Freitag der 33. Woche im Jahreskreis

1 Makk 4,36-37.52-59; 1 Chr 29,10b-11a.11b-12a.12b-13; Lk 19,45-48

1 Makk 4
36 Judas und seine Brüder aber sagten: Unsere Feinde sind nun aufgerieben. Wir wollen nach Jerusalem hinaufziehen, den Tempel reinigen und ihn neu weihen.
37 Das ganze Heer versammelte sich also und zog zum Berg Zion hinauf.
52 Am Fünfundzwanzigsten des neunten Monats – das ist der Monat Kislew – im Jahr 148 standen sie früh am Morgen auf

53 und brachten auf dem neuen Brandopferaltar, den sie errichtet hatten, Opfer dar, so wie sie das Gesetz vorschreibt.
54 Zur gleichen Zeit und am selben Tag, an dem ihn die fremden Völker entweiht hatten, wurde er neu geweiht, unter Lobliedern und dem Spiel von Zithern und Leiern und dem Klang der Zimbeln.
55 Das ganze Volk warf sich nieder auf das Gesicht, sie beteten an und priesen den Himmel, der ihnen Erfolg geschenkt hatte.
56 Acht Tage lang feierten sie die Altarweihe, brachten mit Freude Brandopfer dar und schlachteten das Heils- und Dankopfer.
57 Sie schmückten die Vorderseite des Tempels mit goldenen Kränzen und kleinen Schilden; sie erneuerten die Tore und auch die Nebengebäude, die sie wieder mit Türen versahen.
58 Im Volk herrschte sehr große Freude; denn die Schande, die ihnen die fremden Völker zugefügt hatten, war beseitigt.
59 Judas fasste mit seinen Brüdern und mit der ganzen Gemeinde Israels den Beschluss, Jahr für Jahr zur selben Zeit mit festlichem Jubel die Tage der Altarweihe zu begehen, und zwar acht Tage lang, vom fünfundzwanzigsten Kislew an.

In der heutigen Lesung hören wir von einem Ereignis, das die Juden bis heute mit einem Fest begehen – Chanukka. Es ist die Rede von einem Judas und seinen Brüdern. Dabei handelt es sich um die Kinder des Mattathias, der gestern einen Bundesgenossen umgebracht hat, um ihn vor dem Götzendienst zu bewahren. Einer seiner Söhne heißt Judas mit dem Beinamen Makkabäus. Auf ihn geht die Gruppenbezeichnung und auch der Bücher zurück. Der heutige Abschnitt erzählt von den Ereignissen, nachdem Judas und sein Heer die feindlichen Soldaten aufgerieben und in mehreren Schlachten besiegt haben. Endlich können die Juden nach Jerusalem ziehen und den geschändeten Tempel neu einweihen.
Dazu wird am 25. Kislew ein Opfer auf dem neu eingerichteten Brandopferaltar dargebracht. Alles wird gemäß der Vorschriften umgesetzt. Bemerkenswert und keineswegs zufällig wird diese Neueinweihung am selben Tag vorgenommen, als Antiochus Epiphanes den Gräuel in den Tempel gebracht hat – den Tempel zu einem Zeusheiligtum (Baal Shamim) gemacht hat. Dieses Ereignis ist ein liturgisches Fest. Dazu werden Lobpreislieder gesungen und instrumental begleitet.
Gott wird gepriesen, weil die Juden ihm den Sieg zu verdanken haben. Er hat sie in den Schlachten siegen lassen, obwohl sie in der Unterzahl waren. Schon zuvor riefen sie in ihrer Not zum Herrn, dass er ihnen wie damals David gegen Goliat den Sieg schenken möge. Ihr Gebet wurde erhört. Das ganze Volk liegt mit dem Gesicht auf dem Boden – eine Anbetungshaltung, die wir Proskynese nennen. Das ist ein Stück Himmel auf Erden, denn so wie hier Gott auf Erden angebetet wird, so tun es die Engel und Heiligen im Himmel.
Die Feier geht acht Tage lang, was uns zeigt, wie wichtig sie ist. Ansonsten werden die großen Wallfahrtsfeste der Juden in einer Oktav gefeiert. In dieser Zeit werden verschiedene Opfer dargebracht – Brand-, Heils- und Dankopfer.
In diesem Zuge wurden auch kleinere Ausbesserungsarbeiten am Tempel vorgenommen, und zwar die Tore und Türen.
Das ganze Volk atmet auf. Es ist ja wieder eine Befreiung von Fremdvölkern, wie sie schon oft stattgefunden hat. So wie das Pessachfest aus so einem Anlass entstanden ist und seitdem gefeiert wird, soll nun auch Chanukka jedes Jahr als Oktav begangen werden.

