Mittwoch der 17. Woche im Jahreskreis

Ex 34,29-35; Ps 99,2 u. 5.6-7.8-9; Mt 13,44-46

Ex 34
29 Als Mose vom Sinai herunterstieg, hatte er die beiden Tafeln des Bundeszeugnisses in der Hand. Während Mose vom Berg herunterstieg, wusste er nicht, dass die Haut seines Gesichtes strahlte, weil er mit ihm geredet hatte.
30 Aaron und alle Israeliten sahen Mose und siehe: Die Haut seines Gesichtes strahlte und sie fürchteten sich, in seine Nähe zu kommen.
31 Erst als Mose sie rief, kamen Aaron und alle Sippenhäupter der Gemeinde zu ihm zurück und Mose redete mit ihnen.
32 Dann kamen alle Israeliten herbei und er trug ihnen alles auf, was der HERR zu ihm auf dem Berg Sinai gesprochen hatte.
33 Als Mose aufhörte, mit ihnen zu reden, legte er über sein Gesicht einen Schleier.
34 Wenn Mose zum HERRN hineinging, um mit ihm zu reden, nahm er den Schleier ab, bis er wieder herauskam. Wenn er herauskam, trug er den Israeliten alles vor, was ihm aufgetragen worden war.
35 Wenn die Israeliten das Gesicht des Mose sahen, wie die Haut seines Gesichtes strahlte, legte er den Schleier über sein Gesicht, bis er wieder hineinging, um mit ihm zu reden.

Wir hörten zuletzt davon, dass Gott bei seinem Bundesversprechen bleibt, obwohl Israel ihm mit dem Tanz um das Goldene Kalb einen „Schlag ins Gesicht“ versetzt hatte. Mose hatte beim Anblick des Götzendienstes voller Zorn die Bundestafeln am Fuß des Berges zerschmettert. Nun empfängt er von Gott ein neues Paar.
Er steigt vom Berg herab und kehrt zum Volk Israel zurück. Nun geschieht allerdings etwas, das die Menschen nicht einordnen können: Moses Gesicht strahlt hell! Die Zwiesprache mit Gott in dessen Gegenwart färbt gleichsam auf den Gottesmann ab. Es ist kein Zufall, dass es ausgerechnet das Gesicht ist. Das Volk Israel wird vorbereitet und darüber hinaus auch wir: Je mehr wir uns in der Gegenwart Gottes befinden, desto mehr wandelt er uns nach seinem Bild. Sein eigenes Antlitz prägt sich auf unserem Gesicht ein, ganz wie ein Veronikon wie beim Schweißtuch auf dem Kreuzweg Jesu. Er prägt sich zwar vor allem in unsere Seele ein, doch nicht umsonst besagt das Sprichwort: Augen sind die Fenster zur Seele. Auf dem Gesicht spiegelt sich wider, was in uns vorgeht. Wo ist die Gegenwart Gottes besonders ausgeprägt? In der heiligen Eucharistie! Wenn wir den Herrn empfangen, wird er immer mehr ein Teil von uns. Je mehr wir die Anbetung halten, er sich uns aussetzt im Allerheiligsten und wir uns seiner wandelnden Liebe aussetzen, sodass wir gereinigt werden, desto mehr werden wir ihm gleichgestaltet. Zwar ist es im Normalfall nicht sichtbar, dass unser Gesicht so leuchtet wie das des Mose, doch die Gnade Gottes hinterlässt auch bei uns ihre Spuren.
Das Ereignis erinnert uns zudem an Christus, der diese eigentlich unsichtbare Wirklichkeit drei Aposteln für einen Augenblick offenbart: Er wird auf dem Tabor verklärt und sie sehen die strahlendweiße Herrlichkeit Gottes auf Christi Gesicht und Kleidung. Er leuchtet wie die Sonne.
Wenn wir auch auf moralischer Ebene ganz bei Gott sind, das heißt seine Gebote halten, dann strahlt unser Lebenswandel hell, was auch anderen nicht verborgen bleibt. Jesus sagt, wir sind das Licht der Welt und eine Stadt auf dem Berg kann nicht verborgen bleiben. Das ist die größte missionarische Kraft, die wir besitzen – die gelebte Liebe, die alle Erwartungen übersteigt.
Am Ende der Zeiten werden wir ganz in Gottes Gegenwart sein, sodass nicht nur unser Gesicht strahlt, und auch nicht nur für einen Moment, sondern ewig!
Mose legt einen Schleier über sein Gesicht, wenn er mit den Israeliten spricht, denn das Leuchten überfordert die Menschen. Zugleich ist es etwas, das nicht von dem zu Sagenden ablenken soll – Gottes Willen. Die Israeliten sollen bloß nicht in eine Sensationsgier verfallen, sondern Gott gehorsam sein. Mose möchte zudem keinem Angst einjagen.
Lassen wir uns von seinem leuchtenden Gesicht ermutigen: Auch wir werden angestrahlt von der Gnade Gottes in dessen Gegenwart. Gehen wir zur Anbetung, damit wir Christus immer mehr gleichgestaltet werden.

