Montag der 16. Woche im Jahreskreis

Ex 14,5-18; Ex 15,1b-2b.2c-3.4-5.6 u. 13; Mt 12,38-42

Ex 14
5 Als man dem König von Ägypten meldete, das Volk sei geflohen, änderten der Pharao und seine Diener ihre Meinung über das Volk und sagten: Wie konnten wir nur Israel aus unserem Dienst entlassen!
6 Er ließ seinen Streitwagen anspannen und nahm sein Kriegsvolk mit.
7 Sechshundert auserlesene Streitwagen nahm er mit und alle anderen Streitwagen der Ägypter mit Vorkämpfern auf jedem von ihnen.
8 Der HERR verhärtete das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, sodass er den Israeliten nachjagte, die Israeliten aber zogen aus mit hoch erhobener Hand.
9 Die Ägypter jagten mit allen Pferden und Streitwagen des Pharao, mit seiner Reiterei und seiner Streitmacht hinter ihnen her und holten sie ein, als sie gerade am Meer lagerten. Es war bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon.
10 Als der Pharao sich näherte, blickten die Israeliten auf und sahen plötzlich die Ägypter von hinten anrücken. Da erschraken die Israeliten sehr und schrien zum HERRN.
11 Zu Mose sagten sie: Gab es denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns zum Sterben in die Wüste holst? Was hast du uns da angetan, uns aus Ägypten herauszuführen?
12 Haben wir dir in Ägypten nicht gleich gesagt: Lass uns in Ruhe! Wir wollen Sklaven der Ägypter bleiben; denn es ist für uns immer noch besser, Sklaven der Ägypter zu sein, als in der Wüste zu sterben.
13 Mose aber sagte zum Volk: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! Wie ihr die Ägypter heute seht, so seht ihr sie niemals wieder.
14 Der HERR kämpft für euch, ihr aber könnt ruhig abwarten.
15 Der HERR sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen.
16 Und du heb deinen Stab hoch, streck deine Hand über das Meer und spalte es, damit die Israeliten auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können!
17 Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten, damit sie hinter ihnen hineinziehen. So will ich am Pharao und an seiner ganzen Streitmacht, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweisen.
18 Die Ägypter sollen erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich am Pharao, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweise.