1 Chr 29
10 Gepriesen bist du, HERR, Gott unseres Vaters Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

11 Dein, HERR, sind Größe und Kraft, Ruhm und Glanz und Hoheit; dein ist alles im Himmel und auf Erden. HERR, dein ist das Königtum. Du erhebst dich als Haupt über alles.
12 Reichtum und Ehre kommen von dir; du bist der Herrscher über das All. In deiner Hand liegen Kraft und Stärke; es steht in deiner Hand, alles groß und stark zu machen.
13 Darum danken wir dir, unser Gott, und rühmen deinen herrlichen Namen.

Was wir heute statt des Antwortpsalms beten, ist ein Loblied Davids, das uns das erste Buch der Chroniken überliefert. Es ist die Reaktion Davids auf die Großzügigkeit der Israeliten bei der Spende für den Tempelbau. Es passt auch auf die Situation das Tempelweihfest Chanukka, denn es ist ja ein Neubeginn. David betet: „gepriesen bist du, HERR, Gott unseres Vaters Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Es ist ein festes Gebetsformular, das in vielen Lobpreisungen verwendet wird. Gerade die abschließende Wendung מֵעֹולָ֖ם וְעַד־עֹולָֽם ma’olam ve’ad-olam oder die sonst auch verwendete Kurzform „ad olam“., die sogenannte „Ewigkeitsformel“ ist fester Bestandteil jüdischer Gebete. Es wird auch im NT aufgegriffen mit den Worten εἰς τοὺς αἰώνας τῶν αἰώνων eis tous aionas ton aionon und in lateinischer Form in saecula saeculorum.
Gott werden mehrere Prädikate zugeschrieben, die auch im NT in hymnenartigen Preisliedern verwendet werden. Es sind teilweise dieselben Begriffe, wenn man diesen Lobpreis im griechischen AT liest. Insbesondere die Begriffe der δύναμις dynamis für „Macht“ und ἰσχύς ischys für „Stärke“ sind gängige Gottesprädikate im Lobpreis. David preist Gottes Allmacht und Größe. David schreibt ihm alles zu („dein ist alles im Himmel und auf Erden“), denn er ist „Herrscher über das All.“ Dies verdient „Reichtum und Ehre“ (im Griechischen ὁ πλοῦτος καὶ ἡ δόξα Plutos und Doxa, Fülle und Herrlichkeit), was wiederum typische Gottesbegriffe sind, die das NT übernimmt. Was David hier betet, können wir zu 100 Prozent übernehmen. Gott ist immer derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Ob also ein israelitischer König um das Jahr 1000 v.Chr. so betet, die Juden in den 160er Jahren oder wir im Jahre 2021, spielt keine Rolle.
Wir sollten auch das nächste nie vergessen: Alles liegt in Gottes Hand. Wir können tun und machen, so viel wir wollen. Letztendlich können wir nicht gegen Gott angehen. Er ist es, der Segen bringen kann und durch den uns alles gelingt. Dafür sei er immer gelobt und gepriesen, auch von uns heute, auch in schwierigen Situationen. Denn er trägt uns immer, wirklich immer durch alles hindurch. Er macht immer alles gut.

Lk 19
45 Dann ging er in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben.
46 Er sagte zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.
47 Er lehrte täglich im Tempel. Die Hohepriester, die Schriftgelehrten und die Ersten im Volk aber suchten ihn umzubringen.
48 Sie wussten jedoch nicht, was sie machen sollten, denn das ganze Volk hing an ihm, um ihn zu hören.

