Simon und Judas, Apostel (Fest)

Eph 2,19-22; Ps 19,2-3.4-5b; Lk 6,12-19

Eph 2
19 Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.

20 Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Eckstein ist Christus Jesus selbst.
21 In ihm wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.
22 Durch ihn werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut.

Als Lesung hören wir heute einen Abschnitt aus dem Epheserbrief. Es geht um die Versöhnung von Juden und Heiden in Christus. Dies geschieht in der Taufe, die hier den größeren Argumentationskontext darstellt.
Durch die Taufe sind die Angesprochenen „jetzt nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“ Das heißt, dass sie nun der Gemeinschaft der Heiligen angehören, die ihren sichtbaren Teil auf Erden besitzt, ein unsichtbarer Teil aber kann sich schon „Hausgenosse Gottes“ nennen. Sie sind schon bei Gott. Sie haben sein Reich geerbt und das Erbe nach dem Tod bezogen. Sie sind Erben, weil sie durch die Taufe zu Kindern Gottes geworden sind und zu seiner Familie gehören. Ihr „Bürgerrecht“ ist kein irdisches mehr, sondern ein viel kostbareres: Es geht schließlich um das Bürgerrecht im Himmel, das nie vergeht. Und dieses erhalten sie schon bei der Taufe auf Erden, auch wenn es erst nach dem Tod zum Einsatz kommt. Die Getauften sind auch keine „Fremden“ im Himmelreich im Sinne von Ausländer. Vielmehr handelt es sich um ihre Heimat, in die sie nach dem Tod zurückkehren. Sakramental und ekklesiologisch wird dieses Heimatgefühl durch das Leben in der Kirche bereits spürbar.
Die Getauften werden dabei nicht ins Vakuum hineingetauft. Sie treffen hier auf das apostolische Fundament. Es ist wie ein Gebäude, dessen Eckstein Christus selbst ist, während die Apostel und Propheten das Fundament darstellen. Das ganze Gebäude wird von Christus zusammengehalten und befindet sich im Wachstum. Das können wir so verstehen, dass immer mehr Menschen der Kirche zugesellt werden. Die „lebendigen Steine“ werden immer zahlreicher, die Stockwerke immer höher. So wächst der Tempel des Herrn und im Herrn. Es ist sein Bau, deshalb „des“ Herrn. Zugleich ist er es, der alles zusammenhält, mit einem anderen Bild ausgedrückt, dessen Leib die Kirche ist. In dieser Hinsicht ist es der Tempel „im“ Herrn.
Christus ist es, der uns „zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut.“ Das heißt, dass der Mensch „Kirche“ nicht selbst macht. Christus ist der Baumeister und sein Geist ist es, der alles belebt. Wir können uns als Menschen nicht einbilden, dass wir das selbst errichtet haben. Dann ist der Bau zum Einsturz vorprogrammiert.

Ps 19
2 Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände.

3 Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund,
4 ohne Rede und ohne Worte, ungehört bleibt ihre Stimme.
5 Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.