Zuletzt hörten wir davon, wie das Volk Israel aus Ägypten zog und nach Sukkot kam. Nun wendet sich das Blatt und der Pharao bereut es, die Israeliten ziehen gelassen zu haben. In voller Kriegsmontur ziehen sechshundert Streitwagen den Israeliten hinterher. Es heißt, dass Gott das Herz des Pharao verhärtet hat, sodass er so handelt und das Gottesvolk in Bedrängnis kommt. Wir müssen bedenken, dass diese Aussage eine Deutung der Geschehnisse ist, die aber keine Lehraussage darstellen muss. Es ist eine menschliche Sichtweise, zu sagen, dass Gott das Herz von Menschen verhärtet. Ob ein Mensch sein Herz verhörtet oder nicht, liegt ganz an ihm selbst. Dies ist zu damaliger Zeit aber nicht so selbsterklärend wie für uns, die wir begreifen, dass Herzenshärte bzw. Verstockung durch den Menschen selbst erzeugt wird. Und doch ist es nicht einfach eine falsche Aussage, denn wir begreifen im Gesamtblick, dass Gott das alles zulässt, um seine Machttaten an Israel zu erweisen. Wäre der Pharao nicht so verstockt, hätte Gott an Ägypten nicht die zehn Plagen erwirkt und sie hätten Gottes Macht nicht gesehen. Hätte der Pharao die Israeliten nicht im Nachhinein mit Streitwagen verfolgt, hätte es nicht das machtvolle Wunder des Roten Meeres gegeben.
Die ägyptischen Streitwägen holen die Israeliten bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon ein und das Volk bekommt Angst. Ja, sie machen Mose dafür verantwortlich, der sie ja aus Ägypten herausgeführt hat. Dahin ist ihre Dankbarkeit für seine Mühen. Sie konfrontieren Mose damit, dass sie auch in Ägypten hätten sterben können und dafür nicht die Nacht-und-Nebel-Aktion gebraucht hätten. Gräber gebe es auch in Ägypten.
Sie sagen in ihrem Murren sogar, dass es besser sei, versklavt zu sein, als in der Wüste zu verrecken. Dieses Verhalten ist zutiefst undankbar. Übertragen wir es vor allem auf uns die wir als Gottesvolk aus dem Sklavenhaus der Sünde befreit worden sind, realisieren wir, wie unverschämt diese Reaktion eigentlich ist: Wenn wir jetzt die Leiden und Opfer erfahren, die ein Leben nach Gottes Willen mit sich bringen, könnte es sein, dass auch unsereins den Befreier konfrontiert, den neuen Mose, Jesus Christus. Wir könnten sagen: „Warum hast du uns nur aus der Knechtschaft der Sünde befreit und erlöst? Jetzt müssen wir leiden und uns ständig anstrengen und gegen den Strom schwimmen. Sterben für den Glauben? Gibt es denn keine Gräber bei den Ungetauften? Wären wir doch nie zum Glauben gekommen! Dann wären wir vielleicht versklavt, aber es würde uns gut gehen und wir müssten nicht ständig gegen den Strom schwimmen!“ Leider gibt es so eine Haltung oft genug in unseren eigenen Reihen und das ist eine ganz verbreitete Versuchung. In schweren Zeiten stellen wir alles infrage, doch dabei schütten wir das Kind mit dem Bade aus. Auch Gottes Gnade wird infrage gestellt, obwohl er uns das Leben gerettet hat!
Gott ist geduldig. Auch in dieser sehr irrationalen Reaktion und Stumpfheit ist er bereit, sein Volk aus der Not zu retten. Mose entgegnet den Murrenden den wichtigen Satz „fürchtet euch nicht“. Sein Gottvertrauen ist stark und er sagt ihnen zu, dass Gott sie noch heute retten wird, also sofort.
Gott gebietet Mose, mithilfe des Stabes das Meer zu teilen, damit das Volk trockenen Fußes durch das Meer ziehen kann. Hier wird erneut gesagt, sogar aus dem Mund Gottes, dass dieser das Herz des Pharao verhärten will. Auch hier ist der oben beschriebene Aspekt zu berücksichtigen. Selbst wenn Gott diese Worte genau so zu Mose gesagt haben sollte: Gott spricht zu jeder Zeit in der Sprache, die wir verstehen. Wäre dem nicht so, könnte man das Verhalten der Pharisäer und Jesu nicht begreifen. Dort geschieht ja das Gegenteil, als Jesus die Pharisäer immer wieder von der Verstocktheit wegbringen möchte, doch sie lassen es nicht zu. Die Verstocktheit hängt nicht von Gott, sondern von den Menschen ab.
Doch auch in der Situation der Verstocktheit der Ägypter sowie der akuten Katastrophe der Israeliten führt Gott seinen Heilsplan aus. Es wird am Ende deutlich, warum Gott das alles zulässt: Er möchte seine Macht nicht nur den Israeliten, sondern gerade auch den Ägyptern erweisen. Sie sollen erkennen, was für ein mächtiger Gott der Gott der Israeliten ist.

Ex 15
1 Ich singe dem HERRN ein Lied, denn er ist hoch und erhaben. Ross und Reiter warf er ins Meer.
2 Meine Stärke und mein Lied ist der HERR, er ist mir zur Rettung geworden. Er ist mein Gott, ihn will ich preisen; den Gott meines Vaters will ich rühmen.
3 Der HERR ist ein Krieger, HERR ist sein Name.
4 Pharaos Wagen und seine Streitmacht warf er ins Meer. Seine besten Vorkämpfer versanken im Roten Meer.
5 Fluten deckten sie zu, sie sanken in die Tiefe wie Steine.
6 Deine Rechte, HERR, ist herrlich an Stärke; deine Rechte, HERR, zerschmettert den Feind.
13 Du lenktest in deiner Güte das Volk, das du erlöst hast, du führtest sie machtvoll zu deiner heiligen Wohnung.