Im Evangelium hören wir heute von der Tempelreinigung Jesu. Sehr oft wird diese Episode missverstanden und Jesus eine Form von Jähzorn unterstellt. Jesus hat seine Gefühle immer unter Kontrolle gehabt. Gefühlsausbrüche sind Folge der Erbsünde. Der Mensch jenseits des inneren Bruchs ist ein in sich geordnetes Wesen, dessen unterschiedliche Bereiche wie Emotionen, Impulse, Vernunft etc. optimal ausgeglichen sind. Jesus war ohne Makel der Erbsünde. Er hatte keinen Wutausbruch, als er die Händler hinausgejagt hat. Aber was ist hier passiert?
Jesus hat hier ganz bewusst und kontrolliert gehandelt. Es handelt sich um eine prophetische Zeichenhandlung. Er hat sich ganz bewusst so benommen, damit die frommen Juden, die anwesend sind, sich an ein Schriftwort erinnern. Es geht um Ps 69 Vers 10, wo es heißt: „Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt, die Verhöhnungen derer, die dich verhöhnen, sind auf mich gefallen.“ Die Jünger Jesu verstehen diese Anspielung. Jesus möchte noch ein weiteres Signal geben, das mit dem „Tag des Herrn“ erwartet wird, mit dem Ende der Zeiten: In Sacharja lesen wir zum Ende des Buches, dass wenn der Tag kommt, keine Händler mehr im Tempel sein werden. Wenn Jesus also die Händler aus dem Tempel jagt, somit das Haus seines Vaters reinigt, möchte er das Signal geben: Ich bin der Messias. Mit mir ist das Reich Gottes und das Ende der Zeiten angebrochen. Kehrt also um und glaubt an das Evangelium, denn lange Zeit bleibt euch dafür nicht mehr! Die Händler verschwinden schon aus dem Tempel, das heißt kurz vor zwölf!
Es ist zugleich über diesen Wortsinn hinaus zu verstehen:
Der Herr reinigt den Tempel seines Leibes – das ist mystisch zu verstehen als sein Leib, der die Kirche ist. Schon bevor sie geboren wird am Pfingsttag, reinigt er ihre zukünftigen Glieder, prüft sie wie im Feuer, allen voran Petrus, den Felsen, damit die Apostel wirklich rein und bereit sind. Und seit die Kirche besteht, reinigt der Herr sie immer wieder, sendet Heilige wie Franziskus oder Caterina von Siena, die den Päpsten so richtig die Leviten lesen, mit ihrer liebenden Kritik aufräumen und eine aus dem Hl. Geist ergehende Erneuerung der Kirche antreiben. So muss die Kirche zu allen Zeiten innerlich gereinigt werden von den Händlern der jeweiligen Zeit, damit ihr sichtbarer Teil wieder zur alten Reinheit zurückkehrt. Unser Hl. Vater emeritus Benedikt XVI hat in der großartigen Freiburger Rede die Notwendigkeit einer Entweltlichung der Kirche herausgestellt. Das wäre so ein Reinigungsvorgang. Was aber momentan in der Kirche geschieht, ist ein zunehmendes Hereinholen von Händlern und Geldwechslern. Es wird immer politischer und weltlicher. Und das ist nicht der Wille des Herrn. Angesichts des nahenden Weltendes muss es eine Bekehrung geben! Wir können kein „Chanukka“ feiern, solange diese Reinigung nicht geschehen ist. Wir können kein Freudenfest begehen mit einer Neueinweihung unserer Kirche im übertragenen Sinne, wenn nicht zuerst alles ausgemerzt ist, was die Kirche schändet. Nehmen wir das wirklich ernst!
Christus muss auch manchmal einen Geiselstrick nehmen und im Tempel unseres Herzens die Händler vertreiben. Wie viel Anhänglichkeit an die Welt ist noch in uns vorhanden! Wie viel Gerümpel ist noch in unserer Seele, das uns daran hindert, Gott mit ungeteiltem Herzen zu dienen und ihm den ganzen Raum unseres Lebens zur Verfügung zu stellen!
Und am Ende der Zeiten wird der Menschensohn mit seinem himmlischen Heer kommen und mit dem Bösen mit seinem dämonischen Heer abrechnen. Dann wird sein Geiselstrick das zweischneidige Schwert sein, das Wort Gottes, wie es Johannes in der Johannesoffenbarung am Ende des Buches sieht. Dann wird der Böse für immer besiegt und verbannt werden aus der Schöpfung Gottes.
Und dann, wenn er diese Reinigung vorgenommen hat, werden wir alle zusammen ein himmlisches „Chanukka“ feiern, eine ewige Freudenliturgie und einen ewigen Lobpreis Gottes!
Christus möchte einziehen in den Tempel unseres Herzens, in die Kirche, in die Welt. Doch wenn er kommt und erst einmal anfängt, so richtig zu wirken, wird es manchmal wehtun, wo das Herz, die Kirche und die Welt noch nicht pures Gold sind. Es muss sein zur Reinigung unserer unvollkommenen Natur und ist bereits ein Prozess der Heiligung.
Was Jesus getan hat, bleibt nicht ohne Folgen. Die religiöse Elite plant den Tod des Messias, denn sie wollen ihn mundtot machen. Voller Neid sehen sie den Zulauf der Volksmenge. Das muss so kommen, aber auch wenn Christus stirbt – am dritten Tage wird er auferstehen und den Tod besiegen! Der Tempel seines Leibes, der so am Kreuz geschändet werden wird – es wird zu einer „Neueinweihung“ kommen, Ostern als Chanukka des Leibes Christi!

Ihre Magstrauss

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