Ps 99
2 Groß ist der HERR auf Zion, erhaben ist er über alle Völker.
5 Erhebt den HERRN, unsern Gott, werft euch nieder am Schemel seiner Füße! Er ist heilig!
6 Mose und Aaron sind unter seinen Priestern, Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen. Sie riefen zum HERRN und er gab ihnen Antwort.
7 Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen, sie hielten seine Gebote und die Satzung, die er ihnen gegeben.
8 HERR, unser Gott, du gabst ihnen Antwort./ Du warst ihnen ein vergebender Gott, doch ihre Vergehen hast du vergolten.
9 Erhebt den HERRN, unsern Gott, werft euch nieder an seinem heiligen Berg! Denn der HERR, unser Gott, ist heilig!

Als Antwort preisen wir Gott mit dem Psalm, der überschrieben ist mit „Der heilige Gott auf dem Zion“. Ja, seine Gegenwart ist auf dem Zion, wo nämlich der Tempel in Jerusalem erbaut ist. Dort bei der Bundeslade ist Gott gegenwärtig. Seine Schechina wohnt im Tempel. Und doch lässt er sich ja nicht vollständig dort nieder. Es ist eine andere Art von Gegenwart wie bei der Realpräsenz Christi in der Eucharistie. In dieser nimmt Gottes Gegenwart neue Dimensionen an. Seine Herrlichkeit ist dennoch so überwältigend, dass er erhaben ist „über alle Völker“. Das ist eine sehr tröstliche Aussage, die vor allem dann besonderes Gewicht erhält, wenn Israel von den Feinden besonders unterdrückt wird. Es ist die Gewissheit, dass Gott über allen Völkern steht und das letzte Wort hat. Insbesondere der Exodus, von dem wir in den letzten Wochen gehört haben, ist ein wunderbarer Beweis für Gottes Souveränität im Gegensatz zu allen Fremdvölkern.
Gottes Herrlichkeit kommt vielleicht nieder auf den Tempel, zuvor schon auf den Berg Sinai, weshalb Mose ja leuchtet, doch Gottes Wohnung wird auch in den Psalmen im Himmel verortet. Es herrscht die Vorstellung vor, dass die Erde bzw. das irdische Heiligtum den Schemel seiner Füße darstellt. An diesem treten die Diener des Alten Bundes heran. Sie bringen Opfer dar zu seinen Füßen, was natürlich bildlich zu verstehen ist. Gott ist Geist und nicht als Menschengestalt zu verstehen. Er ist der ganz Andere, was auch durch den Begriff der Heiligkeit umschrieben wird. Im Alten Bund ist es das Maximum an Gottesnähe, in das Allerheiligste zu treten, um Opfer darzubringen und im Gebet Gott zu loben und zu preisen, Bitten an ihn zu richten, ihm alles anzuvertrauen. Die vertraute Beziehung zwischen Gott und Mensch wird am Beispiel wichtiger Heilsgestalten ausgefaltet: Mose und Aaron, Samuel, sie alle haben mit Gott Zwiesprache gehalten. Sie haben stellvertretend für das Volk Anliegen zu Gott gebracht und sind erhört worden. Gott hat sich vor dem Bau des Tempels, ja noch vor dem Bau des Offenbarungszeltes manifestiert in der Wolkensäule, auch schon zuvor im brennenden Dornbusch und auf dem Berg kam er herab mit einem lauten Gewitter, dass die Menschen es mit der Angst zu tun bekamen. Was wir hier verstehen, ist: Gott offenbart sich den Menschen. Inmitten der Begegnung gibt er Gebote und Satzungen, nicht unbeteiligt und unpersönlich, sondern mitten in der innigen Gottesbegegnung. So ist es umso mehr mit Christus. Aus der innigen Gemeinschaft mit ihm heraus halten wir seine Gebote, die wiederum keine neuen sind, sondern die Erfüllung der alten Gebote! Mit Christus ist all dies, was im Alten Bund geschah, nicht hinfällig geworden, sondern intensiviert sowie zum Abschluss gekommen: Die Vertrautheit einzelner Heilsgestalten im Alten Bund ist nun ausgeweitet auf uns alle. Wir dürfen zum Vater kommen und vertrauensvoll bitten. Jesus hat uns das Vaterunser beigebracht. Gottes Vergebung ist schon einzelnen Menschen im Alten Bund zuteilgeworden, doch sie nimmt mit der Taufe ganz neue Dimensionen an. Wir werden ganz rein gewaschen von unserer Schuld wie zuvor kein anderer Mensch! Uns ist der Zugang zum Vater wiederhergestellt worden – wiederum durch die Kraft des Hl. Geistes, nicht mehr durch Buchstabentreue. Diese konnte noch nie einen Menschen vor Gott rechtfertigen. Wäre dem so, wären die Gerechten des Alten Bundes direkt dorthin gekommen und Jesus hätte es nicht benötigt. Gottes Gegenwart ist ganz real und fassbar in jeder katholischen Kirche auf der Erde. Es ist nicht mehr „nur“ Gottes Schechina, seine Herrlichkeit, die auf unsere Kirchen herabkommt, sondern Gott selbst ist leibhaftig da. Er ist nicht mehr nur auf dem Hl. Zionsberg anwesend, dort nicht einmal mehr wegen des zerstörten Tempels, sondern seine Gegenwart ist weltweit ausgeweitet. Überall wo Christus in der Eucharistie angebetet wird, ist Gottes heilige Wohnung! Überall wo das Messopfer dargebracht wird, ist Zion! Und in der Ewigkeit werden wir das himmlische Zion betreten, das bleibt. Es ist die heilige Stadt, die schon in der Johannesoffenbarung beschrieben wird.

