheten auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, indem sie bei ihnen ein Obdach oder Nahrung bekamen. Wer ihn also in sein Haus aufnahm, unterstützte dadurch den höchsten Dienst, den der Mensch vollbringen konnte. Deshalb gebührt jenen laut Jesus auch der höchste Lohn. So ist es auch mit der Gastfreundschaft gegenüber Gerechten. Sie sind vielleicht nicht die höchsten Werkzeuge Gottes, leben dennoch in seiner Gnade. Wer sie aufgrund ihrer Gerechtigkeit aufnimmt, erhält auch den Lohn eines Gerechten.
Und wer dem Kleinsten auch nur ein wenig Wasser anbietet, wird dafür von Gott belohnt werden. „Diesen Kleinsten“ bezieht sich auf die Jünger, die im Begriff sind, in die umliegenden Orte zu gehen und das Wort Gottes zu verkünden. Was Jesus also tut, ist die Ermutigung jener, die die Jünger in ihre Häuser aufnehmen werden.
Die Jünger treten im Namen Jesu auf, der selbst nicht in alle Orte gehen kann. Wer sie also aufnimmt, nimmt Gott selbst auf. Dies betrifft zwar schon die „Generalprobe“, zu der Christus sie aussendet. Dies wird noch viel ersichtlicher nach dem Pfingstereignis, durch das sie voll ausgestattet werden mit den Früchten, Gaben und Charismen des Heiligen Geistes. Wir können es auf die zwölf Stämme Israels zurückbeziehen: Wer sie aufnimmt, nimmt Gott auf. Wer sie versklavt, den wird Gott versklaven, denn sie sind sein besonderes Eigentum.

Ihre Magstrauss

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