Als Antwort auf die Lesung beten wir Ps 19, in dem König David zunächst die Erkennbarkeit Gottes in der Schöpfung betrachtet. Die Psalmen reflektieren die Torah und hier wird der Schöpfungsbericht aufgegriffen.
Die verschiedenen Elemente der Schöpfung verkünden gleichsam Gott als ihren Schöpfer. Er ist der kreative Ursprung, der die wunderbaren Dinge gemacht hat. So sind es die Himmel mit den Himmelskörpern, die die Herrlichkeit Gottes verkünden. Gott hat die Himmelskörper am vierten Tag an das Himmelsgewölbe gesetzt, den Himmel schuf er aber bereits am zweiten Tag.
Gottes Herrlichkeit wird von Tag zu Tag gepriesen. Die Tage und Nächte selbst sind seine Verkünder. Sie werden durch die verschiedenen Himmelskörper gesteuert, sodass Sonne und Mond bzw. Sterne sich mit der Verkündigung Gottes abwechseln.
Sie tun dies jedoch nicht verbal, sondern durch ihre wunderbare Ordnung und Schönheit. Die Sonne spendet Licht und Wärme. Ohne sie kann die Erde nicht bestehen. Sie ist ein wunderbares Bild für unsere Abhängigkeit von Gott. Seine Gnade erhält uns Tag für Tag am Leben. Ohne ihn gehen wir ganz schnell ein wie eine Pflanze ohne Sonnenlicht. Der Mond und die Sterne erleuchten die dunkle Nacht. Er ist uns Orientierung, denn an seinen Mondphasen erkennen wir die Zeit im Monat. An den Sternbildern können wir uns auch an den Himmelsrichtungen orientieren. Die Schönheit des Sternenhimmels lässt uns Gottes überwältigende Herrlichkeit erahnen. Nichts an Himmelskörpern ist chaotisch. Der Mond verläuft in geordneten Bahnen. Die Erde dreht sich unaufhörlich und so sehen wir die Sonne täglich auf- und untergehen. Diese mächtigen Himmelskörper tun nichts, was Gott ihnen nicht „angeordnet“ hat. Sie offenbaren uns Gottes Ordnung, seinen Logos, der die ganze Schöpfung ordnet, der die gesamten Naturgesetze verliehen hat.
Der Himmel spricht kein einziges Wort, doch verbreitet sich diese Art von Verkündigung weltweit, was mit den „Enden der Erde“ ausgedrückt wird. Verkündigung geschieht nicht einfach nur verbal. Es geht nicht darum, dass wir das Evangelium Christi nur mit Worten in die Welt hinaussagen, auch wenn das elementar ist. So ist auch Gottes gesprochenes Wort es, das die Schöpfung erwirkt und systematisiert hat. Wir haben es am Beispiel der Himmelskörper gesehen. Aber das Wort Gottes hat es auch konkret getan. So sollen auch wir den Menschen vor allem ein gutes Beispiel sein, die Gebote Gottes aus brennender Liebe halten und uns ganz den Menschen hingeben. Das wird unsere verbale Verkündigung authentisch machen und so werden wir viele Herzen anrühren. Das überzeugt Menschen, nicht nur leeres Gerede. Die beiden Apostel, die wir heute feiern, haben das wirklich beispielhaft vorgelebt. Sie haben nicht nur mit Worten versucht, zu überzeugen, sondern haben im Namen Gottes unzählige Heilstaten vollbracht. Sie haben schließlich ihr Leben für Christus hingegeben und damit die überzeugendste Tat vollbracht, die man als Liebesbeweis tun kann. Dadurch sind gewiss viele Menschen zum Glauben gekommen.

Lk 6
12 Es geschah aber in diesen Tagen, dass er auf einen Berg ging, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.

13 Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel:
14 Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus,
15 Matthäus, Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, Simon, genannt der Zelot,
16 Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.
17 Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon

18 waren gekommen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Und die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt.
19 Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