Mt 13
44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.

Als Evangelium hören wir heute Gleichnisse, die die Kostbarkeit des Reiches Gottes umschreiben.
Das Reich Gottes ist wie ein Schatz, der in einem Acker vergraben ist. Das sagt uns erstens, dass es verborgen ist. Zweitens muss es entdeckt werden. Wenn es entdeckt wird, erfüllt es den Finder mit Freude. Der Finder verkauft alles, um sich den Acker mit dem vergrabenen Schatz leisten zu können.

Auf das Reich Gottes angewandt bedeutet es, dass der Mensch, der es gefunden hat, den ganzen Besitz, alles Irdische, alles Vorübergehende abgibt, nur um dieses höhere Gut zu erhalten. Jesus erklärt es den Menschen immer wieder: Wer reich ist, hat es schwer, in das Reich Gottes zu gelangen. Das Problem ist nicht der Reichtum an sich, sondern die Bindung daran. Wer aber alles verkauft oder verschenkt, wird frei für den himmlischen Reichtum. Auch das zweite Gleichnis umschreibt das Reich Gottes als Kostbarkeit – eine Perle, für die ein Kaufmann alles verkauft. Uns sagt dieses erste Gleichnis bereits, dass wer das Reich Gottes gefunden hat, eine Lebenswende durchmacht. Für den kehren sich die Prioritäten komplett um. Die irdischen Güter verlieren mit einem Mal an Bedeutung.
Das heißt nicht, dass die irdischen Güter hinfällig geworden sind, aber wenn Gott an die erste Stelle tritt, dann erhalten alle anderen Güter den richtigen Stellenwert. Dann ordnet sich alles Andere im Leben des Menschen. Wir müssen zudem keinen Mangel leiden, weil Gott sich wirklich um uns kümmert. Jesus ermutigt uns dazu, zuerst das Reich Gottes zu suchen, weil Gott uns alles Andere, wirklich alles, dazugeben wird. Wir müssen dafür nur Gott den ersten Platz geben, alles uns Mögliche tun, damit er die Nummer eins in unserem Leben ist, von Herzen seinen Willen suchen und uns bemühen, ihn immer zu tun.

In den heutigen Lesungen hören wir von der Innigkeit mit Gott, von seiner Gegenwart, die uns nicht nur erfüllt, sondern auf uns abfärbt. Wir hören auch davon, dass wir seine Nähe und sein Reich stets suchen sollen und zu einem Leben nach seinen Geboten berufen sind. Das ist der Weg in die ewige Glückseligkeit. Dann werden wir zu den Kindern des Reiches, die im Himmelreich ewig strahlen werden wie die Sonne, so wie Jesus es im gestrigen Evangelium erklärt hat.

Ihre Magstrauss

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