Als Antwort auf die dramatische Rettung eines ganzen Volkes durch Gottes wunderbare Vorsehung hören wir den Lobgesang des Mose, den er im Anschluss an das Ziehen durch das Rote Meer gesungen hat:
Gott ist „hoch und erhaben“, deshalb verdient er ein Lied, ein Loblied! Ross und Reiter sind ins Meer geworfen. Man hat im Roten Meer goldene Räder der ägyptischen Streitwägen entdeckt. Aufgrund des Materials sind diese erhalten und nicht verrottet. Das Loblied des Mose muss richtig verstanden werden. Mose rühmt nicht, dass die Ägypter auf brutale Weise umgekommen sind, sondern dass Gott das Volk gerettet hat. Wir beten dieses Loblied in jeder Osternacht nicht deshalb, weil wir einen brutalen Tod gutheißen, sondern weil Gott sein Volk gerettet hat. Zudem müssen wir bedenken, dass die Ägypter so viele Chancen erhalten haben, Gott zu erkennen und ihn anzunehmen. Irgendwann ist es zu spät und so werden wir alle eines Tages vor Gott gerichtet werden.
Wer mit Gott lebt, ist unbezwingbar. Denn Gott ist seine Stärke und sein Lied. Er ist der Retter aus allen Gefahren und er ist es, der für seine geliebten Kinder kämpft. Gott ist stärker als die besten Kämpfer. Gott ist nicht böse, er ist nur gut. Seine Güte ist es, die das Volk durch das Rote Meer getragen hat. Er hat einen wunderbaren Heilsplan mit seinem Volk und deshalb lässt er es nicht schon vorher umkommen. Er möchte das Volk in das verheißene Land führen und auf dem Berg seines Berges einpflanzen. Das ist der Zionsberg, Jerusalem, wo er seine Wohnstätte im Tempel einnimmt. Das Ziel ist damit aber nicht erreicht. Er wird selbst Mensch werden, um die Menschen aus einem ganz anderen Sklavenhaus zu befreien – der Sünde! Er wird einen neuen Tempel errichten, der sein eigener Leib ist und den wir als Kirche bezeichnen. Er wird am Ende der Zeiten sein Volk in seine himmlische Wohnstatt, das himmlische Jerusalem führen, wo das ewige Leben und die ewige Freude warten! So wie die Israeliten damals können auch wir beten: „Er ist mein Gott“, denn das ist Bundessprache. Wir gehören ganz ihm, weshalb wir mit dem Zeichen des Kreuzes besiegelt sind. Er gehört ganz uns und er gibt sich uns in jeder Hl. Messe hin. Wir dürfen mit ihm in einer Familie leben, das ist der Ausdruck der größten Barmherzigkeit!

Mt 12
38 Darauf wandten sich einige Schriftgelehrte und Pharisäer an ihn: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen.

39 Er antwortete ihnen: Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden außer das Zeichen des Propheten Jona.
40 Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.
41 Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie sind auf die Botschaft des Jona hin umgekehrt. Und siehe, hier ist mehr als Jona.
42 Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.