Im Evangelium hören wir heute von der Berufung der Apostel, zu denen auch Judas und Simon gehören. Bevor Jesus dies vornimmt, verbringt er die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Er steigt dafür wie so oft auf einen Berg, der Ort der besonderen Gottesnähe. Dort ist er ganz vereint mit dem Vater. Das ist eine wichtige zeichenhafte Handlung für uns alle. Wenn uns etwas Wichtiges und Entscheidendes bevorsteht, wenn wir vor allem viel Gnade und Segen bei einem Ereignis erwarten, müssen wir vorher um Gottes Beistand, um seinen Hl. Geist, bitten. Von nichts kommt nichts. Wie können wir die Ausgießung des Hl. Geistes auf uns automatisch annehmen, reiche Früchte von Gott erwarten, wenn wir im Vorfeld nicht richtig darum gebeten haben? Hören wir, was geistbegabte Menschen heutzutage sagen, werden wir genau diese Haltung erkennen, die Jesus heute einnimmt. Sie beten nächtelang hindurch, um die Gnadengaben Gottes zu erbitten. Bevor Wunder und Heilungen auch heute noch geschehen, müssen diese von Herzen erbeten werden. Wer reiche Frucht bringen will, muss mit dem wahren Weinstock verbunden sein, der Christus ist.
Und dann ist es soweit. Jesus ruft die Jüngerschar um sich, um die zwölf auszuwählen, die von nun an zum engsten Kreis gehören würden und als Apostel – Gesandte – bezeichnet werden würden: Simon Petrus wird als erstes genannt, weil er der Anführer der Apostel ist, sodann sein Bruder Andreas, die Geschwister Jakobus und Johannes, die beiden oft zusammen genannten Freunde Philippus und Bartholomäus (das ist eigentlich sein Beiname, denn er heißt Natanael), dann der Zöllner Matthäus, der Zweifler Thomas, Jakobus, Simon und Judas, die der Tradition nach Geschwister sein sollen, wobei hier unterschiedliche Väter genannt werden, nämlich Alphäus und Jakobus. Man muss dazu sagen, dass Alphäus als Beiname des Kleopas angesehen wird. Schließlich wird Judas Iskariot genannt, der Jesus später verraten würde und den Zwölferkreis verlassen wird.
Das alles spielt sich noch auf dem Berg ab, wobei wir also erkennen, dass die Erwählung in besonderer Gegenwart Gottes stattgefunden hat. Dann steigen sie gemeinsam den Berg hinab, was nie als einfache Information registriert werden sollte. Vielmehr ist es über den Wortsinn hinaus als Rückkehr in den Alltag zu verstehen. Nach dem Verweilen bei Gott muss der Mensch den Weg zurück in die Welt finden, um mit neuer Kraft und ausgestattet mit Geistesgaben in der Welt zu wirken. Und so lässt die Arbeit nicht lange auf sich warten. Eine Menschenmenge schart sich um Jesus und seine Jünger. Sie kommen voller Glauben und Hoffnung, von Jesus geheilt zu werden. Sie kommen mit der Bereitschaft und dem geöffneten Herzen für die Botschaft Jesu Christi. Die Menschen waren sogar bereit, nur sein Gewand zu berühren, um von der Gnade Gottes berührt zu werden. Es heißt am Ende, dass von ihm eine Kraft ausging, die alle heilte. Gottes überreiche Gnade ist nicht auf Menschen beschränkt. Er bindet seine heilende Gnade oft an Gegenstände wie Kleidungsstücke. Wir wissen auch von einer Episode, bei der man die Schweißtücher des Paulus in seiner Abwesenheit Kranken aufgelegt hat und diese geheilt worden sind. Das ist der Kern von Reliquienverehrung. Es sind nicht die Gegenstände, die heilen, sondern Gott, der sich freiwillig mit Materie verbindet und so Heilsmittel für die Menschen bereithält. Diese Verbindung besteht darin, dass er seine Gnade auf materielle Güter legt, wenn vor allem der Priester besagte Gegenstände segnet. Die Berührung, der Gebrauch, das Beten mit solchen Gegenständen führt zu einer besonderen Berührung der Gnade Gottes. So ist das Gewand Jesu an sich nichts Besonderes, nur ein Stück Stoff. Doch weil Christus es trägt, wird es zur „Reliquie“ schlechthin. Es zeugt nicht von Hysterie, sondern von großem Glauben, allein dieses Gewand berühren zu müssen, um geheilt zu werden.
Und wenn die Apostel mit dem Hl. Geist erfüllt werden, werden auch sie voll der Gnade Gottes erfüllt sein. Dann werden auch ihre Gegenstände sowie die von ihnen gesegneten Gegenstände zu besonderen Berührungspunkten mit der Gnade Gottes. Dann werden sie die Zeichen tun, die Christus getan hat, denn er hat ihnen die Vollmacht dazu gegeben.
Sie sind eingesetzt zu Erben in seinem Reich. Die beiden Apostel, derer wir heute gedenken, sind als Märtyrer gestorben. So sind sie sofort eingegangen in das Reich Gottes, wo sie nun zusammen mit Christus herrschen. Johannes sieht in der Offenbarung 24 Throne, auf denen 24 Älteste Platz genommen haben um den Thron Gottes. Die Kirche glaubt, dass es sich dabei um die zwölf Stämme Israels sowie die zwölf Apostel handelt. Was Christus versprochen hat, das glauben wir, hat sich bewahrheitet. Die Apostel dürfen ganz bei Christus sein. Und wenn wir ihm treu nachfolgen, ersehnen auch wir einen Platz ganz in der Gegenwart Gottes.

Heilige Apostel Judas und Simon, bittet für uns!

Ihre Magstrauss

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