Im Evangelium fordern heute die Pharisäer und Schriftgelehrten ein Zeichen von Jesus. Es geht weiterhin um das Thema Verstocktheit. Die Pharisäer tun das, weil sie Jesus nicht glauben. Dieser sieht ihren Unglauben und ihre Provokation. Er erkennt, dass hinter ihnen eigentlich der Satan steht, der wie damals in der Wüste seine Göttlichkeit aus ihm herauskitzeln will und der damals schon die Güte Gottes durch die Israeliten am Roten Meer infrage gestellt hat. Gott ist Mensch geworden in Jesus Christus und nimmt seine Göttlichkeit nicht in Anspruch, um das Erlösungswerk zu vollbringen. Wenn Jesus nun gegen den Willen des Vaters diese Göttlichkeit zur Schau stellen würde, wie die Pharisäer möchte, wäre alles vorbei. Es ist also ein Stellen Gottes auf die Probe.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten behaupten, nur dann zu glauben, wenn Jesus sich als Gott offenbart. Das wird immer wieder passieren, auch noch am Kreuz, wenn die Hohepriester zu Jesus höhnisch sagen werden: „Wenn du der Messias bist, steig herab vom Kreuz und hilf dir selbst!“ So ist die Generation wahrlich böse, denn sie entscheidet sich eher dafür, sich vom Bösen leiten zu lassen, als ihr Herz für das Heil Gottes zu öffnen.
Das Zeichen des Jona, dass Jesus hier andeutet, ist das Zeichen der Gerichtsankündigung. Die Menschen werden es erkannt haben, denn sie kannten den Propheten Jona. Das Zeichen des Jona heißt also Ankündigung von Unheil, aber es bedeutet auch zugleich – „kehrt um! Noch ist die Zeit dazu da!“ Das ist ja der Kern der gesamten Verkündigung Jesu. Die Umkehr und der Glaube an das Evangelium.
Jesus erklärt es noch genauer: Er selbst, seine Person wird zum Zeichen für seine Generation, so wie Jona Zeichen für die Bewohner Ninives war.
Er kündigt sein Ruhen im Schoß der Erde an, wenn er drei Tage tot ist. Zugleich sagt er von sich selbst, dass er mehr als der Prophet Jona ist.
Bemerkenswert ist auch, dass Jesus sich als Antitypos und Steigerung Salomos betrachtet, wenn er nun über die Umsetzung des Gerichts spricht. Als Zeugin sagt die Königin von Saba aus, die von weit hergekommen ist, die Weisheit Salomos zu sehen. Die zu verurteilende Generation ist Nachfolgerin der Stämme Israels zur Zeit des Salomo und Jesus kritisiert nun, was aus dieser Weisheit geworden ist, ja noch viel mehr: Er selbst ist mehr als Salomo, denn er hat die göttliche Weisheit in Fülle! Er hat den Menschen wie ein Sämann diese Weisheit ausgestreut, doch was ist von dieser Weisheit fruchtbar geworden? Die Königin von Saba wird mit ihrem Finger auf die fehlenden Früchte zeigen!
Auch die Männer von Ninive werden als Zeugen gegen die Generation Jesu aussagen, denn sie haben sich bei den Worten eines Menschen und Propheten namens Jona ganz bekehrt, die zu verurteilende Generation hatte mehr als nur einen Propheten – Gott selbst ist Mensch geworden, um die Menschen zur Umkehr aufzurufen, doch sie haben sich nicht bekehrt. Die Generation hat die Zeit der Gnade nicht erkannt.
Und wie könnte unser Gerichtsprozess aussehen? Welche Zeugen werden gegen uns aussagen? Werden es unsere Eltern sein, die uns immer und immer wieder davor gewarnt haben, bestimmte Sünden zu begehen? Werden es Geistliche sein, die deutlich gepredigt, die bei der Katechese nichts ausgelassen, die uns alles genauestens erklärt und die wir ignoriert haben? Freunde, die uns gewarnt haben? Dann werden auch wir uns nicht verstecken können, denn Gott hat uns durch so viele Menschen, Ereignisse etc. zur Umkehr aufgerufen. All das sagt Jesus auch uns heute. Er möchte, dass wir noch heute umkehren, dass wir mit derselben Haltung Buße tun wie die Bewohner Ninives und wie König David. Die Entscheidung liegt bei uns: Wollen wir wie die Bewohner von Ninive sein oder wie die böse Generation Jesu – oder vielleicht die verstockten Ägypter, die am Ende von den Fluten ertränkt werden?

Ihre Magstrauss

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